Predigt zum Festabschluss Christi Geburt / Herrentag nach Weihnachten (Gal. 1:11-19; Mt. 2:13-23) (13.01.2019)

Liebe Brüder und Schwestern,

mit dem heutigen Tag endet das Nachfest der Christgeburt. Der Apostel Paulus schreibt den Galatern: „Ich erkläre euch, Brüder: Das Evangelium, das ich verkündigt habe, stammt nicht von Menschen; ich habe es ja nicht von einem Menschen übernommen oder gelernt, sondern durch die Offenbarung Jesu Christi empfangen“ (Gal. 1:11-12). Im weiteren Verlauf schildert der Apostel seinen Irrweg in jungen Jahren als „gesetzestreuer Jude“ (1:13), bevor Gott ihn „durch Seine Gnade berufen hat“ (1:15). Insbesondere erwähnt er hierbei, dass er „maßlos die Kirche Gottes verfolgte und zu vernichten suchte“ (1:13) und „in der Treue zum jüdischen Gesetz“ die meisten Altersgenossen in seinem Volk übertroffen und sich mit dem größten Eifer für die Überlieferungen seiner Väter eingesetzt habe (1:14). Mit anderen Worten, schon vor seiner wundersamen Bekehrung war Saulus ein „gottesfürchtiger Mann“, der zwar Eifer für Gott hatte, aber ohne Erkenntnis, so dass er die Gerechtigkeit Gottes verkannte und seine eigene aufrichten wollte, anstatt sich der Gerechtigkeit Gottes zu unterwerfen (s. Röm. 10:2-3). Demnach also stammt das Evangelium Christi, das die Apostel verkündigt haben, nicht von Menschen, sondern von Gott, „denn Christus ist das Ende des Gesetzes, und jeder, der an Ihn glaubt, wird gerecht“ (Röm. 10:4). Jedwedes Evangelium hingegen, das nicht dem Geiste Christi entspricht und nicht von Anfang an von der Kirche angenommen wurde, unterliegt dem Fluch Gottes (s. Gal. 1:9; vgl. Röm. 8:9).

Mir stellt sich nun aber die Frage, ob denn wir, einfache Christen, mit unseren geistlichen und geistigen Kapazitäten auch von uns aus nachvollziehen können, dass unser Evangelium Gottes-, und nicht Menschenwerk ist. Schließlich wissen wir, dass sich Gottes Offenbarung keinem verschließt, der mit gläubigem Verstand und reinem Herzen nach Gottes Wahrheit sucht (s. Mt. 5:6,9). Als Bezugspunkt wollen wir doch gleich den Beginn der neutestamentlichen Heilsgeschichte nehmen – die Geburt Christi. Diese bildet ja die Grundlage für das große Geheimnis unseres Glaubens, wonach Gott Sich im Fleisch offenbart hat (s. 1. Tim. 3:16). Und in diesem „Geheimnis des Glaubens“ verbirgt sich die ganze Wahrheit der göttlichen Offenbarung. Dazu gleich mehr.

Wie bereits erwähnt, glaubte Saulus von frühester Kindheit an Gott. Das ist keineswegs überraschend, denn erstens wuchs er als Angehöriger von Gottes auserwähltem Volk in einer nach innen hin theokratischen Gesellschaft auf (wenn auch nach außen hin unter heidnischer Herrschaft), und zweitens ist es jedem menschlichen Wesen von Natur aus gegeben, an höhere Mächte zu glauben und diese anzubeten. Von diesem Zwang der Natur haben sich allerdings einige Menschen der Neuzeit unter Berufung auf ihr logisches Denkvermögen „befreit“, indem sie sich durch einen unnatürlichen Willensakt weigerten, ein höheres Wesen anzuerkennen, dabei aber umso mehr sämtliche Antworten auf alle Fragen nach dem Sinn und dem Ursprung des Lebens schuldig geblieben sind. Und seither gibt es natürlich auch ganze Generationen, die als bekennende Atheisten oder Agnostiker aufgewachsen sind. Aber vor der Epoche der Aufklärung, die den Menschen an Gottes Stelle zum Mittelpunkt des Weltgeschehens machte, lebten alle Menschen mit einem Glauben an höhere Mächte, weil es von Natur aus so vorgegeben war. Auch heute ist die Fähigkeit zum Glauben das Unterscheidungsmerkmal zwischen menschlichen Wesen (Neandertaler, Cromagnon, Homo Sapiens) und den Primaten.

Aber wir wollten uns ja mit der Frage beschäftigen, was das Unterscheidungsmerkmal zwischen der Offenbarung Gottes in der Bibel (im NT) und den übrigen bekannten oder weniger bekannten Glaubensformen der Menschen ist (primitive Naturreligionen, antike heidnische Hochkulturen,  polytheistische und monotheistische Weltreligionen, pseudo-christliche Sekten etc.). Alle von Menschen gemachten (bzw. vom Teufel eingegebenen) Kulte gehen logischerweise von der Allmacht und Größe der von ihnen verehrten Gottheiten aus, was vollkommen selbstverständlich ist. Aber einen Gott, Der Sich selbst erniedrigt, entäußert, zum Sklaven macht und freiwillig zum Sühneopfer für den Ungehorsam und die Verfehlungen der Menschen wird (s. Phil. 2:6-8), einen Gott, Der nicht in die Welt gekommen war, „um Sich dienen zu lassen, sondern um zu dienen und Sein Leben hinzugeben als Lösegeld für viele“ (Mt. 20:28) – so einen Gott konnten Menschen nicht erfunden haben. Dieser Gott musste Sich den Menschen erst offenbaren – in Jesus Christus, dem Mensch gewordenen Gott. Zwar sagen wir: „Herr, Mein Gott, Du bist überaus groß“ (Ps. 103:1) und „wunderbar sind Deine Werke, und meine Seele weiß es genau“ (Ps. 138:14), aber dass Du Dich auch freiwillig demütigen, von Deinen geliebten Menschen verraten, verspotten, verleugnen, verurteilen, bespucken, beschimpfen, auspeitschen, schlagen, ans Kreuz nageln lassen, den Tod erleiden, in die Hölle fahren und Sich danach noch verunglimpfen lassen kannst – das konnte sich kein Mensch im Entferntesten auch nur ansatzweise vorstellen. Er, „Der da tut große Wunder allein“ (Ps. 135:4), der Schöpfer allen Seins liegt in einer Krippe inmitten einer Höhle, welche schon Seine Grabeshöhle andeutet, wird in Windeln gewickelt, welche schon Seine Grabesbinden vorabbilden. Er will uns nicht durch Seine mächtige Erscheinung das Fürchten lehren, sondern will, dass sich unsere Herzen voller Rührung zu Ihm wenden. Was hätte er denn noch machen sollen, damit wir an Ihn glauben und gerecht werden (s. Röm. 10:4)? - Wollen wir also alle an diesem letzten Tag Seines Geburtsfestes im Geiste vor der Krippe in Bethlehem niederfallen und Gott für unsere Erlösung preisen. Christus wird geboren – lobpreiset! Amen.

Jahr:
2019
Orignalsprache:
Deutsch