Predigt zum Hochfest der Verklärung des Herrn (Metamorphosis) (2 Petr. 1:10-19; Mt. 17:1-9) (19.08.2023)
Liebe Brüder und Schwestern,
vierzig Tag vor Seinem Kreuztod führt der Herr Seine drei ausgewählten Jünger auf einen hohen Berg in Galiläa und zeigt Ihnen dort Seine göttliche Herrlichkeit in dem Maße, wie diese sie mit ihren menschlichen Sinnen wahrnehmen konnten. Ganz generell spielen sich die wichtigsten Lebensstationen des Herrn (Geburt, Beschneidung, Darstellung im Tempel, Taufe), welche in den Hochfesten der Kirche widergespiegelt werden, vor einigen wenigen Zeugen (s. 2 Petr. 1:16-19), also nahezu unter Ausschluss der Öffentlichkeit, ab. Nur der – aus irdischer Perspektive so empfundene – absolute Tiefpunkt, die Leiden des Herrn bis hin zur Kreuzigung, sind ein Massenspektakel. Wie ist hier dann die Verklärung Christi auf dem Berg vor den Augen der drei Jünger einzuordnen?
Das Fest der Verklärung dient zur Verdeutlichung der Gottheit Jesu Christi. Seine Göttlichkeit bzw. die göttliche Herrlichkeit wird vom Sohn Gottes aber nichtsdestotrotz in menschlicher Gestalt offenbart. Wie im Kondakion zum Fest besungen, sollen die Jünger anhand des Gesehenen erkennen, dass das kurze Zeit später stattfindende Leiden des Herrn freiwillig gewesen sein wird. Gott kann nicht leiden und auch nicht sterben, es sei denn, Er will es, indem Er Sich durch einen unvorstellbaren Akt der Selbsterniedrigung (s. Phil. 2:6-9) mit der menschlichen Natur, die durch den Abfall von Gott sterblich geworden ist, vereint. Nur so kann die gefallene Natur in der Welt, welche ganz „unter der Macht des Bösen steht“ (1 Joh. 5:19), bestehen. Christus hat die Welt besiegt (s. Joh. 16:33). Die drei Jünger sollen ebenfalls lt. Kondakion der Welt verkünden, dass Jesus Christus wahrhaftig der Abglanz des Vaters ist. Er „ist ein Licht, das an einem finsteren Ort scheint“ (2 Petr. 1:19b).
Für uns Erdgeborene heißt das, dass wir durch die Vereinigung mit dem göttlichen Leib Christi in der Taufe sowie durch die Teilnahme an Seinem lebensspendenden und vergöttlichenden Leib und Blut in der Eucharistie nicht bloß zu Betrachtern der Herrlichkeit Gottes, sondern selbst auch zu Teilhabern Seiner Gottheit werden können, „denn in Ihm allein wohnt wirklich die ganze Fülle Gottes“ (Kol. 2:9). Dazu müssen wir aber so leben, dass wir in dieser Welt nichts wissen, „außer Jesus Christus, und zwar als den Gekreuzigten“ (1 Kor. 2:2). Wollen wir demnach schon jetzt, im Leibe, mithilfe der vergöttlichenden Mysterien der Kirche in der absoluten Realität der kommenden Welt leben, „die Wirklichkeit aber ist Christus“ (Kol. 2:17). Amen.