Predigt über die Samariterin (Joh 4, 5-42), 02.06.2024
Liebe Brüder und Schwestern,
die heutige Lesung über die Samariterin, die wir ausschließlich im Johannes-Evangelium finden, gibt uns Hoffnung, dass wir die Möglichkeit der Errettung bekommen.
Warum ist das so?
Zum ersten:
Jesus kam zu einer Samariterin und sprach sie an. Das war für die damalige Zeit ein Unding. Die Juden verkehrten nicht mit den Samaritern, das waren für sie Heiden, vom Glauben abgefallene.
Auf uns heute übertragen bedeutet das, dass allen Völker nun die Möglichkeit eröffnet wird, sich Christus anzuschließen und dies sich nicht mehr ausschließlich auf ein auserwähltes Volk bezieht, wie es noch im Alten Testament der Fall war.
Zum zweiten:
Die Samariterin, die von Jesus angesprochen wird, führte ein sündiges Leben – von fünf Männern, zu denen sie Beziehungen unterhielt, ist hier die Rede und die aktuelle Beziehung zu der Zeit des Aufeinandertreffens mit Christi ist zudem außerehelich.
Auch dies heißt für uns heute: Selbst, wenn wir in der Vergangenheit ein sündiges Leben gelebt haben sollten, kann eine Umkehr oder ein Umgeisten – wie es theologisch korrekter heißen würde, denn wir richten unseren Geist auf etwa anders aus – bewirken, dass wir auf den Weg der Errettung gelangen.
Das sind doch zwei außergewöhnliche Botschaften, die uns Hoffnung geben!
Es ist aber noch mehr, was Jesus dieser Frau verspricht:
Wer aber von dem Wasser trinkt, das ich ihm geben werde, der wird niemals mehr dürsten auf ewig; sondern das Wasser, das ich ihm geben werde, wird in ihm zur Quelle eines Wassers werden, das ins ewige Leben sprudelt.
Wasser ist das A und O unseres Lebens, eigentlich unser größter körperlicher Bestandteil. Ohne Wasser können wir nicht leben, gehen wir in kurzer Zeit zugrunde. Im übertragenen Sinne bedeutet das also, das Christus für uns die wichtigste Quelle ist und uns alles geben kann. Wenn wir dieses Wasser trinken wollen, wenn wir leben wollen, dann müssen wir zu ihm kommen. Klar gesagt, wir müssen unser Leben auf Ihn ausrichten. Das geht nur, wenn wir diese Umkehr, dieses Umgeisten bewerkstelligen und würdig an der Kommunion teilhaben.
So etwas zu bewerkstelligen, erfordert natürlich Anstrengung. Sich von seinen alten Gewohnheiten loszusagen, ist nicht einfach. Sie haben sich tief in unser Leben, Denken und Handeln eingeschliffen, eingegraben. Wir merken das spätestens, wenn wir zur Beichte kommen, dass es enorm schwierig ist, diese zu überwinden. Immer wieder bleiben wir in unserer alten Fahrspur stecken – es ist manchmal einfach zum Verzweifeln.
Doch hier ist der Ausweg, dass Gott und Mensch zusammenwirken, der Fachbegriff hierfür ist Synergie. Mit anderen Worten: Allein schaffen wir das nicht, aber mit seiner Hilfe und der Stärkung durch die Kommunion können wir eine Wendung herbeiführen und in kleinen Schritten vorankommen.
Wichtig ist einfach dabei, erst einmal in Bewegung zu kommen und diesen steilen Weg in Angriff zu nehmen. Durch das Vorbereiten auf die Kommunion, das Mysterium der Buße und die Teilhabe an der Kommunion werden wir diese Stärkung bekommen, die uns dabei helfen wird.
Ähnlich wie die Frau, die daran zweifelte, dass Christus ihr Wasser geben kann „Herr, du hast ja kein Schöpfgefäß, und der Brunnen ist tief. Woher hast du denn das lebendige Wasser?“ zweifeln auch wir häufig, dass Gott uns hilft. Dadurch, dass Jesus ihr sagen konnte, was sie in diesem Leben alles getan hatte, erkannte sie, dass er der Sohn Gottes ist.
Manchmal gibt auch uns Gott kleine oder auch größere Hinweise darauf, dass er da ist. Wir müssen nur mit offenen Augen durch die Welt gehen, dann werden wir dieses erkennen. Manchmal geschehen Dinge, die wir nicht für möglich gehalten haben. Eine Situation ist aussichtlos und wir bekommen unerwartet Hilfe oder etwas fügt sich ganz anders, als wir erwartet haben.
Die Samariterin ist uns hierin ein Beispiel: Anfangs interessierte sie sich nur für das Materielle, hier, dass sie Wasser bekommen kann, durch das sie für immer gesättigt ist. Aber schon im Fortgang des Gesprächs mit Christi kam sie auf geistliche Dinge zu sprechen und sie begann sich dafür zu interessieren, wie denn Gott richtig angebetet wird und letztlich erkennt sie Ihn als Christus, den Erretter.
So ist es auch mit uns. Anfangs sind wir zumeist dem Evangelium, dem Glauben fern, wir sorgen uns in erster Linie um Materielles. Doch es kann der Moment kommen, in dem wir feststellen, dass es noch nicht alles gewesen sein kann, das da mehr ist. Und dann klopft Gott an unsere Tür und beginnt sein Gespräch mit uns – genau, wie mit der Samariterin.
Dieser Erkenntnisprozess, wie er bei dieser einsetzte, kann uns nur gelingen, wenn wir dafür auch offen sind. Es gibt ein Sprichwort „Die Tür zu unserem Herzen ist von innen verschlossen“. Gott wird also nicht mit Gewalt diese Tür aufbrechen, also mit Gewalt in unser Leben treten. Nur wenn wir selbst diese Tür aufschließen und bereit sind, dann wird Er das tun. Öffnen wir also unser Herz!
Die Samariterin erkannte das und handelte dementsprechend. Und auch das Volk in ihrer Stadt in Samarien kam zum Glauben:
Nehmen wir also die heutigen beiden positiven Nachrichten des Evangeliums auf. Gott wendet sich an alle, gleich welchen Volkes, welcher Nationalität wir sind oder auch in welchem seelischen oder geistigen Zustand wir uns befinden.
So, wie es auch im Brief des hl. Apostel Paulus an die Galater geschrieben ist:
„Da ist nicht Jude noch Grieche, da ist nicht Sklave noch Freier, da ist nicht Mann und Frau; denn ihr alle seid einer in Christus Jesus.“
Christus ist auferstanden!
Amen.