Predigt zum Heiligen und Hohen Donnerstag (17.04.2025)
Liebe Brüder und Schwestern,
der Große Donnerstag ist der Tag, an dem der Herr Jesus Christus den Neuen Bund in Seinem Blut gründete (s. Lk. 22:20; vgl. Mt. 26:28; Mk. 14:24; 1 Kor. 11:25). Er Selbst ist das Pascha, „das Lamm Gottes, das die Sünde der Welt hinweg nimmt“ (Joh. 1:29b, vgl. 1:36; Jes. 53:7). Ohne diesen Tag gibt es kein Ostern bzw. ohne das Abendmahl des Herr wäre unsere Teilhabe an der Auferstehung Christi undenkbar (s. Joh. 6:54). Der Große Donnerstag ist also untrennbar verbunden mit Ostern, aber er ist auch der Vorgriff auf Pfingsten – die Gründung der Kirche. Nicht von ungefähr fand das Pfingstereignis – das Herabkommen des Heiligen Geistes auf die erste christliche Gemeinde – in demselben Obergemach auf dem Berg Zion statt wie das Mystische Abendmahl. Dieser Raum, den wir heute noch als Pilger besuchen können, ist im örtlichen Sinne sozusagen die Keimzelle der Kirche. Und diese Verbindung zwischen der Kirche des Heiligen Geistes und den Mysterien der Kirche macht im Kern unseren Glauben aus. Alles andere ist Aberglaube.
Viele getaufte aber nicht aktiv am Leben der Kirche teilnehmende Menschen halten sich für „gläubig“ und bezeichnen sich selbst als „orthodox“. Aber sind sie das wirklich schon allein durch die Tatsache ihrer nominellen Zugehörigkeit zum Leib Christi? Formal – ja, da ihnen die heiligen Mysterien der Kirche im Bedarfsfall nicht verweigert werden (kirchliche Trauung, Taufe ihrer Kinder, Krankensalbung, Heilige Kommunion in Notsituationen sowie ein kirchliches Begräbnis einschließlich der Kommemoration nach ihrem Ableben). Und doch kann hier nur von einer oberflächlichen Teilidentifikation mit der Orthodoxie die Rede sein. Lackmustest ist das Verhältnis der betreffenden Person zur heiligen Eucharistie: wer nicht am Leib und Blut Christi teilnimmt, hat das Leben nicht in sich (s. Joh. 6:53b). Wer aber glaubt, dass er den allerreinsten Leib und das kostbare Blut Christi empfängt, der wird doch jede Gelegenheit wahrnehmen, um daran teilzunehmen. Und umgekehrt, wer das nicht tut, der zeigt damit, dass er nicht glaubt... Unser Glaube beruht auf lebendiger Erfahrung der wahrnehmbaren Gemeinschaft mit Gott. Und doch werden wir Sünder nicht solcher himmlischer Gnadengaben gewürdigt wie die Heiligen. Das ist auch gut so, denn dadurch können wir an das glauben, was wir nicht sehen (s. Hebr. 11:1). Und so ein Glaube ermöglicht die reale mystische Verbindung zwischen Gott und Mensch, sichtbarer und unsichtbarer Welt, Himmel und Erde, dem zeitlichen Leben und der Unendlichkeit im Königtum Gottes. Amen.