Predigt zu Palmsonntag (Joh, 12,1-18), 13.04.2025 Beliebt
Liebe Brüder und Schwestern,
wir haben die Große Fastenzeit hinter uns gelassen und seit gestern, dem Lazarus-Samstag steuern wir auf die Karwoche und letztlich auf Ostern, die Auferstehung unseres Herrn Jesus Christus, zu.
Vierzig Tage lang haben wir uns besonderes unserem seelischen Leben gewidmet, haben es auf Christus ausgerichtet, es zumindest versucht. Nun ist die Zeit gekommen, mit ihm gemeinsam die Ereignisse zu durchleben, die letztendlich zu seiner Kreuzigung, aber auch zu seiner Auferstehung und damit zu unserer Errettung geführt haben.
Am Palmsonntag oder auch dem Hochfest des Einzugs des Herrn in Jerusalem wird die Situation, in der sich das jüdische Volk zu jener Zeit befand, sehr deutlich sichtbar. Viele der verschiedenen Charaktere, die damals in dieser Situation hervortraten, lassen sich auch auf die heutige Zeit übertragen.
Da waren diejenigen zuerst im Volk, die erstaunt waren über das Wunder, das Jesus vollbracht hatte und die erhofften, dass sie damit Denjenigen gefunden hatten, der sie von allem Übel befreit.
„Eine große Volksmenge von den Juden erfuhr nun, dass er dort sei; und sie kamen, nicht wegen Jesus allein, sondern damit sie auch den Lazarus sähen, den er von den Toten auferweckt hatte.“
Auch heute treffen wir Zeitgenossen an, die den christlichen Glauben eher als eine Art Magie verstehen. Man muss nur die rechten Gebete lesen, den rechten Heiligen anrufen und dann muss alles in Ordnung kommen, dabei vergessend, dass Gott nicht unser Instrument, unser Werkzeug ist und wir Ihn bei einer derartigen Herangehensweise auf diese Rolle reduzieren.
Da waren des Weiteren diejenigen im Volk, die erhofften, dass der künftige weltliche König nun in Jerusalem einzieht und seinem Volk Frieden und Wohlstand bringt und die ihm aus diesen rein weltlichen oder materiellen Erwägungen huldigten.
Auch diese Art von Zeitgenossen finden wir heute: Sie gehen in die Kirche nur deswegen, damit ihnen sozusagen „nichts Schlechtes passiert“, damit sie ein gutes, geordnetes, sorgenfreies Leben führen können, dabei vergessend, dass Gott nicht gekommen ist, auf der Erde das Paradies zu errichten, sondern um uns die Möglichkeit zu eröffnen, dieses künftige himmlische Königtum zu erlangen.
Das war Maria, die Jesus salbte. Hier stellt sich sofort die Frage: Warum tat sie dieses? Dies hatte, wie vieles, was wir im Evangelium lesen, symbolische Bedeutung. Eine Salbung, wie sie vollzog, wurde eigentlich erst Verstorbenen gewährt. Mit ihrer Handlung wies sie darauf hin, was in Kürze passieren würde, dass der Erretter sterben würde.
Da gab es auch Judas, der kritisierte, dass der Balsam für die Salbung Jesu für teures Geld gekauft worden war.
„Warum ist dieser Balsam nicht für dreihundert Denare verkauft und den Armen gegeben worden?“
Auch diese Art von Zeitgenossen finden wir heute. Sie sehen es nicht gern, wenn die Kirche in Pracht Gott würdigt und kritisieren alles, was damit im Zusammenhang steht. Sind es ehrliche Motive, die diese Kritik hervorrufen oder ist es gegebenenfalls auch eine Art Selbstberuhigung, Selbstrechtfertigung, nichts mit der Kirche oder dem christlichen Glauben zu tun haben zu wollen?
Da waren die Pharisäer, die neidisch das Geschehene bewerteten:
„Die Hohenpriester aber beschlossen, auch den Lazarus zu töten, weil viele von den Juden seinetwegen hingingen und an Jesus glaubten.“
Dass Stolz und Neid auch heute anzutreffen sind, braucht keiner großartigen Beweisführung. Wir erleben ja diese Welt und sehen, wenn wir mit offenen Augen sie betrachten, welche Früchte diese Sünden hervorbringen oder auch andersherum formuliert: Wir erleben ja tagtäglich, was an Bösem in dieser Welt passiert und, wenn wir die wahren Ursachen dafür analysieren, dann kommen wir schnell darauf, dass diese im Erbe dieser pharisäerhaften Eigenschaften begründet ist.
Auch das Eselsfüllen, auf dem Christus in Jerusalem einritt, hat eine symbolische Bedeutung. In der Regel ritten die Herrscher ja auf prächtigen Tieren in den Triumphzügen in die Städte ein. Hier sitzt der künftige himmlische König auf einem eher bescheidenen Reittier, auf einem Eselsfüllen. Die Bedeutung ist klar: Er kommt in Frieden und Bescheidenheit, er kommt nicht in kriegerischer Mission, um z.B. die derzeit herrschenden Fürsten anzugreifen oder zu beseitigen.
Und da waren Lazarus und die Jünger, denen im aktuellen Moment alles etwas seltsam vorkam, die dann aber später begriffen, was hier an Wichtigem für die ganze Menschheit geschehen war:
„Jesus aber fand einen jungen Esel und setzte sich darauf, wie geschrieben steht: «Fürchte dich nicht, Tochter von Sion. Siehe, dein König kommt, sitzend auf dem Füllen einer Eselin.» Dies verstanden seine Jünger zuerst nicht; jedoch als Jesus verherrlicht war, da erinnerten sie sich, dass dies von ihm geschrieben war und man ihm dies getan hatte.“
Sie unterschieden sich damit von der Volksmenge, die leider – wie wir es dann weiterlesen – zwar in diesem Moment Christus huldigte, aber alsbald, als sie bei seiner Verurteilung gefragt wurde, ob man ihn freilassen sollte, sich um 180° wendete und skandierte, dass er gekreuzigt werden sollte.
Auch letzteres erleben wir heutzutage immer wieder – wenngleich auch nicht mit der Bedeutung, die dieses Ereignis für die Menschheit hatte. Auch heute wird manchmal ein Mensch, ein Politiker, ein Manager, ein Fußballtrainer oder wer auch immer in den höchsten Tönen gelobt oder gewürdigt und dann kurze Zeit später missachtet und verpönt.
Wollen wir uns nicht diese Herangehensweise zu eigen machen und nicht Gott verraten.
Wollen wir bis an unser Lebensende Ihm die Treue halten, im Kleinen – wie dem Entsagen von den Sünden – wie im Großen – durch das Bewahren des rechten Glaubens.
So, wie es auch in einem der heutigen Festlieder heißt:
„Die zuvor mit Zweigen Hymnen gesungen hatten, / die Unerkenntlichen nahmen später / mit Knüppeln Christus, den Gott, gefangen: / wir aber wollen ihn in unwandelbarem Glauben / immerdar ehren als Wohltäter / und ihm stets zurufen: / Gesegnet bist du, der da kommt, // den Adam zurückzurufen.“
Amen.