Predigt zum 23. Herrentag nach Pfingsten (Eph. 2:4-10; Lk. 8:26-39) (15.11.2020)
Liebe Brüder und Schwestern,
wir hörten heute davon, wie der Herr Jesus Christus einen von Dämonen Besessenen am Ostufer des Sees Genezareth heilt. Er vertreibt die Dämonen aus dem Mann und gestattet es ihnen, in eine Schweineherde hineinzufahren, die darauf den Hang hinabstürzt und im See ertrinkt.
Welche Reaktion zeigen die Dämonen, als sie unserem Herrn von Angesicht zu Angesicht begegnen bzw. wie verhält sich der dämonisierte Mensch, wenn er Christus direkt gegenübersteht?: „Als er Jesus sah, schrie er auf, fiel vor ihm nieder und rief laut: ´Was habe ich mit Dir zu tun, Jesus, Sohn des höchsten Gottes? Ich bitte Dich: Quäle mich nicht!` Jesus hatte nämlich dem unreinen Geist befohlen, den Mann zu verlassen. (…) Und die Dämonen baten Jesus, sie nicht zur Hölle zu schicken. (…) Die Dämonen baten Jesus, ihnen zu erlauben, in die Schweine hineinzufahren. Er erlaubte es ihnen“ (Lk. 8:28-29a,31-32). Wissen Sie, woran mich diese Verhaltensweise erinnert?.. An meine Schulzeit: Wenn die Lehrerin für einige Minuten herausging und der Klasse sagte, wir sollten uns alle ruhig verhalten, haben wir, die Jungs (bis auf die beiden Brillenträger in der ersten Reihe und den, der vor der Tür Schmiere stand), herumgetobt, uns geprügelt, Gegenstände durchs Klassenzimmer geschmissen, mit Katapulten aufeinander geschossen bzw. einander mit Blasrohren bombardiert (unserem „Erfindungsreichtum“ waren da, anders als im Unterricht, kaum Grenzen gesetzt). Doch sobald sich die Klassenzimmertür wieder öffnete und die Lehrerin eintrat, saßen wir mucksmäuschenstill auf unseren Plätzen... So auch die unreinen Geister: ihnen ist von Gott in Seiner unendlich weisen Vorsehung die Möglichkeit gegeben, Unheil anzurichten unter den Menschen. Davon machen sie weidlich Gebrauch, wenn man sie lässt (vgl. Mt. 12:43-45; Lk. 11:24-26). Doch wenn sie ihrem Herrn Selbst oder einem vom Heiligen Geist erfüllten Menschen gegenüberstehen, erkennen sie ihre Ohnmacht und sind plötzlich lammfromm (vgl. Apg. 16:16-18; 19:15) oder winseln um Gnade (s. Mt. 8:31; Mk. 5:12; Lk. 8:32). Sie erkennen Jesus Christus als ihren Gebieter an. Erst, wenn Er Sich wieder „entfernt“, treiben sie weiter ihr Unwesen.
Vor zweitausend Jahren wussten die Menschen zwar, welch böse Kraft ursächlich für jegliches absonderliches Verhalten war, doch schon da zogen sie nicht die richtigen Schlüsse daraus, sondern baten den Erlöser, ihr Gebiet wieder zu verlassen (s. Lk. 8:37). Im Unterschied dazu sind unsere „zivilisierten“ Menschen von heute sofort bereit, jeden Wahnsinn mitzumachen und sich am dämonischen Treiben zu ergötzen. Im Kindergarten wird Halloween gefeiert, wird eine „Madonna“ hoch gepusht, die mit einem Kruzifix masturbiert, werden Begriffe wie Ehe und Familie zweckentfremdet u.v.m. Die Vorstellungskraft versagt beim Gedanken daran, was noch kommen wird.
Wie nahe die Erzählung von dem Besessenen von Gerasa an unsere Zeit reicht, werden wir beim zweiten Hinsehen vielleicht auch erkennen. Die Einwohner Gerasas sahen den Mensch gewordenen Gott und Erlöser vor sich. Er hatte ihnen durch die Austreibung der Dämonen und das Einfahren derselben in die Schweineherde offenbart, dass ihr bisheriges Leben sie in den Abgrund des Todes führt, hielten sie doch Schweine bei sich, was nach dem Gesetz Gottes verboten war (s. Lev. 11:7-8). Der Größe der Herde (s. Mk. 5:13) nach zu schließen müssen die Gerasener beträchtlichen Erlös vom Verkauf z.B. an die in Galiläa angesiedelten Römer und Griechen sowie die benachbarten heidnischen Stämme erzielt haben. Doch was hat das mit unserer heutigen Zeit zu tun?..
Russland befand sich 70 Jahre lang in dämonischer Besessenheit, als Gott des Landes verwiesen wurde. Millionen verloren ihr Leben. Seit etwa 30 Jahren gibt es wieder die Möglichkeit, ungehindert ein Leben mit Gott zu führen. Und die meisten Leute haben im Prinzip nichts dagegen, wenn Gott (im Bedarfsfall) wieder um die Ecke zu erreichen ist; Er soll sich aber, bitteschön, nicht in das Leben der Menschen einmischen!.. So gehen etwa nur 5% der Menschen sonntags in die Kirche und die liberalen Kräfte hassen die Kirche sogar mehr als es die Kommunisten zuletzt getan haben, weil das die einzige Kraft ist, die sich dem inzwischen globalisierten dämonischen Treiben entgegenstemmt. Alle Übrigen möchten weiter so leben, wie sie es gewohnt sind. Gott brauchen sie nur, wenn sie Ihn um Hilfe anflehen wollen oder wenn sie einen Schuldigen für Missstände suchen. Sein Leben ändern (s. Mt. 16:24-26; Mk. 8:34-38; Lk. 9:23-26) möchte kaum einer. Hilfe erwarten viele, aber dafür auch etwas tun…?
Und wir? - Merken wir denn nicht, dass uns Gott anhand der globalen Entwicklung der letzten Jahre und Monate schrittweise darauf vorbereitet, irgendwann die grundsätzliche Entscheidung zwischen irdischem Wohlergehen und der Treue zu Gottes Gesetz zu treffen?!.. Nach COVID-19 werden wir uns alle wieder mit Elan in unser gewohntes Leben stürzen: Geld verdienen, Spaß haben, unseren Leidenschaften frönen. Gott darf gerne danebenstehen, jedoch ohne Mitspracherecht... Welch ein Wahnsinn! Aber danach kommt garantiert etwas Neues und Anderes, weil Gott es zu unserem Heil zulassen wird, damit wir endlich begreifen, dass wir nicht ohne Ihn leben können! Auch wir Praktizierende hoffen insgeheim noch, dass wir Christus treu bleiben und zugleich unseren Lebensstandard beibehalten können. Aber was ist, wenn es nicht mehr gehen wird (s. Mt. 6:24; Lk. 16:13; vgl. Offb. 13:17)?!.. Dann ist Bekennermut gefragt. Und Liebe zu Christus (s. Mt. 10:37)! – Wenn wir sagen: „Komme, was wolle – ich bleibe Christus treu“, wird uns der Herr niemals verlassen (s. Mt. 10:30-33; Lk. 12:7-12; 21:12-19). Wir brauchen uns jedenfalls nicht zu fürchten, denn „Furcht gibt es in der Liebe nicht“ (1 Joh. 4:18). Amen.
Details Eintrag
Jahr:
2020
Orignalsprache:
Deutsch