Predigt zum Heiligen und Hohen Dienstag (Mt. 22:15 - 23:39/Orthros/; Mt. 24:36 - 26:2/Liturgie/) (03.04.2018)
Liebe Brüder und Schwestern,
wie schon am Großen und Heiligen Montag, werden wir am Dienstag der Karwoche anhand der Evangelientexte ein wenig in Endzeitstimmung versetzt - wohl um die kosmische, Zeit und Raum übersteigende Dimension der sich nun anbahnenden Ereignisse zu begreifen. Der Herr redet vor Seinem Leiden und Seinem lebenbringenden Tod vom Ende der Zeit und bereitet uns durch verschiedene Gleichnisse auf das Ende der Welt vor. Eine zentrale Bedeutung kommt hierbei dem Gleichnis von den zehn Jungfrauen zu (Mt. 25:1-12). Der Zweck dieser Botschaft ist klar ersichtlich: ohne den Glauben an Christus und ohne die gnadenvolle Gemeinschaft mit Christus wird das Ende der Welt für die Menschen furchtbar sein; mit Christus hingegen wird dieser Tag der Anfang der unaufhörlichen Glückseligkeit sein. Aber dafür müssen wir schon jetzt in unseren Herzen in den Tagen Seiner freiwillig auf Sich genommenen Drangsal zur Errettung unserer Seelen mit Christus sein. Und um einst für immer und ewig im Reich Gottes im Himmel zu sein, müssen wir schon jetzt und heute auf Erden Angehörige des Reiches Gottes - des Leibes Christi - sein. Als solche aber singen wir heute mit der ganzen Kirche:
Aposticha in der Hesperinos / Liturgie der Vorgeweihten Gaben*):
"Wie soll ich Unwürdiger in die Herrlichkeit Deiner Heiligen eingehen? Denn, wenn ich es wage, in das Brautgemach mit hineinzugehen, dann wird mich mein Gewand anklagen, weil es kein Hochzeitsgewand ist, und gefesselt werde ich hinausgestoßen von den Engeln. Mache rein mich, Herr, und tilge die Befleckung meiner Seele und errette mich als der Menschenliebende".
"Mit träger Seele schlummerte ich und besitze nicht, o Bräutigam Christus, den von Tugenden brennenden Leuchter, und bin den törichten Jungfrauen ähnlich geworden; so schließe, Gebeiter, das Innere Deines Erbarmens nicht, schüttele ab von mir den finsteren Schlaf, wecke mich und führe mich mit den klugen Jungfrauen in Dein Brautgemach ein, wo rein das Lied der Feiernden erklingt, die unaufhörlich rufen: Herr, Ehre sei Dir"
"Du hast, Seele, von der Verurteilung dessen gehört, der das Talent vergrub. Verbirg nicht das Wort Gottes, verkünde Seine Wunderwerke, dass du die Gnadengabe vermehrst und in die Freude Deines Herrn eingehen mögest".
"Kommet, ihr Gläubigen, lasset uns uns fleißig mühen für den Gebieter: denn Er reicht den Reichtum den Knechten; und lasst uns, jeden von uns gleichermaßen, das Talent der Gnade verdoppeln; denn der eine muss die Weisheit durch gute Werke darbringen, ein anderer vollziehe den Dienst der Erleuchtung: denn der Gläubige möge den Uneingeweihten teilnehmen lassen durch das Wort; und ein anderer möge den Reichtum unter die Armen verteilen: denn so werden wir das Darlehen vervielfältigen, und als treue Verwalter der Gnade werden wir der Freude des Gebieters gewürdigt werden. Würdige uns dieser Freude, Christus Gott, als der Menschenliebende".
"Wenn Du in Herrlichkeit mit den Engelsmächten kommen und auf den Thron des Gerichts Dich setzen wirst, dann verstoße mich nicht, guter Hirt. Denn die rechten Wege kennst Du, doch verworfen sind die Wege zur Linken. Auf dass Du mich, der ich in Sünde verhärtet bin, nicht verloren gehen lässt mit den Böcken, sondern zähle mich den Schafen zur Rechten bei, errette mich als der Menschenliebende".
"O, Bräutigam, in Schönheit geschmückter vor allen Menschen, der Du uns zum geistigen Mahle Deines Brautgemaches berufen hast, entkleide mich des hässlichen Kleides meiner Sünden durch die Teilnahme an Deinen Leiden und schmücke mich mit dem Gewande der Herrlichkeit Deiner Schönheit. Und als der Barmherzige erweise mich als den strahlenden Tischgenossen Deines Reiches".
"Meine Seele, siehe der Gebieter vertraut dir das Talent an. In Ehrfurcht nimm die Gabe an, leihe sie von dem Geber, teile an die Armen aus und erwirb zum Freund den Herrn, auf dass du zu Seiner Rechten stehen mögest, wenn Du in Herrlichkeit kommen und die selige Stimme hören wirst: Tritt ein, o Knecht, in die Freude deines Herrn. O Erlöser, würdige mich, den Verirrten, dieser Stimme ob Deines großen Erbarmens."
Welch eine Liebe Gottes aus diesen Gesängen spricht! Eine Liebe, die eindringlich vor der Verirrung warnt und beharrlich auf den Weg des Heils hinweist. Das ist auch die Aufgabe der Kirche in dieser Welt. Auch Eltern müssen ihre Kinder häufig ermahnen, ihnen beizeiten richtig "auf die Nerven gehen", damit diese das Gute und Nützliche verinnerlichen. Doch alles, was als Surrogat für diese unbequeme Liebe herhalten will, wird am jüngsten Tag der Verdammnis anheimfallen. Amen.
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*) s. "Der Gottesdienst am Heiligen und Hohen Dienstag". Zusammengestellt und übersetzt von H.H. Erzpriester Dimitrij Ignatiev. Kloster des Hl. Hiob von Pocaev, München 1993.