Bote 1995-2 Kopenhagen Jerusalemer Ikone der Allerheiligsten Gottesmutter strömt Myron aus

Am Freitag der ersten Woche der Großen Fastenzeit begann in der Kirche des Hl. Alexanders von Nevskij in Kopenhagen die Jerusalemer Ikone der Allerheiligsten Gottesmutter Myron auszuströmen.1  Diese Ikone, die eine genaue Kopie des wundertätigen Urbildes ist, das sich über den Königlichen Türen der Maria-Schutz-Kirche des Panteleimon Klosters auf dem Athos befindet, wurde eben dort in den Jahren 1911-13 gemalt und von dem Mönch Denasij am 22. April 1928 der Kaiserin Maria Fedorovna2  als Geschenk übersandt. Die Athos-Ikone ihrerseits ist eine Kopie der wundertätigen Ikone von der Krivozerskaja Einsiedelei (Gouvernement Kostroma), und wurde 1828 von Vater Nikon, einem Hieromonachos der Nil-Sorskij Einsiedelei gemalt. Zu der Nachtwache von Muttergottesfesten und an Sonntagen nach dem Abendgottesdienst lassen die Athos Mönche dieses Bild herab, so daß der Akathistos vor ihm gesungen werden kann. In der langen Widmung auf der Rückseite der von Vater Denasij nach Dänemark gesandten Ikone heißt es, daß die Ikone der leidgeprüften Kaiserin Mutter zum Trost und im Gebet, daß die Allreinste Gottesgebärerin das schwer heimgesuchte russische Land und das russische Volk in der Heimat und in der Fremde nicht verlassen möge, überbracht wurde.
   Wir bringen nun eine Beschreibung der Ereignisse, wie sie aus den täglichen Aufzeichnungen von Augenzeugen, der Geistlichkeit und Gemeinde der Kirche, hervorgehen.

Freitag, der 25. Februar/10. März 1995.
Am Morgen wurde in der Kirche die Liturgie der Vorgeweihten Gaben zelebriert, und nach der Liturgie noch ein Totengottesdienst. Nach dem Gottesdienst begab sich Priestermönch Alexij mit den am Totengottesdienst Teilnehmenden zum Friedhof. In der Kirche blieb Vater Veniamin, die Kirchenälteste und Nikolaj Noregard. Sie begannen in der Kirche aufzuräumen und, als sie zu der Ikone gingen, um das Glas des Kibotos (Ikonenkastens) abzuwischen, bemerkten sie Tränen, die den Augen der Gottesmutter entströmten. Der vom Friedhof zurückkehrende Vater Alexij fand alle drei vor der Ikone betend vor. Über das Geschehene informierten sie per Telefon den Hochgeweihten Erzbischof Mark. Vladyka riet, den Ikonenkasten vor Sonntag nicht zu öffnen.

Sonntag, Sieg der Orthodoxie,
27. Februar/12. März.  
Vor der Liturgie öffnete Vater Alexij den Kibotos (Ikonenkasten). Die Ikone herauszunehmen, erwies sich als nicht einfach, da der Deckel des Kastens mit vielen Schrauben angeschraubt war und die Ikone selber von innen mit zwanzig Eisennägeln an dem Rahmen befestigt war. Man mußte Schraubenzieher und Zange verwenden. Zugegen waren Vater Veniamin, Diakon Matfej, Nikolaj Noregard und Savva Gunter aus Schweden. Auf der Ikone war mehr Myron als am Freitag zu sehen, in den Kasten floß es jedoch nicht. Watte wurde in den Kasten gelegt und dann wurde er wieder geschlossen.
Am Abend desselben Tages während der von 17 bis 21 Uhr durchgeführten Inventarisierung des Kirchengerätes wurden neue Myrontropfen auf der Ikone bemerkt, sowie kleine, tauähnliche Tröpfchen auf der inneren Seite des Kastenglases und auf der Watte.

Donnerstag, 3./16. März.  
Der Gemeinderevisor Herr Nikolaj Gert Brack kam in die Kirche, um die Ikone zu photographieren. Vater Alexij nahm sie aus dem Rahmen und legte sie auf das auf der Erhöhung vor dem Altar stehende Analogion (Ikonenpult), damit mehr Licht auf die Ikone fällt. Beim Photographieren erschien im linken Auge der Allerheiligsten Gottesgebärerin ein großer Tropfen, der langsam nach unten zu rollen begann. Die Anwesenden küßten die Ikone und setzten die Aufnahme fort. Da zeigte sich im rechten Auge ein Tropfen von kleinerem Ausmaße. Es gelang, die Ikone genau im Augenblick des Hervortretens der Tränen zu photographieren.

Freitag, 4./17. März.
Am Morgen um 9 Uhr öffnete die Kirchenälteste die Kirche für Touristengruppen. Als sie die Ikone küßte, bemerkte sie, daß die Augen der Gottesmutter feucht sind. Sie rief Vater Alexij an und bat, daß dieser in die Kirche kommen möge. Zusammen mit der Kirchenältesten blicke Vater Alexij lange auf die Ikone: Aus den Augen der Gottesgebärerin flossen zwei Tränen und ein feiner Wohlgeruch war wahrzunehmen.

Am Samstag nach der Nachtwache wurde die Ikone in den Altarraum getragen, aus dem Rahmen genommen und auf den Altar gelegt.
2. Sonntag der Großen Fastenzeit, 6./19. März
Nach der Proskomidie wischte Vater Alexij mit trockener Watte alle Myronspuren von der Ikone ab. Dabei waren Diakon Matfej und die Altardiener Nikolaj Kongaard, Oliver Kopriviza und Sergej Litvinov zugegen. Die Ikone wurde auf den Altar vor den Behälter zur Aufbewahrung der Heiligen Gaben gelegt. Während der inständigen Litanei bemerkten sie, daß aus den Augen der Gottesgebärerin zwei Tränen fließen. Nach Beendigung der Liturgie legten sie die Ikone auf das Analogion in der Mitte der Kirche und sangen den Akathistos Hymnos. Es erschienen keine neuen Tränen. Nach der Entlassung gingen die Gläubigen zu der Ikone, um sie zu küssen und gingen dann auseinander. Frau T.F. Baruel bat Vater Alexij einen Blick auf die Ikone zu werfen, welche wieder fast völlig trocken war, nachdem die bei dem Akathistos anwesenden Gläubigen sie geküßt hatten.  Vater Alexij begann die Ikone mit einem Wattebausch abzuwischen. In diesem Augenblick zeigten sich in beiden Augen dicke Tropfen, die langsam nach unten flossen. Alle Gemeindeglieder, die noch in der Kirche waren, umgaben die Ikone. Vater Alexij wischte die Augen der Gottesgebärerin mit trockener Watte ab, und erneut erschienen dicke Tropfen. Dies wiederholte sich einige Male, so daß alle Anwesenden mit Myron getränkte Watte erhielten. Dann hörte das Fließen des Myrons auf. Alle begaben sich nach Hause. Später kam Vater Alexij noch einmal in die Kirche, aber die Ikone war vollkommen trocken.
Derzeit befindet sich die Ikone unter Glas in dem Ikonenkasten. Myron strömt weiterhin aus, aber nur während der Gottesdienste. Es erscheinen einige Tränen, die nach unten fließen, aber schnell verdunsten, so daß sie den Boden des Ikonenkastens nicht erreichen.
 So wurden die Kinder der Russischen Orthodoxen Kirche  schon zum zweiten Male in kurzer Zeit Zeugen eines Wunders. Bereits zum zweiten Mal begann das Bildnis der Gottesmutter (ebenso wie die Myronspendende Ikone von Iveron, die ihre Herkunft auf den Athos, das der Allerheiligsten Gottesgebärerin zugeteilte Stück Erde, zurückführt), Myron auszuströmen. Was bedeuten die Geschehnisse? Sind sie eine Tröstung für uns alle oder eine Warnung? Unerforschlich sind die Wege des Herrn und unerreichbar für den menschlichen Verstand die Geheimnisse Seiner Vorsehung. Indem wir uns selbstgenügsam vor dem Wunder beugen und unseren Geist erheben, mögen wir uns ob unserer Lauigkeit entsetzen, denn die Allerheiligste Jungfrau weint, wenn sie auf das Menschengeschlecht, das eines Blutes mit ihr ist, schaut – ein widerspenstiges und aufrührerisches Geschlecht (Ps. 77,8). Die unsterbliche lebenspendende göttliche Kraft veranlaßte dürres Holz und Mineralfarben, den Wohlgeruch des Mitleids auszuströmen. Wollen wir unsere Allreine Fürsprecherin bitten, unsere verhärteten Herzen zu beleben. Allerheiligste Gottesgebärerin rette uns!