Predigt zum 15. Herrentag nach Pfingsten / vor Kreuzerhöhung (Gal. 6:11-18; Joh. 3:13-17) (22.09.2024)
Liebe Brüder und Schwestern,
die beiden für den Herrentag vor der Weltweiten Erhöhung des Kostbaren und Lebenspendenden Kreuzes des Herrn vorgesehenen neutestamentlichen Lesungen deuten gemeinsam auf das Mysterium unserer Erlösung hin – wenngleich unter verschiedenen Gesichtspunkten. Im Evangelium nach Johannes stellt der Herr zudem die Verbindung zum Alten Testament her. Doch dazu später.
Im Brief an die Galater heißt es: „Ich aber will mich allein des Kreuzes Jesu Christi, unseres Herrn, rühmen, durch das mir die Welt gekreuzigt ist und ich der Welt. Denn es kommt nicht darauf an, ob einer beschnitten oder unbeschnitten ist, sondern darauf, dass er neue Schöpfung ist“ (Gal. 6:14-15).
Die jüdischen Gesetzeslehrer rühmten sich des Gesetzes, in dessen buchstabengetreuer Erfüllung sie das Heil sahen (s. 6:12-13). Dem widerspricht der Apostel Paulus, welcher die innere Askese über körperliche Übung stellt (s. 1 Tim. 4:8). Ziel der wahren, zielgerichteten Frömmigkeit ist es, „neue Schöpfung“ zu sein. Und diese Möglichkeit erlangten wir durch das Kreuz Christi, das die Gesetzesvorschriften abgelöst hat. Durch das Kreuz ist mir die Welt gekreuzigt, wenn ich alles in der Welt verlasse und Christus nachfolge (vgl. Mt. 16:13-20; Mk. 8:34-9:1; Lk. 9:23-27); hingegen bin ich der Welt gekreuzigt, wenn ich erfolgreich gegen die mir innewohnenden körperlichen und seelischen Leidenschaften ankämpfe (vgl. Gal. 5:24-26; vgl. Ps. 118:120), – so die heiligen Väter.
Der Herr Selbst schlägt in Seinem nächtlichen Gespräch mit Nikodemus den Bogen vom Neuen zum Alten Testament: „Wie Moses die Schlange in der Wüster erhöht hat, so muss der Menschensohn erhöht werden, damit jeder, der (an Ihn) glaubt, in Ihm das ewige Leben hat“ (Joh. 3:14-15). Zur Erinnerung: als die Israeliten wieder einmal gegen Moses aufzubegehren begannen, schickte der Herr Giftschlangen, die viele von ihnen bissen, so dass sie starben. Als das Volk voller Reue Moses um dessen Fürsprache vor dem Herrn bat, erhielt dieser als Antwort für sein Gebet vom Herrn die Anweisung, eine Kupferschlange auf einer Fahnenstange anbringen zu lassen. Wer gebissen wurde, konnte auf die auf einer Anhöhe angebrachte Schlange schauen und blieb am Leben (s. Num. 21:4-9) – ein eindeutiger Hinweis auf das Kreuz unseres Herrn, das durch Schmerz zur Erlösung führte (s. Ps. 73:12; vgl. Sach. 12:10-11). Amen.