Predigt zum 7. Sonntag nach Ostern, Gedächtnis der Väter des 1. Ökumenischen Konzils (325) (Joh 17, 1-13), 28.05.2023
Kürzlich erlebten wir, wie eine Rakete, eine der größten, die jemals von Menschenhand gebaut worden ist, kurz nach dem Start vom Boden vom Kurs abwich, ins Trudeln geriet und explodierend abstürzte. Was war geschehen? Und was hat das mit dem heutigen Evangelium und dem heutigen Sonntag auf sich?
In der heutigen Lesung hörten wir, wie sich Christus an seinen Vater, an Gott wandte. Er dankte ihm, Jesus bat für die, die den rechten Glauben hatten, dass Gott sie bewahrte. Das mit dem rechten Glauben ist so eine Sache, denn nach den Geschehnissen um die Auferstehung Christi, seiner Himmelfahrt, die wir kürzlich feierten und die Herabsendung des Heiligen Geistes, die wir nächste Woche beim Pfingstfest begehen werden, kam es dazu, dass sich verschiedene Lehren, oder besser gesagt, Irrlehren, über Christus und Gott verbreiteten.
Wer war Christus? Ein Mensch? Gott? Oder beides? Diese Fragen wurden durchaus unterschiedlich beantwortet. Und so wurde es erforderlich, dass Bischöfe der gesamten christlichen Welt, also aus dem Römischen Reich um 325 an dem Ort Nikäa (dem heutigen İznik in der Türkei) zusammenkamen, um zu definieren, was der genaue Glaubensinhalt ist. Es waren dort Heilige, die wir sehr gut kennen, die wir oft um Beistand vor Gott bitten, allen voran der Heilige Nikolaus und der Heilige Spyridon. Kaiser Konstantin, der 313 mit dem Mailänder Edikt das Christentum als Staatsreligion im Römische Reich festsetzte, führte den Vorsitz. Hauptdiskussionspunkt war die Auseinandersetzung mit der Lehre des Arius, in der Christus nicht als Gott bezeichnet wurde – eine Häresie, oder, mit anderen Worten, eine Irrlehre. Jesus Christus gilt bei Arius als geschaffen und damit nicht-göttlich, nicht wesensgleich mit Gott.
Viele Bischöfe sind damals dieser Häresie verfallen und sogar der Imperator war den Arianern zugeneigt. Während des Konzils wurden lange Debatten geführt, doch einen Wendepunkt stellte das Wunder des Heiligen Spyridon dar, welches vor allem auf die Herzen die Väter wirkte. Er ergriff das Wort und stellte sich in die Mitte des Saals. Dort nahm er einen Ziegelstein, hob ihn in seiner Hand und sprach: „Im Namen des Vaters!“ daraufhin brach aus dem Stein eine Feuerflamme in die Luft. Dann sagte er: „Und des Sohnes!“ und aus dem Ziegel floss Wasser auf den Boden. „Und des Heiligen Geistes!“ fuhr er fort und öffnete seine Hand. In dieser befand sich der Lehm, aus dem der Ziegel gemacht war. Auf diese einfache Art und Weise offenbarte sich die Heilige Dreiheit. Den Vätern des Konzils wurde durch dieses Wunder klar – so, wie in dem Ziegelstein untrennbar Lehm, Wasser und Feuer vereint waren, sind in dem einen Gott, der Heiligen Dreiheit, Gott Vater, Gott Sohn und Gott Heiligen Geist eins. Der heilige Bischof erklärte: „Das sind drei Elemente, doch der Ziegelstein ist einer. So auch in der Heiligen Dreiheit – Drei Hypostasen, aber die Gottheit ist eins.“
Die Lehre des Arius wurde auf dem Konzil schließlich als häretisch verurteilt. Das Konzil legte fest, dass Vater und Sohn gleichen Wesens seien.
Was war also passiert? Man hatte sich eigentlich um einen einzigen Buchstaben, dazu noch um einen besonders kleinen, das jota, also das „i“ gestritten.
Es ging also um die klitzekleine Unterscheidung zwischen homousios (gr. eines Wesens) und homoiusios (gr. ähnlichen Wesens). Dieser klitzekleine Unterschied hat allerdings erhebliche Auswirkungen. Er trennt die Christen, welche an die die Dreiheit Gottes und an die Wesenseinheit von Vater, Sohn und Heiliger Geist glauben, von denen, die nicht Christen sind, weil sie dies nicht tun.
Wie bedeutsam aber der Glaube ist, sprach Jesus selbst zu seinen Jüngern: „ich sage euch: Wenn ihr Glauben habt wie ein Senfkorn, so könnt ihr sagen zu diesem Berge: ‚Heb dich dorthin!‘, so wird er sich heben; und euch wird nichts unmöglich sein.“ (Mt 17,20-21)
Es steckt also eine riesige Kraft darin, eine Kraft, die es uns letztendlich ermöglich, ein Leben zu führen, welches uns Gott näherbringt und errettet zu werden.
Und jetzt komme ich auf die Rakete vom Anfang zurück. Sie hat auch eine große Kraft, die sie entwickelt, um die Erdanziehungskraft zu überwinden und Tonnen an Last in den Weltraum zu befördern. Wenn da nur ein klein wenig an der Abstimmung der Triebwerke sich an Ungenauigkeit einschleicht – im vorliegenden Fall fielen einige der 33 Triebwerke aus –, dann kommt sie vom Kurs ab, gerät ins Trudeln und das Ende kennen wir ja nun schon.
Es gibt in der Kirche nur sehr wenige Dogmen, die hart verbindlich sind. Eines davon ist unser Glaubensbekenntnis, das auf dem ersten ökumenischen Konzil von Nikäa formuliert worden ist. Lasst es uns als zentrales Momentum unseres Glaubens bewahren, um auf dem Weg der Errettung zu bleiben, nicht vom Kurs abzukommen, und ins Trudeln und dem Absturz zu geraten!
Ich glaube an den einen Gott, den Vater, den Allherrscher, den Schöpfer des Himmels und der Erde, alles Sichtbaren und Unsichtbaren, und an den einen Herrn Jesus Christus, Gottes einziggezeugten Sohn, den aus dem Vater Gezeugten vor aller Zeit, Licht vom Lichte, wahren Gott vom wahren Gott, gezeugt, nicht geschaffen, den dem Vater Wesenseinen, durch den alles geworden ist. Amen