Predigt zum Samstag der 33. Woche nach Pfingsten (2Tim 2,1-10; Mt 10,16-22) (08.02.2025)
Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amin.
Lieber Vater, liebe Gläubigen,
im heutigen Evangelium zum Hl. Theodor Stratilates (8. Feb), dessen Heiliges Grab sich unweit in Venedig befindet, hören wir wie Christus – unmittelbar nach der Berufung der Zwölfe und ihrer Bevollmächtigung über unreine Geister, und Krankheiten zu heilen – spricht: „Siehe, ich sende euch wie Schafe mitten unter Wölfe“ (Mt 10,16). Ja, schickt uns denn der liebe Herrgott etwa in den Tod? Nein, das sei ferne! Warnen will Er uns, warnen vor den kommenden Gefahren und den schrecklichen Verfolgungen, die die Schafe zu befürchten haben, wenn sie unter den Wölfen sind.
Er ist doch kein Gott des Todes, wie der Menschenfeind von Anfang an es war, sondern Er ist ein Gott des Lebens. Er hat uns das Leben geschenkt und Er wünscht uns, dass wir wahrhaft leben, aber Er wünscht sich auch, dass wir ewiges Leben haben. Das ewige Leben will Er uns auch schenken, wenn wir wollen. Wenn wir Seine Nähe also schon in diesem, irdischen Leben suchen und wollen, dann wieso sollten wir Seine Nähe nicht auch im nächsten, ewigen Leben haben dürfen? Das gibt Hoffnung.
Christus sendet seine Zwölf, mit denen unsere Bischöfe bis auf den heutigen Tage in unmittelbarer Nachfolge (Sukzession) stehen, mit Seiner Frohbotschaft in ihren sanftmütigen Seelen hinaus in die Welt, d. h. mitten „unter die von der Sünde verwilderten Menschen“ (Hl. Justin von Celije). „Denn auf diese Weise, […] werde Ich am besten meine Macht zeigen, wenn Lämmer über Wölfe siegen“ (Hl. Johannes Chrysostomos).
Auf diese Art sendet Christus auch uns unter die Wölfe und wenn Christus mit Allmacht sagt „Siehe, ich sende euch“, dann brauchen wir keine Angst zu haben, weder vor sichtbaren noch vor unsichtbaren Feinden. Aber wir müssen auch unseren Teil dazu tun, nämlich sollen wir dabei „klug [sein] wie die Schlangen und arglos wie die Tauben“ (Mt 10,16), sobald wir unsere Hoffnung, die in uns ist (vgl. 1Petr 3,15), mit Nachsicht und Umsicht empfehlen.
Weiter spricht der Herr: „Hütet euch aber vor den Menschen; denn sie werden euch […] überliefern und euch […] geisseln […] um meinetwillen, ihnen und den Nationen zum Zeugnis“ (Mt 10,17-18). Und der Hl. Apostel Paulus schreibt: „Nimm teil an den Trübsalen als ein guter Kriegsmann Jesu Christi“ (2Tim 2,3). Genauso tat es der Hl. Theodor Stratilates, den wir heute feiern: er gab Zeugnis, indem er als General das Evangelium predigte, wurde überantwortet, ertrug Qualen und Folter und starb (triumphierte) als Märtyrer. All das ertrug er in Geduld wie ein „guter Kriegsmann“, denn er kämpfte nicht nur den irdischen Krieg, sondern vielmehr den geistlichen Krieg, worin er als Heerführer äußerst erfahren war – das Kriegshandwerk war sein Metier.
Ja, er wusste, wie man kämpft, sich auf den Krieg vorbereitet, den Feind aufklärt und analysiert – auch ich war einst als junger Mann Wehrdienstleistender bei der Bundeswehr. Zu Beginn erhält man eine ausgiebige Grundausbildung: einerseits theoretischer Unterricht in Kriegsrecht, Völkerrecht und Menschenrecht; andererseits die harte Praxis mit viel Sport, Schweiß und Mühen bei jedem Wetter, um auch ein hohes körperliches Belastungsniveau zu erreichen. Immer wieder stößt man an seine physischen wie psychischen Grenzen und lernt, über sich hinauszuwachsen.
Genauso der geistliche Krieger Christi: am Anfang steht eine ausgiebige „Grundausbildung“, das Katechumenat. Dabei wird man sowohl theoretisch (z. B.: Glaubenslehre, Glaubenspraxis und Kirchengeschichte) als auch praktisch (z. B.: Beten, Fasten und Gottesdienst) ausgebildet. Dies ist unsere „Waffenrüstung Gottes“, damit wir „wider die Listen des Teufels“ zu bestehen vermögen (vgl. Eph 6,11).
So auch der Hl. Theodor Stratilates, der große Heerführer, der römische General, der all seine Erfahrung als Berufssoldat auf den geistlichen Kampf übertragen konnte. So war er „umgürtet mit Wahrheit, und angetan mit dem Brustharnisch der Gerechtigkeit, und beschuht an den Füßen mit der Bereitschaft des Evangeliums des Friedens“; er trug „den Schild des Glaubens“, um „alle feurigen Pfeile des Bösen auszulöschen“; auch nahm er „den Helm des Heils und das Schwert des Geistes, welches Gottes Wort ist“ (Eph 6,14-17).
Gleichfalls war er nicht besorgt, wie oder was er reden sollte, denn es wurde ihm zu Zeiten schon eingegeben, was er reden sollte (vgl. Mt 10,19). Als kluger General Roms und sanftmütiges Schaf Christi erzählte er inmitten der heidnischen Wölfe vom Evangelium und weigerte sich, den toten, falschen Götzen die Ehre zu geben. Und nachdem er „von allen gehasst“ wurde um des Namens Jesu Christi willen, hielt er „im Gedächtnis Jesum Christum“ (2Tim 2,8) und übte sich gleichwohl in Geduld „bis ans Ende“ und errang auch den geistlichen Sieg (vgl. Mt 10,22).
Lasst uns ebenso Jesum Christum vor dem geistigen Auge halten und die „Waffenrüstung Gottes“ anlegen, uns in Wahrheit kleiden, Beten, Fasten und im Gottesdienst stehen, wie tapfere, orthodoxe Soldaten Christi! Lasst uns mutig und ohne Sorge bekennen Jesu Christo, der uns erlöst hat am Karfreitag und errettet hat am Ostersonntag. Und lasst uns getrost und tapfer einstehen für das Wort Gottes, das Evangelium, das uns gereichen möge zur geistlichen Nahrung und ein leuchtendes, geistliches Schwert sei gegen den Bösen und die Finsternis!
Ehre sei Dir, o Gott, für alles! Amin.