Predigt zum Großen und Hohen Donnerstag (1 Kor. 11:23-32; Mt. 26:21-39; Lk. 22:43-45; Mt:26:40-27:2) (29.04.2021)
Liebe Brüder und Schwestern,
am Großen Donnerstag gründet unser Herr Jesus Christus den Neuen Bund in Seinem Blut (s. Lk. 22:20). Es ein Wendepunkt in der Geschichte der Menschheit. Von nun an sind wir durch Fleisch und Blut mit Gott vereint. Aber um welchen Preis geschah dies?! Der Apostel Petrus schreibt: „Ihr wisst, dass ihr aus eurer sinnlosen, von den Vätern vererbten Lebensweise nicht um einen vergänglichen Preis losgekauft wurdet, nicht um Silber oder Gold, sondern mit dem kostbaren Blut Christi, des Lammes ohne Fehl und Makel“ (1 Petr. 1:18-19). Und der Apostel Paulus schreibt: „Um einen teuren Preis seid ihr erkauft worden“ (1 Kor. 6:20). Das, was sich im großen Raum im Obergeschoss (s. Mk.14:14; Lk. 22:12), vermutlich im Elternhaus des damals noch jugendlichen Apostels und Evangelisten Markus (s. Mk. 14:51-52) vor zweitausend Jahren ereignet hat, übersteigt das menschliche Vorstellungsvermögen. Der ewige Ratschluss Gottes nimmt Gestalt an, denn Christus, „das Lamm ohne Fehl und Makel“ (s. Ex. 12:5; vgl. Joh. 1:29,36), war nach den Worten des Apostels „schon vor der Erschaffung der Welt dazu ausersehen, und unseretwegen ist Er am Ende der Zeiten erschienen“ (1 Petr. 1:20). Wir sehen das u.a. auf der berühmten Ikone der Trinität des heiligen Andrej (Rubljov, +15 Jhd.): der mittlere Engel, mit einer priesterlichen Schärpe ausgestattet, symbolisiert den Logos, den ewigen Hohepriester (s. Ps. 109:4; Hebr. 5:10; 7:17,21), welcher mit Seiner Rechten auf das Schlachtlamm inmitten des Tisches deutet. Er ist der „Urheber des ewigen Heils“ (Hebr. 5:9), Er bringt vor Anbeginn der Welt andeutungsweise schon das ewige hohepriesterliche Opfer dar, indem Er durch Seine Menschwerdung „am Ende der Zeiten“ Selbst zum Opferlamm wird.
Heute also gründet der „Hohepriester nach der Ordnung des Melchisedek“ das Neue Testament. Melchisedek ist eine rätselhafte Gestalt in der Heiligen Schrift. Den heiligen Vätern zufolge wird er in der Heiligen Schrift „ohne Geschlecht und Herkunft“ erwähnt, war „Priester des Höchsten Gottes“ und „König von Salem“ (= König des Friedens), „brachte Brot und Wein heraus“ (Gen. 14:18), als er Abraham segnete – und in ihm dessen leibliche und geistliche Nachkommenschaft (s. Gal. 3:29). Der verheißene Nachkomme Abrahams ist demnach Christus (s. Gen. 13:16; 15:1-5; vgl. Mt. 1:1,17; Lk. 3:23-38). Die „Erben der Verheißung“ (Hebr. 6:17) und Christi Nachkommen (s. Jes. 53:10) sind aber wir, die wir uns in der heiligen Taufe mit Christus vereint haben (s. Gal. 3:27) – aber nur, wenn wir Gottes Gebote erfüllen: „Wenn ihr Meine Gebote haltet, werdet ihr in Meiner Liebe bleiben“ (Joh. 15:10). Und Gottes Gebote dienen unserem Heil – Gott will sie erfüllt sehen, weil Er uns liebt und unsere Errettung will. Und heute gibt uns der Herr dieses Gebot: „Nehmt und esst; das ist Mein Leib“ und: „Trinkt alle daraus; das ist Mein Blut, das Blut des Bundes, das für viele vergossen wird zur Vergebung der Sünden“ (Mt. 26:26,27,28, vgl. Mk. 14:22-24; Lk. 22:17,19-20; 1 Kor. 11:23-25). Durch dieses göttliche Mysterium, das „die Kirche Gottes“ (1 Kor.11:22) erst ausmacht, können wir uns am Tode Christi auf mystische Weise beteiligen (s. 1 Kor. 11:26), damit wir auch Teilhaber Seiner Auferstehung werden (s. Röm. 6:5,8,11). Nichts ist mit „Gott im Herzen haben“! Die Realität sieht anders aus: „Was aus dem Fleisch geboren ist, das ist Fleisch; was aber aus dem Geist geboren ist, das ist Geist“ (Joh. 3:6; vgl. 1 Kor. 15:50). Lasst uns also ein Leben nach dem „Gesetz des Geistes und des Lebens in Christus Jesus“ führen, das uns frei macht „vom Gesetz der Sünde und des Todes“ (Röm. 8:2). Das beginnt im Säuglingsalter durch die Einswerdung mit Gott im Mysterium Seines allerreinsten Leibes und Seines kostbaren Blutes. Was bilden sich denn unsere getauften Heiden eigentlich ein, wenn sie zwar zum Festmahl des Herrn gerufen werden, aber von sich aus nicht zu den Auserwählten gezählt werden wollen (s. Mt. 22:14; vgl. Lk. 14:24)?! Sie demonstrieren damit nur ihre vollkommene Gleichgültigkeit gegenüber dem Leiden, dem Tod, der Liebe und der Lehre Christi. Ist es denn nicht so, dass sie den Sohn Gottes dadurch noch einmal ans Kreuz schlagen und Ihn erneut zum Gespött machen (s. Hebr. 6:6)?!..
Heute wird ein ganz entscheidender Schritt gemacht zur Zerschlagung der Pforten der Hölle, zur Befreiung der vom Tode Gefesselten und zur Wiedereinkehr der Abkömmlinge Adams in das Paradies. Der Herr hat hierfür heute den Grundstein gelegt. Er sprach vor Seinem Leiden: „Ich bin gekommen, um Feuer auf die Erde zu werfen. Wie froh wäre Ich, es würde schon brennen! Ich muss mit einer Taufe getauft werden, und Ich bin sehr bedrückt, solange sie noch nicht vollzogen ist“ (Lk. 12:49-50). Mit dem „Feuer“ ist die Gnade des Heiligen Geistes gemeint (vgl. Mt. 3:11; Lk. 3.16), mit der „Taufe“ werden die Leiden Christi, Sein Tod, Sein dreitägiges Begrabensein und Seine Auferstehung angekündigt, an denen wir Anteil haben dürfen (s. Röm. 6:3-5). Christus sehnt Sich danach, Sich endlich für uns hinzugeben, Ihn dürstet danach (s. Joh. 19:28). Mit Seinem „Durst“ hat Christus, welcher Sich unserer Schwachheit angenommen hatte, unseren „Durst“ gestillt (s. Joh. 4:13,14; 7:37,38), – durch das Blut (die Heilige Eucharistie) und durch das Wasser (die Heilige Taufe), welche nach Seinem die Welt erlösenden Tod aus Seiner Seite strömten (s. Joh. 19:34). Und nun „dürsten“ wir danach, Ihm in diesen Stunden beizustehen. Er erwartet es von uns: „Bleibt hier und wacht mit Mir!“ (Mt. 26:38; vgl. 26:40-41;45-46; Mk. 14:34,37,40-42; Lk. 22:40,46). Das schulden wir Ihm. „Der Herr ist nahe“ (Phil. 4:5). Jesus Christus ist „der Weg und die Wahrheit und das Leben“ (Joh. 14:6). Wollen wir Ihm folgen bis in den Tod. Vor allem in diesen heiligen Tagen haben wir die Gelegenheit dazu. Amen.
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2021
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