Predigt zum 3. Sonntag nach Pfingsten über das Sorgen (Mt 6, 22-33), 29.06.2025
Liebe Brüder und Schwestern!
Wir hörten heute die Lesung aus dem Matthäus-Evangelium, welches am dritten Sonntag nach Pfingsten vorgetragen wird.
Zwei Mitteilungen sind in diesem Abschnitt des Evangeliums besonders bedeutsam, die erste gleich ganz am Anfang, die zweite am Ende.
Die erste lautet „Die Leuchte des Leibes ist das Auge; wenn nun dein Auge klar ist, so wird dein ganzer Leib licht sein; wenn aber dein Auge böse ist, so wird dein ganzer Leib finster sein. Wenn daher das Licht in dir sich als Finsternis erweist, wie groß wird die Finsternis sein?“
Dies bedeutet, dass es in erster Linie von uns selbst abhängt, wie wir unsere Umwelt, unsere Mitmenschen wahrnehmen und wie wir dann auf diese reagieren. Es ist wie mit einer verschmutzten Brille. Wenn wir durch diese schauen, dann sehen wir alles dunkel, verschwommen und unscharf. Putzen wir die Brille, dann ist der Blick klar, die Welt erstrahlt in einem freundlichen Licht.
So ist es auch mit unseren geistigen Augen. Tragen wir eine positive Stimmung in uns, tragen wir die Liebe zu unseren Mintmenschen in uns, dann werden wir diese auch positiv wahrnehmen. Dies wird unweigerlich auch zum Aufbau positiver, herzlicher Beziehungen führen. Ist dem nicht so, dann gestalten sich auch die Beziehungen schwierig.
Es gibt ein sehr gutes Gleichnis dazu, das von der Biene und der Fliege:
Eine Fliege kann von einem wunderschönen duftenden farbigen Blumenfeld umgeben sein. Trotzdem wird sie eine Hinterlassenschaft eines Tieres auf dem Feld oder ähnliches ansteuern. Die Biene dagegen wird selbst eine einzelne Blüte in einem eher unschönen Umfeld finden.
Wollen wir es also der Biene gleichtun und das Gute erkennen. Diese Erkenntnis ist übrigens auch durch die Psychologie bestätigt und auch im Leben haben wir sicherlich auch die Erfahrung gemacht: ein Lächeln wird gern mit einem Lächeln beantwortet. Um so besser, wenn diese von Herzen kommen. Letztendlich steht für uns Christen das Gebot dahinter „Liebe Deinen Mitmenschen“.
Die zweite Mitteilung in dem heutigen Evangelium bezieht sich auf das Gebot, Gott zu lieben.
Oft wird dieser Text falsch verstanden bzw. interpretiert. Er lautet: „Suchet aber zuerst das Königtum Gottes und seine Gerechtigkeit, und dies alles wird euch hinzugefügt werden.“
Manche verstehen darunter, dass wir nun nur auf Gott zu hoffen brauchen und jegliche eigene Arbeit und Initiative einstellen können. Das göttliche Manna wird uns schon so ohne weiteres Zutun zufliegen.
Dem ist aber nicht so, das Wort Gottes aus dem Buch Genesis gilt weiter: „Im Schweiße deines Angesichts wirst du dein Brot essen“. Nur durch unsere Arbeit werden wir unser Brot verdienen. Auch der Apostel Paulus schreibt dieses analog in seinem zweiten Brief an die Thessalonicher: „Wer nicht arbeiten will, soll auch nicht essen“.
Was allerdings mit dieser Bibelstelle gemeint ist, ist, das wichtig ist, welches Ziel wir haben. Also, worauf wir unser Augenmerk richten: auf das Irdische oder auf das himmlische.
Wenn wir unser Tun auf das himmlische, also auf Gott ausrichten, dann wird er uns in allen Dingen beistehen und wir brauchen uns nicht um das irdische zu sorgen: „Deshalb sage ich euch: Seid nicht besorgt um eure Seele, was ihr essen und was ihr trinken sollt, noch um euren Leib, womit ihr euch bekleiden sollt. Ist nicht die Seele mehr als die Nahrung und der Leib mehr als die Kleidung?“
Illustriert wird das in dem Gleichnis von den Vöglein und von den Lilien auf dem Feld.
„Blicket auf die Vögel des Himmels: Sie säen nicht und ernten nicht noch sammeln sie in Scheunen, und euer himmlischer Vater ernährt sie doch. Seid ihr nicht viel bedeutender als sie?“
Weiter heißt es:
„Und was sorgt ihr euch um Kleidung? Betrachtet die Lilien des Feldes, wie sie wachsen. Sie mühen sich nicht, auch spinnen sie nicht. Ich sage euch aber, dass nicht einmal Solomon in all seiner Herrlichkeit gekleidet war wie eine von diesen. Wenn aber Gott das Gras des Feldes, das heute ist und morgen in den Ofen geworfen wird, auf solche Weise kleidet, nicht vielmehr euch, ihr Kleingläubigen?“
Selbst diesen einfacheren Schöpfungen gewährt Gott alles Notwendige zu ihrem Gedeihen. Umso mehr kann der Mensch als Abbild Gottes darauf vertrauen, dass er von Gott alles Notwendige für Leib und Seele erhält.
Wir wissen aber, dass dies nur geschieht, wenn der Mensch sich für Gott öffnet. Ist dieses nicht der Fall, wird Gott nicht mit Gewalt in das Leben des Menschen eintreten. In der Theologie sprechen wir deshalb auch von einer Synergie, dem Zusammenwirken von Gott und Mensch.
Der Herr verbietet uns auch nicht, unsere nahe und ferne Zukunft im Einklang mit Gottes Geboten zu planen. Nur übermäßige Besorgnis ist dabei völlig unangebracht, denn: „Wer aber von euch vermag, indem er sich Sorgen macht, seiner Lebensdauer eine kleine Zeitspanne hinzuzufügen?“
Wir brauchen uns nicht um morgen zu sorgen, denn nicht wir entscheiden alleinig über die Zukunft. Damit benötigen wir das Vertrauen auf Gottes Vorsehung, auf Seine Sorge um unser Wohlergehen, indem wir heute unsere Pflicht erfüllen. Die beste Absicherung gegen alle Eventualitäten ist die gewissenhafte Erfüllung unserer Aufgaben im demütigen Vertrauen auf Gottes Güte und Liebe. Gegen Rücklagen und Versicherungen ist nichts einzuwenden, doch die richtige Vorsorge ist ein Leben in Harmonie mit Gott und den Menschen.
Was nehmen wir also heute aus der Lesung des Evangeliums mit?
Haben wir ein klares geistiges Auge, lieben wir unsere Mitmenschen. Das wird uns und ihnen zugutekommen.
Richten wir unser Streben auf das Himmlische, auf Gott. Wenn wir Gott in unser Leben lassen und ihn an erste Stelle setzen, dann wird uns auch alles andere für Leib und Seele gegeben werden und übermäßige Besorgnis ist unangebracht.
Amen.