Predigt zum Herrentag des Gedenkens an die Vertreibung Adams und Evas aus dem Paradies / Versöhnungssonntag (Röm. 13:11-14:4; Mt. 6:14-21) (26.02.2023)

Liebe Brüder und Schwestern, 

 

am heutigen Tage gedenken wir eines Ereignisses, das nicht, wie sonst üblich, aus dem Leben unseres Herrn erzählt wird, sondern ganz am Anfang der Menschheitsgeschichte geschah: der Vertreibung der Urahnen aus dem Paradies infolge des Sündenfalls. Dies war die GRÖßTE KATASTROPHE DER MENSCHHEITSGESCHICHTE, die Entfremdung des Menschen von Gott, sein Abfall von Gottes Gnade und der Verlust der Wonne der harmonischen Gemeinschaft mit Gott. Es war eine Katastrophe kosmischen Ausmaßes, der ökologische Ur-Gau, denn die ganze Schöpfung fiel mit dem Menschen dem Verderben anheim (s. Röm. 8:20) und selbst die Erde wurde verflucht durch ihn (s. Gen. 3:17). War das Schicksal des Menschen damit besiegelt, wie es der objektiven Rechtsprechung nach hätte sein müssen (s. Gen. 2:17)?.. - Nein! Gott ist gnädig in Seinem Richten (s. Ps. 85:12; 102:8). Er versprach den Menschen sofort, dass Er den von einer Jungfrau geborenen Erlöser schicken wird (s. Gen. 3:15). Und nun sind wir es, die, im geistlichen Sinne, heute gesenkten Hauptes und weinend vor den verschlossenen Toren des Paradieses stehen…  Durch unsere Sünden haben wir uns von Gott abgewandt, sind Seiner Gnade und Herrlichkeit verlustig gegangen. Aber die Situation ist nicht ausweglos. Durch den Erlöser können wir auf den Weg zurück ins Paradies gelangen. Mit Seinem Blute gründete Er die Kirche, dank derer wir durch die Taufe wieder zu Kindern Gottes werden, durch die Myronsalbung die Gnade des Heiligen Geistes empfangen, in der Beichte Vergebung unserer unzähligen Sünden bekommen und in der Kommunion sogar wieder Zugang zum Baum des Lebens (s. Gen. 2:9; 3:22) haben. Dies ist das Paradies auf Erden! Wir können durch die Teilhabe an den Mysterien Christi bereits jetzt einen Vorgeschmack auf das Leben im Königtum des Himmels erlangen. Wer dies während seines irdischen Daseins anstrebt, dem wird diese Gnade auch in der Ewigkeit zuteil werden.

Wenn wir uns die besagte Ur-Katastrophe vor unserem geistlichen Auge vergegenwärtigen, können wir nicht umhin festzustellen, dass die schrecklichen Geschehnisse auf Erden (im privaten Bereich oder auf globaler Ebene) im Vergleich dazu relativ sind. Oft hören wir: „Warum lässt Gott das alles zu?“ Und was antworten wir ihnen? - „Wer bist du denn, dass du als Mensch mit Gott rechten willst?“ (Röm. 9:20). Mit Gott, Der Adam und Eva aus dem Paradies vertrieb (s. Gen. 3:23-24); mit Gott, Der es zuließ, dass Josef von seinen Brüdern in die Sklaverei nach Ägypten verkauft (s. Gen. 37:28) und dort auch noch unschuldig ins Gefängnis geworfen wurde (s. Gen. 39:20); mit Gott, Der dem Satan erlaubte, Hiob seine Habe zu nehmen und dessen Kinder mitsamt den Knechten umzubringen (s. Hiob 1:12-19)???!..

Was schließen wir daraus? - Dass Gott unseren Glauben zu unserem Wohle prüft (s. Jak. 1:12). Ohne den Glauben sähen wir überall nur Ungerechtigkeit, Leid und Elend; mit dem Glauben erkennen wir aber, dass Gott in Seiner Vorsehung durch Josef Millionen Menschen vor dem Hungertod bewahrte (s. Gen. 50:29) und Hiob nicht nur durch noch größere Segnungen auf Erden entlohnte (s. Hiob 42:12-16), sondern diesen frommen Mann zu einem großen Heiligen werden ließ. Ohne die vorausgegangenen Prüfungen hätte er diese Heiligkeit nicht erlangen können. Beide übrigens, Josef und Hiob, wurden durch ihr unschuldiges Leiden zu Urbildern Christi und zu Vorbildern für alle Leidensdulder und Märtyrer der christlichen Ära.

Was aber besagt das für unser heutiges Leben in extrem schwierigen Zeiten? - Dass der Teufel keinerlei Macht besitzt. Er flehte zweimal darum zu Gott, Hiob etwas antun zu dürfen. Warum Gott es ihm erlaubte – wir wissen es (s. Jak. 5:11). So hat auch das Leid der gegenwärtigen Welt in Gottes Vorsehung einen Sinn (s. Röm. 8:28). Voraussetzung für uns ist aber, dass wir in der Kirche „mit allen Heiligen begreifen, welches die Breite und die Länge und die Höhe und die Tiefe ist, auch die Liebe Christi erkennen, die alle Erkenntnis übertrifft, damit wir erfüllt werden mit der ganzen Gottesfülle. Er aber, Der durch die Macht, die in uns wirkt, unendlich viel mehr tun kann, als wir bitten oder uns ausdenken können, Er werde verherrlicht durch die Kirche und durch Christus Jesus in allen Generationen, für ewige Zeiten. Amen“ (Eph. 3:18-21).

Fürwahr: Dämonen können ohne die Einwilligung Christi nicht einmal Schweinen etwas anhaben (s. Mt. 8:31-32; Mk. 5:10-13; Lk. 8:31-33). Was also haben wir zu befürchten, wenn wir mit Christus sind bzw. vice versa (s. Röm. 8:31)? Legen wir unser Schicksal in Seine Hand! Er ist der „Drehbuchautor“ und „Regisseur“ zugleich. Darüber hinaus gibt es einige „Hauptdarsteller“, wir aber sind bestenfalls nur Komparsen. Was sollen dann die ungezählten Meeting-ähnlichen „Friedensgebete“ u.ä. ökumenische Veranstaltungen, die Gott zum Erfüllungsgehilfen der Menschen degradieren?!.. Hat Gott es etwa nötig, Sich von uns die Tagesschau erklären zu lassen?!.. „Meine Gedanken sind nicht eure Gedanken, und eure Wege sind nicht meine Wege – Spruch des Herrn. So hoch der Himmel über der Erde ist, so hoch erhaben sind Meine Wege über eure Wege und Meine Gedanken über eure Gedanken“ (Jes. 55:8-9).

Am Anfang unserer Heilsgeschichte stand eine Katastrophe unermesslicher Tragweite – der Tod des Menschen; und am Ende steht eine NOCH UNVERGLEICHLICH GRÖßERE KATASTROPHE: der Tod Gottes! Das Unfassbare ereignete sich auf dem Kreuz zu Golgatha. Und dieser Baum des Lebens (s. Offb. 2:7; 22:2) ist unser ersehntes Ziel in der Großen Fastenzeit, weil wir nur durch ihn auch zu Teilhabern der Auferstehung werden. Amen.    

Jahr:
2023
Orignalsprache:
Deutsch