Predigt zum 14. Herrentag nach Pfingsten (2 Kor. 1:21-2:4; Mt. 22:1-14) (18.09.2022)

Liebe Brüder und Schwestern,

 

was will uns der Herr mit dem Gleichnis vom königlichen Hochzeitsmahl sagen? Dass viele gerufen, aber nur wenige auserwählt sind. Wenn der Herr in diesem Zusammenhang statt „viele“ nicht die Bezeichnung „alle“ benutzt, dann wohl deshalb, weil es zu allen Zeiten Menschen gab, die ohne eigenes Verschulden den Ruf Gottes nicht hörten, so z.B. Ungeborene, Totgeborene, Säuglinge und Kleinkinder, Schwachsinnige, Geisteskranke oder auch Angehörige indigener Völker abseits der christlichen Welt (vgl. Röm. 2:14-16). Auf alle anderen Menschen trifft die Parabel vom Hochzeitsmahl des Königssohnes so oder so zu, wenn auch individuell in unterschiedlichem Maße. Sie sind allesamt berufen, doch nur wenige folgen dem Ruf Gottes und gehören so zu den Auserwählten im Königtum Gottes – zu Kindern des Allerhöchsten.

Jeder kann hier und jetzt den Selbsttest machen, um zu erkennen, ob er durch sein Leben eher den Kindern GOTTES oder denen des TEUFELS (s. 1 Joh. 3:10) zuzuordnen ist. Dazu wandeln wir die Allegorie in echte Fakten. Bitte Matthäus, Kapitel 22 aufschlagen, und gehen wir alles Schritt für Schritt durch:

1. Mt. 22:1-3 Sind wir mehr am Himmelreich interessiert oder an irdischen Dingen? Und worin äußert sich unsere Präferenz: informieren wir uns z.B. mehr (durch Lesen, Hören, Sehen, Googeln etc.) über geistliche oder über weltliche Dinge? Worüber sprechen wir in unserem privaten Umfeld mehr, woran denken wir mehr – über Himmlisches oder Irdisches? Wie viel Zeit, Energie und materielle Mittel wenden wir für das Seelenheil auf und wie viel für irdische Bedürfnisse und Vergnügungen?

2. Mt. 22:4-6  Wie reagieren wir auf die Verkündigung der Kirche? Freudig, interessiert oder doch eher gefühlskalt, gar abweisend? Nehmen wir diese überhaupt zur Kenntnis? Gehören wir evtl. gar zu denen, die die Wahrheit über sich nicht hören können und zu verbalen, psychischen und physischen Gewaltexzessen neigen (vgl. Mt. 21:42-46)? 

3.  Mt. 22:7  Denken wir überhaupt an die Konsequenzen unseres Handelns? Sind wir uns darüber im Klaren, dass wir für alles Rechenschaft ablegen werden vor Gott (s. Mt. 12:36; 25:14-30; Lk. 19:11-27; Röm. 14:10-12). Wir kennen die physikalische Gesetze: wenn ich viel esse, trinke, rauche oder kiffe und mich wenig bewege, schade ich meiner körperlichen Gesundheit. Aber denken wir daran, dass wir durch unsere von Gott abgewandte Lebensführung unserer seelischen Gesundheit Schaden zufügen? Wissen wir etwa nicht, dass es analog zu den physikalischen Gesetzen auch das geistliche Gesetz gibt (vgl. Spr. 11:31; 2 Kor. 9:6)? Erstere Gesetze bedingen zeitliche Folgen, Letztere hingegen ziehen ewige Konsequenzen nach sich.

4.  Mt. 22:8-10  Können wir uns auch nur im Entferntesten ausmalen, was es bedeutet, von Gott zum Hochzeitsmahl Seines Sohnes eingeladen worden zu sein?! Wir sind ja, bei reiflicher Überlegung, nicht bloß Gäste – wir sind die Braut selbst (vgl. Eph. 5:21-33), also „Schwiegerkinder“ Gottes! Eine größere Gnade, die uns infolge des Abfalls der zuerst Berufenen zuteil wurde (vgl. Röm. 11:15,26-32), kann sich kein Mensch auch nur vorstellen. Doch wie leben wir?

5.  Mt. 22:11-13  Sind wir uns dieser Gnade bewusst – vor allem dessen, dass wir uns ihrer als würdig erweisen müssen?! Oder betrachten wir diese Gnade als etwas Selbstverständliches, als etwas uns per Gesetz Zustehendes? Wissen wir denn nicht, dass der Gott der Liebe (s. Joh. 3:16; 13:34; 15:13; 1 Joh. 4:7-11) für diejenigen, welche keine Liebe haben, „verzehrendes Feuer“ (Hebr. 12:29; vgl. Dtn. 4:24; Jes. 33:14) ist?.. 

6. Mt. 22:14 Sehen wir wirklich einen Anlass, uns, die Gerufenen, auch als Auserwählte Gottes zu betrachten? Ist es tatsächlich angebracht, uns durch ein unbesorgtes Leben in absoluter Sicherheit in Bezug auf die Erlangung des ewigen Lebens zu wähnen (vgl. Mt. 7:21-23)?!

 

Jetzt mal ehrlich: wo stehen wir, wo wollen wir stehen – zur RECHTEN oder zur LINKEN Seite des Herrn?!.. Wenn es schon in der Pandemie ratsam ist, sich periodisch testen zu lassen, dann sollte doch umso mehr zu Zeiten der allgemeinen geistlichen Verseuchung ein regelmäßiger Seelen-check-up durchgeführt werden, der uns die Teilnahme am Hochzeitsmahl des Herrn ermöglicht. Wir müssen alles unternehmen, um den Geist Christi (Röm. 8:9) zu haben, denn nur so werden wir nach Gottes Willen leben können. Wenn wir nur dem menschlichen „Geist“ folgen, werden wir – spätestens jedoch unsere Kinder und Enkelkinder – gleichgeschlechtliche „Ehen“, staatlich geförderte Abtreibungen, Geschlechtsumwandlungen, „Gender-Wissenschaft“ u.v.m. als völlig normal ansehen, wodurch wir uns weit weg vom Hochzeitsmahl Gottes entfernen, auch wenn wir vielleicht meinen, mittendrin zu sein. Die Probe aufs Exempel kommt unweigerlich am Tage unseres Hinscheidens. Dann werden wir feststellen, dass wir es zeitlebens versäumt haben, durch Werke des Gerechtigkeit, der Barmherzigkeit und der Treue (s. Mt. 23:23) ein hochzeitliches Gewand zu besorgen, mit dem wir dereinst vor das Angesichts unseres Himmlischen Herrschers treten können.  

Wie die geladenen Gäste im Gleichnis, die jedes Mal eine Entschuldigung für ihr Fernbleiben vorbrachten, werden wir niemals Zeit für Gott haben, wenn wir uns sie nicht nehmen. Selbst wenn wir Zeit in Fülle hätten, würden wir uns stets neue „Alibis“ einfallen lassen, um nicht am Mahl des Herrn teilzunehmen. Es wird aber nie zu diesem Zeitüberschuss kommen, denn der Herr schickt uns immer neue Sorgen und Nöte, damit wir uns vorrangig an Ihn wenden. Amen.

Jahr:
2023
Orignalsprache:
Deutsch