Predigt zum Sonntag der hll. Väter des I. Ökumenischen Konzils und zum Altarfest der Gemeinde des hl. Isidor von Rostow und Brandenburg (27.05.2012)
Liebe Brüder und Schwestern,
vor wenigen Tagen begingen wir die Himmelfahrt des Herrn, deren Nachfest noch knapp eine weitere Woche andauern wird. Der Herr beendet Seine irdische Mission und wird, wie es im Megalinarion (Velitchanie) gesungen wird, mit dem von Ihm verherrlichten menschlichen Leib in den Himmel aufgenommen. Wir, die wir alle „auf Christus getauft“ sind und somit „Christus als Gewand angelegt“ (Gal. 3: 27) haben, dazu mit dem Heilgen Geist gesalbt wurden, werden (einst) mit Ihm in den Himmel auffahren. „Denn wie der Leib eine Einheit ist, doch viele Glieder hat, alle Glieder des Leibes aber, obgleich es viele sind, einen einzigen Leib bilden: so ist es auch mit Christus. Durch den einen Geist wurden wir in der Taufe alle in einen einzigen Leib aufgenommen“ (I Kor. 12: 12, 13). Unter der Taufe ist hier zweierlei gemeint, wir der Herr selbst gesagt hat: „Johannes hat mit Wasser getauft, ihr aber werdet schon in wenigen Tagen mit dem Heiligen Geist getauft“ (Apg. 1: 5).
Das Kirchenjahr lässt uns an allen wichtigen Etappen des irdischen Lebens des Herrn teilhaben: an Seiner leiblichen Geburt, an Seiner ersten Einführung in den Tempel, Beschneidung und Namensgebung am achten Tag (auch bei uns wird da Neugeborene am achten Tag zur Namensgebung in die Kirche gebracht, am achten Tag nach der Taufe werden ihm die Haare beschnitten als Zeichen der Zugehörigkeit zu Gottes auserwähltem Volk), an Seiner Darstellung im Tempel am vierzigsten Tag (am vierzigsten Tag werden bei uns Gebete für Mutter und Kind in der Kirche gelesen). All diese wunderbaren symbolischen Handlungen bringen eben dies zum Ausdruck: wir sind eins mit dem Gott-Menschen Jesus Christus durch die Zugehörigkeit zu Seinem Leib – der Kirche. Vor allem gilt dies für die Taufe, für den Tod, für die Auferstehung am dritten, für die Himmelfahrt am vierzigsten Tag (wohlgemerkt: auch und vor allem nach dem Ende des irdischen Lebens gilt für den Menschen das Einssein mit Christus, symbolisch ausgedrückt durch das kirchliche Gedenken am dritten und vierzigsten Tag nach seinem Ableben). Den Schlusspunkt der Vereinigung von Gott und Mensch im Leib Christi bildet der Empfang des Heiligen Geistes. Durch die Herabsendung des Heiligen Geistes ist die Kirche Christi gegründet, durch diese Herabsendung bewahrheiteten sich die Worte des Herrn: „Ich bin bei euch alle Tage bis zum Ende der Welt“ (Mt. 28: 20). Sogar durch unseren, durch den Herrn angenommenen und geheiligten Leib werden wir zu Teilhabern Gottes: „Oder wißt ihr nicht, dass euer Leib ein Tempel des Heiligen Geistes ist?“ (I Kor. 6: 19). Denn unser Leib wurde im Mysterium der Myronsalbung mit dem Heiligen Geist besiegelt. Wie jedes amtliche Dokument – ein Vertrag, ein Personaldokument, eine Urkunde - erst durch das amtliche Siegel zu dem wird, was es sein soll, so wird der Christ durch die Taufe mit dem Heiligen Geist zur Wohnstatt des Allerhöchsten: „Wisst ihr nicht, dass ihr Gottes Tempel seid und der Geist Gottes in euch wohnt?“ (I Kor. 3: 16).
Aber dies geschieht nicht automatisch und ist keineswegs selbstverständlich. Es setzt den freien Willen des Menschen voraus. So warnt uns der Apostel: „Wer den Tempel Gottes verdirbt, den wird Gott verderben. Denn Gottes Tempel ist heilig, und der seid ihr“ (3: 17).
Gott ist es, Der diesen Tempel heiligt, aber das hängt auch von uns ab. Jede spirituelle und physische Unreinheit verdirbt den Tempel Gottes. Um diesen vom Apostel Paulus als heilig bezeichneten Leib (und den darin wohnenden menschlichen Geist) rein zu halten, empfangen wir die kostbaren und lebenspendenden Mysterien der Kirche – den Leib und das Blut Christi.
Aus alledem soll uns eines klar sein. Es gibt nur einen Christus, nur einen Leib Christi und folglich nur eine Kirche Christi: „Es gibt nicht mehr Juden und Griechen, nicht Sklaven und Freie, nicht Mann und Frau, denn ihr alle seid einer in Jesus Christus“ (Gal. 3: 28).
Die Kirche Christi hat kraft des ihr innewohnenden Heiligen Geistes die Grundsätze dieses Glaubens formuliert und für alle Zeiten festgelegt. Die Väter des ersten Ökumenische Konzils, an welche die Kirche an diesem Sonntag zwischen Himmelfahrt und Pfingsten erinnert, bekräftigten den Glauben der Kirche an Jesus Christus als den einzig geborenen Sohn Gottes, der vom Vater vor allen Zeiten geboren wurde und um unseres Heiles willen vom Heiligen Geist und der Jungfrau Maria Fleisch angenommen hat. Dieses und die nachfolgenden sechs Ökumenischen Konzile waren die Erfüllung dessen, was der Herr in Seiner Abschiedsrede gegenüber Seinen Jüngern vorhergesagt hat: „Wenn aber jener kommt, der Geist der Wahrheit, wird Er euch in die ganze Wahrheit führen. Denn Er wird nicht aus Sich selbst heraus reden, sondern Er wird sagen, was Er hört und euch verkünden, was kommen wird. Er wird Mich verherrlichen; denn Er wird von dem, was Mein ist, nehmen und es euch verkünden. Alles, was der Vater hat, ist Mein: darum habe Ich euch gesagt: Er nimmt von dem, was Mein ist, und wird es euch verkünden“ (Jh. 16: 13-15).
Doch „durch viele Drangsale müssen wir in das Reich Gottes gelangen“ (Apg. 14: 22). Der Patron unserer Gemeinde, der hl. Isidor, lebte zwar in einer vorgeblich christlichen Umgebung, und wurde trotzdem verfolgt. Er wird auch uns durch seine Gebete beistehen, die wir in einer nominell (noch) christlichen Gesellschaft leben. Sein Beispiel lehrt uns, dass wir als am Glauben Festhaltende nichts zu befürchten haben, denn der Herr wird immer bei uns sein.
Der fleischgewordene Sohn Gottes flehte ja im Hohenpriesterlichen Gebet zum Vater: „Ich habe ihnen Dein Wort gegeben und die Welt hat sie gehasst, weil sie nicht von der Welt sind, wie auch Ich nicht von der Welt bin. Ich bitte nicht, dass Du sie aus der Welt nimmst, sondern dass Du sie vor dem Bösen bewahrst. Sie sind nicht von der Welt, wie auch Ich nicht von der Welt bin. Heilige sie in der Wahrheit; Dein Wort ist Wahrheit. Wie Du mich in die Welt gesandt hast, so habe auch Ich sie in die Welt gesandt. Und Ich heilige Mich für sie, damit auch sie in der Wahrheit geheiligt sind.“ (17: 13-19)
Wenn wir eins mit Christus sind, dann wird das unser Weg sein. Er gibt uns Hoffnung in der Drangsal, denn ER ist unser Fürsprecher: „Für sie bitte Ich; nicht für die Welt bitte Ich, sondern für alle, die Du Mir gegeben hast: denn sie gehören Dir. Alles, was Mein ist, ist Dein, und was Dein ist ist Mein; in ihnen bin Ich verherrlicht. Ich bin nicht mehr in in der Welt, aber sie sind in der Welt, und Ich gehe zu Dir. Heiliger Vater, bewahre sie in Deinem Namen, den Du Mir gegeben hast, damit sie eins sind wie Wir.“ (Jh. 17: 9-11).
Der heilige Isidor ist für uns das leuchtende und lebhafte Beispiel, dass wir nichts zu befürchten haben, wenn wir in Christus und mit Christus eins sind: „Christus Jesus, der gestorben ist, mehr noch: der auferweckt worden ist, sitzt zur Rechten Gottes und tritt für uns ein. Was kann uns scheiden von der Liebe Christi? Bedrängnis oder Not oder Verfolgung, Hunger oder Kälte, Gefahr oder Schwert?“ (Röm. 8: 35). Auch wenn wir schwach und ängstlich sind, lasst uns doch einfach dem Glauben und der Liebe unseres Gemeindepatrons nacheifern, damit auch wir sagen können: „Weder Tod noch Leben, weder Engel noch Mächte, weder gegenwärtiges noch Zukünftiges, weder Gewalten der Höhe oder Tiefe noch irgendeine andere Kreatur können uns scheiden von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist, unserem Herrn.“ (8: 38).
Amen.