Predigt zum Vorabend von Christi Geburt (Heiligabend) (Gal. 3:15-22; Mt. 13:31-36) (06.01.2024)
Liebe Brüder und Schwestern,
noch ein Tag bzw. eine Nacht, dann vollzieht sich in Bethlehem die Geburt des Heilands, auf die uns die Heilige Kirche im vierzigtägigen Advent eingestimmt hat. Am Herrentag vor Weihnachten lasen wir ja den „Stammbaum Jesu Christi, des Sohnes Davids, des Sohnes Abrahams“ (Mt. 1:1). Diese Worte markieren zugleich den Beginn einer Neuen Ära der Weltgeschichte, eines Beginns, von dem wir bis heute unsere Zeitrechnung führen. Der Apostel Paulus bezieht sich mehrmals auf den Stammvater Abraham, und so lesen wir heute: „Abraham und seinem Nachkommen wurden die Verheißungen zugesprochen. Es heißt nicht: ´und den Nachkommen`, als wären viele gemeint, sondern es wird nur von einem gesprochen: ´und dem Nachkommen`, das aber ist Christus“ (Gal. 3:16; vgl. Gen. 22:17-18 / Septuaginta: to sperma = der Samen; slaw. семя).
An Weihnachten erfüllten sich die Worte der Verheißungen an Abraham, weshalb wir vom Neuen Testament sprechen. Dieser Neue Bund wird aber endgültig erst durch das auf Golgatha vergossene Blut Christi in Kraft treten (s. Mt. 26:28). Die Umrisse der Geburtshöhle Christi deuten aber schon jetzt auf der Festikone die Grabhöhle Christi an; die Windeln, in die das Christkind gewickelt ist, deuten auf die Leinenbinden am Tag Seines Begräbnisses hin. Das ist der Zweck der Ankunft Gottes in diese gefallene Welt. Für uns kommt es jetzt (heute und zeit unseres gesamten irdischen Lebens) darauf an, dass sich in der Herberge unseres Herzens, anders als seinerzeit in Bethlehem, ein Platz für den Heiland der Welt findet (s. Lk. 2:7). Doch die Realität von Milliarden Christen in der ganzen Welt, die angeblich an Gott glauben, sieht heute anders aus. Undank ist der Welt Lohn! Was hätte Gott denn noch tun müssen, damit sich die Menschen Ihm dankbar erweisen und teilhaben an Seinem Königtum?! „Würdig ist das Lamm, das geschlachtet wurde, Macht zu empfangen, Reichtum und Weisheit, Kraft und Ehre; Herrlichkeit und Lob“ (Offb. 5:12). Hätte Gott uns als kostenfreie Zugabe zum ewigen Leben im Himmel vielleicht auch noch körperliche Gesundheit, persönliches Glück, materiellen Wohlstand und beruflichen Erfolg schenken müssen?! Aber gerade die „Reichen und Schönen“ sind es ja, die man am seltensten in der Kirche sieht. Nein. „Mit dem Himmelreich ist es wie mit einem Senfkorn“ (Mt. 13:31) bzw. „wie mit dem Sauerteig“ (13:33). Es wächst langsam und unbemerkt von der Welt in den Seelen all jener, die ihre Herzen für den Erretter der Welt geöffnet haben. Amen.