Lk 18,9-14 (17.02.2019)
Liebe Brüder und Schwestern im Herrn,
das heutige Evangelium (Lk 18,9-14) behandelt die innere Haltung eines Menschen, wenn er vor Gott steht und betet. In dem heutigen Evangelium spricht unser Herr zu denjenigen Menschen ein Gleichnis, welche auf sich selbst vertrauten, dass sie gerecht seien und sich dabei über die anderen Menschen erheben. (V.9)
Zu Beginn des Gleichnisses stellt Jesus zwei Menschen einander gegenüber, welche beide in den Tempel gekommen waren, um zu Gott zu beten. (V.10) Auf der einen Seite handelte es sich um einen Menschen, welcher in seinem alltäglichen Leben in voller Konsequenz versuchte das Gesetz Gottes zu halten. Dies war ein Pharisäer. Auf der anderen Seite handelte es sich um einen Menschen, von dem wir nur wissen, dass er von Beruf Zöllner war. Viele von den Zöllnern galten als geldgierig und ungerecht.
Während Jesus die Gebete der beiden Menschen vergleicht, tritt ein großer und wesentlicher Unterschied zum Vorschein. Obwohl beide Menschen vor Gott treten und damit die Beziehung Mensch-Gott eröffnet wird, definiert sich der Pharisäer im Gegenüber zu anderen Menschen. So ist sein Gebet ein Dankgebet darüber, dass er nicht so ist wie die übrigen Menschen, welche Räuber, Ungerechte, Ehebrecher oder halt Menschen wie dieser Zöllner sind. (V.11) Indem der Pharisäer nun aufzählt, dass er durch zwei Mal wöchentliches Fasten und Spenden das Gesetz hält, erhebt er sich über die anderen Menschen, welche diese Gebote nicht halten. (V.12) Dabei versteht sich der Pharisäer allein aus der Relation zu seinen Mitmenschen. Durch sein eigenes besseres Handeln hält er sich Gott gegenüber schon für gerecht.
Der Zöllner hingegen beurteilt sich nicht aus der Relation zu anderen Menschen, sondern im Gegenüber zu Gott, vor den er im Gebet getreten ist. So traut er sich nicht einmal weit in den Tempel einzutreten, noch seinen Blick zum Himmel zu erheben und schlägt sich aus Reue an die Brust. Dabei spricht er allein ein Bußgebet mit den einfachen Worten: „Gott, sei mir Sünder gnädig.“ (V.13) In diesen wenigen Worten steht der Zöllner nackt vor seinem allmächtigen, aber zugleich auch barmherzigen Gott und kann nicht anders, als seine Unvollkommenheit und Fehlerhaftigkeit Ihm darzubringen.
Das Evangelium endet damit, dass der Zöllner in seiner Selbsterniedrigung und nicht jener Pharisäer in seiner falschen Selbsterhöhung gerechtfertigt wieder in sein Haus zurückkehrt. (V.14)
Dieses Gleichnis lehrt uns, dass wir in der Kirche, im Gebet vor Gott treten und dabei jeder Mensch es nötig hat, wie der Zöllner zu beten: „Gott, sei mir Sünder gnädig.“ Im zwischenmenschlichen Vergleich mag es im Handeln wohl Unterschiede geben. Aber im Vergleich zu Gott müssen wir alle unsere Unvollkommenheit anerkennen und bleiben von der Gnade und dem Geist Gottes abhängig. Dabei wird das 2x wöchentliche Fasten und das Geben des Zehnten, welches es beides schon seit Beginn an in der Kirche gibt (vgl. Didache 8,1), nicht wertlos. Dem Pharisäer fehlte jedoch die Liebe, in welcher die Gebote Christi zu erfüllt sind. Denn wenn wir nicht aus Liebe zu Gott fasten würden, dann wird das Fasten zu einer gesundheitlichen Kur oder einem religiösen Wettbewerb. Wenn wir jedoch aus Liebe zu Gott fasten, dann beinhaltet das Fasten ein Fasten von unserem eigenen Willen, von Speisen, von Materiellem, um offen und empfangsbereit für Gott zu werden. Genauso ergibt sich auch aus dem Geben des Zehnten, wenn es aus Liebe zu Gott geschieht, ein Loslösen von Materiellem. Das Loslassen scheinbarer Sicherheiten macht uns wiederum offen für die Gnade und Liebe Gott.
Möge Christus es schenken, das wir uns aus der Relation zu unserem dreifaltigen Gott heraus definieren, auf dass wir demütig eines Tages von Ihm erhöht werden. Denn Ihm gebührt alle Ehre, Macht und Anbetung, in alle Ewigkeit. Amin.