Predigt zur Synaxis des heiligen Erzengels Michael und aller übrigen Himmlischen Körperlosen Mächte (Heb. 2:2-10; Lk. 10:16-21) (21.11.2022)
„Er macht Seine Engel zu Geistern und Seine Diener zu flammendem Feuer.“
(Ps. 103:4; s. Hebr. 1:7).
„Unsere Heimat ist im Himmel. Von dort erwarten wir auch Jesus Christus, den Herrn, als Retter.“
(Phil. 3:20)
Liebe Brüder und Schwestern,
am heutigen Tag wollen wir uns mit der für uns unsichtbaren Schöpfung im Himmel befassen. Dem Heerführer kommt hierbei eine besondere Bedeutung zu. Wie wir aus der Überlieferung wissen, geschah die erste Revolution noch vor der Erschaffung der sichtbaren Welt, zu der wir derzeit noch gehören. Dem von Gott am meisten mit Glanz bedachten Träger des Lichtes (Luzifer), der mit dem Morgenstern verglichen wurde, Satanael genannt, missfiel es zunehmend, sich Gott unterordnen zu müssen. Er versammelte zwei Drittel der Engelschöre hinter sich und begehrte gegen seinen Herrn und Schöpfer auf. Da ergriff der oberste Anführer der himmlischen Heerscharen das Wort und die Initiative und rief laut: „Wer ist wie Gott?“ (Mi cha El). Darauf begriff die Hälfte der Abtrünnigen, dass niemand wie Gott sein kann, und blieb Gott von da an für alle Zeiten treu. Ein Drittel der Engel wollte aber auch dann nicht zum Gott der Liebe zurückkehren und wurde vom Himmel in den Abgrund verbannt. Dieser Kampf ist zeitlos. Er begann vor der Erschaffung der Zeit, mit ihm endet die Zeit, wenn die Welt jenseits von Zeit, Raum und Materie ihren Anfang nimmt. Die Heilige Schrift gibt uns einige Anhaltspunkte dazu: „Da entbrannte im Himmel ein Kampf, Michael und seine Engel erhoben sich, um mit dem Drachen zu kämpfen. Der Drache und seine Engel kämpften, aber sie konnten sich nicht halten und sie verloren ihren Platz im Himmel. Er wurde gestürzt, der große Drache, die alte Schlange, die Teufel oder Satan heißt und die ganze Welt verführt; der Drache wurde auf die Erde gestürzt und mit ihm wurden seine Engel hinabgestürzt“ (Offb. 12:7-9). Aus der nachfolgenden Verkündigung an den Empfänger der Offenbarung wird deutlich, dass der siegreiche Kampf der Engel auch den Grundstein legte für den Sieg unseres Herrn in dieser Welt. Und diese Worte beziehen sich wohl eher auf das Ende der Zeiten. Zeit existiert ja nur in dieser Welt, wovon auch die Kirche kündet, für die das Königtum Gottes einerseits schon begonnen hat (s. Lk. 17:21), andererseits aber noch in der Zukunft bevorsteht (s. Mt. 24:29-31; Mk. 13:24-27; Lk. 21:25-28). In Gottes Offenbarung ist der Übergang fließend. Johannes bezeugt nämlich: „Da hörte ich eine laute Stimme im Himmel rufen: Jetzt ist er da, der rettende Sieg, die Macht und die Herrschaft unseres Gottes und die Vollmacht Seines Gesalbten; denn gestürzt wurde der Ankläger unserer Brüder, der sie bei Tag und bei Nacht vor unserem Gott verklagte. Sie haben ihn besiegt durch das Blut des Lammes und durch ihr Wort und Zeugnis; sie hielten ihr Leben nicht fest, bis hinein in den Tod. Darum jubelt, ihr Himmel und alle, die darin wohnen. Weh aber euch, Land und Meer! Denn der Teufel ist zu euch hinab gekommen; seine Wut ist groß, denn er weiß, dass ihm nur noch eine kurze Zeit bleibt“ (Offb. 12:10-12)
Der Prophet Daniel empfing bereits rund 600 Jahre zuvor in einer Vision zu Babylon die Kunde davon, dass der Engelsfürst Michael treu und zuverlässig zu jeder Zeit in dieser Welt für uns auf Gottes Seiten streitet (s. Dan. 10:13,21; 12:1) – ein prophetischer Ausblick auf den Kampf am Ende der Welt, demzufolge ebenso die Rettung des Gottesvolks erfolgen wird.
Die gescheiterte Revolte im Himmel findet auf Erden in den Herzen der Menschen ihre Fortsetzung. Seit dieser Feuerprobe sind die Diener Gottes allein dem Guten ergeben, während die Diener Satans nur noch Böses vollbringen können. Wir Menschen hingegen sind zu beidem fähig, sowohl für das Gute, als auch für das Böse empfänglich. Deshalb sprechen wir im Gebet, das uns unser Herr überliefert hat: „Dein Wille geschehe wie im Himmel, so auf der Erde“ (Mt. 6:10) – Im Himmel, also in der Welt der Engel, geschieht alles nach Gottes Willen; möge es auf der Erde ebenso sein! Dieser paradiesische Zustand ist auf Erden aber nur erreichbar, wenn wir den Engeln im disziplinären Gehorsam und im feurigen Bestreben, in allem Gottes Willen zu erfüllen, nacheifern. Die Gebote Gottes sind demnach kein Korsett und keine Zwangsjacke für uns, sondern die Anleitung dazu, schon im zeitlichen Leben die künftige Welt kosten zu können. Das Leben und die Ordnung in der Kirche (s. 1 Kor. 14:40) ist ein Abglanz dieser hierarchischen Struktur im Himmel. Das leuchtende Beispiel der Engel stärkt uns in der Erkenntnis, dass die Übernahme der himmlischen Ordnung für uns den Gewährschein für die Erlangung des ewigen Lebens im Himmel darstellt. Dazu müssen wir aber den vom Teufel eingeflüsterten Vorstellungen von „Gleichberechtigung“, „Selbstbestimmung“, „Emanzipation“ (alles in Anführungsstrichen!) eine Absage erteilen. Wahre Freiheit, Brüderlichkeit und Liebe, aber auch richtig verstandene Respekt und Toleranz gibt es in der Kirche Christi, dem irdischen Abbild der himmlischen Ordnung. Die Welt der symbolischen neun Engelsränge erschließt sich für uns in ihrer Vollkommenheit aber erst am „achten Tag“ der Schöpfungsgeschichte. Am heutigen achten Tag (Julianischer Kalender) des neunten Monats (=November) begeben wir uns aber im Geiste dorthin – wie übrigens an jedem Montag, dem „neunten“ Tag der Woche, an dem wir wochenzyklisch der unkörperlichen himmlischen Geistwesen gedenken. Amen.