Predigt zum 5. Sonntag nach Ostern über die Samariterin (Joh 4,5-42), 18.05.2025
Liebe Brüder und Schwestern,
die heutige Lesung über das Gespräch von Jesus mit der Samariterin am Jakobsbrunnen enthält eine Menge an Stoff zum Nachdenken, eine Menge an Gedanken. In einer Predigt, die nicht über zehn Minuten dauern sollte, ist es quasi aussichtslos, dies alles in ausreichender Tiefe darzulegen. Daher einige Gedanken zu dem, was damals passierte und was wir für uns daraus nehmen können.
Samaria und die Stadt Sychar, in denen sich die Begebenheit abspielte, war kein Land, in dem das jüdische Volk lebte. Die Samariter lebten anders, vor allem, was den Glauben betraf. Um so mehr war es für die Frau ein Rätsel, dass ein Jude sie um Wasser bat.
Doch Gott machte keinen Unterschied zwischen ihr als Samariterin und dem „eigenen“ Volk, da er vorhersah, dass sie sich zu Gott wenden würde. So schreibt es auch der Apostel Paulus an die Galater:
„Da ist nicht Jude noch Grieche, da ist nicht Sklave noch Freier, da ist nicht Mann und Frau; denn ihr alle seid einer in Christus Jesus.“
Daraufhin entspann sich ein Gespräch, in der sich die Frau wandelte. War sie am Anfang noch darüber besorgt, wie denn ohne Schöpfgefäß das Wasser aus dem Brunnen geholt werden könnte, wurde sie dann neugierig, was das denn für Wasser wäre, das Christus ihr geben könnte, welches bewirkt, dass man nicht mehr durstig wird.
Und hier verschiebt sich das Gespräch von der materiellen auf die geistliche Ebene. Die Frau hatte nicht nur einfachen Durst, wie wir ihn kennen, wenn wir trinken möchten, nein, sie dürstete nach etwas anderem, nach etwas höherem.
Sie irrte umher, ging dabei in ihrer Suche mit vielen Partnern Bindungen ein, bei denen sie aber nicht das Gesuchte fand. Faktisch war sie auf der Suche nach etwas, was diesen Durst löscht, was ihrer Seele Ruhe bringt. Im Laufe des Gespräches, als Jesus sich ihr offenbarte, wurde es ihr deutlich, dass Er der Messias ist und sie bekannte sich zu Ihm. Ihr wurde klar: Das war es, was sie eigentlich gesucht und nun gefunden hatte.
Oftmals geht es auch uns so. Wir sind auf der Suche. Wir möchten, dass unsere Seele mit etwas Ewigem, Bedeutsamen erfüllt ist. Dann führt uns unser Verlangen auf Irrwege, wir versuchen, mit falschen Surrogaten diese Leere zu füllen. Wir gehen verschiedensten Vergnügungen nach, suchen den Adrenalin-Kick, betäuben uns mit allerlei legalen oder gar illegalen Rauschmitteln, treiben Sport bis zum Umfallen, legen uns ausgefallene Hobbys zu oder lassen uns durch Brot und Spiele ablenken. Aber es hilft nichts, die Leere, die Unzufriedenheit bleibt.
So Gott will, erkennen wir ihn irgendwann auf diesem Weg. Das kann durch ein einschneidendes Ereignis in unserem Leben geschehen, durch eine Begegnung mit einem gläubigen Menschen, der mit seiner positiven Ausstrahlung auf uns wirkt, durch die Wirkung von bildlicher Kunst, Musik oder was auch immer. Gott findet den Zugang zu jedem Einzelnen auf sehr individuelle Weise.
Voraussetzung, dass dieses passiert, ist, dass wir bei dieser Suche mit offenem Verstand und Herz durch unser Leben gehen. So, wie es auch die Samariterin tat, indem sie letztendlich bekannte:
„Ich weiß, dass der Messias kommt, der Christus genannt wird; wenn jener kommt, wird er uns alles verkünden.“
Und „Jesus spricht zu ihr: Ich bin es, der mit dir redet.“
Sie tat sogar noch einen weiteren Schritt, sie wurde nicht nur gläubig, sondern berichtete auch in ihrer Heimatstadt von dem Vorfall:
„Die Frau ließ nun ihren Wasserkrug zurück und ging weg in die Stadt und sagt zu den Menschen: Kommt, sehet einen Menschen, der mir alles gesagt hat, was ich getan. Ob dieser nicht etwa der Christus ist?“ „Aus jener Stadt aber glaubten viele von den Samaritern an ihn um des Wortes der Frau willen, die bezeugte: Er hat mir alles gesagt, was ich getan.“
Das ist dann auch der Auftrag, den Gott an uns gibt, von ihm zu zeugen. Klar lesen wir das an anderer Stelle im Lukas-Evangelium:
„Ich sage euch aber: Jeder, der sich vor den Menschen zu mir bekennen wird, zu dem wird sich auch der Sohn des Menschen vor den Engeln Gottes bekennen; wer mich aber vor den Menschen verleugnet haben wird, der wird vor den Engeln Gottes verleugnet werden.“
Das sind schon klare Worte! Wir dürfen unseren Glauben nicht verleugnen, sondern müssen diesen bekennen – in Wort und Tat.
Das ist schon schwer, wenn wir daran denken, dass mittlerweile der überwiegende Teil unserer Gesellschaft nicht mehr christlich ist und selbst welche, die sich als Christen noch bezeichnen, das Glaubensbekenntnis nicht mehr vollumfänglich unterschreiben.
Es ist schwer, wir sehen es sogar an Petrus, einem der eifrigsten Apostel. Auch er entsagte in einem entscheidenden Moment Christus, was er dann sofort stark bereute.
Doch in diesen Momenten hilft es, sich daran zu erinnern, dass Gott uns beisteht. Wir sind nicht allein! Genau, wie es im Psalm 45 heißt:
„Der Herr der Heerscharen ist mit uns, eine Festung ist uns der Gott Jakobs.“
Oder auch am Schluss des Matthäus-Evangeliums von Jesus an seine Jünger gesprochen wird:
„Und siehe, ich bin mit euch alle Tage bis zur Vollendung des Weltalters.“
Zurück zu der Begebenheit mit der Samariterin. Diese hatte große Wirkung auf die Menschen in der Stadt, in der sie lebte:
Als nun die Samariter zu ihm kamen, ersuchten sie ihn, bei ihnen zu bleiben; und er blieb dort zwei Tage. Und viele mehr glaubten um seines Wortes willen; und sie sagten zu der Frau: Wir glauben nicht mehr um deines Redens willen; denn wir selbst haben gehört und wissen, dass dieser wahrhaftig der Erretter der Welt ist, der Christus.
Etwas Undenkbares geschah! Das Volk der Samariter, in der damaligen Zeit von den Juden kaum beachtet, nahm Christus auf! Entgegen allen Vorurteilen, die das damals „Gott erwählte Volk“ gegen sie hatte! Für uns der Wink, sich nicht anderen gegenüber zu überheben und zu denken, dass Gott nur einzig zu uns gekommen wäre. Wir kennen seine Wege nicht und können sie aus unserer irdischen Perspektive nicht beurteilen.
Doch müssen wir unser Augenmerk darauf richten, wie wir denken, handeln, glauben. So, wie es uns die Samariterin durch ihr Umgeisten und ihr öffentliches Bekenntnis vorgelebt hat.
Christus ist auferstanden!
Amen.