Predigt zum Hochfest der Himmelfahrt Christi (Apg. 1:1-12; Lk. 24:36-50) (29.05.2025)
Liebe Brüder und Schwestern,
als der auferstandene Herr Seinen Jüngern erschien, sagte Er zu Ihnen: „Das sind Meine Worte, die Ich zu euch gesagt habe, als Ich noch bei euch war: Es muss alles erfüllt werden, was von Mir geschrieben steht im Gesetz des Mose, in den Propheten und in den Psalmen“ (Lk. 24:44). Die Heilige Schrift des Alten Bundes hatte die göttliche Heilsordnung offenbart, die in Jesus Christus, dem verheißenen Messias, erfüllt wurde. Aber was ist denn eigentlich mit der Heilsordnung gemeint? - Es ist der vor allen Zeiten bestehende Plan Gottes zur Errettung der Menschheit. Und so singen wir am heutigen Tag im Kondakion: „Der Du um unseretwillen die Heilsordnung erfüllt hast und das Irdische mit dem Himmlischen verbunden hast, fuhrst Du in Herrlichkeit auf, wobei Du Dich von uns in keiner Weise trenntest, sondern den Dich Liebenden zuriefst: ´Ich bin bei euch und niemand ist gegen euch` “.
Mit dem heutigen Tag beginnt eine neue festliche Zeit, welche die vierzigtägige Osterzeit ablöst. Die begann in der Osternacht, als wir u.a. im Prolog des Johannes-Evangelium über Christus, den Logos, lasen: „Wie viele Ihn aber aufnahmen, denen gab Er Macht, Gottes Kinder zu werden“ (Joh. 1:12a; vgl. Röm. 8:15-17; Gal. 3:26; 4:7; Offb. 21:7). Adam und Eva hatten diese Perspektive nicht. Hier zeigt sich die unendliche Liebe und Weisheit Gottes: der Herr wusste in Seiner unergründlichen Weisheit und unendlichen Liebe im Voraus, dass der Mensch der Sünde und damit dem Tod verfallen würde. Und doch vermochte Gott das Böse zum Guten – und sogar zum noch unvergleichlich Besseren – zu wenden (s. Röm. 8:28; Eph. 3:20). Der Zustand des Menschen (Adam und Eva) war nämlich vor dem Sündenfall natürlich, nach dem Sündenfall war er widernatürlich, jetzt, nach der Auferstehung Christi ist er dank der Taufe und der Besiegelung mit dem verheißenen Heiligen Geist (s. Apg. 1:5; vgl. Mt. 3:11; Joh. 1:33; Eph. 1:13; 4:30) erneut natürlich geworden, während der Zustand der aus Gnade Erretteten im künftigen Leben übernatürlich sein wird. Mit anderen Worten, die ursprüngliche Bestimmung des Menschen war die Seligkeit in der Gemeinschaft mit Gott auf Erden (im Garten Eden), doch dank unserer Errettung durch Christus Jesus und vermittels der Gnade des Heiligen Geistes ist unsere Heimstatt nun im Himmel (s. Gal. 4:26; Eph. 2:6; Phil. 3:20; Hebr. 13:14). Aber das geschah alles nicht einfach so, quasi auf Knopfdruck, „denn ihr seid teuer erkauft; darum preist Gott mit eurem Leibe“ (1 Kor. 6:20), sagt der Apostel. Dieser verherrlichte Zustand, den Heilige schon vorab in dieser Welt erlangen, ist nicht anders zu erreichen als durch das Kreuz des Herrn. Christus sprach ja vor Seinem Leiden zum Vater: „Ich habe Dich auf der Erde verherrlicht und das Werk zu Ende geführt, das Du Mir aufgetragen hast. Vater, verherrliche Du Mich jetzt bei Dir mit der Herrlichkeit, die Ich bei Dir hatte, bevor die Welt war“ (Joh. 17:4-5). Die Herrlichkeit Gottes bestand ja vor aller Zeit. Doch nun hat der Sohn durch Seine Werke und Seine Worte den Vater auch auf Erden (bei den Menschen) verherrlicht. Jetzt bittet der Sohn darum, dass Er als Menschensohn auf Erden verherrlicht werden möge. Und alle, die wie die Jünger des Herrn die Worte, welche der Vater dem Sohn gegeben hatte, annahmen, haben erkannt, dass der Sohn vom Vater (vor aller Zeit) ausgegangen war und von Ihm (in der Zeit) zur Rettung der Welt gesandt worden ist (s. Joh. 17:8). Weiter bittet der Herr für die Seinigen: „Heilige sie in der Wahrheit; Dein Wort ist Wahrheit. Wie Du Mich in die Welt gesandt hast, so habe auch Ich sie in die Welt gesandt. Und Ich heilige Mich für sie, damit auch sie in der Wahrheit geheiligt sind“ (Joh. 17:17). Demnach haben wir alle durch das Kreuz Christi die Möglichkeit, in der Wahrheit – die Christus Selbst ist – geheiligt zu werden. Diese Herrlichkeit ist unvergleichlich größer als die ursprüngliche Wonne der Menschen im Paradies, war Letztere doch natürlich und von daher ohne Mühe zu erlangen. Wenn wir nun aber durch die Gnade des Heiligen Geistes, die den Jüngern auf dem Ölberg verheißen wurde (s. Lk. 24:49; Apg. 1:5,8), an der Herrlichkeit Gottes partizipieren wollen, ist dies nicht auf natürliche Weise zu erlangen. Der Menschensohn bat ja darum, auf Erden verherrlicht zu werden. Wodurch anders sollte dies geschehen als durch das Kreuz?! Durch Seine unermesslichen Liebe, die sich in unendlicher Selbstaufopferung und Selbsterniedrigung ausdrückte, erlangte der Mensch Jesus Christus die Herrlichkeit, die Er als Gott vor allen Zeiten besessen hatte: „Er war Gott gleich, hielt aber nicht daran fest, wie Gott zu sein, sondern Er entäußerte Sich und wurde wie ein Sklave und den Menschen gleich. Sein Leben war das eines Menschen; Er erniedrigte Sich, und war gehorsam bis zum Tod, bis zum Tod am Kreuz. Darum hat Ihn Gott über alle erhöht und Ihm den Namen verliehen, der größer ist als alle Namen, damit alle im Himmel, auf der Erde und unter der Erde ihre Knie beugen vor dem Namen Jesu und jeder Mund bekennt: ´Jesus Christus ist der Herr` – zur Ehre Gottes, des Vaters“ (Phil. 2:6-11). Und wir alle sind ja in diesen Namen getauft: des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes! Es ist ein Name, der Name des drei-einigen Gottes, und „ihr alle, die ihr auf Christus getauft seid, habt Christus (als Gewand) angelegt“ (Gal. 3:27). Aber das bedeutet zugleich, „dass wir alle, die wir auf Christus Jesus getauft wurden, auf Seinen Tod getauft worden sind“ (Röm. 6:3). Um also am „Offenbarwerden der Söhne Gottes“ (Röm. 8:19) Anteil zu haben, müssen wir ebendiesen Gehorsam Christ auch in uns offenbaren, nur dann sind wir Kinder Gottes. „Sind wir aber Kinder, dann auch Erben; wir sind Erben Gottes und sind Miterben Christi, wenn wir mit Ihm leiden, um mit Ihm auch verherrlicht zu werden“ (Röm. 8:17). Amen.