Hl. Neomärtyrer und Bekenner Rußlands Leben und Leiden des Neomärtyrerbischofs Damaskin von Gluchov*
Die Einreise in den Distrikt von Çernigov war dem Bischof verboten. Daher ließ er sich in der Stadt Starodub, die früher zum Gouvernement von Çernigov und daher zur Diözese gehört hatte, aber nach der sowjetischen Distrikteinteilung nicht mehr im Distrikt Çernigov lag, nieder. So wurde Bischof Damaskin das Wohnrecht dort nicht untersagt.
Auf dem Weg nach Starodub machte Vladyka in Moskau halt, wo er an Lungenentzündung erkrankte. Seine Anwesenheit in der Hauptstadt benutzte er zu einer Unterredung mit Metropolit Sergij.
Diese Begegnung, die am 11. Dezember 1928 stattfand, machte einen traurigen Eindruck auf Bischof Damaskin. “Wenn ich aus der Ferne noch das Vorhandensein von Fakten vermutete, die sein Verhalten gerechtfertigt hätten, so stürzten diese Mutmaßungen nun auch zusammen”, schrieb er anläßlich seines Gespräches mit Metropolit Sergij.
Das ist eine wichtige Bemerkung, denn auch bei uns hier im Ausland schöpften damals viele Hoffnung: verbirgt sich nicht gar hinter der würdelosen Servilität Sergijs einfach der Versuch, Zeit zu gewinnen, um irgendwie die sowjetische Regierung zu täuschen. Gewiß wäre auch ein derartiger Weg eines kirchlichen Oberhauptes unwürdig, aber trotzdem wäre er noch lange keine Kapitulation vor der atheistischen Macht, keine Union, keine Solidaritätserklärung mit ihr - was Schlimmeres es auf der Welt nicht geben kann.
Die Hoffnungen von Bischof Damaskin erfüllten sich nicht. Vor seinen Augen erfolgte, wie er sich ausdrückte, die “Liquidierung der Kirche auf Betreiben ihres Oberhauptes”.
“Nicht zu zählen sind die unendlich schwerwiegenden inneren Folgen der Deklaration des Metropoliten Sergij - diese Preisgabe der ursprünglichen Wahrheit um eines Linsengerichts falscher Versprechungen nicht realisierbarer Güter willen”, sagt er.
Im Mai 1929 bot ihm einer der besten “sergianischen” Hierarchen, Metropolit Serafim Çiçagov, an, sein Mitarbeiter zu werden, aber er lehnte diesen Vorschlag ab, weil er “so wie früher von sergianischen Angeboten” nichts wissen wollte.
“Es gibt noch einen Vorschlag - so schrieb er - seitens der verbannten Priester: nämlich, freiwillig zu ihnen in die Verbannung zu kommen. Ich fühle, daß dies der beste Aufenthaltsort wäre. Aber ich möchte auch darum den Herrn nicht bitten.”
Zur selben Zeit geht er in eine geheime Verbindung mit Metropolit Peter, der damals in dem entlegenen Dörfchen Che des Kreises Obdorsk verbannt war, ein.
Er schickt Metropolit Peter 22 Dokumente, in denen er ein schreckliches Bild vom kirchlichen Verfall und von der inneren Unterjochung der zentralen kirchlichen Organe unter die atheistische Regierung zeichnet . Vladyka Damaskin schickte Metropolit Peter eine Kopie aller Anordnungen und Rundschreiben von Metropolit Sergij vom Juli 1927 an bis zum Sommer 1929 und ersuchte den gesetzlichen Verweser des Patriarchenthrones, seine Stimme angesichts der antikirchlichen Aktivität seines Stellvertreters zu erheben.
Der von Bischof Damaskin mit der Überbringung der Dokumente beauftragte Diakon, Vater K., konnte das 200 km von der Eisenbahnstrecke entfernte Dorf nur unter großen Mühen erreichen. Und im Dorf selber war es auch nicht einfach, den kanonischen Ersthierarchen der Russischen Kirche, einen alten kranken Mönch, der sich in der Ecke einer Hütte inmitten einer vielköpfigen Samojeden-Familie verkroch, ausfindig zu machen. Die Einwohner von Che, nenzische Samojeden, ein heidnioscher oder halbheidnischer Volksstamm, hatten nicht die geringste Ahnung, wer sich unter ihnen befand.
Ein Augenzeuge beschreibt die Lage von Metropolit Peter: “Im August 1927 traf auf einem von einem Dampfer der “Obtrest” bugsierten Lastkahn Metropolit Peter in Che ein. Es gelang ihm, für 10 Rubel monatlich ein Häuschen mit zwei Zimmern bei einer lokalen alten Samojedin zu mieten. Für Verpflegung und Wäsche mußte er weitere 10 Rubel zahlen. Zuerst fühlte sich der Metropolit nicht schlecht und sagte, er atme nun frische Luft und könne sich nach zwei Monaten Haft im Gefängnis von Tobol’sk und 10 Tagen Verhör bei der GPU in Obdorsk ausruhen. Er machte Spaziergänge in der Gegend von Che durch die Tundra, die von Gebüsch und niedgrigwüchsigen Birken überwachsen war sowie von Hügeln und kleinen Schluchten umgeben war. Doch am Fest der Enthauptung Johannes des Täufers erlitt er den ersten schweren Erstickungs- und Stenocardie-Anfall und von da an stand er von seinem Lager nicht mehr auf. Das völlige Fehlen jeglicher medizinischen Hilfe und Medikamente veranlaßten uns, einen Einheimischen per Boot (200 Werst nach Obdorsk) zu schicken, der die Feldscherer von Obdorsk und von Obtrest mitbrachte. Dieses “Team” schätzt die Lage von Metropolit Peter als schwer ein. Nachdem sie einige Medikamente zurückgelassen hatten, rieten sie, um die Verlegung von Metropolit Peter an einen anderen Ort mit einem Krankenhaus zu ersuchen. Metropolit Peter schrieb einen Antrag an den Bevollmächtigen der GPU von Obdorsk, Ivanov, und bat ihn telegraphisch an Tuçkov die Bitte um seine Verlegung in den Süden zu leiten. Dieses Gesuch gab ich auf meinem Rückweg aus der Verbannung unterwegs in Obdorsk bei der dortigen GPU ab. Nach den Worten von Metropolit Peter erhielt er von Juni 1927, d.h. vom Moment seiner Tobolsker Gefängnishaft an, weder Nachrichten noch Geld oder Päckchen aus Rußland, obwohl ihm bekannt war, daß derartige Sendungen auf seinen Namen in Tobolsk eingegangen waren.
Das Klima in Che ist kaltnaß und sehr schlecht für die Gesundheit. Ein Dampfer fährt nur einmal jährlich dorthin. Vater K. traf Metropolit Peter als Schwerkranken an. Alles, was ihm Bischof Damaskin übermittelte und schrieb, war für ihn völlig neu.
Vladyka Damaskin beschrieb nach den Worten von Diakon K. seine Reaktion folgendermaßen: “nachdem er alles Material durchgesehen hatte, äußerte sich Dedu‚ka (Großvater, diese vereinbarte Anrede gebrauchte Bischof Damaskin in seinen Briefen an Metropolit Peter) über die neue Lage und die weiteren, daraus zu ziehenden Schlüsse beinahe mit denselben Worten wie ich”.
Wir können ganz gut erraten, welcher Art diese “weiteren Schlüsse” von Bischof Damaskin waren - eines tapferen, nicht zu Kompromissen bereiten Bekenners und Ideologen, des Inspirators und Initiators der geheimen, kirchlichen Arbeit: all dessen, was wir jetzt summarisch als Katakombenkirche bezeichnen.
Daher ist die Gewißheit der Katakombenbischöfe und Katakombenpriester, daß auf ihrem Werk der Segen des letzten kanonischen allrussischen Ersthierarchen, des Märtyrers Metropolit Peter, ruht, völlig berechtigt.
Bischof Damaskin konnte jedoch zu jener Zeit keine schriftliche Antwort von Metropolit Peter bekommen. Vater K. konnte nicht länger als einen Tag in Che bleiben, ohne Gefahr zu laufen, von dem wachsamen Augen der GPU erspäht und verhaftet zu werden, was für ihn sowie für eine große Schar von Geistlichen den Untergang bedeutet hätte. So erhielt Bischof Damaskin niemals eine schriftliche Antwort von Metropolit Peter. “Ich gelange allmählich zu der Überzeugung, daß auch ein entscheidendes Wort von Metropolit Peter die herrschende Lage nicht ändern kann”, schreibt Vladyka Damaskin bald danach im Oktober 1929.
Trotzdem war es nicht ganz umsonst, daß Metropolit Peter auf diese Weise von der wahren Lage der Kirche in Kenntnis gesetzt wurde. 1930 wurde Metropolit Sergij auf Wegen, die der alles zu wissen beanspruchenden GPU verborgen blieben, ein eigenhändiger Brief von Metropolit Peter zugeleitet, in welchem letzterer seine Mißbilligung des Kompromisses mit den Kommunisten und den von Metropolit Sergij gemachten Konzessionen zum Ausdruck bringt und ihn direkt herausfordert: “Wenn Sie nicht in der Lage sind, die Kirche zu verteidigen, so treten Sie beiseite und überlassen Sie Ihren Posten einem Stärkeren”. Diesen Brief veröffentlichte Metropolit Sergij niemals, außer dem angeführten Satz.
Die GPU unternahm alles, um herauszufinden, auf welchem Wege dieser Brief reiste und wie er Metropolit Sergij zugestellt wurde, doch wurde die Sache nie aufgedeckt. Als Strafe bekam Metropolit Peter noch drei Jahre Verbannung.
Man sagt, daß Metropolit Sergij einen Versuch unternahm, um die Anordnung des Ersthierarchen zu erfüllen und das Ruder der Kirche aus der Hand zu geben. Aber bereits gefangen von der fürchterlichen satanischen Macht, von ihr versklavt und eingeschüchtert, konnte er seinen Willen nicht zur Ausführung bringen, er fand dazu keine Kraft in sich, denn das hätte für ihn bedeutet, ins Martyrium und in den Tod zu gehen.
Dennoch präsentiert sich mit ethischer Größe und Signifikanz dieses Bild: Im Reich allgemeiner Furcht und Unterjochung ertönt aus einem öden, verlorenen Tal, aus einem wilden samojedischen Dörfchen entgegen der Macht eines allmächtigen Staatsapparates das Wort eines kranken, gequälten Greises, und vor diesem Wort, das ihre Ränke zu zerschellen droht, erzittert die mächtige Staatsgewalt.
Im November und Oktober 1929 reift in Bischof Damaskin ganz klar und deutlich ein Gedanke, den er in all seinen Briefen und Sendschreiben wiederholt: “Das Christentum in Rußland muß in den Untergrund gehen”. Eine Einflußnahme auf breite Volksmassen war unmöglich geworden. Man mußte vor allem die Führungskräfte und einzelne Kerne von Gläubigen - eine kleine Schar - vor dem moralischen Verfall, vor der Ansteckung mit der gangränartigen Lüge retten. Die Masse soll wissen, daß dennoch irgendwo ein von der Welt verworfener “Zufluchtsort der Wahrheit existiert, an dem das nichtabendwerdende Licht funkelt”.
Ende November 1929 wird er erneut verhaftet. Dabei zeigt sich, was für schreckliche moralische Folgen die Deklaration Metropolit Sergijs hat: zum Ankläger von Bischof Damaskin vor den sowjetischen Organen, zu seinem Denunziant, wird ein Vertreter der offiziellen örtlichen Kirche, ein persönlicher Freund von Metropolit Sergij, sein Günstling - der Dekan des Staroduber Dekanats, Erzpriester I., dessen genauen Namen wir nicht kennen. Er klagt Bischof Damaskin vor der lokalen GPU kontrarevolutionärer Predigten an.
Vladyka Damaskin wurde auf die Solovki-Inseln verbannt. Dort traf er viele gleichgesinnte Geistliche, die er bisher nur vom Briefwechsel her kannte; aber Briefen konnte man unter den sowjetischen Verhältnissen oftmals nicht richtig trauen. Mit diesen Gleichgesinnten und Leidensgenossen teilte Bischof Damaskin seine wertvollen Erfahrungen.
Zu jener Zeit war die Korrespondenz mit den Häftlingen bereits sehr erschwert. Briefe an Bischof Damaskin erreichten diesen nicht, Antworten trafen keine ein.
Als er 1934 freigesetzt wurde, erzählte Vladyka Damaskin über seinen Aufenthalt im Solovezki Lager fast nichts, außer, daß der Hunger oftmals ihn und andere Häftling zwang, am Ufer kleine Muscheln und Schnecken zu sammeln.
Seine Mitgefangenen erzählten, daß er jede freie Minute von den Waldarbeiten benutzte, um sich von den Arbeitergruppen in die Tiefe des Waldes zu entfernen und dort zu beten. Wenn dieser Märtyrerbischof in der Nähe irgendwo betete, dann hätte dort eine Atmosphäre ungewöhnlicher Friedlichkeit und stiller Sanftheit geherrscht, selbst in den bunt-gewürfeltsten und gröbsten Arbeitergruppen, die sonst jeglicher Form von Andacht oder Ehrfurcht absolut abhold waren.
1934 begibt sich Bischof Damaskin in den Süden. Möglichkeiten für eine offene, großangelegte Tätigkeit gibt es für ihn bereits keine mehr. Die Periode der vielzähligen, langen und klaren Sendschreiben, der teilnehmerreichen Versammlungen, der viel besuchten Gottesdienste war vorüber. Ein Freund Vladykas drückt sich in dessen Worten aus: “Die allgemeine antireligiöse Zersetzung, darunter auch die innerkirchliche, zwingt einen dazu, sich eher auf die Errettung einer Minorität als einer Majorität von Leuten zu konzentrieren.” Bischof Damaskin sammelt eine kleine Schar von Gläubigen um sich.
Er bereist die ihm bekannten Städte, besucht die Glaubensbrüder. Die Priester ruft er auf, in die Untergrundkirche zu gehen. Unter ihnen versucht er, einen geachteten, ehrwürdigen Erzpriester von Kiew, einen Professor der Geistlichen Akademie, zu überzeugen, sich der von ihm (Bischof Damaskin) gesammelten Untergrundgemeinde anzuschließen. Der Erzpriester lehnt jedoch ab, was Vladyka dermaßen betrübt, daß er einen Herzanfall bekommt. Seine Gesundheit gerät nun ins Wanken.
Nach einiger Zeit wird dieser Erzpriester, der die Kooperation mit der geheimen Kirche verweigert hatte, dennoch von der Sowjetmacht verhaftet und er stirbt schließlich im Gefängnis; aus eigener Erfahrung mußte er sich so von der Unvermeidlichkeit, zur Durchführung von ehrlicher kirchlicher Aktivität ungeachtet der Schwierigkeit dieses Unterfangens unter sowjetischen Verhältnissen, in den Untergrund zu gehen, überzeugen.
Zu dieser Zeit gehen Vladyka sowie einige seiner entschiedensten Gefolgsleute zu einer illegalen Existenzweise über. Er besucht Städte, die für ihn verboten sind, bei seinen Fahrten unterläßt er die Registrierung bei den lokalen NKVD-Behörden. Geheim wohnt er bei Glaubensbrüdern und Kollegen.
Nur in einem verhielt sich Vladyka widersprüchlich: er nahm sein Priestergewand nicht ab, schnitt seine Haare nicht, wie dies jetzt fast alle geheimen Priester in Rußland, um sich vor den Machthabern zu verbergen, zu tun pflegten. Vladyka war die äußere, durch Kleidung und Haartracht erzielte, an Christus erinnernde Form zu teuer, um auf sie zu verzichten.
Anmerkung: Durch dieses Verhalten beschämt er die heutigen Geistlichen im Ausland, die ohne jede Nötigung und Veranlassung das heilige Gewand des Heeres Christi ablegen, das nach dem Vorbild unseres Göttlichen Führers und Religionstifters geschaffen wurde.
Nach all dem bisher Gesagten sind ihm ohne Zweifel auch die Worte zuzuschreiben, die uns zu diesem Thema von einer dritten Person nach den Erzählungen eines der neueren Emigranten, wiedergeben wurden: “Mögen ruhig unsere neuen Pastoren, die im verborgenen arbeiten, Haare und Bart schneiden und das Priestergewand ablegen. Von ihnen fordern wir dieses Gelübde auch gar nicht. Mögen sie das Bild Christi nur in ihrer Seele tragen. Aber wir, die alten Geistlichen gelobten bei der Weihe in den Priesterstand vor dem Kreuz und dem Evangelium nach der alten Regel unter anderem auch, Haare und Bart wachsen zu lassen und ein der geistlichen Berufung angemessenes Gewand zu tragen. Daher dürfen wir dieses Gelübde nicht brechen. Unser Schicksal stellen wir dem Willen Gottes anheim.”
Anmerkung: Der neue Emigrant, der dies erzählte, hatte noch hinzugefügt, daß man heutzutage in der Sowjetunion allgemein nur Priestern in Zivil, die rasiert sind, glaube. “Aber wenn einer mit Bart und in der Rjasa auftritt, und dazu noch mit dem teuren Brustkreuz, so ist er ein Engel.” Natürlich ist diese Meinung etwas übertrieben und unverblümt, aber charakteristisch für die heutigen, so sehr entstellten Zeiten.
Im Spätherbst 1934 wurde Vladyka erneut verhaftet. Zu jener Zeit war es schon verboten, den Häftlingen Päckchen zu schicken, und der Briefwechsel mit ihnen war praktisch ebenso untersagt. Nur Leute, inzwischen zu vielen Millionen angewachsen, die aus den Lagern zurückkehrten, brachten Nachricht über jene, die zusammen mit ihnen gefangen waren.
Über Vladyka Damaskin hieß es, daß er in einem KZ in Kazachstan als Buchhalter, sogar als Agronom arbeitete, solange ihm dies vom NKVD nicht verboten wurde. In verschiedenen Etappen trieb man ihn dann bald nach Norden, bald nach Süden. Während solch einer Teilstrecke, als die bereits geschwächten Verbannten auf dem Weg vor Erschöpfung umfielen und der bewaffnete Geleitschutz auf die Zurückgebliebenen schoß, packte Bischof Damaskin seinen völlig erschöpften Freund, Gehilfen und geistlichen Sohn, Vater Ioann S., um ihn vor diesem Schicksal zu bewahren, kurzerhand auf seine Schultern, und obwohl er selber völlig am Ende war, trug er den Priester auf seinen Schultern bis zum Standort.
1935 wurde Vladyka aus Kazachstan nach Sibirien ins KZ verschickt. Lange Zeit hörte man nichts von ihm, bis schließlich die Nachricht über seinen Tod eintraf.
Über die Umstände seines Endes gibt es einige bruchstückhafte Meldungen. Wenn man sie zusammenfügt, dann stellt sich das Bild über das Ende des großen Leidendulders Christi so dar:
Der Priester, Vater Andrej B., der der geheimen, von Bischof Damaskin angeführten Kirche angehörte und von den Bolschewiken in der Ukraine kurz vor dem Einmarsch der Deutschen erschossen wurde, erzählte seinen Mithäftlingen, daß Bischof Damaskin in einem der Sibirischen Gefängnisse inhaftiert war. Aus einem Gemeinschaftsraum wurde er in eine Einzelhaftzelle ohne Fenster und ohne Beleuchtung gebracht. Auf dem Fußboden war das Wasser gefroren, die Wände waren mit Rauhreif bedeckt. In diese Isolationszelle wurde er als Strafe für “Beten und Predigen” gesteckt, d.h. wegen seiner geistlichen Gespräche mit Mitgefangenen. Nach den Worten von Vater Andrej erfroren ihm die Beine in dieser Einzelhaft, und schließlich starb er an Gangrän.
Nach dem Bericht eines anderen, ebenso glaubwürdigen Zeugen starb er jedoch unterwegs. Vielleicht wurde er aus der, von Vater Andrej beschriebenen Einzelhaftzelle in schwerkrankem Zustand nach Norden verlegt.
Am Ufer eines großen Sibirischen Flusses machte im Spätherbst der Gefangenentrupp, in dem sich Valdyka befand, halt, um auf die Fähre zu warten. In letzter Minute führten sie noch einen Priester zu der Gruppe, der nur in einen leichten, sommerlichen Leibrock gekleidet war. Er schüttelte sich vor Kälte. Da nahm Bischof Damaskin sein Obergewand ab und mit den Worten “wer zwei Kleider hat, gebe eines dem, der keines hat” hüllte er den Priester damit ein. Aber seine ruinierte Gesundheit konnte der Kälte keinen Widerstand mehr leisten, und er starb wenig später auf eben dieser Fähre, auf der der Gefangenentrupp einige Tage zu fahren hatte. Sein Leichnam wurde auf den Grund des Flusses versenkt.
Wahrlich kann man von ihm die oft in den Heiligenleben im Zusammenhang mit der Beschreibungen der Heldentaten großer Märtyrer oftmals gebrauchten Worte wiederholen: “Nach vielen Leiden ist er nun in die himmlischen Gefilde eingegangen, wo er vor dem Thron des Allerhöchsten stehend für uns betet. Auf seine Fürbitten gewähre auch uns, o Herr, Festigkeit im Glauben, Stärke im Bekenntnis und den Gewinn des ewigen Lebens”.
Auf Erden jedoch blieb das heilige Werk des großen göttlichen Leidendulders unbesiegt: die von ihm begründete, gehegte und geleitete Geheime Kirche, die zusammen mit ihrem Märtyrerbischof unerschütterlich bekennt, daß die Kirche die unbefleckte, reine Braut Christi, das Königreich der Wahrheit ist, und die Wahrheit gleich der Luft ist, ohne die wir nicht atmen können.
M.M.