Predigt zum 19. Sonntag nach Pfingsten über Gottes Allmacht (Lk 7,11-16), 19.10.2025
Details Eintrag
Am heutigen Sonntag lasen wir das Evangelium über die Witwe von Nain und der Auferweckung ihres einzigen Sohnes durch Jesus Christus.
Wenn jemand Nahestehender stirbt, dann ist das natürlich ein einschneidendes Erlebnis. Er ist für uns aus dem irdischen Leben verschwunden, er hinterlässt eine Lücke. Trauer erfüllt uns. Wenngleich wir Christen die Hoffnung haben, dass wir im himmlischen Königtum uns wieder begegnen werden. Und diese Hoffnung unterscheidet uns von anderen, von Nichtgläubigen. Besonders schmerzlich ist es, wenn Eltern mit dem Tod ihrer Kinder konfrontiert werden. Plötzlich ist derjenige weg, in den so viel Liebe, Aufmerksamkeit, Zeit, Kraft und Fürsorge investiert worden ist.
Im Falle dieser Witwe war dies genauso. Mehr noch. In der damaligen Zeit war für eine Witwe, also eine Frau, deren Mann verstorben war dies eine ganz andere gesellschaftliche Stellung, als das zum Beispiel heute der Fall ist. Sie war quasi vogelfrei, war gegenüber der Gesellschaft nicht geschützt. Solange es Nachwuchs gab, also einen Sohn, gab es diesen Schutz. Und hier stirbt dieser, das bedeutete für die Mutter, das künftige Leben in Not und Elend zu verbringen.
Es ist also eine andere Qualität an Ereignis, welches sich mit dem Tod ihres Sohnes ereignete. Es war für sie de facto eine aussichtslose Situation, die sie nun ereilte.
Ein Trauerzug bewegte sich vor dem Tor der Stadt, um den Jüngling das letzte Geleit zu erweisen und ihn zu Grabe zu tragen.
Und nun geschieht etwas Wunderbares. Diese Trauerprozession trifft auf einen anderen Zug von Menschen, die sich in die Stadt begeben. Es ist Christus mit einer großen Zahl von Jüngern. Eine Prozession ganz anderer Art, ein Zug mit dem, der das Leben bringt.
Die Begegnung dieser beiden Prozessionen ist von enormen Folgen.
Jesus als der Allbarmherzige spricht zu der trauernden Mutter „Weine nicht!“. An sich eine einfache Phrase, welche die Aufmerksamkeit der Mutter auf ihn richtet.
Jesus löst nun mit göttlicher Macht diese für die Witwe aussichtslose Situation auf:
Und er trat hinzu und rührte den Sarg an; die Träger aber blieben stehen. Und er sprach: Jüngling, ich sage dir, stehe auf. Und der Tote setzte sich auf und fing an zu reden; und er gab ihn seiner Mutter.
Mit dieser Handlung zeigte Jesus allen seine Göttliche Macht. Er berührte den Sarg und den Toten – das war im damaligen Judentum etwas Undenkbares. So etwas hätte sofort ein umfassendes Reinigungsritual nach sich gezogen. Doch Christus stand über dem Gesetz, dieses wurde für alle offensichtlich. Mehr noch. Er zeigte seine Göttlichkeit darin, dass er den Jüngling auferweckte und schließlich seine Barmherzigkeit zeigte und der Witwe ihren Sohn lebend zurückgab.
Auch im Alten Testament gab es schon derartige Wunder bei Elia (1Kön 17,19-22) und Elisa (vgl. 2Kön 4,32-35) erwecken diese Söhne von Witwen. Es besteht allerdings zum heutigen Evangelium ein grundlegender Unterschied, nämlich in der der Göttlichkeit: die alttestamentarischen Propheten rufen Gott um Wunder an, dagegen Christus spricht selbst: „Jüngling, ich sage dir, steh auf!“
Der Sohn Gottes herrscht über Leben und Tod. Mit dieser Auferweckung geschieht also eine Vorandeutung der Auferstehung aller an Christus Glaubenden!
Und das ist eine der beiden Schlussfolgerungen, die wir heute aus dieser Lesung über die Witwe von Nain mitnehmen sollten:
Wir werden nach unserem Tod auferstehen. Das ist der Glauben, das ist die Hoffnung, die wir haben! So wie es auch in der Apostellesung aus dem 1. Brief an die Thessalonicher steht, die bei Beerdigungen gelesen wird:
„Wir wollen euch aber, Brüder, nicht in Unkenntnis lassen über die Entschlafenen, damit ihr nicht betrübt seid wie die Übrigen, die keine Hoffnung haben. Denn wenn wir glauben, dass Jesus gestorben und auferstanden ist, wird auch Gott ebenso die Entschlafenen durch Jesus mit ihm bringen.“
Das zweite, was wir aus der heutigen Lesung mitnehmen sollten, ist, dass es für uns Gläubigen keine ausweglosen Situationen gibt:
Auch wir sollten in solchen Situationen – und nicht nur in diesen – den Herrn bitten, uns an ihn wenden. Gott gibt uns das Notwendige.
Wir sprechen täglich mehrmals das Gebet „Vater unser“, über fünfmal an Wochentagen, bei den Morgengebeten, vor dem Essen und den Gebeten am Abend. Und da beten wir: „unser notwendiges Brot gib uns heute“.
Gott gibt uns all die lebensnotwendigen Dinge, Gesundheit, materielles Auskommen, Schutz und Sicherheit
Gott steht uns bei, so wie es auch im Römerbrief des heiligen Apostels Paulus heißt (Röm 8,31):
„Wenn Gott für uns ist, wer ist gegen uns?“
Amen.