Predigt zum 22. Herrentag nach Pfingsten (Gal. 6:11-18; Lk. 8:26-39) (13.11.2022)
Liebe Brüder und Schwestern,
heute lesen wir von der Austreibung der Dämonen aus dem Besessenen in Gerasa im Lande der Gedarener. Jede allegorische Deutung dieses Ereignisses offenbart von neuem, dass das Evangelium fürwahr zeitlos und wahrhaftig ist, und dass es belegt, dass wir alle ausnahmslos vom Sündenfall der Urahnen betroffen sind. Doch das war der Voraussicht Gottes vor allen Zeiten nicht verborgen, Der Seinen „Heilplan B“ hervorholte. Wir können deshalb lediglich mit Verwunderung betrachten, wie Sich unser Herr Jesus in die Niederungen unserer Sündhaftigkeit begibt und in Seiner unfassbaren Sanftmut unsere menschliche Ablehnung und unsere Undankbarkeit erduldet. Kein Mensch vermag sich auch nur auf annähernd vergleichbare Weise so zu demütigen, wie es der Herr zu unserer Errettung getan hat (vgl. Phil. 2:6-8). Erweisen aber wir dem Herrn unseren Dank in Form menschenmöglicher Demut Ihm gegenüber?!..
Der kurze Aufenthalt des Herrn am Ostufer des Sees Genezareth symbolisiert den (geistlichen) Zustand unserer Welt. Der Erlöser kommt zu uns, um uns vor der todbringenden Gefahr durch die Dämonen zu befreien. Heute erregt dämonisches Treiben, anders als früher, kaum oder überhaupt kein Aufsehen mehr. Kultur- und Medienlandschaft sind derart davon vereinnahmt, dass man geneigt ist, die Flucht aus dieser Welt zu ergreifen. Früher hausten die Besessen in Grabhöhlen (s. Lk. 8:27), heute dagegen ist das teuflische Geschehen allgegenwärtig in Medien, Schulen und Kindergärten; im Alltagsleben, in Staat und Gesellschaft ist es inzwischen gesetzlich verankert. Da bleibt einem ja nur noch die Flucht in die Höhlen, welche die Dämonen längst verlassen haben, weil sie sich da nicht mehr zu verstecken brauchen... Halt, stopp! Es gibt ja noch einen „Ort“, in den man sich nicht nur verkriechen kann, sondern aus dem man sogar die Flucht nach vorne antreten kann (s. Eph. 6:10-20; vgl. Röm. 13:12). Gott ist in der Welt, aber die Welt erkennt Ihn nicht; Christus kommt in Sein Eigentum, aber die Seinen nehmen Ihn nicht auf (s. Joh. 1:10-11). Die Kirche ist Gottes letzte Bastion in dieser Welt, aber eine, die niemals von den feindlichen Horden eingenommen werden wird (s. Mt. 16:18). Sie ist die Asylstadt, die uns ungewollte Sünder vor dem Tod der Seele bewahrt (vgl. Dtn. 4:41-43).
Das Schlimme heute ist, dass sich die Menschheit in ihrer überwiegenden Mehrheit gar nicht retten lassen will. Stellen Sie sich vor, der Arzt kommt mit allen Heilmitteln in das Lazarett – und wird von den todkranken Patienten wieder vor die Tür gesetzt! Und doch gibt der Arzt nicht auf, sucht nach weiteren Wegen, um den hirnverbrannten Kranken die Medizin irgendwie doch schmackhaft zu machen (s. Lk. 8:38-39). Aber ihr Widerstand ist stur und erbittert! „Stör uns nicht mehr! Mach, dass Du wegkommst!“ Aber Gott macht den Weg der Sünder zunichte (s. Ps. 145:9), um ihnen einen Neuen Weg (s. Joh. 14:6) zu zeigen. Doch sie lassen sich nicht vom eingeschlagenen Irrweg abbringen, bevorzugen es, weiter in Sünde zu leben und denken ausschließlich an ihren materiellen Vorteil. Das macht den Menschen – damals wie heute – die meisten Sorgen, nicht das Heil ihrer unsterblichen Seelen. Und je stärkere „Medikamente“ Gott einsetzt, desto größer scheint auch die „Immunität“ der Menschen zu werden. Resultat ist eine beispiellose massenhafte Lethargie für geistliche Dinge. Seit über einem Jahrzehnt jagt eine Krise die andere, sodass sich die Menschheit im freien Fall befindet. Dass die „Landung“ auf dem harten Boden der Tatsachen nicht mehr lange auf sich warten lassen kann, müsste jedem bewusst sein, aber…
Dieser schier unendliche Themenkomplex betrifft auch die Tagespolitik. Wenn Leute für die Selbständigkeit eines Landes kämpfen, das erst seit etwas mehr als 30 Jahren auf der Karte als solches existiert, dafür aber die Kirche in diesem Land, die seit über 1000 Jahren dort ihren Dienst vor Gott leistet, liquidieren wollen, besteht für diese Prioritätensetzung keinerlei Interpretationsspielraum. Dieser Ethno-Philetismus (Chauvinismus in religiösem Gewand) führt nun dazu, dass die Kirche Christi nach Jahren der Unterdrückung (in der Nachkriegszeit) und Benachteiligung (seit der staatlichen „Unabhängigkeit“) nun wieder massiv verfolgt wird (wie in der Zwischenkriegszeit). Ich wage sogar zu behaupten, dass wenn sich besagte Christus-feindliche Pseudo-Kirche in Häresien verstrickte oder offen den Teufel anbetete, es den Leuten dort im Grunde egal wäre, solange das „U“ in der Namensbezeichnung dieser staatlich gestützten und aus dem Ausland gelenkten Organisation vorhanden bleibt. Der Hexen-Sabbat in der Hauptstadt des Landes, der Wiege des Christentums, spricht Bände dafür. Hier wird Christus, Der dort seit über 1000 Jahren beheimatet ist, von den Bewohnern des Landes verwiesen. Nicht genug damit, - ein auf den eigenen Vorteil bedachter Ökumenischer Patriarch hat sich für dieses niederträchtige Intrigenspiel bereitwillig hergegeben. Es fällt mir schwer, hier keine Parallelen zum Lande der Gedarener, das ein fester Bestandteil Israels war, festzustellen.
Wie dem auch sei, bevorzuge ich es, meine Predigten auf einer positiven Note zu beenden. Mir genügen meine eigenen Verfehlungen vollauf, sodass ich nur auf die Milde des Herr mir, dem Mega-Sünder, gegenüber, hoffe. Gleichzeitig traue ich Ihm die Rettung aller Menschen dieser Erde zu, Ihm, Der unschuldig ans Kreuz genagelt wurde und unter unvorstellbaren Qualen sowohl für Seine unwissenden Henker, als auch für Seine zurechnungsfähigen Feinde betete: „Vater, vergib Ihnen; denn sie wissen nicht, was sie tun!“ (Lk. 23:34). Gott der Vater wird die richtige Balance zwischen „Erbarmen und Wahrheit“ finden (Ps. 83:12; 84:11), denn „Er hat Den, Der keine Sünde kannte, für uns zur Sünde gemacht, damit wir in Ihm Gerechtigkeit Gottes würden“ (2 Kor. 5:21). Amen.