Predigt zum Hochfest Theophanie/Epiphanie Mt 3, 13-17, 19.01.2025
Liebe Brüder und Schwestern,
wir feiern heute das Hochfest Theophanie oder auch als Epiphanie bezeichnet.
Sofort stellt sich die Frage, was bedeutet Theophanie/Epiphanie?
Aus dem altgriechischen abgeleitet θεός theos „Gott“ und φαίνεσθαι phainesthai „sich zeigen“, „er-scheinen“, kommen wir also auf die wörtlich übersetzte Bedeutung „Erscheinung eines Gottes“. Ähnlich verhält sich das mit Epiphanie (von altgriechisch ἐπιφάνεια epipháneïa, latinisiert epiphanīa „Erscheinung“).
Vor knapp zwei Wochen begingen wir noch das Fest der Geburt Christi, jetzt machen wir gleichermaßen einen Sprung um 30 Jahre nach vorn im Leben Christi, denn Seine Taufe geschah in diesem Alter quasi am Beginn seines Wirkens.
Beide Feste haben etwas mit dem Kommen des Messias, Gottes Sohnes auf die Erde zu den Menschen zu tun. Zu Christi Geburt war dies die leibliche Ankunft unter ärmlichsten Bedingungen, etwas, was man von Gott eigentlich gar nicht erwarten würde, dem Allmächtigen, den Immerseienden, dem Unbegrenzten!
Zu Theophanie zeigt sich nun Gott den Menschen in seiner Dreiheit, deshalb auch „Theophanie“, denn Gott zeigte sich für die dem Ereignis beiwohnenden in seinen drei Hypostasen:
- Jesus als der Täufling,
- die Taube als Symbol für den Heiligen Geist und
- die Stimme des Vaters “Du bist mein geliebter Sohn, an dir habe ich Gefallen gefunden.”
Von der Erscheinung der Dreiheit bei der Taufe Christi im Jorden bezeugen wir auch in dem Festlied des heutigen Tages, dem Troparion, Ton 1:
„Als Du, Herr, im Jordan getauft wurdest, ward offenbar die Anbetung der Dreiheit. Denn des Erzeugers Stimme gab Dir das Zeugnis, da Er Dich den geliebten Sohn nannte. Und der Geist in Gestalt der Taube verkündete des Wortes Untrüglichkeit. Der Du erschienen bist, Christus Gott, und die Welt erleuchtet hast, Ehre Dir.“
Beide Ereignisse– Christi Geburt und Theophanie – wurden anfangs in einem gemeinsamen Hochfest begangen, da diese Verbindung von leiblicher und geistlicher Ankunft des Heilandes damit im Zusammenhang gewürdigt wurde. Im 2. Jahrhundert entstand dann in der orthodoxen Kirche das Hochfest, welches nach Weihnachten begangen wird.
Warum geschah nun diese Taufe?
Dafür gab es mehrere Gründe. Zu dieser Zeit wirkte Johannes der Täufer, der als Wegbereiter Christi gilt. Er ist der größte Prophet des Alten Testaments und gleichzeitig das Bindeglied zum Neuen Testament. Die Taufe des Johannes erforderte von den Täuflingen eine Buße bzw. ein Umgeisten, eine Änderung dessen, auf was der Geist eines jeden gerichtet oder fokussiert ist: „Bringet also Früchte hervor, würdig des Umgeistens“. Für diejenigen, die sich von Johannes taufen ließen, bedeutete dies eine Reinigung von den Sünden der Vergangenheit und eine nun beginnende Ausrichtung des Lebens auf Gott.
Jesus war ohne Sünde, er hätte diese Taufe eigentlich nicht nötig gehabt. Doch unterwarf er sich dieser Taufe, um einerseits eine Vorbildwirkung auf andere zu erreichen, um andererseits sich nicht gegenüber anderen herauszustellen und er tat dies schließlich, damit sich das Alte Testament erfüllt. Doch mit der Erscheinung von Gott-Vater und dem Heiligen Geist zeigt sich die wahre vollumfängliche Bedeutung dieser Taufe, denn Gott zeigt sich erstmals dem Volk in seiner Dreiheit.
Warum geschah diese Taufe erst so spät, im Alter von 30 Jahren?
In der antiken Welt konnte ein Mann erst mit 30 Jahren eine öffentliche Tätigkeit aufnehmen. Er musste von jemandem als zuverlässige und wahrhaftige Person verbürgt werden. Andernfalls hätte man ihn als Hochstapler betrachtet. Etwas Ähnliches geschieht auch hier. Der Heiland ist also nun 30 Jahre alt und geht hinaus, um das Evangelium zu predigen.
Johannes der Täufer hatte eine hohe Autorität bei den Juden. Deshalb ist er es, der ihnen Jesus vorstellt und auf ihn als den verheißenen Messias hinweist.
Bei der Taufe eines künftigen Christen heute sind viele Parallelen zu finden. Auch wir sind auf die Dreiheit getauft, denn Jesus gibt am Ende des Matthäus-Evangeliums seinen Jüngern den Auftrag:
„Geht nun hin und macht alle Nationen zu Jüngern, und tauft sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.“ Mt 28,19
Auch in der heutigen Zeit ist die Taufe immer noch der Beginn des Weges zu Gott. Wir legen den alten Menschen ab und ziehen Christus an, so wie es auch im Taufgesang heißt „Alle, die ihr in Christus getauft seid, habt Christus angezogen.“ Hier unterscheiden sich übrigens die Ansichten verschiedener christlicher Konfessionen. Während – vor allem im protestantischen Umfeld – davon ausgegangen wird, das mit der Taufe quasi die Errettung gegeben ist, ist die Haltung der Kirchenväter und folglich auch die der orthodoxen Kirche so, dass die Taufe erst der Beginn unseres irdischen Weges zu Gott ist.
Dieser Pfad zu Gott ist, wie es an anderer Stelle im Evangelium heißt, „schmal“. Es ist keine Autobahn, die uns in das himmlische Königtum führt, sondern ein anstrengender Weg, den wir mit Kraft, mit Training – das griechische Wort dafür ist Askese – und mit Liebe zu Gott und den Nächsten bezwingen.
Bei der Taufe geben wir – oder, wenn wir noch nicht mündig sind bzw. waren, für uns die Taufpaten – das Versprechen, dass wir uns dem Satan entsagen und uns Gott zuwenden. Das ist also das Versprechen „umzugeisten“, wie vorhin dargestellt.
Wenn wir also heute an diesem schönen Fest auf unsere eigene Taufe zurückblicken, dann sollten wir uns an das Versprechen, dass wir bei unserer Taufe gaben, erinnern.
Nicht nur in Wort, sondern auch in Tat müssen wir unser Taufversprechen einlösen!
Im ersten Apostelbrief des Evangelisten Johannes lesen wir dazu „Kinder, lasst uns nicht lieben mit Worten noch mit der Zunge, sondern in Tat und Wahrheit!“ 1Joh 3,18
Was bedeutet das konkret?
Es bedeutet, dass wir nicht nur äußerlich als Christen auftreten, sondern tatsächlich Liebe Gott gegenüber und den Nächsten erweisen.
Es bedeutet auch, dass wir in unseren täglichen Entscheidungen, was wir tun werden oder sollen, uns die Frage stellen, ob das Vorhaben wirklich gottgefällig ist, und gemäß der Antwort entsprechend handeln.
Nutzen also wir unsere Taufe als Startpunkt für ein neues Leben, das auf Gott ausgerichtet ist.
Amen.