Predigt zum Heiligen und Hohen Freitag (03.05.2024)
Liebe Brüder und Schwestern,
der Karfreitag, dieser heilige und hohe Freitag, bildet den Wendepunkt der Geschichte. Bis zu diesem Tage befand sich die seit dem Sündenfall geknechtete Menschheit in der Macht des Todes. Der Tod ist ein Synonym für den Teufel, für das Böse schlechthin. Das ist logisch, denn umgekehrt ist Gott der „Urheber des Lebens“ (Apg. 3:15), gekommen, um Selbst in Menschengestalt den Tod zu erleiden. „Er ist die Sühne für unsere Sünden, aber nicht nur für unsere Sünden, sondern auch für die der ganzen Welt“ (1 Joh. 2:2). Christus ist „unser Leben“ (Kol. 3:4), und „wenn wir Seine Gebote halten, erkennen wir, dass wir Ihn erkannt haben“ (1 Joh. 2:3). Wer Ihn aber verleugnet, der lehnt das Leben ab, „denn der Lohn der Sünde ist der Tod, die Gabe Gottes aber ist das ewige Leben in Christus Jesus, unserem Herrn“ (Röm. 6:23).
An diesem Tag stellt sich für alle Getauften die Frage: Glauben wir an das ewige Leben?! Es kann nur JA oder NEIN als Antwort geben (s. Mt. 5:37). Wenn wir aber glauben, dann wollen wir uns an Sein Wort halten. „Wer sich aber an Sein Wort hält, in dem ist die Gottesliebe wahrhaft vollendet. Wir erkennen daran, dass wir in Ihm sind. Wer sagt, dass er in Ihm bleibt, muss auch leben, wie Er gelebt hat“ (1 Joh. 2:5-6). Und das wiederum bedeutet, dass wir als Christen dieses irdische Leben möglichst gering achten müssen, um das himmlische Leben mit Christus zu erlangen, denn so hat Er gelebt (s. Phil. 2:5-11).
Wir stehen heute alle – die gesamte Menschheit – vor dem Kreuz unseres Herrn. Inmitten der Kirche steht es, und in der Vesper zum Großen Freitag beteiligen wir uns im Geiste an der Abnahme des Leichnams unseres Herrn vom Kreuz, an der wegen des nahenden Sabbats eiligen Waschung und Salbung des leblosen all-reinen Körpers, der Einwicklung in das Leinentuch und der Grablegung. Wer den Herrn liebt, ist an diesem Tag in der Kirche. Wer am Begräbnis seiner Eltern oder sonstiger Verwandten teilnimmt, aber am Karfreitag lieber seinem Wochenendvergnügen nachgeht, kann kein Nachfolger Christi sein. Nochmal, auf Deutsch gesagt: der ist kein Christ (s. Mt. 10:37-39; Lk. 14:26-27)!
Der Kreuztod des Sohnes Gottes spendete uns das Leben. Seither tragen wir unser Kreuz, das uns Kraft gibt für dieses Leben und Zuversicht auf das jenseitige. Wollen wir also vor dem Kreuze Christi niederfallen, es fest umarmen und unter Tränen küssen, denn „durch das Kreuz kam Freude für die ganze Welt“ (Auferstehungstroparion im Orthros). Der lebendig machende Tod Christi ist der Beginn der Auferstehung. Amen.