Predigt zum Hochfest der Verkündigung an die Allerheiligste Theotokos (Hebr. 2:11-18; Lk. 1:24-38) (07.07.2025)
Liebe Brüder und Schwestern,
jedes Jahr um diese Jahreszeit erwachen bei uns erneut die Frühlingsgefühle. Damit zusammenhängend ist das Hochfest der Verkündigung, das meistens vor Ostern kommt. Wir feiern an diesem Tag den „Beginn unserer Erlösung“ und die „Offenbarung des Geheimnisses von Ewigkeit her“ (vgl. Röm. 16:25-27), denn „der Sohn Gottes wird zum Sohn der Jungfrau“. Gott und Mensch vereinen sich in der Person Jesu Christi, Der vom Himmel auf Erden herabkommt. Ohne die Menschwerdung Christi wäre unsere Errettung nicht möglich gewesen: Geburt, Taufe, Eucharistie, Leiden, Tod, Auferstehung, Himmelfahrt und das Herabkommen des Heiligen Geistes wären ohne das Mysterium der Menschwerdung Gottes undenkbar. Denn wäre der verheißene Heiland nur ein Mensch (z.B. ein Prophet), wäre seine Geburt kein Ereignis von himmlischer Tragweite, seine Taufe nur ein Symbol, das Abendmahl ein feierliches und emotionales Abschiedsessen, sein Leiden und sein Tod eine sinnlose Tragödie, seine Auferstehung eine Sensation, seine Himmelfahrt ein Spektakel und die Gründung der Kirche vielleicht ein denkwürdiges Datum. Der Gottesmensch Jesus vereint aber all diese Ereignisse im Geheimnis unserer Errettung von Ewigkeit her. Der Sohn Gottes wird Sohn der Jungfrau – und dieser Moment ist der Wendepunkt der Heilsgeschichte. Gott macht dies möglich, indem Er ein so reines Gefäß „findet“, das würdig sein wird, den Mensch gewordenen Heiland in Ihrem Leib zu tragen und in neun Monaten zur Welt zu bringen.
Ich höre manchmal von Christen anderer Konfessionen, welche die Mutter Gottes nicht gebührend ehren: „Maria hatte überhaupt keine Verdienste. Jesus hätte auch von jeder beliebigen Frau geboren werden können“. Klar, Gott hätte Sich auch einen anderen „Kanal“ aussuchen können, aber durch die Fleischwerdung im Leibe der reinen Jungfrau wurde Er eins mit der Menschheit. Und wer unter den Menschen hat jemals solche Worte zu hören bekommen?: „Sei gegrüßt, Du Begnadete, der Herr ist mit Dir!“ (Lk. 1:28), „Du hast bei Gott Gnade gefunden“ (1:30). Welcher Mensch hat denn sonst nach dem Sündenfall Gnade vor Gott gefunden?! Nur Sie wurde würdig, dass der Heilige Geist über Sie kam und die Kraft des Höchsten Sie überschattete (s. 1:35). Entscheidend für die Errettung der Welt war aber die Zustimmung dieses jungen Mädchens, ohne die Gott nicht hätte auf Erden herabkommen können: „Ich bin die Magd des Herrn, Mir geschehe, wie du es gesagt hast“ (1:38). Amen.