Orthodoxer Katechismus II: Der Inhalte der Glaubenslehre

 1. Von der Heiligen Dreifaltigkeit

Die Heilige Schrift lehrt uns, daß Gott dreifaltig (oder dreieinig) ist: Der Vater, der Sohn und der Heilige Geist.

Frage: Sind das drei Götter?

Antwort: Nein, sondern es ist ein Gott in drei Personen.

Frage: Wie soll man das verstehen?

Antwort: Wir können dieses Geheimnis nicht verstehen und sollen nicht einmal versuchen, es zu begreifen. Wir erfahren es nach dem Tode, wenn wir in den Himmel kommen. Wir können aber mit Hilfe von Vergleichen dem Geheimnis doch ein wenig naher kommen. Die Sonne hat eine Form, die Kreisform, sie ist außerdem Licht und Warme, drei Gestalten also und doch nur eine Sonne. Der Mensch hat einen Körper, eine Seele und einen Geist, also drei Gestalten, aber ein Mensch.

Frage: Woher wissen wir von der Dreieinigkeit Gottes?

Antwort: Aus der Heiligen Schrift:

1. Als Christus im Jordan getauft wurde» sah Johannes den Heiligen Geist, der gleichsam wie eine Taube zu ihm herabkam und man hörte die Stimme Gottes des Vaters: "Das ist mein geliebter Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe." (Markus 1, 10) Somit erschien den Menschen Gott als Dreifaltigkeit: Vater, Sohn und Heiliger Geist.

2. Wahrend seiner Abschiedsrede im Abendmahlsaal sprach der Herr Jesus Christus: "Wenn der Tröster kommen wird, welchen ich euch senden werde, der Geist der Wahrheit, der vom Vater ausgeht, der wird zeugen von mir" (Joh. 15» 26).

3. Im Johannisbrief heißt es : "Drei geben Zeugnis im Himmel: Vater, Sohn und Heiliger Geist; und die Drei sind Eins." (1. Johannisbrief 5, 7-8).

4. Jesus Christus befahl den Jüngern, die Menschen zu taufen "Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes" (Matth. 28, 19).

 

2. Vom Glauben

Frage: Wie kann ich den Glauben an Gott am besten erlernen?

Antwort: Durch das "Symbol des Glaubens" (= "Zusammenfassung des Glaubens" oder Glaubensbekenntnis)

Frage: Wo finde ich das Glaubenssymbol?

Antwort: In der kurzen Darstellung dessen» woran die Christen glauben sollen, also im Glaubensbekenntnis von Nicäa-Konstantinopel.

Das Glaubensbekenntnis

1. Ich glaube an einen Gott, den Vater, den allherrschenden Schöpfer des Himmels und der Erde, alles Sichtbaren und alles Unsichtbaren.

2. Und an einen Herrn Jesum Christum, den eingeborenen Sohn Gottes, der aus dem Vater von Ewigkeit geboren ist, Licht vom Licht, wahrer Gott von wahrem Gott, geboren, nicht erschaffen, gleichen Wesens mit dem Vater, durch den alles geworden ist,

3. Der wegen uns Menschen und um unseres Heiles willen vom Himmel herabgestiegen ist und durch den Heiligen Geist aus Maria, der Jungfrau, Fleisch angenommen hat und Menschgeworden ist,

4. Der auch für uns unter Pontius Pilatus gekreuzigt worden ist, gelitten hat und begraben wurde,

5. Am dritten Tage aber von den Toten auferstanden ist gemäß der Schrift,

6. Und ist gen Himmel aufgefahren und sitzet zur Rechten des Vaters

7. Von dannen er kommen wird in Herrlichkeit, zu richten die Lebendigen und die Toten. Sein Reich wird kein Ende haben.

8. Und an den Heiligen Geist, den Herren und Lebensspender, der vom Vater ausgeht, der samt dem Vater und dem Sohne zugleich angebetet und verherrlicht wird und der durch die Propheten geredet hat;

9. An eine Heilige allumfassende Apostolische Kirche;

10. Ich bekenne eine Taufe zur Vergebung der Sünden,

11. Ich erwarte die Auferstehung der Toten,

12. Und das künftige Ewige Leben. Amen.

3. Die Erörterung des Glaubensbekenntnisses

Erster Glaubenssatz: Ich glaube an einen Gott, den Vater, den allherrschenden

Schöpfer des Himmels und der Erde, alles Sichtbaren und alles Unsichtbaren.

Frage: Was verstehen wir unter dem Wort "Himmel"?

Antwort: Wir verstehen zweierlei: a) den sichtbaren Himmel oder» wie man heute sagt, den "Weltraum", in welchem sich alle Himmelskörper befinden» also die Sonne, der Mond» die Sterne und die Planeten, unter denen die Erde ist, und b) die unsichtbare Welt» auch diejenige, die um uns Menschen ist, also die Engelwelt.

Frage: Was wissen wir von der unsichtbaren Welt und von den Engeln?

Antwort: Die Engel sind körperlose Wesen» deshalb sind sie unsichtbar. Sie können aber auch menschliche Gestalt annehmen, wenn Gott ihnen den Auftrag gibt, den Menschen etwas zu verkünden.

Frage: Was gibt es dazu für Beispiele?

Antwort: Die Verkündigung des Engels Gabriel an Maria, daß sie Mutter des Heilands werden würde. Die Verkündigung an den Priester Zacharias, daß ihm seine Frau Elisabeth einen Sohn, Johannes, schenken würde. Die Erscheinung des Engels, der den Hirten die Geburt Christi verkündete.

Frage: Wie stehen die Engel zu uns Menschen?

Antwort: Sie helfen uns in allem, was gut und gottgefällig ist. Sie geben uns gute Gedanken ein und unterstützen unseren Kampf gegen die Sünde.

Frage: Hat jeder Mensch einen Schutzengel?

Antwort: Jedem Christen ist ein Schutzengel gegeben.

Frage: Wann feiern wir die Engel?

Antwort: Wir feiern sie jedes Jahr am 8. (21.) November.

Frage: Kennst Du Namen von Engeln?

Antwort: Der Erzengel Gabriel» der Erzengel Michael» der Erzengel Raphael.

Frage: Sind alle Engel gut?

Antwort: Nein. Es gibt auch böse Engel. Sie heißen Teufel oder Dämonen.

Frage: Hat Gott denn absichtlich böse Engel, also Dämonen, erschaffen?

Antwort: Nein, das hat er nicht getan. Er hat alle Engel als schöne, gute und hilfreiche Geister geschaffen. Einige von ihnen wurden jedoch übermütig; mit dem schönsten aller Engel» dem Luzifer (der Name bedeutet "Lichtträger") an der Spitze, wollten sie Gott nicht mehr gehorchen. Luzifer sagte: "Dienen will ich nicht" und meinte, er sei "wie Gott". Der Erzengel Michael antwortete: "Wer ist wie Gott?" und mit Hilfe aller guten Engel vertrieb er Luzifer und alle anderen bösen Engel vom Himmel in die Hölle. Luzifer heißt seitdem "Satan" und seine Anhänger nennen wir "Dämonen" oder "Teufeln".

Frage: Wenn die Dämonen oder Teufel in der Hölle sind, wie können sie dann Menschen schaden?

Antwort: Dämonen oder Teufel gibt es überall, wo es Menschen gibt. Da sie selbst ewige Qualen leiden, möchten sie auch möglichst viele Menschen verderben, damit auch sie das ewige Feuer erdulden müssen.

Frage: Was tun die Teufel, um uns zu schaden?

Antwort: Sie geben uns böse Gedanken ein und damit führen sie uns weg vom Glauben und von der Liebe Gottes, verleiten uns zu Sünden und bringen Zwist und Streit in die Familien, unter Freunde und überall, wo sie Menschen zu Haß und Feindschaft bringen können.

Frage: Wie schützt man sich am besten dagegen ?

Antwort: Alle Gedanken, die wir haben, müssen wir daraufhin prüfen, ob sie gut oder böse sind. Wir können Gott und die guten Engel im Gebet darum bitten, daß sie uns dabei helfen. Und wenn wir aufrichtig beten, dann wird uns immer geholfen.

4. Die Erschaffung der sichtbaren Welt

Frage: Was bedeutet der Satz "Gott hat die Welt in sechs Tagen geschaffen?"

Antwort: Im Originaltext, also im Hebräischen, bedeutet der Ausdruck für "Tag" auch "Zeitspanne", also kann er auch Jahrtausende und Jahrmillionen bedeuten. Die Ordnung, nach welcher die Erschaffung der Welt in der Bibel geschildert wird, ist wissenschaftlich richtig.

Die Erschaffung des Menschen.

Den Menschen hat Gott nicht in derselben Weise erschaffen wie alle anderen Geschöpfe. Das lesen wir in der Heiligen Schrift, und zwar im ersten Buch Mose.

Frage: Wie ist die Erschaffung des Menschen vor sich gegangen?

Antwort: Gott ließ zuerst "aus Erde" ein Geschöpf entstehen, also in gleicher Weise, wie auch die Tiere "aus Erde" entstanden sind. Dann aber blies der Herr sein letztes Geschöpf mit seinem eigenen Atem an. Da durch bekam der Mensch eine gottähnliche Seele. Durch diese unterscheidet er sich von den Tieren.

Frage: Was meint man mit dem Ausdruck "aus Erde"?

Antwort: Diesen Ausdruck versteht man, wenn man weiß, daß das Erdreich alles das enthält, woraus der Mensch und alle Tiere und Pflanzen bestehen. Nur sind die Bestandteile bei jeder Art Geschöpf anders angeordnet. Wenn ein Mensch oder ein Tier stirbt, so wird sein Körper, den man in die Erde eingräbt, also beerdigt, wieder zu Erde.

Frage: Wie ist die gottähnliche Seele des Menschen beschaffen?

Antwort: Die Seele des Menschen ist unsterblich. Sie lebt weiter, wenn unser Körper gestorben und zu Erde geworden ist. Die Seele hat einen freien Willen, sie kann also wählen zwischen Gut und Böse. Sie hat auch einen Verstand und viele andere Eigenschaften, die Tiere nicht haben.

5. Vom Sündenfall

Frage: Was versteht man unter "Sündenfall"?

Antwort: Die Tatsache, daß die ersten Menschen das damals einzige Gebot Gottes übertreten haben.

Frage: Wie ging das vor sich?

Antwort: Gott hatte den ersten Menschen ein ganz leichtes Gebot gegeben. Sie sollten nämlich die Früchte von einem einzigen Baum nicht essen. Diesen Baum nannte Gott "Baum der Erkenntnis des Guten und des Bösen".

Frage: Warum hat Gott den ersten Menschen, also Adam und Eva, dieses Gebot gegeben?

Antwort: Damit sie lernten, aus Liebe und Vertrauen zu gehorchen, Sie sollten denken: Gott, unser Vater, meint es gut mit uns. Wenn Er uns diese Früchte verbietet, dann wird Er schon seine Gründe dafür haben.

Frage: Haben Adam und Eva nur eine einzige Sünde getan? Sind sie wegen des Genusses einer einzigen Frucht aus dem Paradies vertrieben und zu einem mühsamen Leben verdammt worden ?

Antwort: Keineswegs. Sie hatten sich nicht nur eine, sondern gleich mehrere schwere Sünden aufgeladen.

Frage: Wie ist das zu verstehen?

Antwort : Außer ihres Ungehorsams haben sie noch: 1. Gott der Lüge beschuldigt, denn sie haben statt Ihm dem Teufel, der die Gestalt einer Schlange angenommen hatte, geglaubt.

2. Adam hat gelogen. Als Gott ihn rief, versteckte er sich und sagte, als er entdeckt wurde, er habe sich "aus Scham" versteckt» "weil er nackt war". Dabei hatte er aber nie Kleider gehabt und sich bisher trotzdem nicht geschämt.

3. Adam hat Gott frech geantwortet, statt um Verzeihung zu bitten. Außerdem hat er die Schuld

Eva zugeschoben und in gewisser Weise sogar Gott selbst. Denn er antwortete: "Die Frau, die Du mir gegeben hast, gab mir die Frucht zu essen". Das sollte durchklingen lassen: "Es ist Deine Schuld; Du hast mir die Frau gegeben".

4. Auch Eva hat nicht um Verzeihung gebeten und ihre Schuld nicht bekannt.

5. Beide sind habgierig und unzufrieden gewesen. Sie hatten so viele gute Früchte zu essen, daß es kein großes Opfer gewesen wäre, auf die einzige verbotene Frucht zu verzichten.

Frage: Was waren die Folgen dieser ersten Sünden?

Antwort: Durch den Sündenfall haben die ersten Menschen viel verloren:

a) Die Gnade Gottes, die innere Verbundenheit mit Gott als ihrem Vater.

b) Sie konnten Gott nicht mehr sehen und sich nicht mehr mit ihm wie Kinder mit ihrem Vater unterhalten.

c) Sie verloren das schöne und mühelose Leben im Paradies, das ewige Glück und die seelische Ruhe. Von jetzt ab mußten sie schwer arbeiten und sich abmühen, um leben zu können. Auch ihr Verstand wurde durch die Sünde geschwächt.

d) Statt nach einem schönen Leben von der Erde gleich in das himmlische Paradies zu kommen, mußten sie jetzt sterben. Dabei mußte ihr Körper wieder zu Erde werden und ihre Seele in das finstere, freudenlose Totenreich kommen,

Frage: Müssen die Menschen jetzt nach ihrem Tode in das finstere Totenreich?

Antwort: Nein. Gott hat sich der Menschen erbarmt und ihnen den Erlöser geschickt. Er hat es schon Adam und Eva versprochen, daß Er den Erlöser schicken würde. (Lies in Deiner Biblischen Geschichte die Kapitel über die Erschaffung des Menschen und den Sündenfall nacht.)

Unsere himmlische Familie.

Wir haben nicht nur auf Erden eine Familie. Wir haben eine Familie im Himmel. Die Mitglieder dieser Familie sterben nicht wie unsere Familienmitglieder auf Erden. Unsere himmlische Familie ist mächtig. Ihr gehört die ganze Welt. Und doch ist sie immer für uns da, immer bereit, uns zu helfen, ganz gleich, wer wir sind: ob jung oder alt, ob gesund oder krank, ob reich oder arm, ob von den Menschen hoch angesehen oder verachtet, ob unsere Haut weiß, gelb, rot oder schwarz ist, ob wir schön oder häßlich sind. Diese Unterschiede machen nur die Menschen auf Erden, nicht unsere himmlische Familie.

Frage: Wer sind die Mitglieder dieser Familie?

Antwort: Es sind: Gott, der Vater, der auch unser Vater geworden ist, seitdem Jesus Christus, sein Sohn, uns gezeigt hat, wie sehr Er uns liebt. So beten wir zu unserem Vater im Himmel in Liebe und Vertrauen. Er kann ja alles und will, daß wir gerettet werden und zum ewigen Glück gelangen. Gott, der Sohn, der Herr Jesus Christus, der uns erlöst hat. Er hat sich quälen und töten lassen, weil Er unsere Strafe auf sich nehmen wollte. Dafür sollen wir Ihm danken und Ihn loben. Da Er auf Erden ein Mensch gewesen ist, versteht Er alle unsere Nöte und Probleme. Als Gott ist Er unser Herr und König. Als Mensch ist Er unser Bruder. Er hat nach seiner Auferstehung gesagt: "Mir ist gegeben alle Macht, im Himmel und auf Erden" (Matth.28, 18). Mit dieser Herrlichkeit vertritt Er uns als Mensch vor Seinem Vater im Himmel.

Gott, der Heilige Geist Er ist es, der uns zu einem Glied dieser unseren himmlischen Familie macht. Ohne Ihn können wir zu ihr nicht gehören und deshalb sollen wir immer zu unserem himmlischen Vater beten, daß Er uns Seinen Heiligen Geist gibt, wenn wir durch eine schwere Sünde Ihn aus unseren Herzen vertrieben haben.

Ohne den Heiligen Geist können wir nicht an Gott glauben» noch Ihn lieben, ja nicht einmal wirklich vernünftig denken, weil wir dann den Unsinn oder die bösen Gedanken annehmen, die uns die bösen Geister eingeben. Es ist auch der Heilige Geist, der uns unser Können gibt, z. B. das gute Gedächtnis, technische bzw. musikalische oder sonstwelche Begabung, die uns und den anderen nutzen kann. (Mut zu bösen Taten, zum V erbrechen und zu allerlei Scheußlichkeiten geben uns nur die bösen Geister ein.) Wenn wir den Heiligen Geist in uns haben» kann uns der Teufel zwar ärgern, aber wirklich schaden kann er uns nicht. Ein Christ kann immer den Heiligen Geist in sich bekommen» wenn er darum betet und die heiligen Sakramente in Anspruch nimmt. Maria, die Gottesmutter, ist unsere himmlische Mutter. Darauf hat der Herr Jesus Christus vom Kreuze herab hingewiesen» als Er dem Apostel Johannes sagte: "Siehe, das ist deine Mutter" und ihr sagte: "Das ist Dein Sohn."

Frage: Setzt man nicht den Herrn Jesus herab, wenn man sich an seine Mutter wendet?

Antwort: Im Gegenteil! Christus, der Herr, hat es besonders gern, wenn man sich an seine Mutter wendet. Das beweist Er täglich durch Gebetserhörungen und sogar Wundertaten, die Er zugunsten von Christen tut, die zu seiner Mutter um Hilfe beten. Vor allem hat Er das dadurch erwiesen» daß Er sein erstes Wunder nur seiner Mutter zuliebe getan hat.

Frage: Woher wissen wir das?

Antwort: Aus dem Evangelium nach Johannes, Kap.2. Darin wird berichtet, daß bei der Hochzeit zu Kana, als Maria dem Herrn Jesus sagte, die Leute hätten keinen Wein mehr, hat Er geantwortet: "Was (soll es) mir und dir? Meine Stunde ist noch nicht gekommen." (Siehe Anmerkung am Ende des Kapitels.) Damit brachte Er zum Aus druck, daß Er nicht die Absicht hatte, wegen Wein ein Wunder zu wirken. Maria wurde darüber traurig, weil sie wußte, daß der Mangel an Wein eine Schande für den Gastgeber bedeutete. Wir können mit vollem Recht annehmen, daß der Herr ihr dann irgendwie zu verstehen gab, daß Er ihre Bitte doch erfüllen würde, denn trotz dieser scheinbaren Absage sprach sie zu den Dienern: "Was Er euch sagt, das tut." Daraufhin wirkte der Herr sein erstes Wunder, indem Er das Wasser aus den herbeigebrachten Gefäßen in Wein verwandelte, um seiner Mutter eine Freude zu machen Da der Herr nie etwas zufällig und unabsichtlich getan hat, hat Er uns durch dieses Ereignis sehr deutlich gezeigt, daß seine Mutter bei Ihm durch ihre Fürbitte viel erreichen kann.

Frage: Sollen wir deswegen außer Gott Vater, Sohn und Heiliger Geist auch die Gottesmutter Maria anbeten?

Antwort : Nein! Anbeten darf man Gott allein. Maria, die Gottesmutter, beten wir nicht an, sondern verehren sie.

Frage: Weshalb verehren wir die Mutter des Herrn? Manche meinen, daß darüber nichts in der Bibel steht.

Antwort: Das kommt vom oberflächlichen Lesen. Daß die Gottesmutter einer besonderen Verehrung würdig ist, zeigen die folgenden Bibelstellen: Lukas, 1. Kapitel, Vers 28 - 30 - 35 - 42 - 43: (Der Erzengel Gabriel redet Maria an): "Gegrüßt seist Du, Hochbegnadete! Der Herr ist mit Dir! ...Und der Engel sprach: "Fürchte Dich nicht, Maria, denn Du hast Gnade bei Gott gefunden". Als Maria den Engel fragt, wieso sie einen Sohn gebären wird, wo sie ja eine Jungfrau ist, antwortet der Himmelsbote: "Der Heilige Geist wird über Dich kommen und die Kraft des Höchsten wird Dich überschatten. Darum wird auch das Heilige, das aus Dir geboren wird, Gottes Sohn heißen."

Das war das Zeugnis des Erzengels Gabriel. Aber wir haben das Zeugnis des Heiligen Geistes selbst: "Und Elisabeth wurde vom Heiligen Geist erfüllt und sprach: "Gebenedeit bist Du unter den Frauen und gebenedeit ist die Frucht Deines Leibes, und woher kommt mir das, daß die Mutter meines Herrn zu mir kommt?" Wenn ein Erzengel so von Maria spricht, wenn der Heilige Geist selbst durch den Mund der heiligen Elisabeth sie "gebenedeit unter den Frauen" und "Mutter des Herrn" nennen läßt, dann müssen auch wir Menschen ihr Ehre erweisen.

Frage: Wer gehört noch zu unserer himmlischen Familie?

Antwort: Die Heiligen.

Frage: Was versteht man unter "Heiligen"?

Antwort: Die Heiligen sind solche Menschen, die Gott besonders treu gedient haben und nun zu Freunden Gottes geworden sind. Im Gleichnis von anvertrauten Pfunden (Matth. 25, 23) sagt der Herr Jesus, daß solchen treuen Dienern nach ihrem Verscheiden beim Einzelgericht ein gewisser Machtbereich auf Erden gegeben wird. Im Gleichnis sagt solch einem Diener sein Herr: "Du guter und treuer Knecht! Du bist über weniges treu gewesen, so will ich dich über Vieles setzen, Gehe ein zu deines Herren Freude!"

Frage: Wie weiß man, daß ein verstorbener Mensch ein Heiliger ist?

Antwort: Das zeigt uns Gott der Herr. Wenn man für einen Verstorbenen betet und sieht, daß nach diesem Gebet dem Betenden besondere Gnaden zuteil werden - plötzliche Heilung oder eine unerwartete Hilfe, und wenn solche Vorgänge immer wieder ausgerechnet nach dem Gebet für diesen Verstorbenen sowie an seiner Grabstätte geschehen, dann untersucht die Kirche, ob es sich wirklich um echte "Fingerzeige" Gottes handelt. Wenn solche Vorgänge zahlreich und unbezweifelbar genug sind, hört die Kirche auf, für diesen Gottesdiener zu beten und betet hinfort um seine Fürbitte, nachdem sie ihn als verehrungswürdig und heilig erklärt hat.

Frage: Wie stehen die Heiligen zu uns?

Antwort: Sie sind wie ältere Geschwister, die es zu hohen Posten gebracht haben. Auf Erden, wenn zum Beispiel ein Schüler mit seiner Hausaufgabe nicht fertig wird und einen Bruder hat, der bereits ein Gelehrter geworden ist, so kann er ja diesen Bruder um Rat und Hilfe bitten. So geht es auch zwischen uns, die wir noch auf Erden kämpfen und unseren heiligen Brüdern und Schwestern, die bereits am Ziel angelangt sind. Es ist nicht so, daß Gott unbedingt die Fürbitte der Heiligen braucht, um uns zu erhören, sondern Er tut so wie ein Vater, der viel auf die Liebe und Verbundenheit zwischen den älteren und den jüngeren Geschwistern hält. Solch ein Vater wird Oft zu seinem Kind sagen: Geh' doch zu deinem großen Bruder. Ich habe ihn ja beauftragt, euch Kindern bei eueren Hausaufgaben behilflich zu sein! Unser himmlischer Vater sieht es gerne, wenn wir uns gelegentlich an unsere Mutter und Geschwister im Himmel wenden, wenn wir mit unseren Lebensaufgaben nicht recht fertig werden oder wenn wir uns einsam fühlen.

Frage: Warum sollen wir die Heiligen besonders ehren? Steht etwas darüber in der Bibel?

Antwort: Außer dem Gleichnis von den anvertrauten Pfunden lesen wir im Evangelium (Joh. 12, 26): "Wer mir gedient hat, den wird mein Vater ehren". Wenn also Gott der Vater selbst die heiligen Menschen ehrt, so ist es klar, daß auch wir sie um so mehr ehren sollen! Der Apostel Paulus schreibt an die Galater: "Einer trage des anderen Last und so werdet Ihr das Gesetz Christi erfüllen" (Gal. 6, 2). Das tun für uns die Heiligen. Die Heiligen helfen uns, unsere Lasten zu tragen.

Frage: Es gibt so viele Heilige. Zu welchem soll man sich besonders wenden?

Antwort: Vor allem an seine(n) Schutzpatron(in). Jeder von uns trägt den Namen eines (bzw. einer) Heiligen. Diesen Heiligen nennt man den "Schutzpatron". Er (bzw. sie) ist sozusagen für uns "zuständig", also der himmlische Bruder (bzw. die himmlische Schwester), der für uns da ist. Aber auch zu anderen Heiligen darf man beten.

Unsere himmlischen Freunde.

Außer unserer himmlischen Familie haben wir noch in der unsichtbaren Welt liebe Freunde. Es sind die Engel Gottes. Von ihnen je einer ist jedem gläubigen Christen "zugeteilt". Es ist unser Schutzengel. von ihm kann man wirklich sagen, daß er "unser bester Freund" ist. Man soll ihn sich freilich nicht als ein Mädchen mit zwei großen Flügeln am Rücken vorstellen! Man malt ihn so, weil niemand weiß, wie man einen Engel malen soll: Die Engel sind ja unsichtbar für unsere menschlichen Augen. Die Flügel auf den Bildern bedeuten, daß die Engel sich im Weltraum bewegen können. (Lies noch einmal alles, was über die Engel auf Seite 19 geschrieben steht.) Obgleich man seinen Schutzengel nicht sieht, hat ihn jeder von uns Christen unzählige Male erlebt. Es würde uns außer dem, was der Herr zu unseren Nutzen zuläßt, nichts Böses zustoßen, wenn wir unserer himmlischen Familie und unserem Schutzengel wirklich die Treue hielten. Eltern sollen ihrer himmlischen Familie, wenigstens dem Herrn Jesus und den Engeln ihrer Kinder die Treue halten und um Schutz für ihre Kinder beten.

Jahr:
1975
Orignalsprache:
Deutsch
Herausgegeben:
Orthodoxe Katechese, Offsetdruckerei Stiller, 7141 Adlingen, München. 1975