Predigt zum 2. Herrentag der Großen Fastenzeit / Hl. Gregorios Palamas (Hebr. 1:10-2:3; 7:26-8:2; Mk. 2:1-12; Joh. 10:9-16) (12.03.2023)
Liebe Brüder und Schwestern,
durch die Heilung des auf einer Tragbahre liegenden Mannes in Kafarnaum macht uns der Herr unmissverständlich deutlich, dass Krankheiten und überhaupt jegliches Leid in dieser Welt eine unmittelbare Folge der Missachtung des göttlichen Willens sind. Zu biblischen Zeiten, aber auch noch zu Lebzeiten unserer zeitlich nicht allzu weit entfernten Vorfahren konnte man zumindest in kirchlichen Kreisen von einem geistlich-kausalen Zusammenhang zwischen der Sünde und den irdischen Missständen sprechen. Heute braucht man fast schon Bekennermut dazu, um das sogar „Gläubigen“ Menschen weismachen zu wollen. Hohn und Spott, manchmal auch Hass und Ablehnung sind der Lohn dafür. Wirklich neu ist das aber dennoch nicht (s. Mt. 5:11-12; Lk. 6:22-23).
Dabei sind die heutigen Menschen ja nicht besser und nicht schlechter als die, welche vor ihnen gelebt haben. Gesündigt haben die Menschen zu allen Zeiten und an allen Orten. Nur gab es ganz früher zur Abschreckung drastische Strafen für diese oder jene Sünde; später, im Zuge der abendländischen Aufklärung, wurde man für unmoralische Lebensweise keiner Gerichtsbarkeit unterzogen, sondern gesellschaftlich ausgegrenzt. Gesündigt hat man trotzdem auch dann: früher und ganz früher im Verborgenen, heute tut man es nun offen. Unzucht und Ehebruch sind fast so alt wie die Menschheit selbst. Heute sind sie aber zur Norm geworden. Zudem sind noch weitere, widernatürliche Varianten der unmoralischen Lebensformen dazugekommen, die aber ebenfalls gar nicht neu sind (s. Gen. 19:1-29; Ri. 19:1-30). Heute ist das alles legalisiert, gesellschaftlich anerkannt, unter Artenschutz gestellt. Alles im Namen der „Freiheit“. Schulkinder gehen heutzutage (inspiriert von ihren Lehrern) am C.S.D. eifrig zur Demo und schwenken enthusiastisch ihre Regenbogenfahnen, in Schulen und Kitas sind „bunte“ Parolen an allen sichtbaren Stellen angebracht. Natürlich ist das alles seitens der Kinder und Jugendlichen „gut gemeint“, - man setzt sich ja für Rechte und Freiheiten angeblich bedrängter und diskriminierter Minderheiten ein, - von Minderheiten, die jedoch in Wahrheit mit der Mehrheit machen, was sie wollen. Die so Manipulierten meinen damit demokratisch und fortschrittlich zu sein. Sie bedenken dabei aber nicht, dass sie dadurch sehr Vieles zerstören, und zwar unwiederbringlich. Zu früheren Zeiten mag es weniger individuelle Freiheiten gegeben haben, beherrschten Prüderie und Bigotterie die Gesellschaft, aber diese Gesellschaft gab den Menschen noch Halt und Orientierung im Leben (vom damals noch starken religiösen Glauben der Menschen will ich gar nicht erst sprechen) und Familien genossen den besonderen Schutz der Gesellschaft. Seitensprünge gab es gewiss zu allen Zeiten, doch hüteten sich die Betroffenen davor, ihre Familien zu zerstören. Auch kein Idealbild, sicher, aber es führte dazu, dass Kinder trotz allem in behüteten Verhältnissen aufwachsen konnten. Das aber hat sich heute geändert. Doch damit nicht genug. Als 1999 die ersten „Eingetragenen Gemeinschaften“ in Deutschland offiziell zugelassen wurden, fragte ein Fernsehreporter den Vertreter eines der einschlägigen Interessenverbände, ob er mit dem Erreichten zufrieden sei. Dieser entgegnete mit verblüffter Miene, dass man sich damit noch längst nicht zufrieden gebe: Endziel sei die Abschaffung der Familie!.. Man stelle sich nur vor: ein Leben, eine ganze Gesellschaft ohne die FAMILIE! Was wäre denn aus uns allen geworden, wenn wir ohne Familie aufgewachsen wären?!.. Damals, um die Jahrtausendwende, wurde, anders als heute, noch Klartext gesprochen. Die jugendlichen Fahnenschwinger von heute müssen sich also fragen, ob ihre Kinder einst in einer Gesellschaft aufwachsen sollen, in der man vielleicht in der Regel nicht mehr wissen wird, wer der Papa ist und wer die eigenen Geschwister sind. Der Jugend wird heute das als „Errungenschaften“ eingetrichtert, was einem früher Zuchthaus oder Irrenanstalt eingebracht hätte. Und diese „Werte“ werden ihnen ohne die Zustimmung der Eltern vermittelt, also wie in Ländern, in denen die Erziehung der Kinder Sache des Staates ist (oder war). Ist das die Freiheit, für die einige unserer Zeitgenossen einst auf die Straße gingen?!.. In was für einer Welt sollen denn unsere Enkelkinder leben?!..
All das sind Anzeichen dafür, dass unsere ganze Gesellschaft im oben angesprochenen Sinne krank ist. Die psychischen Erkrankungen nehmen überhand. Suizidale Tendenzen materiell gut gestellter Menschen sind zur Alltäglichkeit geworden. Zuvor scheinbar völlig gesunde und ausgeglichene Personen verlieren den Halt im Leben und werden zu Fällen für die Psychiatrie. Statistisch gar nicht mit einberechnet sind dabei die psychisch Schwerstkranken, die sich selbst für völlig gesund halten und sich stattdessen von ihren Mitmenschen missverstanden, verfolgt oder bedrängt sehen. Niemand braucht diese Kranken, - schon gar nicht die eigenen Verwandten. In der geschlossenen Anstalt werden die dorthin entsorgten Patienten dann mit Psychopharmaka ruhiggestellt. Das medizinische Personal tut zwar ansonsten was es kann, doch fehlt eine stabile Grundlage für eine nachhaltige Genesung, und zwar ausgehend aus der Prämisse, dass die Seele des Menschen unendlich wertvoll vor Gott ist. Diese Grundlage würde der Glaube an den Herr Jesus Christus bieten. Aber Seelsorger werden in solchen Anstalten oftmals als Störfaktor empfunden und nur widerwillig hereingelassen.
Vor einigen Jahren hatten wir in Deutschland Besuch von einem Chor, bestehend aus Patienten der Psychiatrischen Klinik Minsk, die von den Schwestern des dortigen St. Elisabeth Klosters betreut werden. Diese psychisch Kranken werden dort zuallererst mittels Gebet und Liebe therapiert. Rein äußerlich sind sie von ihren Krankheiten gezeichnet, aber die persönliche Begegnung mit ihnen lässt unverkennbar zutage treten, dass dies vollwertige Menschen sind, welche die Ebenbildlichkeit Gottes in sich tragen. Das tun natürlich auch die Patienten der weltlichen Anstalten, doch während die mit christlicher Nächstenliebe Betreuten täglich Gebeten und Gottesdiensten beiwohnen können, kauern die in den Genuss der modernen Medizin gekommenen Eingewiesenen zusammen in der Raucherecke oder sitzen vor der Glotze. Da kann man eher noch kränker als gesund werden! Diese Klapsmühlen sind bereits jetzt ein teilweiser Grundriss unserer Gesellschaft - alles im Namen der „Freiheit“, die uns realiter zu Sklaven der Sünde macht (s. Röm. 6:6).
Für uns kann es deswegen nur eine Freiheit geben – ein Leben in Jesus Christus (s. Joh. 8:32; 2 Kor. 3:17; Gal. 5:1,13). Dieses Leben überwindet alle sozialen, ökonomischen, ethnischen und persönlichen Unterschiede, „denn wer im Herrn als Sklave berufen wurde, ist Freigelassener des Herrn. Ebenso ist einer, der als Freier berufen wurde, Sklave Christi“ (1 Kor. 7:22). Unser Glaube ist die Rettung aus aller Not, „denn das Törichte an Gott ist weiser als die Menschen, und das Schwache an Gott ist stärker als die Menschen“ (1 Kor. 1:25).
Das Dilemma der Christen von heute ist, dass es ihnen am Wesentlichen, dem Glauben, mangelt (vgl. Hebr. 11:6). Als Jünger unseres Herrn, sollte man meinen, müssten wir doch alle ein Interesse daran haben, an unseren Defiziten zu arbeiten (s. Lk. 17:5; Hebr. 11:6) – doch weit gefehlt! Wir „gönnen“ uns gerne unsere leichten und weniger leichten Laster, ohne Angst vor der Verantwortung dafür zu haben. Würden wir aber immer vor Augen haben, dass der „Lohn für die Sünde der Tod ist“ (s. Röm. 6:23; vgl. 1:32; 5:12,21; 6:16,21,23, 7:5,13 u.v.m.) – gemeint ist damit der Tod der Seele – würden wir alles tun, um ihr Verderben Bringendes zu ersparen. Unsere Urahnen starben ja an dem Tag, an dem sie von der verbotenen Frucht gekostet hatten (s. Gen. 2:17). Wenn Gott dann irdische Drangsal zulässt – hier steht der Gelähmte von Kafarnaum symbolhaft für das gesamte Leid dieser Welt – dann nur aus Liebe und aus Sorge um unser Seelenheil. Dazu ist Er in der Welt erschienen! Wenn der Herr den damals Anwesenden zu verstehen gab, dass die Seele unvergleichlich wertvoller als der Leib und das ewige Leben unendlich wichtiger als das zeitliche ist (vgl. Mt. 16:26, Mk. 8:36-37, Lk. 9:25), dann ist auch das heutige Leid der Welt nichts im Vergleich zum Verlust der seligen Gemeinschaft mit unserem Herrn Jesus Christus in der Ewigkeit (s. Röm. 8:18). Unvorstellbar dagegen ist die Pein der in die Unendlichkeit Verdammten, rein mit gar keiner Qual dieser Welt vergleichbar, - sagen die heiligen Väter.
Fordert der Herr etwa zu viel von uns?! Nicht, wenn wir Seine Anordnungen durch ein Leben nach dem Geiste konsequent befolgen (s. Mt. 10:28; Lk. 12:4-5; vgl. Jak. 4:12), denn mit der Ausrichtung auf die Herrlichkeit Christi können auch wir es den Märtyrern und Bekennern gleichtun (s. Hebr. 11:24-26; 12:1-3).
Wollen wir also unter keinen Umständen der dämonischen Scheinfreiheit hinterherrennen, um irgendwann nicht als seelisches/körperliches Wrack auf einer Bahre zu enden. Nutzen wir diese (Fasten)Zeit, um uns an Den zu wenden, Der allein „die Vollmacht hat, Sünden zu vergeben“ (Mk. 2:10). Amen.