Predigt zum 7. Herrentag nach Ostern / Väter des I. Ökumenischen Konzils (Apg. 20:16-18, 28-36; Joh. 17:1-13) (16.06.2024)
Liebe Brüder und Schwestern,
der heilige Apostel Paulus trifft auf seinem Weg nach Jerusalem zum Pfingstfest in Milet mit den Ältesten der von ihm mühevoll im Verlauf von drei Jahren gegründeten Gemeinde von Ephesus zusammen, um sich auf bewegende Art und Weise von ihnen in dieser Welt zu verabschieden (s. Apg. 20:24-25;37-38). Seine Worte an die Ältesten von Ephesus sind ein prophetisches Ausblick auf das, was die gesamte Kirche Christi in der Zukunft erwartet: „Gebt acht auf euch und die ganze Herde, in der euch der Heilige Geist zu Bischöfen bestellt hat, damit ihr als Hirten für die Kirche Gottes sorgt, die Er Sich durch das Blut Seines eigenen Sohnes erworben hat. Ich weiß: Nach meinem Weggang werden reißende Wölfe bei euch eindringen und die Herde nicht schonen. Und selbst aus eurer Mitte werden Männer auftreten, die mit ihren falschen Reden die Jünger auf ihre Seite ziehen“ (20:28-30).
Stellt man diese Weissagung den heute ebenfalls verlesenen Worten aus dem hohepriesterlichen Gebet unseres Herrn gegenüber, kommt es einem vor, als passten die beiden Reden wie zwei abgerissene Hälften eines Papierbogens zueinander – so deutlich tritt die Sorge um das Heilwohl von uns Gläubigen zutage: „Vater, die Stunde ist da. Verherrliche Deinen Sohn, damit der Sohn Dich verherrlicht. Denn Du hast Ihm Macht über alle Menschen gegeben, damit Er allen, die Du Ihm gegeben hast, ewiges Leben schenkt. Das ist das ewige Leben: Dich, den einzigen wahren Gott zu erkennen und Jesus Christus, Den Du gesandt hast. (…) Ich habe Deinen Namen den Menschen offenbart, die Du Mir aus der Welt gegeben hast. Sie gehörten Dir, und Du hast sie Mir gegeben, und sie haben an Deinem Wort festgehalten. (…) Für sie bitte Ich; nicht für die Welt bitte Ich, sondern für alle, die Du Mir gegeben hast; denn sie gehören Dir. Alles, was Mein ist, ist Dein, und was Dein ist, ist Mein; in Ihnen bin Ich verherrlicht“ (Joh. 17:1b-3, 6, 9-10).
Um nichts anderes als um die Errettung der Gläubigen (die am Worte des Vaters „festgehalten“ haben) geht es dem Herrn – und denen, die nach Ihm Seine Herde weiden. Das Heil ist demnach nur möglich, indem man den einzigen wahren Gott erkennt und Jesus Christus, Den Er gesandt hat. Quasi um sogleich mit allen Feinden der Kirche aufzuräumen, die den Sohn Gottes als dem Vater nicht ebenbürtig erachten, weist Christus, der Herr auf Seine göttliche Autorität hin. Alles, was Ihm (Christus) gehört, gehört dem Vater – das ist jedem verständlich. Aber der Umkehrschluss lässt keine andere Interpretation für die vollkommene Einheit des Vaters mit dem Sohn zu: Was des Vaters ist, ist auch des Sohnes! Die Rede ist ja von der Herde Christi, dem Volk Gottes, eben derer, die an dem vom Sohn verkündeten Wort des Vaters „festgehalten“ haben: „In ihnen bin Ich verherrlicht“ (17:10b). Weiter im Abschiedsgebet wird der Herr für Seine Herde zum Vater beten: „Heilige sie in der Wahrheit; Dein Wort ist Wahrheit. Wie Du Mich in die Welt gesandt hast, so habe auch Ich sie in die Welt gesandt. Und Ich heilige Mich für sie, damit auch sie in der Wahrheit geheiligt sind“ (20:17-19). Er bittet ja nicht darum, dass wir, die wir für das Wort Gottes von der Welt gehasst werden, aus der Welt genommen werden, sondern darum, dass wir vor dem Bösen bewahrt werden (s. 20:14-15). Es ist also geradezu ein Erkennungsmerkmal für die wahren Anhänger Christi und die Mitglieder der durch den Heiligen Geist gegründeten Gemeinde, wenn sie von der Welt mit Abscheu bedacht werden. Was wir nämlich in der heutigen „christlichen“ Welt erkennen, ist eine unterschwellige Herabstufung Christi zu einem „Lehrer“, „Propheten“, „Prediger“ usw. Damit können bekanntlich alle leben, – nicht aber mit dem Anspruch Christi, dass Er allein „der Weg und die Wahrheit und das Leben“ ist (Joh. 14:6). Das wäre gegenüber Muslimen, Juden, Buddhisten, Hindus und allen anderen schon nicht mehr „korrekt“. Und das ist der (Irr-)Weg aller möglichen Anstrengungen, ein Paradies auf Erden ohne die Wahrheit zu errichten („Ökumenische Bewegung“, „Interreligiöser Dialog“; „Weltethos“ etc.). Ohne Zugeständnisse an die Christus hassende Welt geht das nicht. Und so gibt es für uns nur den einen Weg, nämlich den, dass wir „in der Wahrheit geheiligt“ werden. Aber, „was ist Wahrheit?“ (Joh. 18:38) - fragte schon mal einer, der dieser fleischgewordenen göttlichen Wahrheit vielleicht nur zwei Schritte gegenüberstand. Nur durch das Festhalten an dieser Wahrheit ist es möglich, dass wir alle eins sind und so zu Zeugen Christi in der Welt nach Dessen Auffahrt in den Himmel (s. Apg. 1:8) werden. Für uns betet der Herr zum Vater (s. Joh. 17:20)! Anders als der Rest der Welt gehören wir dem Vater (s. 17:9)! Auch wenn es für weltliche Ohren abgedroschen klingen mag, sind wir
„die Auserwählten Gottes“ (Röm. 8:33). Nun müssen wir uns dessen auch würdig erweisen. Kein Grund zur Überheblichkeit, vielmehr ist es eine göttliche Beauftragung für uns, „das Salz der Erde“ (Mt. 5:13) zu sein. Wenn der wahre Hohepriester Jesus Christus für Seine Kirche betet, bedeutet dies nicht, dass Er die Außenstehenden vergessen hat. Keinesfalls! „Alle sollen eins sein“ (Joh. 17:21). Wir sind Seine Diener, haben im Familien- und Bekanntenkreis genug Menschen, die unserer Zuwendung bedürfen. Beten wir für sie und für alle, die Not und Leid erdulden müssen! Beten wir füreinander! Und beten wir auch für die armen (und mehrheitlich wohl getauften) jungen Menschen, die in der Wiege unserer Orthodoxie die Betenden verunglimpfen, beschimpfen, verspotten und durch blasphemische Handlungen Gott lästern. Dann wird Gott mit uns allen sein, denn „wir haben einen Beistand beim Vater: Jesus Christus, den Gerechten. Er ist die Sühne für unsere Sünden, aber nicht nur für unsere Sünden, sondern auch für die der ganzen Welt“ (1 Joh. 2:1-2). Amen.