Predigt zum 3. Sonntag nach Ostern über die balsamtragenden Frauen (Mk 15,43-16,8), 04.05.2025
Liebe Brüder und Schwestern,
heute feiern wir den 3. Sonntag nach Ostern, an dem den balsamtragenden Frauen gedacht wird.
Es ist sozusagen eine Art internationaler orthodoxer Frauentag, den wir begehen und zu dem ich allen unseren Frauen gratuliere!
Letzte Woche lasen wir von Thomas, wie er mit Hilfe seines Verstandes gläubig wurde. Heute spulen wir quasi die Zeit etwas zurück, direkt zu dem Moment nach der Grablegung Christi und seiner Auferstehung.
Die Situation war äußerlich erst einmal die einer kompletten Niederlage. Der Erlöser gekreuzigt und beerdigt, die Jünger verleugneten ihn – denken wir an Petrus – oder rannten davon und schlossen sich ein. Was für ein Ende! Keine Hoffnung, keine Zuversicht!
Und dann passierte etwas kaum zu Beschreibendes. In diesem feindlichen Umfeld kamen ein paar der Frauen, die Christus zu seinen Lebzeiten auf Erden folgten, an das Grab.
Woher wussten sie, wo Christus begraben worden war? Maria Magdalene und Maria, die Mutter des Jose, hatten zugesehen, wo Er durch Joseph von Arimathäa hingelegt wurde, sich kannten also die Stelle des Grabes.
Zusammen mit anderen Frauen brachten sie wohlriechende Öle zum Grab. Es war damals Brauch, dass Verstorbene damit einbalsamiert worden sind.
Und hier zeigt sich der Unterschied zu den Jüngern und Aposteln, die erst einmal quasi zerstört am Boden lagen. Die Frauen folgten dem Ruf ihres Herzens, sie folgten der Liebe, die sie zum Erlöser führte.
Auch in unserem Leben gibt es Situationen, in denen uns unser Verstand gebietet: Stopp! Weiter zu gehen, ist völlig sinn- und nutzlos.
Aber aus dem Herzen hören wir eine andere Stimme, die sagt: Nur Mut, es wird Dir schon gelingen. Das, was Du vorhast zu tun, ist eine gute Tat, wenn sie auch auf den ersten Blick als ziemlich aussichtloses Unterfangen erscheint.
Die Verzweiflung lähmt, sie nimmt uns die Fähigkeit zu handeln, aber die Hoffnung und der Glaube erlauben uns, das zu tun, was wir tun müssen, trotz aller Widrigkeiten.
Ihr Verhalten und alles, was den Frauen widerfahren ist, offenbart ein allgemeines Prinzip. Auf dem Weg des Glaubens kann man sich in einer Situation wiederfinden, in der der Glaube lächerlich, die Treue absurd und die Liebe nutzlos erscheint. Aber derjenige, der weiter glaubt und Gott Liebe und Treue beweist, erhält von Ihm Trost, Kraft und Stärke.
Doch auch die Frauen haben Zweifel, ihr Verstand gibt ihnen das Rätsel auf: Wie bekommen wir den schweren Stein weggewälzt?
Umso größer das Erstaunen darüber, dass dieser vom Eingang entfernt worden war. Und noch größer wurde es, als sie den Jüngling im Grabe sitzen sahen, der ihnen von der Auferweckung des Jesus berichtete.
Die Frauen bekamen aber auch einen Auftrag: Nämlich den, dass die sozusagen Apostelinnen der Apostel wurden. Sie sollten Petrus und den anderen Jüngern mitteilen, dass Jesus ihnen nach Galiläa vorausgehen wird. Und dass diese sich an Seine Worte erinnern sollten, in denen er voraussagte, dass er sie dort treffen wird.
Die balsamtragenden Frauen nahmen diesen Auftrag auf. Allerdings waren sie völlig außer sich und überwältigt, rannten zitternd aus dem Grab! Nachdem sie den Aposteln vom leeren Grab erzählten, kamen die ersten Jünger dahin.
Halten wir also fest, dass beides wichtig ist: Verstand und Herz.
Für uns scheint oftmals nur das Ergebnis einer Handlung wichtig zu sein – das Resultat Aber für Gott sind die Entscheidungen, die vor den eigentlichen Ereignissen getroffen werden, maßgeblich. Oft verwenden wir im Leben vorgefertigte Klischees oder Muster, um zu beurteilen, was in ihm geschieht.
Wir denken: Hier kann ich es anscheinend schaffen, aber hier nicht. Aber wir vergessen, dass wir nicht nur ein materielles Leben aufbauen, sondern auch ein geistiges Leben. Außerdem bauen wir es nicht allein, sondern zusammen mit Gott, den wir normalerweise nicht berücksichtigen.
In der heutigen Lesung haben wir ein Beispiel dafür gesehen, dass die richtige Entscheidung wichtiger und stärker war als die äußeren Umstände.
Die Kirche erinnert uns in besonderer Weise daran, dass Logik, Berechnung und die aus weltlicher Sicht richtige Abfolge von Handlungen nicht immer zu dem Ergebnis führen, das Gott von uns erwartet.
Nehmen wir uns also ein Beispiel an den balsamtragenden Frauen und erweisen wir in allen Situationen – auch in den scheinbar aussichtslosen – Gott Liebe und Treue!
Christus ist auferstanden! Amen.
Anm.: Diese Predigt wurde unter Zuhilfenahme von Materialien auf radiovera.ru erstellt.