Predigt zum Hochfest der Geburt der Allerheiligsten Gottesgebärerin (Phil. 2:5-11; Lk. 10:32-48; 11:27-28) (21.09.2024)
Liebe Brüder und Schwestern,
heute ist wieder ein Tag, an dem wir die Mutter unseres Herrn im ehrenden Gedenken hochhalten. Sie wird ja bei uns nicht bloß als „heilige Maria“ verehrt, sondern als Theotokos, als Gottesgebärerin, deren wundersame Geburt von hochbetagten Menschen „Freude dem ganzen Erdkreis“ verkündete (Troparion) und zugleich bereits eine Vorbotin der Tilgung des ur-elterlichen „Fluchs“, dem alle Nachfahren Adams und Evas unterlagen (s. Kondakion), darstellte. Wir verherrlichen die Mutter unseres Herrn dafür, dass Sie zum Tempel aus Fleisch und Blut wurde, den Gott Sich ausgesucht hatte, um in Ihm für neun Monate Wohnung zu nehmen, wodurch deren jungfräulicher Schoß geheiligt wurde. Sie und nur Sie konnte als dreijähriges Kind vom Heiligen Geist in das Allerheiligste des Tempels eingeführt werden, wodurch wir erkennen, dass Sie der wahre Tempel Gottes ist, uns allen zum Vorbild (s.1 Kor. 3:16; 6:19).
Doch Freude empfanden an diesem Tag vor allem die Eltern Joachim und Anna, deren Namen wir nicht aus der Heiligen Schrift kennen, die aber aus der kirchlichen Tradition bekannt sind. Die leiblichen Großeltern mütterlicherseits des Herrn werden zudem im apokryphischen „Protoevangelium des Jakobus“ genannt, was zumindest ein Indiz dafür ist, dass die Geburt der Mutter unseres Herrn ein Ereignis von herausragender heilsgeschichtlicher Bedeutung war und als solches von frühchristlicher Zeit an aufgefasst wurde. Doch diesem großen und herrlichen Wunder Gottes – der Geburt von einer unfruchtbaren und dazu schon in die Jahre gekommenen Frau – ging die Gottestreue der beiden Eheleute Joachim und Anna voraus. Wie wir aus der kirchlichen Überlieferung wissen, waren die Eltern der Jungfrau Maria sehr fromm, doch war ihnen vom Herrn lange Zeit kein Kindersegen beschieden. Als der wohlhabende Joachim einst seine Gabe in den Tempel bringen wollte, wurde er brüsk von der dortigen Priesterschaft zurückgewiesen, weil Kinderlosigkeit im Israel des Alten Bundes als Zeichen der Ablehnung durch Gott galt. Joachim ging darauf in die nahegelegene Wüste, während Anna im gemeinsamen Hause blieb. Beide beteten und fasteten, bis ihnen beiden ein Engel des Herrn erschien und ihnen beiden die bevorstehende Geburt einer Tochter verkündete. Es war eine Freude für sie, die man nicht in Worten ausdrücken kann. So wird auch keiner zuschanden werden, der Gott trotz aller widrigen Umstände unbeirrt die Treue hält und sein Vertrauen stets auf den Herrn setzt. Amen.