Über die Beziehung der Kirche zur Staatsmacht
“Man muß Gott mehr gehorchen als den Menschen” (Apg 5,29).
In diesen Worten haben wir die Seele, das eigentliche Herz der Orthodoxen Kirche: das ist es, ihr Evangelium, ihr universales Evangelium. Das ist es, wovon sie lebt, und wofür sie lebt. Das ist es, worin ihre Unsterblichkeit und Ewigkeit liegt; eben darin besteht ihre unübertreffliche Allkostbarkeit. Gott mehr gehorchen als den Menschen - das ist das Prinzip aller Prinzipien, das Heiligtum aller Heiligtümer, der Maßstab aller Maßstäbe.
Das ist das universale Evangelium - die Essenz aller heiligen Dogmen und aller heiligen Kanones der Orthodoxen Kirche. Hier dürfen nicht, weil es um den Preis aller Preise geht, seitens der Kirche irgendwelchen politischen Regimes irgendwelche Konzessionen gemacht werden, es dürfen keine Kompromisse geschlossen werden, weder mit Menschen noch mit Dämonen. Und am allerwenigsten mit den offenen Kirchengegnern, ihren Verfolgern und Vernichtern.
“Gott mehr gehorchen als den Menschen” - das ist die Satzung der Orthodoxen Kirche, ihr ewige und unveränderliche Satzung - ihr universaler Grundsatz, ihre ewige und unveränderliche Position, ihr universaler Standpunkt. Da haben wir sie, die erste Antwort an die ersten Verfolger der Kirche: Apg 5,29; und das ist ihre Antwort an alle Verfolger durch die Jahrhunderte hindurch bis zum Jüngsten Gericht. Für die Kirche steht Gott immer an erster Stelle, und der Mensch, die Menschen immer an zweiter Stelle. Den Menschen muß man sich fügen in dem Maße, in dem sie nicht gegen Gott und gegen die Göttlichen Gesetze sind. Aber wenn sie gegen Gott und gegen Seine Gebote auftreten, dann muß die Kirche sich ihnen entgegenstellen und Widerstand leisten. Wenn sie nicht so handelt, ist sie dann etwa Kirche? Und wenn die Vertreter der Kirche sich nicht so verhalten, sind sie dann etwa ihre apostolischen Vertreter? Sich gegebenenfalls etwa durch die sogenannte kirchliche Ökonomie (Nachsicht) rechtfertigen zu wollen, bedeutet nichts anderes, als offen Gott und die Kirche zu verraten. Solch eine Ökonomie ist ganz einfach ein Verrat an der Kirche Christi.
Kirche - das ist die Ewigkeit in der Zeit, in der zeitbedingten Welt. Die Welt ändert sich, aber die Kirche ändert sich nicht; nicht wandeln sich ihre ewige Göttliche Wahrheit, ihre Göttliche Gerechtigkeit, ihr ewiges Göttliches Evangelium, ihre ewigen Göttlichen Träger. Sie wandelt sich nicht, weil sich der Herr Christus nicht wandelt, welcher derselbe ist und in derselben Weise wirkt. Die Evangelische Wahrheit und Wirklichkeit lautet: “Jesus Christus ist gestern und heute derselbe und in Ewigkeit” (Hebr 13,8). Durch die Kirche wird die Ewigkeit in der Zeit gegenwärtig, damit die Zeitlichkeit durch sie geheiligt, erneuert, transzendiert und ihr angeglichen werde. Nicht die Kirche darf sich nach der Zeit ausrichten oder nach dem Geist der Zeiten, sondern die Zeit muß sich nach ihr ausrichten als der Ewigen, und der Geist der Zeiten an ihr als der Trägerin des Geistes der Ewigkeit, des Geistes des Gottmenschentums. Denn sie ist immer heilig, immer apostolisch. Sie ist immer konziliar, immer göttlich, weshalb sie auch niemals wagen kann, das Ewige dem Zeitlichen zu opfern, das Göttliche dem Menschlichen, das Himmlische dem Irdischen. Sie paßt sich nicht dem Geist der Zeiten an. Im Gegenteil, ihr gebührt es, die Zeit der Ewigkeit anzupassen, das Zeitliche dem Ewigen, das Menschliche dem Gottmenschlichen. Stets ist ihr Motto beim Weg durch diese Welt: zuerst Gott, und dann der Mensch; an erster Stelle Gott, und nach Ihm der Mensch - “damit der Herr Christus in allen Dingen den Vorrang hat” (Kol 1,18).
Macht als solche kommt im Prinzip von Gott (Röm13,1-6), und eine Hierarchie der Werte und eine Hierarchie der Ordnung ist von Gott. Daher muß man sich prinzipiell der Macht unterwerfen als einer ordnungsmäßigen, wenn sie diese gottgegebene und göttliche Ordnung in der Welt aufrechterhält. Andernfalls kommt es zum Fall und zwar zum Abfallen in die “Ohnmacht”, die Anarchie.
Den staatlichen Mächten muß man sich unterordnen, insofern sie die göttliche Ordnung in der Welt aufrechterhalten, und insofern sie “Diener Gottes” sind eben als den Dienern Gottes. Den Machthabern unterordnen muß man sich, weil sie als Diener Gottes das Schwert in der Hand haben, mit dem sie das Böse bestrafen und das Gute verteidigen. Den Machthabern unterordnen muß man sich, weil sie, die Diener Gottes nicht den guten, sondern “den Freveltaten schrecklich” sind. Aber wenn die Staatsmächte ein Schrecken für die guten Taten werden, wenn sie das Göttliche Gute verfolgen, und vor allem das Gute alles Guten, das Allerbeste dieser Welt - den Herrn Christus und Seine Kirche, dann darf man sich derartigen Mächten nicht mehr unterordnen, ihnen nicht mehr gehorchen. Gegen sie muß der Christ kämpfen, und zwar mit den heiligen Mitteln des Evangeliums. Niemals wagt der Christ, mehr den Menschen als Gott zu gehorchen, und besonders jenen Menschen, welche gegen den wahren Gott und gegen Sein Evangelium sind.
Macht ist zu anfangs, rein prinzipiell von Gott. Aber wenn die Macht von Gott abfällt und gegen Gott auftritt, dann verkehrt sie sich in Gewaltsamkeit und hört damit auf von Gott zu sein, vielmehr ist sie nun vom Teufel. Das bedeutet, wir Christen kennen ebenso das Geheimnis der rechtmäßigen Gewalt wie das Geheimnis der Gewaltsamkeit: die echte Macht ist von Gott gesegnet, der Mißbrauch der Macht von Gott verflucht. Alles, was von Gott ist, ist gut: sobald es mißbraucht wird, ist es vom Teufel. Der Mißbrauch des Göttlichen - das ist der Teufel, und das ganze Teufelswerk aller Welten, darunter auch der menschlichen. Macht als solche ist von Gott - und solange sie in Gott verankert bleibt, und unter Gott und mit Gott, ist sie eine gesegnete. Wenn sie aber Gott beiseite läßt, verkehrt sie sich in Gewaltsamkeit und ist fortan der widergöttlichen Macht, dem Teufel, untertan.
Derart ist die orthodoxe Lehre der Evangelien, der Apostel, der Kirchenväter über die Natur und den Wert der Staatsgewalt. Das ist die heilige und unfehlbare Lehre der Orthodoxen Kirche Christi; so war sie von Anfang an bis zum heutigen Tag, und vom heutigen Tag an bis in alle Zukunft. Wer sind die Zeugen dafür? Alle heiligen Apostel, alle heiligen Kirchenväter, alle heiligen Märtyrer. Insbesondere die heiligen Märtyrer, angefangen vom heiligen Erstmärtyrer Stephan, bis zu unseren Neomärtyrern und den übrigen zeitgenössischen heiligen Märtyrern. Sie alle litten für den Herrn Christus, alle zusammen litten unter Kaisern, Königen und Fürsten; mit einem Wort: unter den gottwidrigen Mächten dieses Zeitalters. Und solche heiligen Bekenner gibt es nicht nur Tausende, es sind ihrer Millionen. Sie alle sind heilig und unsterblich als Zeugen der Gottmenschlichen Wahrheit: Christen müssen sich den gottlosen und gottwidrigen Befehlen von Kaisern, Herrschern und Machthabern dieser Welt widersetzen, wo immer sie auch leben, und wer immer sie auch sein mögen. Jeder heilige Märtyrer, jeder heilige Bekenner des Glaubens an Christus ist eine lebendige Verkörperung und unsterbliche Personifizierung der allerheiligsten Universalbotschaft der Orthodoxen Kirche: “Gott mehr gehorchen als den Menschen”. Jeder einzelne von ihnen hielt sich mit ganzer Seele, ganzem Herzen, ganzer Kraft, ganzem Gemüt an diese göttliche Universalbotschaft. Und dafür wurden ihnen auch Qualen und Böses zugefügt, dafür wurden siedurch die Jahrhunderte von den gottfeindlichen Mächtigen umgebracht.
Es folgen nun einige Beispiele aus der Schar dieser unzähligen und unsterblichen Zeugen für die Wahrheit:
1) Der hl. Märtyrer Glykerios, der Presbyter († 303), sagte zum Kaiser Maximian in der Kirche von Nikomedia, die voller Christen war, welcher der Kaiser zusammen mit der Kirche, falls sie sich nicht von Christus lossagten, zu verbrennen drohte, was er dann auch tat: “Die von dir versprochenen Geschenke locken uns nicht, Kaiser; deine Drohungen fürchten wir nicht. Alles, was die Welt bietet, betrachten wir sozusagen als einen Traum und würden es sogar als bedauerlich und eine Strafe Gottes für uns erachten, wenn wir nicht die grausamsten Qualen für Christus zu ertragen ausersehen sind... Wir fürchten deine Verfolgungen nicht: Der Herrscher des Weltalls gab uns Waffen aus der Höhe, mit denen wir uns ebenso rüsten und verteidigen, wie jetzt du mit deinen Waffenträgern. Indem wir dir widerstehen, haben wir die feste Zuversicht, einen wunderbaren Sieg zu erringen, denn als Besiegte werden wir überwinden, und als Fallende werden wir siegen.” (28. Dezember).
2) Hl. Märtyrer Jakob der Perser († 421) und Kaiser Isdigerd. Der Kaiser zum Märtyrer: “Wisse, daß du des Todes schuldig bist; nur richte ich dich nicht mit dem Schwert hin, damit du nicht eines schnellen Todes stirbst, sondern lange und grausam werde ich dich foltern und dich dem qualvollsten Tod übergeben” (Dem Heiligen wurden die Finger und alle Glieder, eines um das andere, abgeschnitten, Anm.). Der hl. Jakob entgegnet: “Was deine Absicht ist, das führe aus, Kaiser, und zwar schnell, aber wisse, daß mich deine Worte nicht schrecken, denn sie sind gleich einem Wind sind, der über einen Steinfelsen fegt. Ich fürchte den Tod nicht, denn ich weiß, daß der irdische Tod nur ein Traum ist, und alle Menschen werden sich bei der zweiten schrecklichen Wiederkunft meines Christus und meines Herrn aus den Gräbern erheben”, d.h. sie werden auferstehen. (27. November).
3) Der hl. Märtyrer Tiburtius († 230) spricht zum kaiserlichen Eparchen (Statthalter) Fabianus in Rom: “Bedrohst du mich mit Martern? Ist es uns Christen denn etwas Schreckliches, für unseren Gott zu leiden? Mit Enthauptung durch das Schwert? So werden wir, befreit von dem körperlichen Gefängnis, die himmlische Freiheit erlangen. Mit Verbrennen durch das Feuer? Aber wir erstickten ja bereits in unserem Körper die große Flamme des Lasters, und jenes Feuer fürchten wir nicht. Mit Vertreibung? Aber unser Gott ist überall, und wo wir mit Gott sind, dort ist unser Platz.” (18. Dezember).
4) Hl. Märtyrer Menas († 304) und der kaiserliche Statthalter Hermogenes, der Peiniger der Christen (der später selber zum heiligen Märtyrer wurde - Anm.). Hermogenes verlangte die Ausführung der kaiserlichen Befehle; der hl. Menas antwortete: “Den Kaisern Ehrerbietung darzubringen, ist eine edle Sache ob ihrer Macht und Befehlsgewalt; aber wenn die Kaiser nicht rechtmäßig sind und Gott, der der Anfang vom allem ist, nicht gläubig anbeten und Ihm nicht die gebührende Ehre geben, dann ist es unrecht, solche Kaiser zu achten”. In einem anderen Gespräch derselben Personen heißt es: “Sage mir, du Schurke, in welcher Hoffnung wagtest du das Volk zum Ungehorsam gegen den Kaiser aufzuwiegeln?” Der hl. Menas: “Nicht ich veranlaßte das Volk, einem unredlichen kaiserlichen Befehl den Gehorsam zu verweigern, sondern der Göttliche Eifer, denn das Volk ist eifersüchtig ob Seines Herrn... Ich mag mich schlecht geäußert haben über die Götter deines Kaisers vor dem Volk: sollte doch ein jeder Mensch, der eine rechte und gesunde Ansicht hat, das was er als falsch erkannt hat, nicht lieben, sondern hassen; die Wahrheit jedoch muß er lieben und ehren. Die Wahrheit, hinsichtlich der es keinen Zweifel gibt, aber ist für diese Menschen Christus Selber!” (10. Dezember).
5) Der kaiserliche Statthalter Arippinus spricht zu dem hl. Märtyrer Plato († 306): “Wie erkühnst du dich, die kaiserlichen Gesetze zu verletzen und andere dazu zu verleiten?” Der hl. Plato antwortet: “Ich kenne die Geheiße meines Gottes und tue, was Seine heiligen und lebensschaffenden Gebote befehlen” (18. November).
6) Hll. Märtyrer: Bischof Akepsimas, Presbyter Joseph und Diakon Aithalas (litten um 376), und ihr Peiniger, ein Fürst unter den persischen Magiern. Der Fürst spricht zu den Märtyrern: “Widersetzt euch nicht dem kaiserlichen Willen”. Aber sie entgegneten: “Jeder, der den Willen eures gesetzlosen Kaisers erfüllt, widersetzt sich Gott” (3. November).
7) Hl. Märtyrer Trophimos († um 303) und der Richter Attikos, der kaiserliche Statthalter. Der Richter Attikos fragt den Märtyrer: “Hast du die kaiserlichen Erlasse über die Christen gelesen?” Der Heilige antwortet: “Ich las sie wohl, aber was sollen sie uns? Zwischen Gottesfurcht und dämonischem Wahn ist ein Unterschied wie zwischen Tag und Nacht.” (19. September).
8) Hl. ehrwürdiger Märtyrer Andreas von Kreta († 767) antwortet dem Kaiser Konstantin Kopronimos (Ikonoklast): “Verhüte Gott, daß ich meinen Christus verleugne... Du Kaiser, widme dich lieber deinen Kriegs– und Regierungsgeschäften, als Christus und Seine Diener zu verfolgen” (4. Juli).
9) Hl. Großmärtyrerin Euphemia und 48 weitere Märtyrer († 304) und der kaiserliche Statthalter Priskos. Dieser fragt: “Verletzt ihr nicht das kaiserliche und unser Gebot, wenn ihr das Opfer zu Ehren des großen Gottes Ares zunichte macht?” Die Märtyrer antworten: “Dem kaiserlichen und deinem Befehl, o Prokonsul, ziehmt zweifellos Gehorsam, wenn er nicht dem Himmlischen Gott zuwider ist; wenn er jedoch gegen Gott gerichtet ist, dann muß man ihm nicht nur den Gehorsam verweigern, sondern sich ihm sogar widersetzen. Wenn man uns das gebieten würde, worin wir der Obrigkeit Gehorsam leisten müssen, dann würden wir dem Kaiser geben, was des Kaisers ist (Mt 22,21). Aber da euer Befehl gottwidrig und ruchlos ist, denn ihr verlangt, das Geschöpf mehr zu ehren als den Schöpfer und einen Dämon anzubeten und ihm ein Opfer zu bringen statt dem Höchsten Gott, so werden wir diesen euren Befehl niemals ausführen, denn wir sind die wahren Anbeter des wahren Gottes, der im Himmel wohnt” (16. September).
10) Die hl. Märtyrerin Nymphodora und ihre heiligen Schwestern Menodora und Metrodora (litten ca. 305-311) sprachen zu ihrem Peiniger, dem Fürsten Phrontonos, einem Magnat des Kaisers Maximian: “Meinst du etwa, du könntest uns durch Martern und grausame Foltern einschüchtern? Trage doch aus der ganzen Welt alle Folterinstrumente, Schwerter, Lanzen und Eisenklauen zusammen, bringe alle Peiniger von der ganzen Erde, vereinige alle nur möglichen Qualen, und übergib ihnen unseren schwachen Körper: du wirst sehen, daß eher all deine Instrumente zerbrechen, all deinen Peinigern die Hände ermüden und alle Arten von Foltern erschöpft sind, als daß wir uns von unserem Christus lossagen: bittere Qualen um Seinetwillen sind für uns ein süßes Paradies, und der zeitliche Tod ist das ewige Leben.” (10. September).
11) Der hl. Märtyrer, Bischof Philippus († 304) gibt dem kaiserlichen Statthalter Justinus zur Antwort: “Ich bin ein Christ und kann nicht tun, was du forderst; du kannst mich zwar martern, aber du kannst mich nicht besiegen”. Und als nach 7 Monaten dieser Statthalter erneut den Heiligen fragt: “Warum widersetzst du dich so sinnlos dem kaiserlichen Willen?” antwortet dieser ihm: “Ich handle nicht sinnlos, sondern ich erfülle den Willen Gottes, des Schöpfers und Richters aller. Die Heilige Schrift spricht: Gebt Gott, was Gottes ist, und dem Kaiser, was des Kaisers ist. Und eben das tue ich. Den rechtmäßigen Anordnungen des Kaisers leiste ich immer Folge”.
12) Sich über seinen fürstlichen Peiniger und die Qualen, die er ihm zufügt, lustig machend, ruft ihm der hl. Märtyrer Kallinikos († 250) laut zu: “Du hast mir doch mit Riesenmartern gedroht, aber auferlegst mir nur recht kleine. Bring mir nur größere Verwundungen bei, foltere mich grausamer: ich fürchte weder Feuer noch Schwert, ich lache über den Tod, denn ich habe die Zuversicht, von meinem Herrn das ewige Leben zu empfangen”.
13) Der hl. Großmärtyrer Panteleimon († 305) antwortet dem Kaiser, der ihn grausam foltert: “O Kaiser, alle die für Christus starben, verdarben nicht, sondern fanden das ewige Leben. Und wenn Anthymos, der alt und gebrechlich war, grimmige Martern um unseres Herrn willen ertragen konnte, so muß ich, der ich jung und kräftig bin, furchtlos alle Qualen erdulden, zu denen du mich verurteilst, denn ich betrachte das Leben für eitel, wenn ich nicht für Christus sterbe, wenn ich jedoch sterbe, so erachte ich dies als einen Gewinn” (27. Juli).
14) Hll. Märtyrerinen, jungfräuliche Nonnen († 305) antworten dem alten Zauberer, der sie martert: “Wir beten unseren Herrn Jesus Christus an, und dem kaiserlichen Gebot werden wir nicht gehorchen - mach mit uns, was du willst”.
15) Hieromärtyrer Antipas, Bischof von Pergamon (Schüler des hl. Apostels Johannes des Theologen, litt Ende des 1. Jh. ), antwortet dem kaiserlichen Heerführer: “Eins wisse, o Herrscher, daß ich ein Christ bin, und dem irrsinnigen und ruchlosen Befehl des Kaisers werde ich durchaus nicht gehorchen” (11. April).
16) Der kaiserliche Statthalter Eupsychios fragt den hl. Märtyrer Theodulos († ca. 300): “Weißt du etwa nicht, daß du die Verordnungen der Kaiser, denen das Universum untertan ist , befolgen mußt?” Der hl. Theodulos antwortet: “Das, was der Herr des Himmels und der Erde befiehlt, ist wahrhaft gerecht und eifrigen Gehorsams und unverzüglicher Ausführung würdig. Von den Befehlen eurer irdischen Kaiser braucht man nur die zu erfüllen, die gerecht sind und dem himmlischen Schöpfer nicht widersprechen, unrechte Befehle jedoch darf man auf keinen Fall auszuführen” (5. April).
17) Sebastian, ein Heerführer des römischen Kaisers Antoninus (Mark Aurel 161-180) teilt dem Krieger Viktor, dem hl. Märtyrer mit: “An uns erging ein kaiserlicher Erlaß, der uns befiehlt, euch Christen zur Opferung unseren Göttern zu zwingen und die Nichtgehorchenden schweren Foltern zu unterwerfen”. Aber der hl. Vikor antwortet: “Ich gehorche nicht dem gottlosen Befehl eines sterblichen Kaisers und führe seine Willen nicht aus, denn ich bin ein Knecht des unsterblichen Königs, nämlich Gottes und meines Erlösers Jesus Christus, Dessen Königreich ohne Ende ist, und die Befolger Dessen Willen ewig leben werden; das Reich eures sterblichen Kaisers ist jedoch irdisch, und diejenigen, die seinen ruchlosen (Vater Justin übersetzt genauer “gottlosen”) Willen ausführen, sind auf ewig verloren” (11. November).
18) Die hl. Märtyrerin Juliana († um 275) antwortet dem Kaiser Aurelian: “Ich fürchte deine Martern nicht, und deine Drohungen sind mir egal, denn im Himmel ist Gott, Der uns aus deinen ruchlosen (genauer bei Vater Justin “gottlosen”) Händen retten kann. Übergib mich allen Folterqualen, über die du verfügst, und du wirst sehen, wie mir mein Herr Jesus Christus inmitten ihrer hilft” (4. März).
19) Hl. Märtyrer Kodratos von Nikomedia († um 250) und der kaiserliche Prokonsul Perennius. Dieser befiehlt dem hl. Kodratos: “Du sollst den Geboten des Kaisers und nicht denen Christi gehorchen”. Der Heilige antwortet: “Ich richte mich nach den Geboten des Himmlischen Königs und nicht nach dem unsinnigen Befehl von Menschen, die Gott nicht kennen. Übrigens heißt uns die Heilige Schrift für sie zu beten, damit sie umkehren und die Wahrheit begreifen mögen”.
Ergänzung: Vater Justin ließ den letzten Satz weg, wir fügten ihn jedoch hinzu, und zwar um zu zeigen, wie es möglich ist, für derartige Herrscher und überhaupt für alle Verirrten zu beten. Die Russische Kirche im Ausland betet schon jahrzehntelang in diesem Sinn in dem “Gebet für die Errettung Rußlands”: “... und vergelte ihnen nicht nach ihren Werken, sondern... bekehre sie ... und offenbare dich auch denen, die von dir abfielen und dich nicht suchen, damit keiner von ihnen zugrunde gehe, sondern sie alle errettet werden und die Wahrheit erkennen”. Weisen wir auch auf die folgenden Worte und Ereignisse in dieser Vita hin, denn die “Argumente” der gottlosen-götzendienerischen Machthaber haben sich kaum geändert: “Wenn du Gebete für den Kaiser darbringst, dann mußt du doch auch seine Gebote einhalten, denn in euren Schriften heißt es doch auch: gebt des Kaisers, was des Kaisers ist, und Gott, was Gottes ist (Mt 12,17)”. “Weißt du denn nicht - fragte weiter der Prokonsul - wieviele Christen unseren Göttern opferten, und meinst du etwa, besser als sie zu sein?” Der Märtyrer Kodratos entlarvte kühn die abgefallenen Christen und brachte sie zur Reue. Weiterhin wendet sich der hl. Kodratos mit folgenden Worten an Perennius: “Ich bete den wahren Gott Vater und Seinen eingeborenen Sohn und Heiligen Geist an.. Ich fürchte weder die Dämonen, noch dich, der du nur für kurze Zeit über Macht verfügst. Nach Ablauf weniger Tage gehe ich zu meinem Gott, du jedoch wirst ewig stöhnen, weil du Gott, Der dir das wahre Leben schenkte, nicht kennen wolltest. Satanssohn, Teufelsbruder, Komplize ruchloser Dämonen, die in ihrer Dummheit die Schweine noch übertreffen, toller Hund, Blutsauger, Schlange, heißhungriger als die Bestien, Verschlinger ekelhafter Fleischbrocken in den Götzentempeln... Ihr Unglückseligen! Selber seid ihr in den verderblichen Schlund gestürzt und uns wollt ihr noch hineinstoßen” (10. März).
20) Der hl. Märtyrer Blasios, Bischof von Sebaste († 316) sagt zu dem kaiserlichen Regenten Agrikolaos: “Deine Drohungen fürchte ich nicht, quäle mich, wie du willst; siehe, um meines Christus willen übergebe ich dir meinen Körper, doch Gott allein hat Macht über meine Seele” (11. Februar).
21) Der hl. Märtyrer Viktor († um 64), Heerführer unter Nero, spricht zu Neros Statthalter Sebastian: “Ich möchte den Willen des Himmlischen und Unsterblichen Königs Christus tun, aber von dem Befehl des irdischen Kaisers Nero, daß ich die Christen verfolgen soll, möchte ich nichts wissen” (31. Januar).
22) Der hl. Märtyrer Clemens, Bischof von Ankyra († 312) lacht über die Worte des Statthalters Dometian und spricht: “Wir, o Herrscher, denken völlig entgegengesetzt deinen Worten. Eure Gaben betrachten wir als nichtig, eure Ehre als eine Schande und die hohe Würde als einen Frondienst. Schmach, Drohungen und Martern bringen uns hingegen Freude und Trost, und was noch mehr ist, vereinigen uns mit Gott. Wisse dies und hoffe nicht, uns von der Gottesfurcht abzubringen, sei es durch Versprechungen von Ehren und Geschenken, sei es durch Drohungen mit Folterqualen” (23. Januar).
23) Dem kaiserlichen Eparch Aquilinos, der den hl. Tryphon († 250) martert und ihm anheimstellt, dem kaiserlichen Bildnis zu huldigen, antwortet der heilige Märtyrer: “Wenn ich dem Kaiser selbst Geringschätzung zeigte und seine ruchlosen Befehle mißachtete, dann soll ich wohl vor seinem seelenlosen Bildnis niederfallen?” (1. Februar).
24) Dem kaiserlichen Statthalter Quintianus, welcher der hl. Märtyrerin Agatha († 251) im Gefängnis die Freiheit anbietet, gibt sie zur Antwort: “Unsere Freiheit ist unsere Knechtschaft in Christus”. Als dann vor Gericht dieser selbe Statthalter verlangt, daß sie sich dem kaiserlichen Befehl fügen solle, entgegnet sie: “Vergebens sind deine Worte und unrecht ist der Befehl deines Kaisers, welcher sogar die Luft verpestet... (5. Februar).
25) Der hl. Apostel Onesimos († um 109) spricht zu dem Eparch Kaiser Trajanus Tertillus: “Deine Qualen können mich nicht schrecken, so grimmig sie auch sein mögen, denn ich, der ich durch die Verheißung der zukünftigen Güter getröstet und durch die Kraft meines Christus gestärkt werde, werde mit Leichtigkeit die Marter, der du mich aussetzen wirst, ertragen” (15. Februar).
26) Den hll. Märtyrern Eutropios, Kleonikos und Basiliskos († 308) erscheint der Herr und spricht zu ihnen: “Als sie euch marterten, da stand Ich vor euch und schaute auf eure Langmut. Da ihr die ersten Leiden heldenmütig ertragen habt, werde Ich euer Helfer sein, bis euer Leidenswerk vollendet sein wird und eure Namen ins Buch des Lebens geschrieben sind” (3. März).
27) Der hl. ehrwürdige Märtyrer Konon († 275) spricht zu dem Heerführer des Kaisers Aurelian Dometianus: “Für Christus sterben - das ist nicht der Tod, sondern der Gewinn des ewigen Lebens” (6. März).
28) Der Hieromärtyrer Zenobios, Bischof von Ägäa, spricht zu Lisios, einem Regenten des Kaisers Diokletian: “Dieses irdische Leben ohne Christus ist nicht das Leben, sondern der Tod: Nein, ich ziehe es vor, zeitliche Qualen für meinen Schöpfer zu erdulden und dann ewig mit Ihm zu leben, als um dieses irdischen Lebens willen Ihn zu verleugnen, und dann auf ewig Höllenqualen zu erleiden” (30. Oktober).
29) Von dem hl. Großmärtyrer, dem Krieger Theodor dem Tyronen († 306), fordert der kaiserliche Statthalter Publius die Ausführung eines gottwidrigen Befehls; auf seine Drohung entgegnet der hl. Theodor: “Ich fürchte weder dich, noch deine Qualen, wie grimmig sie auch sein mögen. Tue, was du willst... Die Erwartung der zukünftigen Güter, die mein Gott verheißt, stachelt mich zum Mut an... Deine Martern sind mir kein Schrecken. Denn vor mir steht mein Herr und mein König Jesus Christus. Er erlöst mich von deinen Qualen. Aber du kannst Ihn nicht sehen, denn deine geistigen Augen sind verschlossen... Wie willst du mich zwingen, den lebendigen Gott zu verlassen und vor einem geistlosen Stein niederzufallen? Mit meinem Christus war ich, bin ich und werde ich sein: Du aber mache, was du willst” (17. Februar).
30) Hieromärtyrer Sadok, Bischof in Persien († um 343) und Kaiser Sapor. Der hl. Sadok und die mit ihm leidenden 128 Märtyrer werden gefoltert, um einen gottwidrigen kaiserlichen Befehl auszuführen, aber sie verweigern dem Kaiser den Gehorsam. Der hl. Sadok spricht: “Wir sind Christen, und beten den Einzigen Gott, den Schöpfer Himmels und der Erde an; Ihm dienen wir aus ganzer Seele und mit all unseren Kräften; aber Sonne und Feuer verehren und beten wir nicht an, denn sie wurden zum Dienst der Menschen erschaffen. Dem kaiserlichen Gebot folgen wir nicht, denn wir lassen nicht von unserem Gott ab; wir fürchten den Tod nicht, der uns von diesem zeitlichen und eitlen Leben in das ewige Königreich führt. Zögert daher nicht: tötet uns; nicht leid sei es euch um unser Blut, das mehr als einmal vor euren Augen vergossen wurde”. Danach erging zum zweiten Mal der kaiserliche Befehl an die Heiligen: “Wenn ihr nicht meinem Befehl Folge leistet und meinen Willen ausführt, dann wird euch bald das böse Verderben ereilen”. Die Heiligen jedoch antworteten wie aus einem Mund: “Bei unserem Gott werden wir nicht vernichtet werden, in Seinem Christus werden wir nicht sterben, denn Er wird uns mit seligem und ewigem Leben erquicken und uns das unsterbliche Königreich zum Erbe und zur Ruhe vermachen; du aber, ziehe unseren Tod nicht hinaus, denn wir sind mit Begeisterung bereit, für unseren Gott zu leiden; wir werden nicht Sonne und Feuer anbeten, noch werden wir den ruchlosen, gottlosen, kaiserlichen Befehlen, in denen Tod und Verderben steckt, Folge leisten” (20. Februar).
31) Dem Kaiser Antoninus Pius und dem römischen Senat schreibt der hl. Märtyrer Justin der Philosoph († 167), der erste christlich gewordene Philosoph, in seiner berühmten Apologia u.a. folgendes: “Ihr könnt uns zwar töten, aber ihr könnt uns keinen Schaden zufügen” (1. Juni).
32) Den kaiserlichen Gesandten, Patriziern, unter denen sich auch Bischof Theodosios befindet, erklärt der hl. Maximos der Bekenner, Abt († 662): “Ich führe gerne alles aus, was der Kaiser mir befiehlt, wenn es nicht gottwidrig ist und nicht dem ewigen Heil der Seele zum Schaden gereicht.” (21. Januar).
33) Der hl. Theodor von Studion, Abt († 826), erklärt dem Kaiser Leo dem Armenier: “Gott hat in der Kirche die einen zu Aposteln bestellt, andere zu Propheten, andere zu Evangelisten, andere zu Hirten und Lehrern, um die Heiligen für das Werk des Dienstes auszurüsten (Eph 4,11-12). Der Apostel fügte aber nicht hinzu: andere zu Kaisern. Dir, Kaiser, ist es anvertraut, weltliche Angelegenheiten zu verwalten und städtische Belange zu ordnen, auch dem Kriegshandwerk zu obliegen. Dafür trage Sorge, aber kirchliche Angelegenheiten überlasse den Hirten und Lehrern, wie dies der Apostel lehrt. Wenn dies nicht geschieht, dann wisse, daß wir auf keine Lehre hören werden, die gegen unseren orthodoxen Glauben ist, selbst wenn sie ein Engel vom Himmel brächte; wie würden wir dann dir, einem irdischen vergänglichen Menschen gehorchen?”
Und derselbe hl. Theodor von Studion spricht zu demselben Kaiser im kaiserlichen Palast: “Kaiser, begreife und verstehe, daß es nicht deine Sache ist, über kirchliche Anordnungen zu urteilen und ihnen nachzugehen: deiner Macht obliegt es, weltliche Belange zu begutachten und sie zu verwalten, aber kirchliche Angelegenheiten stehen den Bischöfen und kirchlichen Lehrern zu; dir ist befohlen, ihnen einfach zu folgen und dich unterzuordnen. So sagte ja auch der Apostel: “Und Gott hat erstens die einen in der Kirche zu Aposteln bestellet, zweitens andere zu Propheten, drittens zu Lehrern” (1 Kor 12,28), aber nicht zu Kaisern. Und an anderer Stelle gebietet die Heilige Schrift auch, daß kirchliche Lehrer, und nicht Kaiser, sich mit kirchlichen Belangen befassen sollten” (11. November).
34) Der Kaiser Leo V. der Armenier, Ikonoklast und Verfolger der Orthodoxen Kirche, versucht mittels Gesandter durch Versprechen und Drohungen den hl. Theophanes von Sigriane, den Bekenner († 818), auf seine Seite zu bringen. “Warum, o Kaiser - antwortet dieser - schreckst du mich mit deinen Drohungen wie einen kleinen Jungen mit der Rute. Bereite für mich Qualen, einen Scheiterhaufen, und obwohl ich wegen meiner Krankheit, wie du wohl siehst, nicht gehen kann, werde ich mich doch für den rechten Glauben ins Feuer stürzen”. Und später schreibt derselbe heilige Bekenner dem Kaiser aus dem Gefängnis: “Deine Sache, o Kaiser ist es, Krieg gegen Fremde zu führen, die kirchlichen Dogmen und Kanones zu erforschen obliegt jedoch den heiligen Vätern und nicht den Kaisern” (12. März).
35) Der hl. Michael der Bekenner, Bischof von Synnada († 818) spricht zu Kaiser Leo V. dem Armenier: “Ich ehre die heiligen Ikonen meines Erlösers Jesus Christus und der Allreinen Jungfrau, Seiner Mutter, und der übrigen Heiligen und verneige mich vor ihnen; unmöglich ist es mir, deiner Anordnung Folge zu leisten.” (23. Mai).
36) Der unermüdliche Bekenner der Wahrheit, der universale Lehrer, der hl. Johannes Chrysostomos († 407}, spricht zu den Gesandten der Kaiserin Eudoxia (die forderte: “Höre auf, dich uns zu widersetzen und misch dich nicht in unsere kaiserlichen Belange ein, weil wir uns ja auch nicht in die kirchlichen Angelegenheiten einmischen, sondern ihre Obwaltung dir überlassen...”): “Die Kaiserin wünscht, daß ich gleich einem Toten sein soll, der die geschehenen Ungerechtigkeiten nicht bemerkt, die Stimme der Erniedrigten, Weinenden und Seufzenden nicht hört, die Sünder nicht entlarvt; aber da ich Bischof bin und mir die Sorge um die Seelen anvertraut ist, muß ich auf alles mit wachsamem Auge blicken, die Bitten aller anhören, unterweisen und auf Vergehen hinweisen. So weiß ich doch, daß wenn ich die Freveltaten nicht aufdecken und die Frevler nicht bestrafen werde, ich mich selbst der Bestrafung schuldig mache, und daher zittere ich, daß die Worte des Propheten Hosea nicht etwa mir gelten: “es verdeckten die Opferpriester den Weg des Herrn” (“die Priester verdeckten den Weg des Herrn”, lautet die Stelle im griech. und kirchenslaw. Bibeltext, Hos. 6,9). Denn der göttliche Apostel gebietet, einen Sünder vor allen bloßzustellen, damit andere Angst bekommen sollten... Ich decke den Frevel auf, aber die Frevler stelle ich nicht bloß; keinem habe ich seine Gesetzlosigkeit ins Gesicht gesagt, keinen habe ich namentlich mit Schimpf belegt, und niemals erwähnte ich in den Predigten den Namen der Kaiserin, um sie zu entlarven.... Wenn jemand von den Zuhörern sich durch meine Belehrungen im Gewissen getroffen fühlt wegen der von ihm begangenen üblen Taten, dann möge er sich nicht über mich erzürnen, sondern über sich selber, und vom Bösen ablassen und das Gute tun... So soll die Kaiserin sich ruhig ärgern, wie sie will, ich höre nicht auf, die Wahrheit zu sagen. Lieber erzürne ich doch die Menschen als Gott: ‘Wenn ich noch Menschen gefällig sein wollte, wäre ich nicht Christi Knecht’. (Hl. Apostel Paulus im Schreiben an die Galater 1,10)” (13. November).
37) Der Leuchtturm der Orthodoxen Kirche, der hl. Basilius der Große († 379) entgegnet dem kaiserlichen Regenten Modestus auf dessen Drohungen: “Wenn du mir meinen Besitz wegnimmst, dann wirst du dadurch nicht reich, und mich machst du nicht arm. Ich nehme an, daß dir weder meine alten Kleider nützen noch diese paar Bücher, aus denen mein ganzer Reichtum besteht. Verbannung gibt es für mich nicht, denn ich bin an keinen Ort gebunden, und der Ort, an dem ich jetzt wohne, ist nicht meiner, und wo immer man mich hinschicken wird, wird dies mein Ort sein. Besser gesagt: überall ist Gottes Ort... Und was können Qualen mir anhaben? Ich bin ja bereits so schwach, daß wohl nur der erste Schlag für mich spürbar sein wird. Der Tod ist für mich eine Wohltat: er bringt mich um so schneller zu Gott, für Den ich lebe und mich abmühe und nach Dem ich mich schon lange seh
e”. Modestus antwortet darauf: “So kühn hat bisher noch keiner zu mir gesprochen!” Darauf der Bischof: “Ja, weil du bisher noch mit keinem Bischof gesprochen hast. In allem sonst zeigen wir Sanftmut und Demut, aber wenn es um Gott geht, und man sich gegen Ihn zu erheben wagt, dann erachten wir alles andere für nichtig und schauen nur auf Ihn alleine...”. Wieder spricht Modestus: “Besinne dich bis morgen, sonst werde ich dich dem Untergang weihen”. Der hl. Basilius antwortet: “Ich werde morgen derselbe sein wie heute, dennoch wünsche ich, daß auch du bei deinem Wort bleibst” (1. Januar).
38) Die gottschauende Sonne der orthodoxen Wahrheit, der cherubimische Eiferer für den orthodoxen Glauben, das leuchtende Auge der Orthodoxen Kirche, der hl. Simeon, der Neue Theologe, Abt († 1020), sagt seinem vorgesetzten Bischof, dem Patriarchen von Konstantinopel, der ihn in die Verbannung schickte und ihn mit List und Tücke verfolgte: “Lehre uns doch endlich nach der Heiligen Schrift, in Nachfolge der alten heiligen Väter, und wir werden dich als den Aposteln ebenbürtig ehren, und zu Staub und Erde unter deinen heiligen Füßen werden; und du wirst über uns hinwegschreiten, was wir wie eine Heiligung für uns, wie eine Chirotonie, schätzen werden. Nicht nur das, sondern auch deine Geheiße werden wir bis zum Tod ausführen. Aber wenn du uns nicht so lehren wirst, daß wir angeregt werden, deinen Befehlen zu gehorchen.... dann können wir dir, in solch einem Fall nur mit den Worten der Jünger Christi antworten: “...man muß Gott mehr gehorchen als den Menschen” (Apg 5,29).
Derart ist die Ordnung, der Weg, die Wahrheit der Orthdodoxen Kirche Christi und der Heiligen Apostel bis zum heutigen Tag, und vom heutigen Tag an bis zum Ende dieser irdischen Welt. Hinsichtlich dieser Ordnung, dieses Weges, dieser Wahrheit können unmöglich Konzessionen oder Kompromisse oder Abweichungen gemacht werden. Und das von keinem, nicht einmal von einem Ökumenischen Konzil selber, falls ein solches zusammentreten würde.
Mit diesen Worten endet der erste Teil der Broschüre Vater Justins. z
Bote 1992-3
Über die Beziehung der Kirche zur Staatsmacht Anfang Bote 2/1992
Wir setzen nun den Artikel fort, der sich auf die Broschüre von Archimandrit Justin Popoviç († 25. März/7.April 1979), des serbischen Gottesstreiters und Theologen, der nicht umsonst auch als “Kirchenvater des 20. Jahrhunderts” bezeichnet wird, gründet. Vater Justin war nicht nur für die Serbische Orthodoxe Kirche eine Leuchte und ein Leitstern, sondern für die ganze Orthodoxie; ungebrochenen Geistes trug er das Kreuz der Verfolgungen durch das gottlose totalitäre Regime und litt tapfer mit seiner Kirche. Inmitten dieser Verfolgungen stellte er eine Anklageschrift zusammen, die sich auf die patristische Lehre und die Heiligenleben beruft (s. “Bote” 2/1992, S. 17-21).
Die Worte von Vater Justin sind scharf, sie gleichen einem Schwert, das Heuchelei und Lüge von der reinen Wahrheit Christi scheidet (vgl. Mt 10,34). Wer die Frage über die Beziehung der Kirche zur weltlichen Macht stellt, stellt auch automatisch die Frage nach der Macht in der Kirche. In jeder Liturgie bittet die heilige Orthodoxe Kirche mit all ihren Gliedern den Herrn, er möge den Kirchen Bischöfe schenken die “das Wort Deiner Wahrheit recht verwalten”. Anstatt des Wortes “verwalten”, das man einfach im Sinn von “Administration” verstehen könnte, heißt es im Griechischen “die recht Schneidenden”, “die recht Aufschneidenden” (ortho-tomounta). Dieser Ausdruck, der aus der zweiten Epistel an Timotheus (2 Tim 2,15) stammt, bezieht sich eindeutig nicht nur auf das Bild der Ebnung eines geraden Weges durch einen Wald oder andere Hindernisse (vgl Spr. Salom. 3,6 und 11,5 “er wird deine Pfade ebnen”), sondern auch auf Bilder aus dem medizinisch-chirurgischen Gebiet, denn weiter unten wendet sich der Apostel Paulus gegen “Wortgezänk” und “nichtiges Geschwätz” und sagt, daß sich die falschen Lehrer dabei noch weiter in das Reich der Ruchlosigkeit als einer weiteren Stufe ihrer verkehrten Lehrtätigkeit begeben; und von der Unredlichkeit gelangen sie zum Häretikertum, das sich wie eine Krankheit im Leibe Christi ausbreiten wird: “denn sie werden zu immer größerer Gottlosigkeit fortschreiten, und ihre Lehre wird um sich fressen wie ein Krebsgeschwür” (2 Tim 2,16-17, s. Kommentar in der “Exegese-Bibel” von A. Lopuchin). Und hier müssen alle Christen aufgerufen werden: “Abstehen soll von Ungerechtigkeit jeder, der den Namen des Herrn nennt” (2 Tim 2,19).
Der hl. Apostel Paulus ruft in einer anderen Epistel auf: “Und ergreifet bei dem allem den Schild des Glaubens... und das Schwert des Geistes, welches das Wort Gottes ist” (Eph 6,16-17); noch genauer führt er aus: “Denn das Wort Gottes ist lebendig und wirksam und schärfer als jedes zweischneidige Schwert und hindurchdringend bis zur Scheidung von Gelenken und Mark der Seele und des Geistes und ein Richter der Gedanken und der Gesinnung des Herzens” (Hebr 4,12). In Anbetracht des endgültigen Schicksals der Welt sagt der hl. Johannes der Theologe über den Heiland : “und aus seinem Mund ging ein zweischneidiges scharfes Schwert hervor” (Apk 1,16), mit welchem Er die Feinde der Wahrheit schlägt (Apk 19,15 und 21). Und an anderer Stelle, als er vom Antichrist spricht, erinnert uns eben dieser Apostel der göttlichen Liebe an die Wichtigkeit der Wahl: “Wenn jemand die Welt liebhat, ist die Liebe zum Vater nicht in ihm; denn alles, was in der Welt ist, die Lust des Fleisches und die Lust der Augen und die Prahlerei in der Lebensweise stammt nicht vom Vater, sondern es stammt von der Welt. Und die Welt vergeht und ihre Lust; wer aber den Willen Gottes tut, bleibt in Ewigkeit” (1 Joh 2,15-17). Mögen die aus der Reinheit und Fülle des Geistes der Orthodoxie geborenen Worte Vater Justins in ihrer Schärfe für uns alle als Glieder der Russischen Orthodoxen Kirche gleich einem heilsamen chirurgischen Messer sein! (Red.).
Aus dem zweiten Teil der Broschüre führen wir eine Auswahl der am meisten zur russischen Lage passenden Stellen an. Hier schließt Vater Justin, nachdem er verschiedene Aspekte der Kirchenverfolgung in Jugoslawien analysiert hat, mit dem Aufschrei: “Unentwegt wird die Kirche von innen und von außen zerstört, ideologisch und organisatorisch; alle Mittel werden eingesetzt: bekannte und unbekannte, offene und geheime, verfeinerte und gröbere, salonfähige und tyrannische, zynische und pharisäische, diokletian- und pilatus-würdige, die Methoden Neros und Judas. Und all dies ist geschickt verdünnt, aber tatsächlich ist es das tödlichste aller Gifte, nur mit Zucker verkleidet...”
Ebenso wie in Rußland, brachen hier die Verfolgungen über die Gemeinschaft der Gläubigen herein und bedrängten das Leben der Kirche auf dem Gebiet der kirchlichen Aufbauarbeit, der geistlichen Akademien und Seminare, des Religionsunterrichts, des Chorgesangs und der Klöster. Nun schließt diese Zielsetzung der Liquidierung der Serbischen Kirche aber auch ihre Zersetzung von innen her mit ein. Über diesen, den allerschlimmsten Faktor schreibt Vater Justin:
“PRIESTERUNION.
Das heißt ganz einfach: Staatssicherheitsdienst (serbisch: UDBA). Begegnungen, Mittagessen, Ausflüge, Banquets, Reisen auf Kosten der atheistischen Diktatur. Und ebenso die Zeitschrift dieser Union: “Vestnik”. Hundert Prozent ihrer Priester-Mitglieder traten unter dem Druck der Staatssicherheit bei, außer einer Klique von Mietlingen an der Spitze: der Kommunisten-Priester. Diese Union ist durch und durch antidogmatisch und antikanonisch, antievangelisch und antikirchlich: das ist ein widerwärtiges, apokalyptisches Scheusal, das in einen “sozialen Engel” verkleidet wurde. Und die Zeitschrift “Vestnik” ist nichts als ein “Evangelium” des getarnten Satans; sie ist ein Giftbecher, auf dessen Oberfläche ein dünner Film verlogenen Honigs schwimmt. Diese Union gehört weder ihrem Wesen noch ihrer Aktivität nach zur Kirche, denn allein schon auf Grund ihrer Existenz arbeitet sie gegen die Kirche, beschämt sie die Kirche, richtet sie die Kirche zugrunde. Insofern diese Union usurpatorischerweise im Namen der Kirche handelt, so tut sie dies nur als ein kommunistisches trojanisches Pferd innnerhalb der Kirche.
PATRIARCHENWAHL.
Die gottlose Diktatur hat bis jetzt zwei Patriarchen ausgesucht... Und eben damit hat sie in zynischer Weise die heiligen Rechte der Kirche zertreten, und durch sie auch die heiligen Dogmen”.
Zur Frage, ob es möglich sei, mit solch einem Staat zu kollaborieren, schreibt Vater Justin:
“Diokletian tritt von jener Welt aus das Monopol der Christenverfolgung an die heutigen atheistischen Kommunisten ab... Für das orthodoxe Serbien unter der kommunistischen Diktatur des Atheismus wurde jeder einzelne Tag zu einem Karfreitag: es findet eine ständige Beschimpfung Christi statt, eine ständige Verhöhnung, Bespuckung, Kreuzigung Christi. Eben dies tut jeder Christus-Feind und jeder Christus-Mörder bewußt und planmäßig. Und nach ihm schleichen sich die wohlbekannten Christus-Verkäufer und Christus-Mörder in ihren Mantelletten an: alles Judasse. Und sie helfen ihnen gar noch! Wobei denn? Beim Anspeien Christi, bei der Folterung Christi, bei der Kreuzigung Christi, bei der Auspeitschung, beim Aufsetzen der Dornenkrone - eigentlich unzähliger Dornenkronen - auf das wundervolle, Göttliche Haupt, das teurer ist, als alle Welten, alle Universen zusammengenommen, als alle, alle, alle, die sichtbaren und die unsichtbaren!
Geheizt wurde der Babylonische Feuerofen - das atheistische kommunistische Regime für die Serbische Orthodoxe Kirche. In diesem neuen Babylonischen Ofen verbrennen nicht nur Leute starken Glaubens, von der Gesinnung des Heiligen Sabbas (Anm. der Red.: Des hl. Sabbas, des ersten serbischen Erzbischofs, Grundsteinleger der Serbischen Kirche wird am 12. Januar gedacht). Tag und Nacht befinden wir uns im Feuer. Daß wir überhaupt noch leben, ist nur dem Erbarmen Gottes und der Kraft Gottes zuzuschreiben. Und um uns herum erhebt sich wie ein Wirbelwind die legitimisierte Lüge in der atheistischen Erziehung, die abscheulichste Lüge auf der Erdkugel: “Christus ist ein Mythos”, “Christus hat überhaupt nicht gelebt”, “Christus ist ein Betrug”. Solcher Art ist das Erziehungsprogramm! Kann man das denn anerkennen, kann man damit gemeinsame Sache machen und sich dabei für einen Christen halten? Niemals! Hier erklären und verkünden wir: Dies ist die fürchterlichste, schamloseste und abscheulichste Schmähung, welche menschliche Lippen gegen das allervollkommenste, bezaubernste und liebevollste Wesen in Menschengestalt unter dem Himmel, welches jemals seinen Fuß auf die runzelige Kruste des Erde genannten Sternes setzte, aussprachen. Und wir stehen mit ganzem Herzen, ganzer Seele, ganzem Gemüte, mit all unseren Kräften neben Ihm, für Ihn und hinter Ihm - und dies um den Preis aller nur möglichen Tode, die uns die Gottesfeinde und Christusfeinde dieser Welt - nicht nur jene, die in unserem Lande am Werke sind - auferlegen mögen.
Die Diktatur der christuswidrigen Atheisten und der christusverratenden Judasse - sie sind es, die schuld sind an unserer qualvollen Wirklichkeit und an unserem gepeinigten Leben. Die Diktatur von Judassen! Könnte es etwas noch Widerwärtigeres für die Kirche Christi und für den Christenmenschen geben...?
Die allerelementarste und rudimentärste Logik zeigt und beweist: vollkommen unlogisch und logikwidrig ist die Kollaboration zwischen den offenen Atheisten, den geschworenen Christusfeinden und der Orthodoxen Kirche Christi. Denjenigen, welche solch eine Zusammenarbeit suchen oder sie gar bereits pflegen oder - schrecklich ist es auszusprechen! - andere zu einer solchen zwingen, stellen wir mit den Worten des Heiligen Apostels die Frage: “Denn was hat Gerechtigkeit mit Gesetzlosigkeit zu schaffen, oder was haben Licht und Finsternis gemeinsam? Wie vertragen sich Christus und Belial?” (2 Kor 6,14-15). Hört doch den christustragenden Apostel, der donnert: “Aber würden selbst wir oder ein Engel vom Himmel euch eine andere Heilsbotschaft verkünden, als wir sie euch verkündeten - verflucht sei er!” (Gal. 1,8). Oder seid ihr im Getöse der gottlosen Diktatur völlig taub geworden für die Göttliche Wahrheit Christi und für Seine Gebote: “Ihr könnt nicht Gott dienen und dem Mammon” (Mt 6,24).
KOLLABORATION NEIN - KOEXISTENZ JA.
“So gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist, und Gott, was Gottes ist”. Da haben wir sie - die evangelische Koexistenz von Kirche und Staat, wie sie von dem sündlosen, allwissenden Herrn und Retter Christus eingeführt und angeordnet wurde (Mt 22,21). Daher ist sie für die Kirche unverbrüchlich und ewig verpflichtend. Dem Kaiser: den Tribut, eine Münze, Geld, auf dem das Bild des Cäsars ist. Und Gott? Beides: Leib und Seele, denn auf der Seele und in der Seele ist das Ebenbild Gottes; das Bild Gottes ist durch die Seele auch auf dem Körper und im Körper, denn der Körper lebt durch die gottbildliche Seele und ist sozusagen ihr Träger. Daher gehört das eine wie das andere Gott (der Ewigkeit), dem ewigen Leben (der Ewigen Wahrheit), der Ewigen Gerechtigkeit, der Ewigen Ratio, dem Ewigen Logos. Deshalb darf man das, was Gott gehört, nicht um dessen, was des Kaisers ist, willen opfern. Der Vorrang in dieser Angelegenheit gebührt Gott. Im Gottmenschen, in Seinem Werk und Leib - der Kirche - gilt: Gott kommt stets an erster Stelle, und der Mensch an zweiter; stets wird alles von Gott, und nicht vom Menschen entschieden. Das ist der Allwert und der Allmaßstab der Universalen Kirche. Daher tritt sie an jede Frage “mit Gottesfurcht, Glauben und Liebe” heran. Die Kirche ist ein gottmenschlicher Organismus, und erst danach eine Organisation. Sie ist der Körper des Gottmenschen: Daher muß in ihr alles zuallererst von Gott her, und erst dann vom Menschen her beurteilt und gemessen werden. Und selbst dann: vom Menschen aus dem Gottmenschen. Niemals einfach nur vom Menschen, niemals “nach Menschenart”. Daher gilt immer, immer, immer die Maxime: “Man muß Gott mehr gehorchen als den Menschen”. Wenn es darum geht, dann wird gefordert “die Stirn zu bieten”, sogar dem Apostelfürsten Petrus. Hier bleibt der gottinspirierte Grundsatz der Apostel und danach der Kirche in ewig unverminderter Kraft: “Es schien dem Heiligen Geist und uns gut” (Apg 15,28); zuerst der Heilige Geist, und dann wir - wir, nach dem Heiligen Geist und im Heiligen Geist und mit dem Heiligen Geist. “Gott, was Gottes ist, und dem Kaiser, was des Kaisers ist” - das ist die evangelische Norm der Koexistenz von Kirche und Staat. Nicht Zusammenarbeit, sondern Koexistenz gleich Zusammendasein. Nicht Zusammenarbeit, um so weniger, wenn der Kaiser alles verfolgt, was Gottes ist, und nichts von Gott wissen will, und nur alles Göttliche vernichten will. Hier gibt es keine “Hauptbedingungen” für die Zusammenarbeit. Entweder eine gleichberechtigte Koexistenz von Einrichtungen, und menschlichen Persönlichkeiten, oder aber das Leiden der Kirche unter den Verfolgern, den Folterern, den Vergewaltigern, welche Gott und alles Göttliche leugnen und bedrängen, und mit ihrer Diktatur den Menschen einen “Anti-Gott” und etwas Widergöttliches aufzwingen. Daher gilt: Die Kirche und der Staat sollen getrennt sein, jeder für sich existieren. Der Staat soll sich nicht in die inneren Angelegenheiten der Kirche einmischen, nicht ihre ewigen und heiligen evangelischen Verpflichtungen und Rechte antasten.
Es ist ganz klar: die Kirche muß unter jedem Regime, auch unter einem atheistischen ihren modus vivendi finden, aber immer im Geist und in den Grenzen des Prinzips der evangelischen Koexistenz: “Gott, was Gottes ist - des Kaisers, was des Kaisers ist”. Dazu gilt noch der oberste Grundsatz des Allevangeliums: “Man muß Gott mehr gehorchen als den Menschen”. Wenn das nicht möglich ist, dann bleibt der Kirche als der einzige evangelische modus vivendi: sich quälen lassen um den Herrn Christus willen, erdulden, Böses erleiden, und so um die Grundrechte des Glaubens und für die Seelen zu kämpfen.
Unsere Kommunisten proklamieren und treten vor aller Ohren für die Koexistenz verschiedener Ideologien, verschiedener ideologischer Systeme und Regime ein. Da hätten sie doch die beste Möglichkeit, dieses Prinzip bei uns wirklich anzuwenden. Nicht in der Theorie, nicht in der Abstraktion, nicht als Propaganda und nicht für den Export. Aber was ihr wollt, ist doch nicht “Zusammendasein”, sondern Zusammenarbeit, und diese wollt ihr der Kirche noch aufzwingen. Und das heißt: ihr nötigt uns, mehr auf euch zu hören, als auf Gott und - schrecklich ist es auszusprechen! - ihr wollt, daß wir um euretwillen noch gegen Gott, gegen unseren Herrn Christus arbeiten! Dahin geht euer Bestreben und euer Zwang. Da habt ihr die unveränderliche und ewige Antwort der Kirche aus dem Mund des gott-tragenden Apostels: “Ob es vor Gott recht ist, auf euch mehr zu hören, als auf Gott?” (Apg 4,19). Immer und auf ewig bekennen und predigen wir: “Man muß Gott mehr gehorchen als den Menschen.”
Wenn es für unsere Serbische Orthodoxe Kirche keine solche Koexistenz gibt, dann bleiben alle Gespräche unserer Kommunisten über die Koexistenz auf internationaler und interkontinentaler Ebene nichts als leere Abstraktionen: ein totes System, ein Export-Mythos, ein verführerischer Reklame-Sirenengesang, eine Propagandafabel, eine Episode aus der kommunistischen Tausend-und-eine-Nacht.
KOSMISCHE LÜGE
Die serbischen Herzen des irdischen und des himmlischen Serbiens fuhren vor Schmerz und Schrecken zusammen - und sie ziehen sich noch immer krampfartig zusammen; und die serbischen Gesichter entflammten vor Schmach und vor Schande, und so lange werden sie schmachvoll lodern, als auf die Serbische Erde noch die kosmische Lüge geschleudert wird (und sie wird ständig lanciert), daß die Serbische Orthodoxe Kirche im kommunistischen Jugoslawien frei sei, und daß ihre Beziehungen zu dem Staat gut seien, sogar die allerbesten, die allerschönsten. Diese kosmische Lüge lancierten die Kommunisten und ihre Werwölfe auf der ganzen irdischen und himmlischen Weite, und sie schleudern diese Lüge immer lärmender, immer schreiender, immer schamloser, immer unverfrorener, immer gemeiner nach Osten und Westen, nach Norden und nach Süden, auf die Erde und in den Himmel - als ob der ganze Judas sie in Beschlag genommen hätte.
Aber die Fakten schreien von jedem Quadratmeter und Quadratzentimeter über unser ganzes Land auf und zeugen gegen diese blinde und schamlose Judas-Lüge. Sie sprechen von Weinen und Schluchzen und verkünden die quälend bedrückende Wahrheit allen, die Ohren haben, zu hören: Die Serbisch Orthodoxe Kirche steckt in der diokletianischen Folterkammer der atheistischen Diktatur.
Die aktive Teilhabe am System der Mythen und Fiktionen atheistischer Ordnung, die sich als “Partei des neuen Typs” gestaltet, bedeutet Beschmutzung durch Götzendienst, insofern, wie Vater Justin schreibt, “im kommunistischen Jugoslawien der Atheismus tatsächlich der Staatsglaube ist, den die Diktatur der Gottlosigkeit mit allen nur möglichen Mitteln den Bürgern dieses Landes aufzwingt”. Dies regte Vater Justin zu einem Kapitel an, das den Namen trägt:
RENAISSANCE DES HEIDNISCHEN GÖTZENDIENSTES
“Es wurde eine neue höchste Gottheit erfunden, ein neues höchstes Idol: der Staat (der kommunistische nämlich). Die Diktatur der Gottlosigkeit fordert, daß diesem Idol alles zum Opfer gebracht werde: das Gewissen, der Glaube, die Erinnerung, der Körper, alles Sichtbare und Unsichtbare. Dieses neue höchste Idol, dieser neue oberste Gott, dieser neue Zeus wird von neuen Göttern, von neuen Idolen umgeben: Diese sind die positivistische “Wissenschaft”, die materialistische Philosophie, die kommunistische Ethik, die anarchistische Ästhetik, die “realistische” Sozialismus- Literatur, und... alles übrige und ähnliche. Jeder ist verpflichtet, diese Idole anzubeten, sich selbst und all das seinige ihnen zum Opfer zu bringen. Was ist das denn? Dies ist einfach ein vampirischer Götzendienst, eine vampirisch-heidnische Vielgötterei, ein vampirischer Fetischismus. Statt des einen und einzigen wahren Gottes und Herrn Jesus Christus, eine Masse von selbsternannten Götzen und Götzchen, Idolen und Idölchen. Da wollen sie Atheisten sein - aber in der Tat sind sie doch Götzendiener und treiben Vielgötterei. Ständig denken sie sich neue Idole aus, verkünden diese als Götter und führen sie in ihren neuen Pantheon ein, in ihr wildes ritualistisches Zeremonial. Und die Diktatur der Gottlosigkeit bemüht sich aus allen Kräften, jeden zu überreden oder zu nötigen, vor den neuen Göttern niederzufallen und ihnen Opfer zu bringen, den “Personenkult” mitzumachen. Dabei bildet sich nur der Vampirismus des Heidentums heraus: heidnische Denkweise, heidnisches Verständnis, heidnische Aktitivität, heidnische Lebensweise. Und so fließt das ganze Leben dahin: “in frevelhaftem Götzendienst” (1 Petr 4,3).
Mit diesen apostolischen Worten wollen wir unsere Ausschnitte aus der Broschüre des großen serbischen Theologen, Archimandrit Justin, beschließen. Eben an der Idolatrie mit all ihren vielgesichtigen und schicksalschweren Folgen leidet heutzutage die Gesellschaft, und wir sahen, wie Vater Justin diese Frage in Bezug auf die Kirche stellt. Der heilige apostolische Aufruf, mit dem Erbe der Götteranbetung und ihren Rechtfertigungen zu brechen, erschallte einst auch in Athen aus dem Munde des göttlichen Paulus: “Über die Zeiten der Unwissenheit nun hat Gott hinweggesehen; jetzt aber befiehlt er den Menschen, daß sie alle überall Buße tun sollen, wie er denn einen Tag festgesetzt hat, an dem er den Erdkreis mit Gerechtigkeit richten wird” (Apg 17,30-31).
Im Kommentar der “Exegese-Bibel” (Ausgabe A. Lopuchin) heißt es dazu:
“jetzt” - von dieser Zeit an, die die Bedeutung eines Wendepunkts in der Geschichte hat.
“befiehlt” - als allmächtiger Herr der ganzen Menschheit.
“Buße zu tun” - sich seiner Verirrungen bewußt zu werden und sich von ihnen abzukehren.