Vorbereitung von Kindern auf die Kommunion
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Vorbereitung von Kindern auf die Kommunion
Die richtige Vorbereitung der Kinder auf die Kommunion wird in vielen Büchern und auf vielen orthodoxen Webseiten erörtert, allerdings meist nur im größeren Rahmen der Kommunionsvorbereitung für Erwachsene. Angesichts der großen physiologischen und psychologischen Unterschiede zwischen Erwachsenen und Kindern schlägt die Autorin dieses Artikels vor, einen Ansatz zu entwickeln, der die Altersbesonderheiten von Kindern berücksichtigt und es ausgehend davon ermöglicht, Bedingungen für die Vorbereitung auf das Mysterium der Kommunion festzulegen.
Über die Probleme und Fragen
Die Vorbereitung von Kindern auf die Kommunion wird in den meisten Büchern und auf vielen orthodoxen Webseiten im Rahmen der der Kommunionsvorbereitung für Erwachsene diskutiert und nimmt meist nicht mehr als drei Absätze ein. Auch widersprechen sich die Meinungen von Autoren und Priestern oft diametral . Manche behaupten, Kinder sollten durch das gemeinsame Sprechen von Gebeten vorbereitet werden – angefangen von kleinen Auszügen sollten sie sich den gesamten Text aneignen sowie vom Kleinkindalter an auf das dreitägige Fasten vorbereitet werden. Andere meinen, es wäre wichtig, die Kleinen einfach entsprechend einzustimmen, und es reiche als asketische Übung aus, den Zugang zum Fernsehen einzuschränken; dabei dürften Kleinkinder (als solche zählen Kinder bis sieben Jahre) sogar gefüttert werden, falls sie sonst das Kommunionsfasten nicht durchstehen würden. Besondere Aufmerksamkeit wird auch der Kinderbeichte gewidmet, denn in der russischen Tradition hat die Beichte ihre selbstständige Bedeutung praktisch verloren und ist obligatorisches Element der Vorbereitung auf die Kommunion geworden, eine Art Zulassung zum Kelch mit den Heiligen Gaben. Deshalb berichten die meisten Internet- und Pressequellen über die obligatorische Beichte vor der Kommunion, angefangen im Alter von sieben Jahren.
Der Vorbereitung des Kindes auf die Kommunion wird im Allgemeinen wenig Aufmerksamkeit geschenkt. Im Bewusstsein vieler Priester ist das Kind eine Art unfertiger Erwachsener, deshalb meinen sie, man müsse ihm einfach alles „erklären“ wie einem Minderbemittelten. Zum Beispiel antwortet ein Priester auf die Frage, ob man einem einjährigen Kind die Kommunion spenden darf: „Die Eltern sollen sich Mühe geben und mit ihren Kindlein zu Hause über die Kirche und das Mysterium sprechen. Nach der Kommunion darf man dem Kindchen etwas Leckeres geben und so für den Kleinen eine fröhliche Atmosphäre schaffen. Kinder, die die Kommunion ruhig empfangen, sollten als Vorbild dienen. Und mit der Zeit wird sich das Kind daran gewöhnen und die Kommunion ruhig empfangen.“ Eine gute und richtige Antwort. Das Problem ist lediglich, dass man mit einem einjährigen Kind über die Kirche und das Mysterium genauso wenig gut sprechen kann wie über Astrophysik oder Nanotechnologie. In diesem Alter haben das Niveau der Informationswahrnehmung und das Kindergedächtnis ihre Besonderheiten: „In der frühen Kindheit und im jüngsten Vorschulalter hat das Gedächtnis noch einen unwillkürlichen Charakter. In diesem Alter erkennt das Kind noch nicht die Aufgabe, etwas zwecks zukünftiger Wiedergabe zu memorieren. Ein zwei- oder dreijähriges Kind erinnert nur das, was für ihn aktuell von Bedeutung ist, was mit seinen unmittelbaren Lebensbedürfnissen und Interessen zusammenhängt und eine starke emotionale Wirkung hat.“[1] Also hätte es keinen Sinn „mit einem einjährigen Kind über die Bedeutung der Kirche zu sprechen“, obwohl die Eltern selbst daran sicherlich großes Vergnügen hätten und ihre Bedeutsamkeit und spirituelle Geschicklichkeit spüren könnten, indem sie ihr Kind im Glauben erziehen.
Doch bei allen Fragen, die die Kindererziehung betreffen, muss man sich dessen bewusst sein, wozu bestimmte elterliche Handlungen führen, insbesondere so ein grundlegendes „Projekt“ wie die Integration ins kirchliche Leben. Es scheint mir, dass das Hauptfehler darin besteht, dass mit Kindern wie mit kleinen Erwachsenen umgegangen wird; schlimmstenfalls werden sie, um Störungen des Gottesdienstes zu vermeiden, zu frommen Kopien frühchristlicher Mönche dressiert.
In Medizin und Psychiatrie gibt es Spezialisten und eigene Abteilungen für Kinder und Jugendliche, was sinnvoll ist, denn der kindliche Organismus unterscheidet sich in physischer wie psychischer Hinsicht derart von dem eines Erwachsenen dass ein Arzt für Erwachsene, wenn er professionell ist, ein Kind nicht behandeln würde. Ich glaube, dass wir Parallelen zum geistlichen Hirtentum ziehen sollten – eventuell brauchen wir „spezialisierte“ Kinderpriester und eine eigene „Kindertheologie“. Doch diese Frage wird gar nicht erörtert, da die Hauptlast der Erziehung des Kindes nun einmal auf den Schultern seiner Eltern liegt.
Versuchen wir, die Frage nach der Vorbereitung der Kinder auf die Kommunion zu betrachten, indem wir nicht von wissenschaftlichen theologischen Werken ausgehen, die es bei uns, wie bereits gesagt, eigentlich sowieso nicht gibt, sondern von der eigenen Erfahrung, die, wie jede Erfahrung, sicherlich ihre Nachteile hat, nämlich Eingeschränktheit und persönliche charakteristische Züge. Nichtsdestoweniger kann auch diese Erfahrung Beginn einer Diskussion über die Integration der Kinder ins kirchliche Leben werden.
Also würde ich in erster Linie die Frage nach der Vorbereitung der Kinder auf die Kommunion nach unterschiedlichen Kriterien unterteilen, nämlich: Alter des Kindes, Anzahl von Kindern in der Familie, Ausmaß der Integration der Familie ins kirchliche Leben, sowie eigene Familientraditionen.
Kleine Kinder – kleine Sorgen
Kinder unter einem Jahr
Das Vorgehen bei der Vorbereitung eines Kindes auf die Kommunion hängt vom Alter des Kindes ab. So ist es, wie gesagt, absurd, mit einem Kleinkind unter einem Jahr über solcherlei zu sprechen; die Aufgabe der Eltern, die ihrem Kind die Kommunion spenden lassen wollen, ist in erste Linie, morgens nach einer schlaflosen Nacht aufzustehen und ihr geliebtes Kind, das unter Koliken oder Zahneschneiden leidet, zu wiegen. Es ist aber zu wenig, einfach aufzustehen, das Kind einzupacken und sich auf den Weg zu machen; man muss sich auch mit der Ernährung des Kindes beschäftigen, ausgehend von seinem „Essensrhythmus“. Ich glaube zwar, dass es auf der Welt engelhafte Kleine gibt, die eine drei-vierstündige Pause zwischen den Mahlzeiten durchstehen, als ob sie einen inneren Zeitmesser hätten; aber meine Kinder waren anders: sie wollten immer essen, aßen viel und stießen üppig auf. Ich bitte um Verzeihung für die physiologischen Einzelheiten, doch ohne sie geht es nicht, denn wenn ein Kind direkt nach dem Essen zur Kommunion gebracht wird, besteht die Gefahr, dass es die Heiligen Gaben wieder von sich gibt. Auch wenn diese Situation hypothetisch ist, muss man sie nichtsdestoweniger berücksichtigen. Ist das Kind dagegen hungrig, besteht das Risiko, dass sie die Predigt lautstark kommentieren (bei uns gibt es viele mutige Hirten, die gerade vor der Kommunion eine überlange Predigt sprechen und dabei die Kleinen, die in den ersten Reihen winseln, schluchzen und brüllen und im Gefühl der völligen Sinnlosigkeit des Geschehens schier verschmachten, heldenhaft überhören), und dementsprechend werden auch die Eltern genervt sein, sich um ihr Kind Sorgen machen und sich für das Aufsehen schämen.
Also müssen Mütter sich sowohl den Bedürfnisse des Kleinkindes als auch dem Zeitplan des Gottesdienstes anpassen, damit das Kind die Kommunion empfangen kann, ohne dass sie selbst vor Scham nicht sterben müssen. Sicherlich ist es leichter, wenn die Familie ins kirchliche Leben integriert ist und die Eltern den Zeitpunkt der Kommunion fast exakt erraten können. Oder sie helfen einander: Einer hütet draußen den Kinderwagen, während der Andere im Gotteshaus betet. Falls aber allein die Mutter mit dem Kind ins Gotteshaus geht, wird ihre Aufgabe schwieriger. In der Säuglingsperiode, die eigentlich nicht lang ist, besteht die Hauptvorbereitung des Kindes auf die Kommunion in Wirklichkeit in der Fähigkeit der Mutter, Friedlichkeit und positive Stimmung während des Ausflugs ins Gotteshaus zu vermitteln: das Kleine ins Gotteshaus zu tragen; es auszuziehen, wenn es darin zu heiß ist, bzw. anzuziehen, wenn es kalt ist; es vom Weinen abzuhalten; eine Weile lang mit dem Kind (was übrigens bereits im Alter von einem halben Jahr etwa zehn Kilo wiegen kann) auf den Armen zu stehen; und natürlich, es die Kommunion empfangen zu lassen. Das ist, denke ich, alles; vielleicht ist es nicht allzu spirituell und fromm, dafür aber real und lebensnah.
Kinder ab einem Jahr bis drei Jahren
Mit Kindern über drei Jahren kann man schon gut sprechen – über Teddys, Häschen, Eichhörnchen, Autos und ähnliches. Das ist schon ein Fortschritt. Das bedeutet, man kann versuchen, auch „über die Kirche zu reden“, aber natürlich nur unter Berücksichtigung der psychischen Besonderheiten des Kindes. „Ein charakteristisches Merkmal des Kindergedächtnisses ist sein anschaulich-bildhafter Charakter. Das Kind behält eher Gegenstände und Bilder, und von gebundener Sprache vorwiegend bildhafte und emotional wirkende Erzählungen und Beschreibungen. Abstrakte Begriffe und Erörterungen werden von Kleinkindern nicht behalten, da sie noch schlecht zu verstehen sind. Wegen der Eingeschränktheit der Lebenserfahrung sind abstrakte Verbindungen bei Kindern noch ungenügend entwickelt, und ihr Gedächtnis beruht hauptsächlich auf anschaulich wahrgenommenen Beziehungen zwischen Gegenständen. Reflektiertes Behalten beginnt sich bei Kindern mit der Entstehung des Sprechens zu entwickeln und wird im Weiteren immer ausgeprägter, sowohl im Zusammenhang mit der weiteren Entwicklung des Sprechens als auch mit zunehmender Lebenserfahrung.“[2]
Also macht es keinen Sinn, mit dem Kind abstrakt zu reden und ihm so über die Mysterien zu erzählen, wie sie in den meisten Katechismen und kirchlichen Büchern beschrieben sind. Allerdings wäre auch Babysprache (“Komm zu Pappi, dann gibt‘s ein Leckerchen“) unangemessen. Die meisten Eltern wissen intuitiv, was und wie sie zu ihrem Kind sprechen können, zum Beispiel in der Ersten Person Plural: „Jetzt wollen wir essen“. Die Eltern verbinden sich also mit dem Kind, und sie handeln gemeinsam. Anderseits wird das Kind angesprochen bzw. über es wird in der Dritten Person gesprochen, wobei sein Eigenname verwendet wird: „Maria hat alles gegessen – braves Mädchen!“
Das Gespräch mit dem Kind ist gegenständlich und anschaulich, verständlich, zugänglich und situativ. Das ist wichtig und sollte auch zur Vorbereitung des Kindes auf die Kommunion genutzt werden. Meiner Meinung nach (die aber vielleicht fehlerhaft ist) besteht die Vorbereitung des Kindes auf die Kommunion in diesem Alter darin, dass Mama oder Papa sich zusammen mit dem Kind auf den Weg machen und ins Gotteshaus gehen, wobei diese Situation sprachlich begleitet wird: „Nun werden wir aufstehen, uns waschen und ins Gotteshaus gehen“ und so weiter. Jede Handlung wird nach Möglichkeit mit einfachen Sätzen kommentiert, zärtlich, ungezwungen und, was das wichtigste ist, ohne falsche Süßlichkeit in der Stimmung. Wir brauchen keine Frömmigkeit vorzuspielen. Wenn wir einmal gar keine Kraft haben sollten, am morgen schon zu plaudern, wäre es besser, ganz zu schweigen, anstatt einen falschen Ton anzuschlagen. Auch der Ausflug ins Gotteshaus und die Kommunion sollten aber nach Möglichkeit, besprochen werden.
Außerdem „belauscht“ das Kind in diesem Alter seine Eltern. Deshalb kann man die Gebete vor der Kommunion in dem Zimmer, in dem das Kind spielt und schläft, lesen. Dabei sind sie in seiner Nähe, und die Worte der Gebete werden ihm irgendwann vertraut.
Der häufigen Kommunion kommt nicht nur geistlicher Sinn und Nutzen zu, sondern sie befestigt auch psychologisch diese Situation im Gedächtnis. „Die Tatsache, dass bei Kindern das anschaulich-bildhafte Gedächtnis vorherrscht, bedeutet nicht, dass das verbal-logische Gedächtnis fehlen würde. Letzteres entwickelt sich schnell und verlangt nach ständiger Verstärkung durch unmittelbare (gegenständliche) Reize.“[3]
Doch sollte die häufige Kommunion nicht zum Selbstzweck werden. Sicherlich sollten die Eltern die Frage, wie oft, wann und auf welche Weise ihr Kind die Kommunion empfangen soll, nicht anhand von Informationen aus Büchern und Internet-Artikeln entscheiden, sondern nach dessen Befinden, seinem Psychotypus, seiner Fähigkeit, Belastungen zu ertragen, und schließlich seiner Stimmung. Es gibt nichts Schmerzhafteres, als zusehen zu müssen, wie Eltern ihr Kind an Armen und Beinen festhalten, während der Priester sich bemüht, mit dem Kommunionslöffel den Mund des sich sträubenden Kleinkindes zu treffen. All das ähnelt einem ungleichen Kampf, in dem das Kind von vornherein die Rolle des Verlierers spielen muss.
Von drei bis sieben Jahren
Über dieses segensreiche Alter der Welterkennung haben Psychologen und Eltern viel geschrieben. Es ist die Lebenszeit, in der sich das Kind für alles interessiert und nach neuen intellektuellen und emotionalen Eindrücken sucht; in der es nicht nur hören kann, sondern auch schon etwas zu sagen hat. Das Kind beginnt, Geschehendes zu verstehen und Teile seiner Erfahrungen zusammenzusetzen; es beginnt, das eigene Weltbild zu formen. Aufgabe der Eltern ist es, dabei mitzuhelfen, dieses Weltbild harmonisch und schön zu „malen“.
In diesem Alter kann man schon reden, lesen und besprechen. Sicherlich lasen und redeten wir auch früher; aber jetzt steigt unser Gespräch auf eine neue Ebene. Jetzt kann man auch Bücher lesen, die gehaltvoller sind als „Die kleine Raupe Nimmersatt“ (bzw., was russischsprachige Bücher betrifft, „Moydodyr“ und „Kolobok“). Dabei sollte man auf Qualität achten: nicht unbedingt orthodoxe, aber gute Bücher sollten vorgelesen werden. Leider ist dies nicht ein und dasselbe. In letzter Zeit könnte ich höchstens die Kinderserie „Nastja und Nikita“ in der Zeitschrift „Foma“als gute orthodoxe Literatur bezeichnen bzw. als gute, moderne Kinderliteratur, die im Kraftfeld des orthodoxen Daseins liegt.
Warum bestehe ich so sehr darauf, dass Eltern ihren Kindern Bücher vorlesen? Da diese scheinbar einfache Familientradition jede Menge positive Seiten hat und eine gute Möglichkeit ist, mit dem Kind Zeit zu verbringen, Seite an Seite, in einer besonderen Atmosphäre, Ruhe und Liebe. Es ist immer auch ein Gespräch über das Buch – wer da was getan hat und wie, und warum so und nicht anders. Hier lehren Sie das Kind nicht nur die Fertigkeiten der Nacherzählung und entwickeln seine Sprache, sondern setzen die nötigen sittlichen Akzente und formen die Hierarchie der Werte. Es ist diese literarisch-sittliche und emotional-motivierende Basis, auf dem die Einstellung zur Kirche aufbaut – nicht umgekehrt.
Neben der Lektüre natürlich die allgemeine Erziehung wichtig für die Vorbereitung des Kindes auf die Kommunion: die Besprechung seiner Handlungen, die Schaffung eines sittlichen Kompasses und Aneignung der Begriffe „schlecht“ und „gut“. Es sollten sittliche Begriffe sein, die dem allgemein-menschlichen Wertesystem angehören; nicht derart, dass wir Orthodoxe gut und die Anderen böse Heiden und Sünder seien, mit denen wir nicht kommunizieren wollen; denn sonst werden wir … in der Hölle brennen.
Nun zur Frage nach dem Fasten und den Gebetsregeln für Kinder in diesem Alter. Wenn ein Kind generell schon verstehen kann, was Fasten ist und wofür, kann es in diese Familienpraxis einbezogen werden. Es sollte dies aber eben ein „Kinderfasten“ sein, also der Verzicht auf Schokolade und Eis, auf Zeichentrickfilme und Computerspiele. Natürlich hat das Fasten in diesem Alter häufig Zwangscharakter – es erfolgt nicht auf Wunsch des Kindes, sondern „weil die Mama es gesagt hat“. Im Prinzip sehe ich aber kein großes Problem darin, insbesondere wenn die Eltern selbst fasten. Also soll das Kind mit Hilfe der Eltern auf „Ausschweifungen“ verzichten, nicht aber auf die für sein Wachstum notwendigen Dinge wie Fleisch, Milchprodukte usw. Es ist auch wünschenswert, dass es versteht, warum es das tun soll. Hier reicht die Erklärung „weil Mama es so will“ nicht aus. Das Fasten ist nicht eine fixe Idee der Eltern, sondern etwas Größeres –Vorwärtskommen (Podwig), Opfer und Teilhabe am Leben der Kirche. Und noch etwas: es sollte für die Familie ein gemeinsames Werk sein, so wie auch die Lektüre. Es soll die Familie vereinen, nicht entzweien.
Was die Gebetsregel betrifft, ist es in diesem Alter generell sinnlos, ein Kind zu zwingen, große Textabschnitte oder Gebete auswendig zu lernen; solch mechanisches Einpauken wäre eher kontraproduktiv. „Mechanisches Einprägen üben Kinder nur dann, wenn es ihnen schwerfällt, ein Thema zu verstehen. Es zeitigt bei Kindern auch schlechtere Ergebnisse als das bewusste Einprägen. Ausnahmen sind die Repetition gut rhythmisierten, sinnlosen Materials (zum Beispiel verschiedener Zungenbrecher, Abzählreime usw.), dessen Behalten durch den Sprechrhythmus erleichtert wird, der bei der Differenzierung der einzelnen Teile des Materials hilft. In allen anderen Fällen wird sinnlos erscheinendes Material von Kindern sogar schlechter als von Erwachsenen behalten. So zeigte eine Studie über das Einprägen sinnloser Silben durch Kinder und Erwachsene, dass Kinder im Alter von sieben bis zwölf Jahren zwei- bis zweieinhalbmal weniger als Erwachsene behalten (nach Leontjew). Das wird dadurch erklärt, dass Erwachsene über mehr Assoziationen verfügen, weswegen sie sinnloses Material leichter mit etwas Sinnvollem verbinden können.“
Ich glaube, für ein Kind in diesem Altern kann es ausreichen, wenn es hört und sieht, wie die Erwachsenen sich auf die Kommunion vorbereiten, wenn er am Anfang drei oder fünf Minuten mit ihnen zusammen steht, kurze und verständliche Gebete spricht, etwa „Herr, erbarme dich“ – das sollte aber kein Zwang sein, eher eine Aufforderung und Ermutigung: „Komm, Schatz, wir wollen ein kleines Gebet zusammen sprechen.“
Das Kind sollte weder vor der Gebetsregel noch vor dem Gotteshaus Angst haben („Angst“ hier nicht in dem Sinne, dass es dort Monster gäbe, sondern in dem Sinne, dass es dort langweilig und unangenehm sein wird). Es gibt Kinder, die das Stehen im Gotteshaus leicht ertragen; doch wäre es ein Fehler, dies von allen Kindern zu erwarten. Es hätte wohl keinen Sinn, besonders ruhige und geduldige Kinder als Vorbilder hinzustellen, denn sonst würde sich bald ein Eingeschlafener als ideales Vorbild erweisen – er macht keinen Lärm, ist still und stört niemanden.
Generell müsste eine Förderung des Wettbewerbsgeist im spirituellen Leben und in der Erziehung zu Neid, Zerstörung des Vertrauens und Verlust des Kontaktes mit dem Kind oder zwischen den Kindern führen. Die natürliche Reaktion von Eltern, deren Kind sich schlecht benimmt, insbesondere im Gotteshaus, wo sie sich missbilligend angeschaut fühlen, ist, sich zu ärgern und das Kind zu bestrafen, zu beschimpfen und ihm zu vermitteln, dass es sich schlecht verhalte. Das kommt mir aber gegenüber dem Kind nicht gerecht vor. Es ist ein Versuch, abseits zu stehen; eigentlich ist es ein kleiner Verrat: du bist schlecht, und ich möchte mit dir nichts zu tun haben. Wie beschämend und schwer es auch immer sein mag, die Eltern sollten immer zu ihrem Kind stehen. Sie sollten die ganze Missbilligung der Umgebung auf sich nehmen, anstatt unreif die Schuld von sich zu schieben: „Wieso denn ich? Er hat ja als angefangen…“ Diese Solidarität, schwierige Situationen zusammen mit dem Kind durchzustehen, ist der beste Unterricht in Treue und Frömmigkeit.
Versuchen wir also, ein Fazit zu ziehen. Bei allen Unterschieden und Besonderheiten haben Kinder unter sieben Jahren eine gemeinsame Eigenschaft: sie sind in der Regel mit ihren Eltern wie mit der psychologischen Nabelschnur verbunden; sie fühlen sich noch nicht von der Familie, ihrer Lebensart und Atmosphäre getrennt. Deshalb ist es am Wichtigsten, wie und in welchem Geiste die Eltern leben, welchen Wert das Gotteshaus und das Gebet für sie hat und inwiefern sie vor sich selbst und vor Gott ehrlich sind und ihr Kind lieben. Aus all diesen Teilen setzt sich die Praxis der Vorbereitung der Kinder auf die Kommunion zusammen, und sie muss für jede Familie einzigartig sein. Hier scheint es mir wichtiger, auf die elterliche Erfahrung und die Liebe zu zählen, denn in diesem Alter besteht die wichtigste Aufgabe nicht darin, das Kind auf eine konkrete Kommunion vorzubereiten, sondern ein Leben im Glauben und folglich in der Kirche zum natürlichen Bestandteil des Lebens des Kindes zu machen.
Fortsetzung folgt…
[1] http://sudushka1.narod.ru/psychology_2_1/memory/
[2] http://sudushka1.narod.ru/psychology_2_1/memory/
[3] http://sudushka1.narod.ru/psychology_2_1/memory/
Vorbereitung auf die Kommunion. Teil 2
Galperina Anna
Im Rahmen der Artikel-Reihe „Vorbereitung von Kindern auf die Kommunion“ ist dies der zweite Teil des Artikels von Anna Galperina, einer ständigen Autorin unseres Portals. In diesem Material geht es um das Problem der Vorbereitung von Kindern im Alter von sieben bis elf Jahren auf das Mysterium der Eucharistie.
Das Problem der Vorbereitung von Kindern auf die Kommunion hängt untrennbar mit den allgemeinen Problemen der Kindererziehung, des Familienlebensstils, der Traditionen und Gewohnheiten, der Einstellung der Eltern zu ihren Kindern und zueinander, und, sicherlich, zum kirchlichen Leben im Allgemeinen zusammen. Wir sprachen bereits über kleine Kinder vor sieben Jahren. In diesem Artikel geht es um ältere Kinder – von sieben bis zehn/elf Jahren bzw. Unterstufenschüler.
Von sieben bis elf, oder die Anfangsschule des Lebens
Das Alter von sieben Jahren stellt eine einzigartige Schwelle für das Kind dar. Sowohl in der Gesellschaft: in diesem Alter wird das Kind eingeschult, als auch in der Kirche, die ab diesem Moment das Mysterium der Beichte für notwendig hält. Zur Vorbereitung auf die Kommunion kommt die Vorbereitung des Kindes auf die Beichte hinzu.
Die wichtigsten charakteristischen Linien der Entwicklung des Kindes in diesem Alter hängen auf verschiedene Weise mit seiner Sozialisierung zusammen. Auch wenn das Kind einen Kindergarten besucht hat, ist die Schule doch eine neue Stufe. Hier stößt das Kind auf die „bewertende“ Einstellung gegenüber seiner Person – sowohl von Seiten des Lehrers als auch seiner Schulkameraden. Jetzt lernt das Kind sich selbst von außen zu betrachten. Es tauchen Fragen auf: „Wie stehen die Anderen zu mir?“, „Wie sehen sie mich?“ Und diese gilt es zu beantworten. Oft sind die Antworten jedoch nicht die, welche, das Kind selbst oder seine Eltern hören wollen.
Deshalb taucht die Beichte im Leben des Kindes im Prinzip rechtzeitig auf und kann für das (Er)wachsen und den Werdegang nützlich sein. Allerdings sollten dabei einige Bedingungen eingehalten werden.
Die erste ist die Unterscheidung zwischen gut und böse, zwischen schlecht und schön. Das Kind kann und muss im Alter von sieben Jahren unterscheiden, was schlecht und was gut ist. Das geschieht nicht, weil diese Kenntnisse sich ihm am Geburtstag eröffnen, sondern weil üblicherweise in jeder normalen Familie die Begriffe des Guten und des Bösen Kindern von klein auf eingeimpft werden: „prügeln ist nicht gut“, „petzen ist schlecht“, „guter Junge, du hast Mama geholfen“ usw. Bei einem siebenjährigen Kind ist das sittliche Fundament häufig schon gebildet. Das Entscheidende ist nun nicht die Wiederholung der bereits erlernten Grundlagen, sondern die Aneignung einer neuen Fertigkeit: die eigene Bewertung im von den Eltern festgelegten Koordinatensystem. Die eigene Beantwortung der Fragen: „Wo bin ich?“, „Mit wem bin ich?“, „Wie habe ich gehandelt?“, „War es so gut oder schlecht?“. Das Kind muss nicht nur lernen, seine Erlebnisse und seine Vorstellungen über das Gute und das Böse zu verbalisieren, sondern in sich den Mut finden, sich ehrlich zu sehen, selbstständig, ohne suggestive Fragen. In ebendiesem Alter lernt es das.
Vater Maxim Kozlov hat, sicherlich zu Recht, bemerkt, dass in diesem Alter noch nicht von Buße gesprochen werden kann[1]. Ohne Zweifel können Kinder aber bereits ein brennendes Schamgefühl spüren und ihre Handlungen bereuen. Das ist zwar keine Buße im monastischen Sinne, aber hier wirken sich die Besonderheiten der Kinderpsyche aus – ein stark emotionales Erlebnis im Augenblick eines „besonderen Vorkommnisses“ hält nicht lange an. Kinder gleichen sich schnell aus und zur Beichte im Gotteshaus kommen sie bereits mit einem durchlebten, durchbrannten Gefühl. Es ist nicht nur unnötig, sie extra zu „exaltieren“, indem man sie zwingt, das von ihnen vorher Getane wieder zu erleben, sondern auch schädlich. Das derartige „Herausquetschen“ von Emotionen würde eher zur Entwicklung theatralischer Fähigkeiten, zur Heuchelei und zum Nachspielen von Erwachsenen führen. Es kann sogar schädlich sein, das Kind zu zwingen, mit dem ständigen Schuld- und Schamgefühl zu leben, es zu seinen eigenen Vergehen und Versündigungen zurückzubringen. Auch wenn es manchen eifrigen Erwachsenen so erscheint, als ob es fromm sei, im Kind das „Bußgefühl“ zu verankern, ist das durchaus ein Fehler (insbesondere weil es keine Buße, sondern ein Weg der psychologischen Unterdrückung und der Manipulation ist: „Schau, wie schlecht du bist und vergiss das nicht!“). Anstatt der richtigen Buße führt das nicht nur zur Entwicklung eines Minderwertigkeitskomplexes, sondern zum chronischen Selbstwühlen und –fressen, was mit der Buße nichts zu tun hat.
Verhaltenskritik und Bewertung problematischer und bestreitbarer Situationen – derartige „spirituelle Übungen“ werden beinahe täglich, und nicht nur einmal wöchentlich sonntags verrichtet, das ist der ständige Strom des Lebens und des Erziehungsprozesses. In diesem Alter nimmt das Kind seine „Vergehen“ noch ziemlich augenblicklich wahr. Oft sind sie auch nicht so sehr bedeutsam, um ihnen mehr Aufmerksamkeit und Zeit als jeweils nötig zu widmen. Hier entsteht das zweite Problem – was genau soll das Kind „behalten“, um es später zur Beichte zu tragen? Sollen die Eltern die Aufmerksamkeit des Kindes auf irgendetwas lenken, und, wenn ja, auf welche Weise?
Ich beispielsweise hatte nie Lust, mit meinen Kindern zu besprechen, was sie bei der Beichte sagen müssten. Für mich ist die Beichte ein intimes Territorium, in welches es für Dritte keinen Zugang gibt. Erwachsene sollen ihre Kindern nicht nur erziehen (ja, im orthodoxen Glauben), sondern vor allem sie lieben und respektieren. Es darf keine im Voraus von der Mama vorbereiteten „Listen“, nicht mal flüchtige Sätze, wie „vergiss nicht, das dem Priester zu sagen“ geben.
Sicherlich ist es völlig unzulässig, fertige Listen von Sünden zu verwenden, die von einigen orthodoxen Webseiten angeboten werden[2]. Beispielsweise: „Ab sieben Jahren, treten Kinder (Teenager) an das Mysterium der Kommunion bereits wie Erwachsene, nur nach der vorbereitenden Verrichtung des Mysteriums der Beichte, heran. In vielerlei Hinsicht sind die Sünden, die in den vorigen Teilen aufgelistet wurden, auch Kindern zu Eigen, doch hat die Kinderbeichte ihre eigenen Besonderheiten. Um Kinder auf die aufrichtige Buße einzustimmen, könnte ihnen folgende Liste der möglichen Versündigungen zum Lesen gegeben werden:
- Bist du vielleicht morgens zu lange im Bett liegen geblieben und hast deswegen vielleicht die Morgengebetregel verpasst?
- Bist du jeden Sonntag in die Kirche gegangen?
- Hast du dich vielleicht während des Betens durch fremde Gedanken abgelenkt?
- Trägst du vielleicht Amulette oder Zodiakus-Symbole?
- Warst du vielleicht vor dir selbst und vor anderen auf deine Erfolge und Fähigkeiten stolz?
- Hast du vielleicht während des Fastens ohne Erlaubnis deiner Eltern tierische Produkte gegessen, zum Beispiel Eis?
- Hast du vielleicht jemanden geschlagen oder jemanden dazu angestiftet?
- Hast du vielleicht Tiere gequält?
- Hast du vielleicht probiert zu rauchen, zu trinken, Klebstoff zu schnüffeln oder Drogen zu nehmen?
- Hast du vielleicht masturbiert?
- Hast du dich vielleicht krank gestellt, um dich vor deinen Pflichten zu drücken?“
Das Lesen einer derartigen Liste erweckt bei mir nur Frage: war sein Autor selbst einmal Kind? Ist er sich sicher, dass ein siebenjähriges Kind schon weiß, was Masturbation ist und warum man Klebstoff schnüffelt? Was ist mit ihm selbst? Er scheint unablässig zu beten, ohne sich durch irgendetwas ablenken zu lassen …. höchstens durch die Zusammenfassung einer Liste von Fragen für die Beichte, die an einen bekannten kirchlichen Scherz erinnert: „Hast du vielleicht mit einem Messer Geld aus der Kirchengeldbüchse herausgeholt? – Nein, aber das ist eine gute Idee“.
Das Kind ist berechtigt, selbst – entsprechend des Niveaus seiner psychischen und spirituellen Entwicklung – zu bestimmen, was es stört, und was es gerne beichten würde. Auch wenn das Kind direkt fragt, ob es dies oder das bei der Beichte ansprechen soll, ist es besser, die Wahl bei ihm zu lassen: „Wie denkst du?“ oder „Sprich das aus, was dich belastet, wofür du dich schämst.“ Aber nicht mehr. Nur so wird das Kind wirklich wachsen.
Die dritte Frage - die nach der Häufigkeit der Beichte – ist im erwähnten Artikel von Vater Maxim „Wie die Kinderbeichte ohne Schaden vonstattengeht“ ausgezeichnet dargelegt: „Teilweise durch eigene leidvolle Erfahrung, teilweise durch Empfehlungen von erfahreneren Priestern bin ich zu dem Schluss gekommen, dass Kinder so selten wie möglich beichten sollen: Nur nicht zu viel, sondern so wenig wie möglich. Das Schlimmste, was man tun kann, ist, eine wöchentliche Beichte einzuführen. Sie würde nur zu einer Formalisierung führen (…) Wenn ein Kind zum ersten Mal aufgefordert wird, sich vor einem Arzt auszuziehen, ist ihm das meist unangenehm. Kennt es die Situation aber schon, wird er das ganz automatisch und ohne jegliche Emotionen tun. Ebenso kann es bei der Beichte so sein, dass Kinder ab einem gewissen Zeitpunkt überhaupt nichts Besonderes mehr am Beichten finden. Deshalb sollte sie der Priester zwar so oft wie möglich zur Kommunion segnen, aber nur so selten wie möglich beichten lassen (…) Ich glaube, es wäre gut, sich darin vom Beichtvater beraten zu lassen und dann solch einem kleinen Sünder zum ersten Mal mit sieben, zum zweiten Mal mit acht und zum dritten Mal mit neun Jahren die Beichte abnehmen, also den Beginn der regelmäßigen Beichte zeitlich etwas zu verzögern, damit sie nicht zur Gewohnheit wird“. Das einzige was vielleicht näher präzisiert werden kann, ist, dass es vielleicht doch keinen Sinn macht, die Beichte an die Geburtstage oder an irgendwelche „periodische Daten“ anzubinden. Vielleicht lohnt es sich, das Kind einfach selbst bestimmen zu lassen, wann es beichten möchte. Obwohl es bei uns in den meisten Gemeinden noch unmöglich ist – es ist durchaus möglich, dass sogar ein siebenjähriges Kind ohne obligatorische Beichte zur Kommunion nicht zugelassen wird.
Mal wieder, wenn wir davon sprechen, dass Kinder, die häufig beichten, von der Beichte immer weniger ergriffen werden, da sie jedes Mal dieselben Sünden wiederholen, und deshalb wäre es besser, seltener zu beichten, sollten wir verstehen, dass eine derartige „emotionale Löschung“ (so wie auch jede Erscheinung) zwei Seiten hat. Einerseits beobachten wir Gleichgültigkeit, Angewöhnung und Automatisierung. Aber andererseits – falls die Gefühle des Kindes aufrichtig und lebendig sind – nimmt es diese Situation auch als belastend wahr und wird dadurch angeregt, seine Handlungen bewusster zu besinnen. Hier ist es wahrscheinlich wichtig, dass das Kind nicht in die allgemeine Atmosphäre der gleichgültigen „Sündenlossprechung“ gerät, wenn es, im Grunde genommen, sowohl seinen Eltern als auch dem Priester egal ist.
Dabei bedeuten das innerliche elterliche Feingefühl und die „Nicht-Einmischung“ in die innere Welt des Kindes weder Gleichgültigkeit noch Kälte. Im Gegenteil, sie bedeuten, dass die Eltern sich dem Kind nicht aufzwingen, sondern ihm aufmerksam zuhören und beobachten, was es für sein Leben wichtig hält. Werden diese Bedingungen eingehalten, wird sich das Kind vor den Eltern von selbst öffnen. Es wird selbst seine Zweifel mitteilen und um Rat fragen. Auch in diesem Falle ist die Hilfe der Eltern sicherlich notwendig. Eigentlich sind das allgemein bekannte und banale Wahrheiten, die in einem Satz ausgedrückt werden könnten: Liebe Eltern, der Kopf und das Herz müssen gleichzeitig und stetig arbeiten, anstatt abwechselnd und mit Schlaf- und Mittagspausen.
Außer den Fragen zur Beichte schließt die Vorbereitung auf die Kommunion auch das Fasten und die Gebetsregel ein. Natürlich wird das Ausmaß des Fastens für das Kind von seinen Eltern bestimmt, die dabei aus ihrer Meinung über die spirituelle und die physische Stärke ihres Kindes, seinen Vorlieben in der Freizeit, seine Beziehung zu Geld, sowie auch – und das ist wahrscheinlich das in vielerlei Hinsicht Bestimmende – aus den eigenen Vorstellungen über das Fasten - ausgehen. Am häufigsten, wenn vom Fasten gesprochen wird, geht es ums Essen. In vielen Artikeln wird in letzter Zeit die gerechtfertigte Meinung geäußert, dass das obligatorische dreitätige Fasten vor der Kommunion, milde gesagt, zur untragbaren Last wird – besonders für Kinder.
Der orthodoxe-kulinarische Kult, der die letzten zwanzig neophytischen Jahre in Russland vorherrscht, ist sehr bequem. Im Grunde reduziert es das Fasten auf die einfachen, verständlichen und anschaulichen Dinge. Damit ist es leicht zu bestimmen, wer wie und wie streng fastet. Dieser Zustand ist so verlockend, dass das Fasten sich am häufigsten mit der Lösung der Menü-Fragen erschöpft. Allerdings wäre es richtiger, davon auszugehen, dass das Fasten in erster Linie Askese und Selbsteinschränkung bedeutet. Dementsprechend sollte das Kinderfasten organisiert werden. Für Kinder ist es viel schwieriger, den ganzen Tag nicht fernzusehen oder am Rechner zu spielen, als kein Fleisch oder keinen Fisch zu essen. Noch schwieriger ist es, sich nicht zu streiten, sich gegenseitig nicht zu beschimpfen, weder fies noch launisch zu sein. So wäre die richtige Askese (Podwig) für das Kind nicht Nudeln-Ernährung (in Wirklichkeit wäre das die Glaubenstat (Podwig) seiner Mama – für das Kind vegetarisches Essen zu kochen, und es dann auch noch damit zu füttern), sondern ein Tag ohne Streit und Marotten mit den Brüdern und Schwestern, den Eltern helfen usw.
Was die Gebetsregel betrifft, ist zu verstehen, dass das Kind in diesem Alter erstens schnell müde wird und sich zweitens nur mehr oder weniger lange auf Dinge konzentrieren kann, die es als wirklich interessant erachtet. Eine Wiederholung von unverständlichen Wörtern – und das auch noch lange – ist nicht einmal für einen Erwachsenen interessant. Da jedoch bei Kindern die Bindung an ihre Eltern noch an der ersten Stelle steht, würde das Kind unter Umständen neben Mama und Papa stehen und so tun als ob es bete, um diese nicht traurig zu machen - dabei aber an etwas eigenes denken. Deshalb wäre es wahrscheinlich logischer, für solche Kinder die Gebetsregel auf höchstens fünf Minuten einzuschränken. Dabei kann das Kind die ihm verständlichen Gebete schon sprechen, z.B. „Herr erbarme dich“ und „Vater unser“. Man kann die kirchenslawische Lektüre in eine interessante Beschäftigung verwandeln – mit der Erklärung von Buchstaben, ihrem Zeichnen, der Erzählung, wie das Alphabet vorher war usw. Im Allgemeinen hängt es von den Eltern ab, ob ihr Kind auf diese oder jene Weise ins Gebet einbezogen wird, oder es dieses nur imitieren würde.
In kinderreichen Familien mit Kindern unterschiedlicher Altersgruppen kann das gemeinsame Sprechen von Gebeten – der Reihe nach, jeder ein Stückchen, das in seiner Kraft stehende – den Geist der Einheit und der Harmonie in die Familie bringen: „ wo zwei oder drei versammelt sind in meinem Namen…“. Ich glaube, es besteht keine Notwendigkeit, davon zu sprechen, dass das Gebet weder mit Strenge „unter der Peitsche“ noch mit süßen Litaneien zu erpressen sei. Die Aufrichtigkeit – nicht nur in Worten, sondern auch in Emotionen und Gefühlen – kann dem Kind das Gefühl der Wirklichkeit und der Richtigkeit des Gebets geben. Sicherlich darf Beten, so wie auch Fasten, kein Selbstzweck sein. Möge es lieber ein lebendiges und kurzes Gespräch mit Gott sein - mit eigenen Worten: „Ja, verzeihe mir, ich bin müde und kann jetzt keine Gebete sprechen, aber ich erinnere mich an Dich, ich strebe zu Dir und suche Dich“ – als ein monotones und schwermütiges, aber penibles Vorlesen.
In der Familie sollten die Interessen und Möglichkeiten von allen berücksichtigt werden – vom Kleinsten bis zum Größten, dann ist das eine richtige Familie. Wenn aber die Meinung oder der Zustand von jemanden als „unwichtig“ betrachtet wird, da dieser jemand klein, schwach oder „noch nicht erwachsen ist“ und deshalb zu den Überwolkenhöhen und der engelhaften Gestalt gezogen wird, kann folgendes passieren. Da seine Eltern „richtig“ sein und das Gefühl haben wollen, dass sie das Kind „im Glauben“ erziehen, wird das erwachsene Kind die Meinung seiner Eltern eher auch nicht berücksichtigen – sie haben es ihm ja selbst beigebracht, den anderen nicht zu erhören.
Deshalb, wenn ihr Kind sagt, es sei müde und wolle nicht ins Gotteshaus, erhören Sie es. Ziehen Sie es nicht dorthin, lassen Sie es ausschlafen. Es sollte weder entblößt, noch beschuldigt oder getadelt werden. Will es keine Gebete sprechen – treten Sie ab. Ärgern Sie sich nicht. Versuchen Sie zu verstehen. Behandeln Behandeln Sie es wie einen lebendigen Menschen, der nicht Ihr Besitz ist. Erlauben Sie ihrem Kind Fehler zu machen – es kann nicht ideal sein, das wäre nicht normal.
Als Fazit könnte gesagt werden, dass es in diesem Alter das Wichtigste ist, gegenüber dem eigenen Kind aufmerksam zu sein, und nicht nur auf der Ebene „was es gegessen und welche Schulnote es gekriegt hat“, sondern sich dafür zu interessieren, was es für sein Leben wichtig hält, worüber es nachdenkt, worum es sich sorgt. Das ist eben das Alter, in dem die Beziehungen zwischen dem Kind und seiner Eltern aus dem Kleinkindschema „groß – klein“ herauswachsen und sich darin verwandeln, was als Freundschaft bezeichnet werden mag. Sicherlich bleiben die „Groß-Klein“-Beziehungen auch in diesem Schema erhalten, sie sind aber nicht dominant, sondern verleihen Wärme, Vertrauen und Respekt.
Nicht nur Sie als Eltern hören ihrem Kind zu, sondern auch das Kind Ihnen. Es kopiert, übernimmt und versucht, Sie zu verstehen und Bewusstheit zu erlangen. Deshalb ist es wichtig, das Kind nicht zu dressieren, ihm bestimmte Handlungsweisen oder Rituale anzugewöhnen, sondern das Wichtige zu erklären und mit ihm zusammen zu erleben. Wenn in der Familie richtige – menschliche, wahre – Beziehungen zwischen den Erwachsenen und den Kindern aufgebaut wurden, dann wird auch die Vorbereitung auf die Kommunion zu keinem Problem werden: vergessen Sie nur nicht, dass über dem Kopf das Herz steht und wie Sie selbst in diesem Alter gewesen sind.
Fortsetzung folgt…
[1] http://de.bogoslov.ru/text/2482884.html
[2] http://www.stefan67.ru/index.php?option=com_content&view=article&id=48&Itemid=57
Vorbereitung von Kindern auf die Kommunion. Teil 3
Galperina Anna
Im dritten Teil des Artikels, der den Problemen der Vorbereitung von Kindern auf die Kommunion gewidmet ist, geht es um die komplizierteste, aber auch die interessanteste Gruppe – Teenager
Unsere Euphrosyne ist abhängig vom Moment–
mal ist sie göttlich, mal ambivalent.
Boris Grebenschtschikow
Heute stellen Viele die Frage danach, warum es in unseren Gotteshäusern viele Kleinkinder und Erwachsene, doch praktisch keine Teenager gibt. Das Thema des Weggehens von Teenagern aus der Kirche wird nun unter den unterschiedlichsten Winkeln betrachtet – angefangen von hysterisch-genervten „Ach, mein Sohn war so ein Engel, aber jetzt kann er ins Gotteshaus nicht mal hingezogen werden“ bis auf das nüchtern-praktische „Man muss Teenagern irgendeine Beschäftigung geben, damit sie sich für die Kirche wertvoll und nützlich fühlen“.
An allen diesen Meinungen gibt es einen Teil der Wahrheit – sowohl an trostlosen Emotionen (da liebende Eltern sich um ihre fehlgegangenen Kinder sehr große Sorgen machen) als auch an der Suche nach pragmatischen Lösungen (die Tatsache, dass nicht nur Teenager, sondern auch Erwachsene sich in unserer Kirche häufig nicht finden können ist ein separates Gesprächsthema). Versuchen auch wir mal, von Teenagern zu sprechen – wie gesagt, ausgehend von unserer Erfahrung (die allerdings beschränkt ist) und unseren Beobachtungen. Dafür besprechen wir anfangs einige Hauptcharakteristika dieses Alters.
Sexualität
Sensiblen Frauen und „frommen“ Männern
ist das Lesen nicht empfohlen.
Auch wenn wir das Thema der menschlichen Sexualität eventuell vertuschen oder auch alle ihre Manifestationen als Unzucht und Sünde bezeichnen wollen, doch müssen wir akzeptieren, dass die Sexualität der Natur des Menschen zu Eigen ist. Sie beginnt sich im Alter von 10 bis 16 Jahren zu formen und zu manifestieren. Dabei ist es nicht nur der Wunsch, sich schön zu bekleiden für Mädchen und, für Jungen, die Bemühungen, cool auszusehen. Das sind einerseits physiologische und hormonelle Änderungen, die in jedem – ich wiederhole: in jedem – Kind geschehen, auch wenn seine Eltern sehr fromm sind, und, andererseits, das ist die Erweckung des Interesses am anderen Geschlecht, die manchmal unbewusst, verborgen, vernachlässigt, aber jedenfalls unvermeidlich ist. Die Sexualität ist eben das, was das bestimmende Charakteristikum (Mainstream, wie man heutzutage sagt) des Teenager-Alters ist.
Auch in gemeinen, nicht-orthodoxen Familien werden dieses Altern und die Epoche der sexuellen Erwachsenwerdung problematisch. In einer orthodoxen Familie entsteht aber der Konflikt im Quadrat, da es den meisten Eltern, die am häufigsten erst vor kurzem in die Kirche eingetreten sind, vorkommt, dass eine Katastrophe geschehe. Denn in den meisten orthodoxen Broschüren wird dem Thema Unzucht, worunter alles Mögliche zusammengeführt, eine riesige und scharfe Aufmerksamkeit geschenkt – es wird auch in Predigten angesprochen, in Live-Journals besprochen – also, dieses Thema ist die Spitze in der modernen orthodoxen Kultur.
„Aber haben sie viele Menschen gesehen, die bei der Beichte nicht nur davon erzählen, dass sie tranken oder Ehebruch begingen? Den Ehebruch zu beichten – bitte sehr, das ist die einzige Sünde, an die sie sich erinnern und die sie sich bewusst machten, was sie allerdings später nicht hindert, ihre Frauen zu verlassen… Und was ist damit, dass eine viel größere Sünde ist, stolz, arrogant, mit Menschen intolerant und kalt zu sein, sie abzuschrecken und anzupöbeln… Es gibt ein erstaunliches Gespräch, wo die Apostel die Worte Christi, die besagen, dass es die zwei ein Fleisch sein werden sollen , nicht akzeptieren können. Sie fragen: aber wie? Das ist doch für den Menschen unmöglich, oder? Und der Heiland eröffnet ihnen dieses Geheimnis und sagt, dass die wirkliche Ehe die absolute Vereinigung ist, und sagt sehr gnadenvoll dazu: „ Nicht alle fassen dieses Wort, sondern denen es gegeben ist“. Das heißt – wer das verstehen kann, der wird das verstehen. Doch hat man in den katholischen Ländern alles umgedreht und sogar ein Gesetzt gemacht, dass es verboten ist, sich scheiden zu lassen. Versuchen Sie doch mal, ein Gesetz zu machen, dass es verboten ist, anzuschnauzen“. – so spricht davon Natalja Trauberg (http://www.osehb.ru/obzory/view/article/92206) .
Doch versklavt das Trend-Thema der „schmutzigen“ Sexualität die Köpfe und die Herzen der meisten Orthodoxen so dermaßen, dass Kinder aus diesen Familien, während es ihnen bewusst wird, dass bei ihnen im Inneren das „verbotene“ Interesse sich erweckt und etwas erscheint, wovon man nur mit angewidert verkniffenem Mund sprechen könne, stehen vor der schwierigen Wahl, die in den Rahmen der schwarz-weißen Teenager-Logik völlig hineinpasst: entweder so zu tun, dass es alles nicht geschieht und, heuchlerisch, nach wie vor ein Vorbildkind zu spielen, oder alles, was fesselt und stört, zu verwerfen und das Leben der Eltern und damit auch das Evangelium als Bigotterie zu bezeichnen.
Häufig folgen diese Phasen nacheinander. Ein orthodoxer Teenager kann sich mit seiner Sexualität nicht versöhnen, solange er sich auf der zweidimensionalen Ebene befindet, die den Körper dem Geist gegenüber stellt. Von dieser Vereinfachung schreibt unter anderem Michail Sawalow sehr gut:
„Die Sexualität sei ‚verdammt‘, das sei ein bestialischer und ekliger Lebensbereich. Je weniger davon da ist, desto besser sei es, das sei das unvermeidliche Böse, das sei immer Unzucht, fleischliche Begierde und Sünde, mit denen jemand um der Arterhaltung willen ein Kompromiss zu schließen habe, die aber den Menschen immer besudeln. Derartige „dualistische“ Position (ekelhafter Leib und herrlicher, aber gefangener Geist) hat das Christentum immer begleitet (in Form des Gnostizismus, des Manichäertums, der Bogomilen-Bewegung und der unzähligen Menge derartiger Richtungen, so wie, zum Beispiel, Lew Tolstoj mit seiner „ Kreutzersonate“), doch legt sie der Raupen wegen den Baum um. Das ist eine falsche Ansicht nicht nur an die christliche Ehe, sondern auch auf die Natur des Menschen, der paradoxerweise in sich den Geist und den Körper vereint. Häufig ist das eben diese dualistische Position, die bei den Anhängern der „sexuellen Freiheit“ die Überzeugung daran gebiert, dass das Christentum einfach ein Satz veralteter, autoritärer und unmenschlicher Tabus sei. Bei verheirateten Christen gebiert derartige Position einen quälenden Zwiespalt, als ob sie einander mit zwei Arten der Liebe lieben – der körperlichen und der spirituellen. Das Wesen der Ehe besteht eben darin, dass diese zwei schwer zu vereinenden Sachen zum einheitlichen Ganzen werden sollen. So bringt die Ehe ihren Teilnehmern die Ganzheit zurück“ . (http://azbyka.ru/znakomstva/index.php?module=news&file=dnevnik&id=10232).
Die Eltern der Kinder, sogar die Orthodoxen, die bis dahin selbst erwachsen genug geworden sind, sind durchaus in der Lage, aus dieser zweidimensionalen Logik herauszukommen, wie auch immer attraktiv sie vorkommen mag. Ja, man sollte es nicht überstürzen, das eigene Kind mit Unterricht in sexueller Aufklärung zu behelligen. Es reicht völlig aus zu verstehen, was mit dem Kind los ist, welche Fragen bei ihm entstehen und, sicherlich, bereit zu sein, diese Fragen zu beantworten – taktvoll und behutsam. Ich möchte keine Instruktionen mit Ratschlägen schreiben, wie und was einem Teenager gesagt werden soll, da jeder Teenager, so wie jede Familie, einzigartig ist, und seine Eltern besser wissen sollen, welche Wörter gewählt werden sollten, um dem Kind nicht nur etwas zu erklären, sondern auch es mit dieser Erklärung weder zu verletzen, noch das Schuldgefühl dafür, was es erlebt, aufzuzwingen, noch die Verständigung mit ihm zu zerstören.
Zudem kann die Dämonisierung der Sexualität auch auf die Eltern selbst überschlagen, da jeder Teenager früher oder später versteht, dass seine Eltern „DAS“ auch treiben. Falls er bis dahin nur über „die Unzucht“ und „die Schande“ hörte, ist durchaus wahrscheinlich, dass er für sich entsprechende Schlussfolgerungen zieht, wie: und diese Menschen verbieten mir, in der Nase zu popeln.
Häufig weckt die Bewusstwerdung der eigenen Sexualität bei Kindern aus richtigen orthodoxen Familien einen Protest. Nicht nur deshalb, dass das in ihrer Auffassung eine „Schande“ ist, sondern auch deshalb, da sie sich dafür, was mit ihnen geschieht, verantwortlich fühlen, - nämlich für diese eigentlich natürlichen physiologischen Prozesse, die durch eine eigene willentliche Bemühung nicht geändert werden können. Das ist wirklich quälend – eben deshalb, weil es beschämend ist. Es ist beschämend, davon bei der Beichte zu sprechen. Beschämend, das mit den Eltern zu besprechen. Das kann dazu führen, dass das Kind sich abkapselt und einen Strich zwischen sich und seiner Umgebung zieht. Jedes ungeschickte Wort oder ein Blick seitens der Erwachsenen, der angesehenen Menschen kann so tief verwunden, dass das Kind sich für sehr lange verhüllt. Hier – soweit zum Problem der Beichte bei Teenagern – liegt die große Verantwortung auf den Priestern, da die überflüssige Entschiedenheit oder Härte dazu führen können, dass der Teenager mit der Tür knallt und nie mehr das Gotteshaus betritt. Denn zusammen mit dem Gefühl für die eigene Sexualität gibt es in ihm zugleich auch das Verständnis, dass er nicht einzigartig ist – alle gehen ja diesen Weg. So beginnt er Freunde zu suchen, „die ihm ähnlich“ sind, „diejenigen, die ihn verstehen werden“,
Du bist nicht allein
Die zweite sehr wichtige Eigenschaft des Teenager-Alters ist das Streben zur Sozialisierung: Kinder suchen und finden ihren Platz in der Gesellschaft. Anfangs ist das so eine „Mini-Gesellschaft“, ein eigenartiges Modell der erwachsenen Gesellschaft, oder, mit anderen Worten, die „Szene“. Eben jetzt brauchen sie Mitkämpfer – so, wie nie. Eben jetzt müsste jeder von ihnen zum „Mitglied der Gruppe werden“ – das ist eine unvermeidliche Etappe des Erwachsen-Werdens, eine eigenartige Stufe zum endgültigen Austritt aus der Familie, der Ausflucht aus dem elterlichen Nest.
Davon wissen eigentlich alle Eltern der Teenager, geschweige denn Psychologen und Pädagogen, die über die Rolle des Kollektivs in der Erziehung von Teenagern viel geschrieben haben. Die Existenz in der Gruppe ist eben das, was die eigene Bedeutsamkeit und Selbstständigkeit spüren lässt und, im Grunde genommen, eine Art essentieller Variante des „Gesellschaft“-Rollenspiels ist. In diesem Zusammenhang müssen die Eltern verstehen, dass ein erzwungenes Festhalten des Kindes zu Hause oder in der Umgebung, die den Eltern angenehm ist, am ehesten entweder zum Bruch der Beziehungen mit dem Kind oder zu seiner Infantilisierung führen wird.
Für das Kind ist die Existenzumgebung essentiell. Besonders wichtig ist, dass sie außerhalb der Familie sein soll, in der es nach wie vor wie ein Kind behandelt wird (auch wenn die Eltern schlau und fortgeschritten sind und mit ihm nicht albern, und bei ihnen generell alles ok ist). Hier ist es eine Aufgabe der Eltern, so eine Umgebung zu finden, oder, genauer gesagt, dem Kind zu helfen, sie zu finden. Wünschenswert ist, dass diese Umgebung sowohl Ihnen als auch ihm gefällt, und nicht so: „Ach, Kleiner, komm heute mit uns (vierzig-sechzigjährigen Tanten), im Gotteshaus zu putzen“. Sonst wird das Kind sie selbst finden, und es wird nicht unbedingt so sein, dass diese Teenager-Gruppe den Eltern gefallen würde.
Mir fällt es schwer, orthodoxen Eltern etwas Konkretes zu empfehlen, insbesondere da die Lage in verschiedenen Regionen Russlands sich von der Lage in Moskau unterscheidet. Eventuell wird jemandem die Idee der „Bruderschaft der orthodoxen Pfadfinder“ oder anderer ähnlichen Jugendorganisationen gefallen, wo man Kinder durch das Hineinschieben in den Rahmen eines „ideellen“ Christen weder konserviert noch tieffriert, sondern sie so wie sie sind wahrnimmt und mit ihnen arbeitet. Es gibt einige sehr erfolgreiche Teenager-Gruppen in den Gemeinden, wo es die Atmosphäre der Freundschaft, des gegenseitigen Verständnisses und zugleich einer eigenartigen freien Teenager-Kumpanei (im guten Sinne) herrscht, zum Beispiel, die Gemeinde zu Ehren Cosmas und Damians auf der Marossejka-Straße in Moskau. Also, liebe Eltern, suchen Sie. Oder ermöglichen Sie ihren Kindern, selbst zu suchen. Das ist aber sehr schwierig, da es Angst erweckt.
Elterliche Ängste
Eltern haben um ihre Kinder immer Angst. Angst um Kleinkinder – sie können etwas Falsches aufessen oder beim Laufen fallen. Um große Kinder ist die Angst doppelt – sie haben viel mehr Möglichkeiten für selbstständige Handlungen, aber, wie es uns scheint, weniger Erfahrung, geschweige denn Verstand.
So beginnt unser Kind, im Teenager-Alter diverse „selbstständige“ Handlungen zu begehen und „eigene“ Entscheidungen zu treffen. Am häufigsten stellen sich die Eltern instinktiv in die Verteidigungsposition und äußern ihren Protest laut. Das ist sicherlich nicht da sie böse sind, sondern wegen ihrer heißen elterlichen Liebe, aber die Ergebnisse solcher „liebevollen“ Äußerungen können durchaus beklagenswert sein: angefangen damit, dass das Kind sich zurückzieht und eine tief gestaffelte Verteidigung aufbaut bis zum richtigen Krieg. Deshalb brauchen die Eltern zu lernen – in diesem Alter besonders – erstens, das Wort „Nein“ zu sagen, erst nachdem sie gedacht haben – warum eigentlich „Nein“? Ist das „Nein“ instinktiv oder doch vernünftig und begründet?
Zweitens, keine Angst zu haben lernen. Es ist leicht zu sagen, denken Sie. Auch ich selbst sage es mir die ganze Zeit. Aber wenn wir schon behaupten, dass wir Christen sind, wenn wir bei jedem Gottesdienst beten, um unsere Leben - und die Leben unserer Geliebten in die Hände des Herrn hinzugeben, mögen wir uns bemühen, IHM zu vertrauen. Und auch unseren Kindern zu vertrauen. Mögen wir ihnen eine Möglichkeit geben, Entscheidungen zu treffen und Fehler zu machen. Machen wir einen Schritt zur Seite, hören wir auf, sie immer wieder am Kragen zu halten, damit sie nicht runterfallen – sie haben immerhin längst gelernt, zu laufen.
Mehr noch, in diesem Alter sind Fehler notwendig. Man braucht Enttäuschungen und Fälle - um, erstens, zu verstehen, dass jede unsere Handlung nicht ohne Folgen bleibt und, zweitens, um keine Angst vor selbstständigen Handlungen zu haben. Denn eine Angst vor Fehlern kann den Willen so dermaßen blockieren, dass der Mensch zu einer Art psychologischem „Gemüse“ wird, nach dem Motto – da habe ich Angst, und da auch, und hier würde ich auch sündigen, und da würde ich auch fallen, und deshalb werde ich lieber gar nichts tun. So verwandelt er sich in den Menschen, der in der Parabel über die Talente beschrieben ist, der sein Stück Silber in der Erde vergraben hat, damit dem Silber nichts passiert. Was mit diesem Menschen geschehen ist, das wissen wir wohl.
Die Summe, die sich nicht ändert
Aber was ist mit der Vorbereitung auf die Kommunion, werden Sie fragen. Das scheint ja wohl eine Art Artikel über die Teenagerpsychologie zu sein, nicht über die Vorbereitung auf die Kommunion… Nein, all das Vorige wurde nicht umsonst gesagt. Um zu verstehen, was die Vorbereitung auf die Kommunion von Kindern in diesem Alter ist, müssen wir verstehen, was das ist. Und, ausgehend davon, Entscheidungen treffen.
Also, im Ergebnis, stellten sich bei uns einige Schlüsselmomente bzw. einige Wörter heraus, mit denen der Teenager beschrieben werden kann: Selbstständigkeit, Sexualität, Suche nach der Gruppe und ihrer Stelle darin und, als Ergebnis, Ablösung von den Eltern (zumindest auf der psychologischen Ebene).
In diesem Zusammenhang scheint es mir sinnvoll zu sein, allmählich, angefangen vom Alter von 10-11 Jahren, dem Kind zu ermöglichen, selbst zu wählen, bei welchem Priester es beichtet, welche Gebete vor der Kommunion es spricht (so wie auch es sie überhaupt spricht – dabei verstehe ich, dass so was in Augen von Superorthodoxen eine Häresie ist), ob es mit Ihnen zusammen ins Gotteshaus geht, ob es die Kommunion empfängt oder nicht. Das Kind ist bereits wohl in der Lage, diese Anliegen selbst zu entscheiden. Bremsen Sie ihre elterliche Rage, behalten Sie diese lieber für ihre Enkel.
Mehr noch, lassen Sie ihrem Kind seine eigene Gemeinde, sein eigenes Gotteshaus finden. Oder auch – jetzt werde ich etwas Furchtbares sagen – vom Gotteshaus gar weggehen. Es hat darauf Recht, zumindest weil es nicht ihr Eigentum ist. Es darf den Glauben verlieren – so wie auch jeder anderer Mensch. Es darf sich enttäuschen oder sich gelangweilt fühlen, es darf sich selbst sein – auch wenn es Ihnen nicht gefallen würde.
Auf dieser Etappe ist Ihre Aufgabe, nicht ihm zwanghaft die Kommunion spenden zu lassen und es, nach dem frommen Ausatmen „Gott sein Dank, er hat die Kommunion empfangen“, nach allen vier Enden gehen zu lassen, sondern den Kontakt mit ihm nicht zu verlieren, die Liebe und das Vertrauen ihres Kindes zu bewahren, mit ihm auf der gleichen Wellenlänge zu bleiben. Sie sollten alles machen, damit es, wenn es ihm schlecht geht, zu Ihnen kommt, ohne Angst zu haben, so etwas wie „du bist selber Schuld“ oder ein frommes „du wirst von Gott bestraft“ zu hören. Und wenn es eine Freude hat – auch. Damit Sie, nach dem Wort des Apostels, mit ihrem Kind weinen zu können, wenn es ihm schlecht geht und sich mit ihm zu freuen, wenn es ihm gut geht. Im Grunde genommen ist ihre Aufgabe, während Sie Eltern bleiben, auch Menschen zu werden – geliebte, nahestehende, treue.
Es nähert sich die Zeit, wenn ihr Kind sich auf seinen eigenen Weg begibt und die ersten selbstständigen Schritte darauf macht. Sie brauchen ihm nicht hinterher zu laufen und es auf jeder rutschigen Stelle stützen. Das ist es. Es ist losgegangen. Und Sie, Sie gehen ihren Weg weiter – eine gewisse Zeit lang werden ihre Wege ganz nah zueinander laufen. Sie können ihr Kind mit Ihrem ganzen Herzen lieben. Sie können es mit Augen, voll von Freude und Wärme schauen. Sie können mit ihm reden, falls es das will. Oder auch einfach schweigen, wenn es nötig ist. Sie können für es beten. Also können Sie noch recht viel. Das Andere überlassen Sie ihm. Und Gott.
Galperina, Anna