Predigt zum Lazarus-Samstag (Hebr. 12:28-13:8; Joh. 11:1-45) (12.04.2025)
Liebe Brüder und Schwestern,
heute gedenken wir des größten Wunders, das der Herr während Seiner irdischen Mission vollbracht hat: der Auferweckung des Lazarus. Gewiss gab es schon im Alten Testament drei Fälle, in denen Tote wieder ins Leben zurück gerufen wurden (3 Kön. / 1 Kön. 17:17-24; 4 Kön. / 2 Kön. 4:32-37; 13:21), und der Herr Jesus Christus Selbst hatte zuvor die Tochter des Jairus und den Sohn der Witwe aus Nain erweckt, doch all diese Auferweckungen geschahen kurze Zeit nachdem die Seele den Körper verlassen hatte, oder besser, damit begonnen hatte, sich vom Leib zu lösen. Begräbnisse fanden ja gleich am Tag des Ablebens statt, so dass auch im Falle der Gebeine des Propheten Elischa und des Witwensohns aus Nain die Seele noch nicht endgültig vom Leib geschieden war. Wir glauben ja daran, dass die Seele bis zum dritten Tage nach dem physischen Tod noch auf Erden ist (was viele auch mir bekannte Menschen aus eigener Erfahrung bestätigen können), sodass in diesem Zeitabschnitt der Tod noch nicht unumkehrbar ist, wie man aus zahlreichen Fällen plötzlich wieder erwachter klinisch Toter weiß. Deshalb sagt der Herr über die Tochter des Synagogenvorstehers: „Das Mädchen ist nicht gestorben. Es schläft nur“ (Mt. 9:24; vgl. Mk. 5:39; Lk. 8:52) und der Apostel Paulus über Eutychus: „Seine Seele ist noch in ihm“ (Apg. 20:10). Im Falle von Lazarus war es aber anders. Er lag schon den vierten Tag im Grabe und war somit der Verwesung anheimgefallen (s. Joh. 11:39). Wo seine Seele diese Zeit gewesen ist – dies geschah ja noch vor der Höllenfahrt Christi – können wir uns gar nicht vorstellen. Ihn auferwecken, d.h. seine Seele aus dem Scheol, diesem Ort der vollkommenen Stille und Finsternis wieder herauszuführen, konnte nur der Sohn Gottes (s. 11:41-42). Er deutet hier schon an, dass Er auch die auferwecken wird, deren sterbliche Hülle längst verwest und zu Erde geworden ist (vgl. Gen. 3:19b; Ez. 37:1-14). Nach der Auferstehung beginnt für alle die Ewigkeit.
Wie oft habe ich als Priester mit dem Tode zu tun! Diese Tränen, diese Verzweiflung, diese Ausweglosigkeit bei Menschen, die nur nominell Christen sind, aber nicht wirklich an Den glauben, Der „die Auferstehung und das Leben“ ist (Joh. 11:25)! Im Gegensatz zu Lazarus, der nur Finsternis vorfand, werden wir nach unserem Hinscheiden ALLE Jesus Christus im göttlichen Lichtkranz Seiner Herrlichkeit begegnen. Und wer daran glaubt, der kann doch nicht so leben, als würde diese Begegnung niemals stattfinden. Oder?!.. Amen.