Predigt zum Hochfest der Himmelfahrt des Herrn (Apg. 1: 1-12; Lk. 24: 36-53) (21.05.2015)
„Auf stieg Gott mit Jauchzen, der Herr beim Schall der Trompete“ (Ps. 46: 6).
Liebe Brüder und Schwestern,
am Tag der Himmelfahrt des Herrn endet die österliche Festzeit, doch zugleich beginnt das hoffnungsfrohe Warten auf die Entsendung des Heiligen Geistes. Wieder erfüllt sich heute ein Wort der Schrift: „Seine Füße werden an jenem Tag auf dem Ölberg stehen, der im Osten gegenüber von Jerusalem liegt“ (Sach. 14: 4). Statt Trübsal zu empfinden, dürfen wir uns nun an der großen Freude der Apostel beteiligen (s. Lk. 24: 52) und mit den Engeln „jauchzen“. Die Himmelfahrt des Herrn ist ja die Erfüllung des Erlösungswerkes unseres Herrn. Er befreite uns ja nicht darum vom Tod, damit wir ewig auf der Erde verweilen, sondern damit wir das von Ihm verkündete und erschlossene Himmelreich in Empfang nehmen können. Als auf Christus Getaufte haben wir „Christus (als Gewand) angezogen“ (Gal. 3: 27). Christ sein bedeutet nichts anderes, als mit Christus eins zu sein. Diese Einswerdung ermöglicht es uns, durch die Teilhabe an Seinem Tod und an Seiner Auferstehung ebenso (der Gnade nach) Erben Seiner Gottheit im Himmelreich zu werden. In diesem Sinne hat das irdische Leben zielführend zur Erlangung der himmlischen Wohnstatt zu sein (s. Hebr. 11: 10, 16; 12: 22; 13: 14; Offb. 3: 12; 21: 9 – 22: 5).
Alle zwölf Hochfeste im Jahreszyklus beziehen Sinn und Bedeutung aus der Menschwerdung Gottes. Von der Empfängnis im jungfräulichen Schoß bis zur Auffahrt in die Himmel vollzieht sich das, was den hl. Athanasios den Großen zu folgendem Ausspruch animierte: „Gott wurde Mensch, damit der Mensch Gott werde“. Den ersten Teil hat der allmächtige Gott – Stand heute – vollzogen, der zweite wird durch die Gnade möglich, deren Erhalt wir in zehn Tagen ebenfalls feierlich gedenken wollen. Nur in der Kirche – dem Leib Christi (s. 1. Kor. 12: 12, 13, 20, 27; Eph. 1: 23; 4: 12) - werden wir zu Teilhabern Christi. Zusammen mit den Engeln vermögen auch wir zu singen: „Erhebe Dich, Herr, in Deiner Macht; singen, ja lobsingen wollen wir Deiner Herrschermacht“ (Ps. 20: 14). Denn „der Erste der Entschlafenen“ (1. Kor. 15: 20) zertrat nicht nur durch Seinen Tod den Tod, sondern öffnete uns obendrein noch die bislang verschlossenen Tore zum himmlischen Paradies: „Hebt hoch eure Tore, ihr Herrscher, und hebt euch, ihr ewigen Tore, und einziehen wird der König der Herrlichkeit“ (Ps. 23: 7, 9). Amen.