Mt 5,14-19 (14.07.2019_4.Sonntag_nach_Pfingsten)
Liebe Brüder und Schwestern im Herrn,
letzten Sonntag begannen wir schon über das „Licht in uns“ zu sprechen. Letzte Woche hörten wir im Evangelium davon, dass unser ganzer Leib licht ist, wenn unsere Augen lauter sind. (Mt 6,22) Auch heute steht uns das innere, geistliche Licht wieder vor Augen. Denn so heißt es im heutigen Evangelium (Mt 5,14-19): „Ihr seid das Licht der Welt.“ (V.14a) und „So lasst euer Licht leuchten vor den Leuten, damit sie eure guten Werke sehen und euren Vater im Himmel preisen.“ (V.16)
- Der Zuspruch und der Anspruch, dass wir Licht der Welt sind
„Ihr seid das Licht der Welt“ und dieses Licht kann nicht verborgen bleiben. (vgl. V.14-15) Licht leuchtet, breitet sich ungehindert aus und erfüllt einen Raum. In dieser Aussage Jesu steckt ein Zuspruch und ein Anspruch. 1.a) Der Zuspruch liegt darin, dass sich in dem Licht, welches von Gottes Licht zeugt, Gottes Macht offenbart. Dass Menschen das Licht in uns sehen und uns als Christen erkennen, braucht uns nicht beängstigen. Christus ist das Licht der Welt und er offenbarte Gottes Macht. Und dieses Licht der Welt spricht von uns, dass wir Lichter dieser Welt sind. Wie durch zerbrochene irdische Gefäße bricht auch durch uns ein Licht in diese Welt (2Kor 4,7), welches von der Herrlichkeit Gottes zeugt. 1.b) Jedoch steht der Anspruch darin, dass dieses Licht nicht immer mit offenen Armen empfangen wird. Denn genauso wie Gott aufgrund unserer Werke gepriesen werden kann (V.16), so werden wir wie Christus auch um Seinetwillen geschmäht, verfolgt, ausgeschlossen oder beleidigt. (V.11) Entweder erlischt das Licht in uns an der Reaktion der anderen oder es gewinnt an Leuchtkraft. Der Anspruch liegt also darin, dass bereit sein müssen das Licht in uns zu verteidigen, am brennen zu halten und zu mehren.
- Der Eifer um ein brennendes Licht – das Handeln gemäß der Tugenden
Das geistliche Licht ist in uns durch Christus entzündet worden. Doch unser Eifer sorgt dafür, dass dieses Licht in uns weiter brennt. Das Licht in uns drückt sich in unserem Handeln aus und dieses Handeln ist von außen sichtbar. Denn Christus selbst sagt: „So lasst euer Licht leuchten vor den Leuten, damit sie eure guten Werke sehen und euren Vater im Himmel preisen.“ (V.16)
Doch was für ein Werk – was für ein Handeln – ist hier gemeint? Hier geht es nicht um Werke, mit denen wir uns selbst rühmen und uns etwas verdienen wollen. Vielmehr ist es ein Mitwirken mit dem Licht, was in uns gelegt wurde und die Herrlichkeit Gottes offenbart. Denn handeln wir z.B. bei der Kollekte aus Stolz oder gehen wir in die Kirche, um von den anderen gesehen zu werden oder helfen, um gut angesehen zu sein, dann wird dieses Werk unserer Seele keinen Nutzen bringen. Ein nützliches Werk (vgl. Tagesepistel aus Titus 3,8.14) für unsere Seele ist ein Werk frei von äußerlichem Eigennutz und voll von Tugend. Unser Handeln trägt dann einen Mehrwert, wenn wir den Seligpreisungen folgen und sanftmütig, demütig und barmherzig sind, reinen Herzens und friedfertig handeln, uns nach Gerechtigkeit sehnen, wenn wir Schmähreden nicht mit Schmähungen vergelten, sondern uns sogar über diese freuen. (V.3-12) In all diesem erfüllte Christus selbst das Gesetz, anstelle es aufzuheben. (V.17) Er selbst ging über das bloße äußerliche Erfüllen von Geboten hinaus und erfüllte das Gesetz in einer besseren Gerechtigkeit. (V.20) In Gesamtheit der Tugenden, in welcher er das Licht der Welt war und leuchtete Er den Weg zum Himmelreich. So liegt es auch an unserem Eifer, ob das Licht weiter leuchtet, damit unser Vater im Himmel gepriesen wird.
- Der Trost, dass Gott auch den glimmenden Docht nicht auslöschen wird
Doch wenn wir uns auch darin erleben, dass wir nicht in den Tugenden handeln und unser Licht in uns erlöscht. Wenn unser Licht nicht mehr von dem Licht Christi zeugt, sondern wir uns zu Bösem reizen lassen und in Zorn und Habsucht handeln, so lasst uns nicht entmutigt aufgeben! Gott bleibt das ewige Licht und der Geist Gottes möchte uns immer wieder erleuchten. Wir dürfen getrost sein, dass Gott den glimmenden Docht in uns nicht auslöscht, sondern immer wieder entflammen kann. (vgl. Jes 42,3)
Und was wir an Tugenden noch nicht zu erreichen vermochten, das wollen wir erringen, indem wir unseren Nächsten lieben und ihm verzeihen, und so der ewigen Güter teilhaftig werden, durch die Gnade und Liebe unseres Herrn Jesus Christus, der alle Ehre und Macht besitzt, jetzt und in alle Ewigkeit. Amen!