Predigt zum 24. Herrentag nach Pfingsten (Eph. 2:14-22; Lk. 13:10-17) (08.12.2024)
Liebe Brüder und Schwestern,
die heutige Erzählung von der Heilung einer seit achtzehn Jahren vom Satan gefesselten Frau (s. Lk. 13:16) in einer Synagoge am Sabbat hat tiefen Symbolcharakter. Sinnbildlich verkörpert die Frau mit dem verkrümmten Rücken unsere heutige Gesellschaft, denn die uns plagenden Dämonen (vgl. 13:11) erlauben uns nicht, unseren zur Erde gerichteten Blick gen Himmel zu wenden. Nun aber kommt unser Herr Jesus Christus und erlöst die Frau von ihren Leiden, die darauf sofort damit beginnt, Gott zu preisen. Aber der Synagogenvorsteher – wohl ein typischer Vertreter der elitären pharisäischen Kaste – bezichtigt unseren Herrn der Missachtung des Gebotes von der Sabbatruhe (s. 13:14). Für seinesgleichen steht die buchstabengetreue Erfüllung des Gesetzes an oberster Stelle, wonach die penible Beachtung der vorgeschriebenen Regeln – völlig ungeachtet der inneren Einstellung oder Motivation – ausschlaggebend ist für die Treue gegenüber Gott. Was dieser alttestamentliche Sophist völlig außer Acht lässt, ist der tiefere, von göttlicher Liebe erfüllte Gehalt des Gesetzes im Allgemeinen und des vierten Gebots (s. Ex. 20:8-11; Dtn. 5:12-15) im Besonderen. Die Sabbatruhe ermöglichte nicht nur den hart arbeitenden Menschen (Freien und Sklaven) die notwendige Erholung, sondern auch den Arbeitstieren und sogar – im Sabbatjahr – dem Ackerboden. Das Feld durfte im siebten Jahr nicht bestellt werden und die Erträge durften nicht geerntet werden, damit sich arme Menschen von den Früchten der Erde ernähren konnten. Zudem musste allen hebräischen Sklaven im Sabbatjahr die Freiheit wiedergegeben werden. Somit fand die Liebe Gottes zu Seiner ganzen Schöpfung ihren Ausdruck in diesem Gebot, was dem vor Missgunst verblendeten Synagogenvorsteher aber nicht einleuchten wollte. Wenn also die alttestamentlichen Vorschriften in ihrer Gesamtheit so viel Nutzen für das körperliche Wohlergehen hatten, sind umso mehr die von der Kirche unversehrt bewahrten neutestamentlichen Regeln heilbringend für die Seele des Menschen. Übrigens sind Sonn- und Feiertage als „Tage der Arbeitsruhe und der seelischen Erhebung“ verfassungsrechtlich geschützt (Art. 140 Grundgesetz in Verbindung mit Art. 139 Weimarer Reichsverfassung). So dachten vor rund hundert Jahren die Väter unserer heutigen Demokratie. Damals waren die Leute hierzulande gläubig und die Religion wurde nicht als Hemmnis für die Entwicklung der Gesellschaft betrachtet. Jedenfalls genoss die kirchliche Ordnung den besonderen Schutz des Gesetzgebers, der die lebenswichtige Bedeutung des Glaubens für das Wohl der Menschen anerkannte. Das war mal. Heute sehen wir, dass uns allein die Kirche Christi von dem dämonischen Treiben der LGBTQI-Lobby und Konsorten erlösen kann. Die Kirche hält die von Gott gesegnete Ehe zwischen Mann und Frau (s. Gen. 2:24; Eph. 5:21-33) als einzig mögliche Lebensform heilig, sie schützt mit ihrer jahrtausendealten Überlieferung die Familie (s. Eph. 6:1-4; vgl. Ex. 20:12; Dtn. 5:16) als kleinste Zelle am Leib Christi, in der alle Menschen den Weg des Heils bestreiten können, und sie bezeichnet Abtreibungen als das, was sie sind: als Mord. Doch dafür wird die Kirche – werden wir – angefeindet und als homophob apostrophiert. Die Tatsachen werden wissentlich verdreht. Wir hassen niemanden, zumindest keine Menschen, denn „wir haben nicht gegen Menschen aus Fleisch und Blut zu kämpfen, sondern gegen die Fürsten und Gewalten, gegen die Beherrscher der dieser finsteren Welt, gegen die bösen Geister des himmlischen Bereichs“ (Eph. 6:12). Als menschenverachtend betrachten wir aber Losungen wie „Make love, not babies“ und bezeichnen Schlagwörter wie „Mein Bauch gehört mir“ als wirklichen Ausdruck des Menschenhasses. Und wenn uns ProtagonistInnen des modernen Anti-Natalismus vorrechnen, dass ein Mensch, statistisch gesehen, so und so viel CO2 für sein Leben ausstößt, und man (bzw. die Frau) deshalb zur Rettung des Waldes und des Weltklimas lieber ganz auf das Gebären von Kindern verzichten soll, dann stellt das die von Gott anfangs bestimmte Ordnung (s. Gen. 1:28-29) gänzlich auf den Kopf. Wie unser heutiger Synagogenvorsteher vertauschen sie willkürlich die Prioritäten, so dass Sich der Herr veranlasst sieht, ihnen ins Stammbuch zu schreiben: „Der Sabbat ist für den Menschen da, nicht der Mensch für den Sabbat“ (Mk. 2:27). Und kein Wort verlieren diese Inluencer des Satans darüber, dass wir orthodoxe Christen uns mehr als die Hälfte der Tage im Jahr vegan ernähren und die Klostergemeinschaften sich gänzlich vom Fleischkonsum enthalten und überhaupt die ökologischste Lebensform darstellen (und darüber hinaus auch ein wirksames Gegenmodell zur globalen Überbevölkerung darstellen).
In einigen EU-Ländern darf man inzwischen keine Mausefallen aufstellen und kein Rattengift verwenden, aber menschliche Embryos im Leib ihrer Mütter gelten als undefinierbare genetische Masse und sind im juristischen Sinne keine Menschen, während Hühnereier ab einer bestimmten Frist zum Schutz der Küken nicht mehr für die Nahrungsmittelherstellung verwendet werden dürfen(!). Bedenken wir zudem, dass die heutigen Meinungsmacher über ein gigantisches technisches und psychologisches Manipulationspotential verfügen, wie es sich George Orwell in seiner dystopischen Perfidität nicht annähernd vorstellen konnte. Und dennoch sind wir nicht machtlos. Die gesamte Macht in dieser Welt – im Himmel und auf Erden – gehört unserem Herrn Jesus Christus (s. Mt. 28:18). „Er hat in Seiner Person die Feindschaft getötet“ (s. Eph. 2:16b), „denn Er stiftete Frieden“ (s. 2:15b). Durch die Treue zu Ihm und durch den Glauben an Ihn nehmen wir unsere Daseinsberechtigung in dieser Welt. Doch dann wollen wir uns dieser auch als würdig erweisen. Amen.