Predigt zum Herrentag vom Weltgericht / Fleischverzicht (1 Kor. 8:8-9:2; Mt. 25:31-46) (23.02.2025)
Liebe Brüder und Schwestern,
wenn wir ein Mal im Jahr kurz vor der Großen Fastenzeit gesamtkirchlich-liturgisch des Letzten Tages gedenken, werden wir daran erinnert, dass unser gesamtes irdisches Leben zur Vorbereitung auf diesen Tag dient. Bis zu diesem Tag kann alles noch wiedergutgemacht bzw. korrigiert werden, danach aber ist das Tor für alle zu. Für die noch auf Erden Lebenden (s. 1 Thess. 4:15-17) kann bis zum letzten Atemzug die Umkehr erfolgen, während für die bereits Verstorbenen immerhin noch um Nachlass ihrer Sünden gebetet werden kann. Danach aber ist Schluss, und zwar endgültig.
Die Große Fastenzeit ist dazu dar, die Seele durch Sündenerkenntnis, Reue und den Vorsatz sich zu ändern zu reinigen. Eine zentrale Bedeutung kommt hier dem Mysterium der Beichte zu, das eine Simulation für den Ernstfall ist, der bekanntlich für jeden Einzelnen schon heute eintreten kann. Das heißt, dass jede Beichte und auch jedes sonstige Sündenbekenntnis (z.B. vor dem allabendlichen Schlafengehen) so empfunden werden soll, als sei es der letzte Tag unseres Lebens. Deshalb darf die Beichte nicht mit einer Unterhaltung mit dem Priester verwechselt werden, auch nicht als eine an das Fasten gekoppelte Pflichtübung angesehen werden; vor allem dürfen wir auf keinen Fall „fremdbeichten“, wie es leider oft vorkommt: man redet ständig über andere und ihre Verfehlungen, doch von sich selbst sagt man kaum ein Wort, außer dass man sich ständig in der Opferrolle sieht. Will man so etwa vor dem Angesicht des Herrn erscheinen, wenn Er „in Seiner Herrlichkeit kommt und alle Engel mit Ihm“ und „Er Sich auf den Thron Seiner Herrlichkeit setzen“ wird (s. Mt. 25:31)?!..
Wie soll man denn Beichten? - Ganz einfach so, als gäbe es den Priester nicht. Man steht vor Gott (was der Priester bezeugen soll) und hat, sagen wir mal, noch drei Minuten Zeit, um Vergebung für alle Sünden zu erflehen. Da gibt es dann kein Getätschel mit dem lieben Batjuschka, kein Klagen über seine ach so harten Lebensumstände – der Blick ist nach vorne gerichtet, auf die Begegnung mit unserem Herrn Jesus Christus. Wie diese für uns ablaufen wird, davon hängt unser Schicksal in der Ewigkeit ab. „Memento mori“ kannten schon die Römer in vorchristlicher Zeit. Um wie viel mehr tut es Not, dass wir uns unserer Sterblichkeit bewusst werden und durch ein Leben in Christus und durch den Dienst an unserem Mitmenschen am Ende der Welt zur rechten Seite unseres Herrn stehen werden. Das wünsche ich uns allen von ganzem Herzen. Amen.