Predigt zum 19. Herrentag nach Pfingsten (2 Kor. 11:31-12:9; Lk. 7:11-16) (19.10.2025)
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Liebe Brüder und Schwestern,
„(In jener Zeit) ging Er (Jesus) in eine Stadt namens Nain…“ (Lk. 7:11). Wir wissen was folgt, denn mit der Stadt Nain ist das Wunder der Auferweckung des einzigen Sohnes einer Witwe aus der Stadt verbunden. Nain liegt in Galiläa, nahe Kafarnaum. Die Stadt gibt es immer noch. Bei meinen zahlreichen Pilgerfahrten sah ich oft das Straßenschild mit dem Hinweis auf diese Stadt, in der Stadt selbst bin ich aber noch nicht gewesen. Zu sehen gibt es dort wohl nicht viel. Es ist eine Stadt wie jede andere im Norden Israels, wo die Bevölkerung heute zumeist aus Arabern besteht. Ich wünsche mir, gerne mal als Individualreisender im Heiligen Land zu sein, damit ich unabhängig, ohne Fraktionszwang entscheiden kann, welche Orte ich aufsuche.
Diese unbedeutende Stadt war vor zweitausend Jahren für einen Tag Mittelpunkt der Welt, und ist es seither jedes Jahr wieder an einem Sonntag, wenn aus dem Evangelium nach Lukas darüber weltweit in der Kirche vorgetragen wird. Die geschilderte kurze Begebenheit in der heutigen Perikope offenbart uns jedoch viele wunderbare Dinge, die für unser Heil, genauer gesagt, für das Heil aller Menschen, von enormer Bedeutung sind. Also der der Reihe nach:
„Als Er in die Nähe des Stadttors kam, trug man gerade einen Toten heraus. Es war der einzige Sohn seiner Mutter, einer Witwe. Und viele Leute aus der Stadt begleiteten sie“ (Lk. 7:12). Der Tod ist eine Realität, er gehört unausweichlich zum Leben auf Erden. Wenn ein alter Mensch nach erfülltem Leben seine Seele dem Herrn übergibt, ist dies normal, natürlich oder wie manch ein Gläubiger Mensch sagt: „Der logische Abschluss meines Lebensweges“. Mit anderen Worten – das Ziel unseres Leben! Wie oft habe ich das bei gläubigen Menschen, Geistlichen wie Laien, erlebt! Eigentlich empfindet man da nur Dankbarkeit, ja, Freude, und nur ein klein wenig (irdische) Trauer. Aber wenn ein junger, mutmaßlich gesunder Mensch unerwartet stirbt, ist es schwer, sich damit abzufinden und die passenden Worte des Trostes dafür zu finden. Es ist eine Tragödie. Zum seelischen Leid kommt oftmals die materielle Not hinzu, wie im vorliegenden Fall. Die arme Frau hat nach ihrem Mann nun auch ihren einzigen Sohn verloren, der doch zur Stütze ihres Alters bestimmt gewesen ist. Und kein Mensch auf der Welt ist davor gefeit. Keiner! Denn alles liegt in Gottes Hand.
„Als der Herr die Frau sah, hatte Er Mitleid mit ihr und sagte zu ihr: ´Weine nicht!` (Lk. 7:13). Christus kam in die Welt, um den Menschen das Königtum Gottes zu verkündigen, also, um des Seelenheils willen. Er baute keine Krankenhäuser, organisierte keine humanitären Hilfsaktionen u.ä., denn nicht dazu war Er gekommen! Und doch ließ Ihn das Leid der Menschen nicht unberührt. Auch heute nicht. Doch bei allem Mitgefühl für den Seelenschmerz und die materielle Not geht es dem Herrn um das ewige Heil der Menschen – und uns muss es auch zuerst darum gehen (s. Mt. 6:33; Lk. 12:31). Aber heute zeigt der Herr, dass Er auf alle Fälle der Herr über Leben und Tod ist (s. Röm. 14:7-9), dass Er jede Träne von unseren Augen abwischen wird (s. Offb. 21:4). Das ist die Frohe Botschaft des heutigen Tages! Den irdischen Tod hat der Herr nicht abgeschafft – der Sohn der Witwe von Nain ist ja irgendwann einmal doch gestorben – aber den Tod der Seele hat Christus überwunden, und mit Ihm, in Ihm, durch Ihn werden auch wir es können. Und das ist es, was am Ende zählt. Christus sagt: „Ich war tot, doch nun lebe Ich in alle Ewigkeit, und Ich habe die Schlüssel zum Tod und zur Unterwelt“ (Offb. 1:18).
„Dann ging Er zu der Bahre hin und fasste sie an. Die Träger blieben stehen, und Er sagte: ´Ich befehle dir, junger Mann, steh auf!` (Lk. 7:14). Der Herr zeigt Seine göttliche Macht. Er ist der Gesetzgeber. Nach dem Gesetz hätte Er die Totenbahre nicht berühren dürfen, denn er hätte dann als unrein gegolten und hätte aus Israel verstoßen werden müssen (s. Num. 19:13). Aber die Menschen von Nain sind anders als die Schriftgelehrten und Pharisäer, sie erkennen widerspruchslos die göttliche Autorität Dessen an, Der sie mit Macht lehrte (s. Mt. 7:29). Es ist nicht der Mensch Jesus, welcher den Allerhöchsten um Erhörung seines Gebets bittet – es ist Gott Selbst in menschlicher Gestalt, Welcher dem Jungen mit Macht befiehlt, von seinem Totenlager aufzustehen! So wird Er auch uns auferwecken am Letzten Tag.
„Da richtete sich der Tote auf und begann zu sprechen, und Jesus gab ihn seiner Mutter zurück“ (Lk. 7:15). Jesus Christus – und nur Er – kann und wird uns alle unsere Lieben zurückgeben. Aber dazu müssen wir standhaft im Glauben sein uns nicht um einen Millimeter davon abweichen. Die Muslime sagen, Isa sei nicht am Kreuz gestorben, denn Allah habe Ihn gerettet und statt Seiner Judas Iskariot (der da doch schon tot war) am Kreuz sterben lassen. „Wie lieb von ihnen!“, mag jetzt so manch ein Synkretismus-Romantiker sagen. Was für ein Happy-End es doch im Koran gibt! Nur leider mit dem Nachteil, dass dadurch die Auferstehung von den Toten ausgeschlossen wäre. Der Teufel ist der Vater der Lüge (s. Joh. 8:44). Er geht dabei schlau vor. Wenn man zu 100% Lügen erzählt, wird einem niemand Glauben schenken; wenn man hingegen zu 99% Wahrheit bewusst 1% Lüge beimischt, wird alles zur dreisten Lüge. Die Dämonen tun es (s. Gen. 3:4-5; Mt. 4:1-11; Lk. 4:1-13; Mt. 8:29; Mk. 5:7; Lk. 8:28; Apg. 16:16-17) und Muslime tun es oft durch willkürliches Zitieren der Bibel. So wollen wir abschließend ein für allemal begreifen: „In keinem anderen ist das Heil zu finden. Denn es ist uns Menschen kein anderer Name unter dem Himmel gegeben, durch den wir gerettet werden sollen“ (Apg. 4:12): Jesus Christus, unser Gott! Amen.