Verschiedenes 1999
Aus dem dem Leben der Diözese
Am Freitag, den 5./18. Dez. 1998 begab sich Erzbischof Mark in Begleitung von Igumen Ioann (Magramm) und Mönchsdiakon Evfimij nach Stuttgart, um dort die feierlichen Gottesdienste zum Patronatsfest in der Kirche des hl. Nikolaus zu zelebrieren. Die Nachtwache begann um 17 Uhr. Es zelebrierte der Vorsteher der Kirche, Vater Ilja Limberger, zusammen mit Mönchsdiakon Evfimij. Zur Litia und dem Polyeleon traten Erzbischof Mark, Igumen Ioann und Priester Johannes Kaßberger in die Mitte der Kirche. Ebenso beendete Vladyka Mark den Gottesdienst mit den Konzelebranten. Es sang der Chor unter der erfahrenen Leitung von Gennadij Nikolaevi¡c Charitonov. Die Nachwache war kurz nach 9 Uhr zu Ende. Danach führte Vladyka Mark noch Gespräche mit den Priestern, wobei verschiedene allgemeinkirchliche und Fragen des Lebens unserer Diözese bei Vater Johannes zuhause erörtert wurden. Am folgenden Morgen um 9.30 Uhr fand der bischöfliche Empfang in der Kirche statt. Die Altardiener aus München kleideten den Bischof in der Mitte der Kirche ein, wonach der Gottesdienst nach bischöflichem Ritus folgte. Außer den bereits erwähnten Geistlichen war auch noch Priester Evgenij Skopinzew mit einigen Gemeindegliedern aus Nürnberg anwesend. Das Fest zeichnete sich durch die große Anzahl von Kommunionsempfängern aus. Vladyka hielt eine Predigt über einen Vers aus den Sprüchen Salomos: Des Frommen Name dient zum Segen (Spr. 10,7), wobei er diese Worte auf den hl. Nikolaus anwandte. In unseren Gottesdiensten bemühen wir uns, dem Bischofsheiligen, dem unsere Kirche geweiht ist, unsere Ehrerbietung darzubringen. Aber trotz unseres vereinten Bemühens während dieser zwei Tage müssen wir uns die Frage stellen, ob wir dem Gottgerechten auch die gebührende Ehrerweisung darbringen. Wenn wir sie nur in Worten darbringen, dann könnte sich ein Zweifel einschleichen: Sind unsere Worte nicht gar leer? Und in der Tat sind sie leer, wenn keine Taten auf sie folgen. Vielen von uns mag es scheinen, daß es über ihre Kräfte geht, den ökumenischen Heiligen in seinen rechtschaffenen Werken nachzuahmen. Aber zum richtigen Verständnis müssen wir einsehen, daß wir unsere Worte mit Taten füllen können – wenn auch nicht im unmittelbaren Sinn, so zumindest im leicht übertragenen. Haben wir beispielsweise keine Möglichkeit, Gefangene zu befreien, wie viel könnten wir dennoch sowohl zur eigenen Befreiung als auch der anderer tun, zum Freiwerden von dem Joch der Leidenschaften, von Weltgetümmel, von Verurteilung, Verleumdung, leerem Geschwätz durch unser Mitfühlen, unsere tröstenden Worte, durch den Besuch von Kranken und Eingeschlossenen, durch die Tröstung von Hochbetagten oder denen Unrecht widerfährt... NIcht zufällig hörten wir am heutigen Tag die Worte und verwerfen euren Namen als einen bösen, damit wir sehen sollen, daß wir auch im Erdulden von Mißgeschicken den heiligen Gottgefälligen nacheifern können und müssen, wodurch wir unseren Lobpreis im Werk darbringen. Durch Nachdenken über die Passion des Herrn und der Leiden Seiner heiligen Gottgefälligen können wir uns zu einem geduldigen Ertragen von uns angekündigter Trübsal und Leiden vorbereiten. Die heiligen Apostel waren dem Haß und der Verfolgung ganzer Scharen von Pharisäern ausgesetzt, sie ertrugen Fesseln und Kerker, Beschimpfung, Verleumdung und Schmach, Prügel und Tod, ohne sich verwirren zu lassen oder ihre Entschlossnheit zu verlieren. Wenn das menschliche Herz bereit ist, solche Unbillen ohne Widerspruch zu ertragen, dann wird es wahrhaft des Gerechten mit Lobpreis gedenken.
Nach der Liturgie wurde ein Bittgottesdienst an den Heiligen Nikolaus mit Mnogaja Leta für die Hierarchen, die Priester, die Kirchenälteste, den Chordirigenten und die anwesenden Gläubigen zelebriert. Der Vorsteher der Kirche und die Kirchenälteste luden alle Gemeindeglieder zum Festmahl in den benachbarten Gemeindesaal ein. Hier erzählte Erzbischof Mark von seiner kürzlichen Reise nach Amerika, von der Krankheit des Metropoliten Vitalij und über den Gottesdienst im Synod und in Lakewood, und sprach ebenfalls über die derzeitige Lage unserer Diözese, ihre Probleme und Erfolge, insbesondere über den Kirchenbau in München und in London.
p Nach dem Mittagessen am Samstag setzte Erzbischof Mark seinen Weg mit seinen Begleitern nach Frankfurt fort. Etwas verspätet traf er zur sonntäglichen Nachtwache ein. Ungeachtet der festlichen Gottesdienste, die hier auch anläßlich des Patronatsfestes am Vorarbend und am Samstag morgen stattfanden, beteten zu der Vigil wieder eine große Anzahl von Gläubigen. Erzpriester Dimitrij Ignatjev mit Erzdiakon Georg Kobro vollzogen die Vigil. Vladyka trat zum Polyeleon und zur Lesung des Evangeliums zusammen mit Vater Dimitrij, Igumen Ioann (Magramm) und Erzdiakon Georg in die Mitte der Kirche. Am folgenden Tag, am Sonntag morgen, war der Empfang des Bischofs auf 9.30 Uhr angesetzt. Alle erwähnten Geistlichen empfingen Erzbischof Mark am Eingang der Kirche. Nach den Anfangsgebeten wurde Vladyka in der Mitte der Kirche eingekleidet und die übliche sonntägliche Liturgie gefeiert. Sein Sonntagswort begann Vladyka mit der Frage, warum Christus die Aussätzigen (Lk. 17,12-19) zu den alttestamentlichen Priestern schickte, statt sie Selbst zu heilen. Zur Klärung dieser Frage wies Vladyka auf die Begrüßung dieser Kranken hin: Jesu, lieber Meister, erbarme dich unser! Solche Worte werden eigentlich an einen weltlichen Weisen oder einen Lehrer gerichtet! Deshalb lenkt der Herr auf unmittelbare Weise ihre Aufmerksamkeit darauf, daß Heilung und Erleuchtung alleine von Gott ausgehen. Wenn wir im Glauben die Worte des Apostels annehmen, daß der Herr der Anfang (Kol. 1,18) ist, dann müssen wir verstehen, daß wir als Seine Fortsetzung nur in Übereinstimmung mit Ihm existieren können, wenn wir uns mit Ihm in Einklang bringen und alle Göttlichen Qualitäten der Gnade nach empfangen. Sein Bild aber sollten wir nicht irgendwo außerhalb unserer selbst suchen, sondern in uns, denn es heißt in dem heutigen, dem Bischofsheiligen zugehörigen Evangeliumstext: Selig sind die reinen Herzens, denn sie werden Gott schauen. Jener, der bewußt sein Herz im ständigen Kampf mit den Leidenschaften, „in seiner eigenen Schönheit“ – nach den Worten des hl. Gregor von Nyssa – reinigt, „wird das Bild des Göttlichen Seins schauen.“ Auf diese Wahrheit wies das Verkörperte und in unser Wesen gekleidete Wort Gottes Selbst hin in den Worten: Denn siehe, das Reich Gottes ist mitten unter euch (Lk. 17,21). Folglich, wenn der Herr der König der Gerechtigkeit (Hebr. 7,2) ist, dann müssen sich auch in uns Wahrheit und Frieden nach dem Worte des Psalmisten küssen und unser ganzes Leben im Verein mit allen anderen tugendsamen Werken, die in uns und durch uns durch das Wirken der Gnade Gottes geschehen, bestimmen.
Nach der Liturgie in der vollständig gefüllten Frankfurter Kirche lud die Schwesternschaft die Gläubigen zum Mittagsmahl ein, wobei Vladyka sich mit ihnen unterhalten konnte. Erzbischof Mark dankte in einer kurzen Ansprache an die Gemeindemitglieder dem Vorsteher der Kirche für seine Mühewaltung und erklärte, daß er dieses Jahr zum selben Patrozinium in Stuttgart zelebriert hatte, weshalb er erst am nächsten Tag eintreffen konnte. Vladyka beglückwünschte auch den Chordirigenten zu seiner erfolgreichen Arbeit und drückte seine Freude über die Beteiligung des Kinderchores bei den Gottesdiensten aus, er dankte der Schwesternschaft für die Bewirtung, die sie trotz der zusätzlichen Belastung an zwei Tagen nacheinander bewerkstelligte.
Bote 1999-1
Orthodoxes Treffen 1998
Zu dem in München nach einer langjährigen Tradition Ende Dezember 1998 organisierten Orthodoxen Treffen kamen über 80 Teilnehmer, einige, die in München wohnen, besuchten einzelne Vorträge. Das Treffen wurde am Sonntag dem 27. Dezember mit einem Abendgottesdienst eröffnet.
Nach dem Abendessen bereitete Erzpriester Nikolaj Artemoff durch seinen Vortrag „Die Heilige Schrift in der Göttlichen Liturgie“ die Teilnehmer zu einem vertieften Verständnis der Liturgie des folgenden Morgens vor. Es ist zu wenig bekannt, welche Tiefen der Heiligen Schrift sich uns im Mysterium der Liturgie eröffnen, und so bemerken wir es nicht, obwohl wir darin leben. Hier nun wurden Hinweise darauf gegeben mit zahlreichen Beispielen aus den Psalmen und Propheten, mit Hilfe von alttestamentlichen und neutestamentlichen Zitaten. All das spiegelt sich nicht nur im Text der Liturgie, sondern bildet im Verlauf des Gottesdienstes ein wunderbares Gewebe durchgeistigter Raum-Zeit. In diese liturgische Dimension ist auch unser ganzheitliches Leben hineingenommen.
Der Morgengottesdienst des folgenden Tages begann wie immer um 6:00 Uhr. Nach der Liturgie und dem Frühstück hielt ein Historiker aus St. Petersburg, Dr. M.V. Shkarovsky, einen Vortrag zum Thema “Die Russische Orthodoxe Kirche während des 2. Weltkrieges”. Shkarovsky ist Autor mehrerer einschlägiger Bücher zur neuesten Kirchengeschichte und arbeitet zur Zeit in verschiedenen Archiven in Deutschland. Er erzählte von der allgemeinen Situation der Russischen Kirche in dieser für das gesamte russische Volk tragischen Zeit und konzentrierte dann sein Augenmerk auf die Situation in der deutschen Diözese im NS-Régime. Bekantlich ist dieses Thema durch die ungute Saat kommunistischer Propaganda stark befrachtet. Der Forscher, der in Rußland und in Deutschland zahllose Archivdokumente durchgearbeitet hat, zeichnete mit Liebe zu seinem Forschungsobjekt - der Kirche - ein Bild vom kirchlichen Leben, indem er die realen Schwierigkeiten der Kriegszeit schilderte (bis hin zum Problem der Beschaffung von Mehl und Wein für die Gottesdienste), die pastorale Versorgung der Kriegsgefangenen und der durch die Nazis zwangsverschleppten „Ostarbeiter“, die Rivalitäten innerhalb der nationalsozialistischen Machtstrukturen mit ihrer Auswirkung auf die Kirche, die Haltung der Hierarchie der Russischen Orthodoxen Auslandskirche.
In seiner ruhigen Darstellung der Fakten widerlegte der Spezialist wie beiläufig die bekannten propagandistischen Stereotypen. Besonders die ältere Generation der Teilnehmer des Orthodoxen Treffens, die selbst diese für sie und für alle russischen Menschen in Deutschland schwere Zeit durchgemacht hatten, waren freudig erstaunt darüber, daß ein relativ junger Historiker aus der ehemaligen Sowjetunion, es verstanden hat, sich in dieses von Vorurteilen befrachtete Thema so verständnisvoll einzuarbeiten, und in der Lage war so genau und umfassend das damalige Geschehen darzustellen, ohne irgendwelche Mißverständnisse, von den gewöhnlichen Entstellungen ganz zu schweigen.
Nach einer lebhaften Diskussion, bei der weitere Details geklärt wurden, berichtete Erzbischof Mark über die heutige Situation der deutschen Diözese. Zunächst setzte Vladyka gewissermaßen den Vortrag von M.V. Shkarovsky fort, indem er die weitere Entwicklung des kirchlichen Lebens nach Kriegsende skizzierte, dann kam er auf die gegenwärtige Lage zu sprechen, die weitgehend davon bestimmt wird daß zahlreiche neue Gläubige aus Rußland und den ehemaligen Sowjetrepubliken nach Deutschland gekommen sind. Vladykas Bericht vertiefte die pastorale Perspektive, die im vorangegangenen Vortrag schon angedeutet worden war. In dieser Perspektive wurde irgendwie noch deutlicher, daß der Bischof von Deutschland in der Zeit des Krieges, Metropolit Seraphim (Lade) ein gebürtiger Deutscher war, und jetzt sprach zu uns ebenfalls ein gebürtiger Deutscher, der mit der gleichen Liebe sich von der Sorge um die Russische Orthodoxe Kirche und ihre Gläubigen leiten läßt. Dies war eine sehr lebendige Illustration zur geschichtlichen Darstellung des russischen Historikers.
Der Nachmittag wurde ausgefüllt durch ein Gespräch, das der Abt Agapit (Gorachek) aus dem Kloster des hl. Hiob von Po¡caev über den Aufbau und die Bedeutung der Gottesdienste führte. Einfühlsam und sehr lebendig zeigte Vater Agapit seinen Zuhörern, wie sinnerfüllt das Leben ist, das in die Sakramente der Kirche eingebettet ist. Die Ganzheitlichkeit und der Reichtum des verkirchlichten Lebens, das durch die Teilhaftigkeit an Christus unumfaßbar wird, aber von einem monastisch lebenden Geistlichen doch täglich in seinen verschiedensten Aspekten erlebt wird, kam sehr gut zum Vorschein in den von einer tiefen Ruhe getragenen Überlegungen Vater Agapits.
Vor der abendlichen Beichte kam wieder Vater Nikolaj zu Wort. In seinem Vortrag nannte er die Lehre der heiligen Väter über die Tugenden und Leidenschaften „Die der Kirchenväter“. In kurzen Strichen bezeichnete er die Entstehung der Sünde in der menschlichen Seele und deren allmähliche Verwurzelung durch die sündige Neigung (Leidenschaft, Laster), die das geistliche Sehen durch Blindheit schlägt und den menschlichen Willen versklavt. In diese Beschreibung wurden auch die Erfahrungen der modernen Psychologie integriert. Was das menschliche Denken und Fühlen betrifft, haben die Heiligen Väter eine sehr klare Pathologie (Pathos = Laster, Leiden, Krankheit) herausgearbeitet und zugleich das Endziel der Gesundung aufgewiesen - durch die wahre Demut zur Heiligung. Der Vortrag enthielt nicht nur eine ganze Reihe praktischer Beobachtungen und Ratschläge, sondern half auch bei der folgenden Beichte. Die Beichtmöglichkeit wurde von fast allen Teilnehmern des Treffens genutzt, so daß am nächsten Morgen sehr viele zur Kommunion kamen.
Am Abend folgte nach dem Essen die Vorführung eines Videofilms über die diesjährige Pilgerreise ins Heilige Land. Nach den morgendlichen Gottesdiensten am Dienstag, dem 29. Dezember, beschäftigte sich die Versammlung mit dem Thema „Kirche und Sekten“. Zu diesem Thema gab es drei Vortragende. Priester Ilja Limberger gab eine Einführung, in der er die geistigen Ansätze der Sekten und eine Reihe ihrer allgemeinen Charakteristika darstellte. Elisabeth Hietel, eine Deutsche, die vor wenigen Monaten orthodox wurde, erläuterte eine Gegenüberstellung Punkt für Punkt der orthodoxen Sicht und der Anschauungen der „New Age“ Bewegung, die sie zusammen mit einem anderen Mitglied der Münchner Gemeinde Bence Thorday, einem Ungarn, der vor zwei Jahrzehnten die Orthodoxie annahm, verfaßt hatte (Der Beitrag soll im „Boten“ publiziert werden).
Danach erklärte Vater Nikolaj, daß E. Hietel durch ihre klare Gegenüberstellung eine nähere Beschäftigung mit der Scientology und verschiedenen Formen der Meditation überflüssig gemacht habe. Er streifte kurz die Problematik der Baptisten, Pfingstler und Adventisten und konzentrierte sich dann auf die „Zeugen Jehovas“. Nach einer Darstellung der Geschichte dieser Sekte referierte Vater Nikolaj deren Glaubenssätze und zeigte durch Zitate aus verschiedenen Texten der „Zeugen Jehovas“ deren arianisch-antitrinitarische Haltung und letztlich antichristliche Substanz. Anhand einer ganzen Reihe von Bibelstellen, die für das Verständnis Christi als des Gottmenschen wichtig sind, wies Vater Nikolaj auf, daß sich die „Zeugen Jehovas“ nicht scheuen in ihren eigenen Übersetzungen den Text der Bibel abzuändern und zu verfälschen.
In seinem nachfolgenden Vortrag entwickelte Vater Ilja Limberger die Aussagen seiner Vorredner und baute die von ihm in der Einleitung gegebenen Gedanken weiter aus. Insbesondere wandte er sich dem Verständnis der Tradition der Kirche zu, vor allem was den Text der Heiligen Schrift betrifft. Die Sektierer verschiedenster Färbung setzen die Bibel axiomatisch als etwas Vorgegebenes voraus und stellen die Frage, wie denn der „Kanon“ der Schriften entstanden ist, die sie heute als zweifelsfrei, wahrhaft und zur Bibel gehörig annehmen. Sehr detailliert zeigte Vater Ilja, wie diese Wahrhaftigkeit in einem lebendigen Prozeß innerhalb der Orthodoxen Kirche bestimmt wurde und ebenso wie andere Schriften als außerhalb der reinen Wahrheit stehende bestimmt und entschieden verworfen wurden. Diese gelten seitdem als apokryph. Die Sektierer akzeptieren die durch die Orthodoxie der Heiligen Kirche getroffene Auswahl (den Kanon), aber sie tun dies unbewußt, und wenden sich gleichzeitig - wider jede Logik - gegen die Heilige Kirche, die die Wahrheit und Unwahrheit in diesen Schriften unterschied, deren Wahrheitskriterium sie also annehmen, ohne sich darüber Rechenschaft zu geben. Vater Ilja zeigte das Absurdum einer solchen Haltung sehr klar und zugleich wie wichtig es ist, die Lösung dieser Frage klar zu sehen. Die Kirche ist sehr bewußt in ihrer historischen Verwurzelung und sie hebt die Geschichte in die himmlische Dimension durch die lebendige Gemeinschaft mit dem wirklichen und wahrhaftigen Christus in der Einheit der Heiligen. Die verschiedenen protestantisierenden Bewegungen haben zwar selbst eine eigene Geschichte, zugleich aber haben sie ein gestörtes Verhältnis zur Geschichte. Wegen dieses Mangels gehen sie von ahistorischen oder antihistorischen Positionen aus. Da sie losgerissen sind von dem einen ununterbrochenen Fluß, sind sie entwurzelt. Brillant demonstrierte Vater Ilja die daraus folgende Widersprüchlichkeit der Sekten.
Während der gesamten Zeit des Orthodoxen Treffens in der Münchner Kathedrale der hll. Neumärtyrer Rußlands war die wundertätige Ikone der „Jerusalemer“ Gottesmutter zugegen. Diese Ikone wurde einst vom Abt eines Athos-Klosters der Zarin-Mutter Maria Fedorovna zum Trost geschickt, als diese nach der Revolution nach Dänemark zurückgekehrt war, woher sie stammte und wo sie starb. Vor vier Jahren begann die Ikone, die in der Kopenhagener Kirche auslag und sich durch keine Besonderheiten als die ihrer historischen Herkunft auszeichnete, in den Fastenzeiten und an einigen besonders strengen Fastentagen manchmal zu weinen. Die Spuren der herabfließenden Tränen sind auch jetzt deutlich zu erkennen, und im letzten Jahr konnten die Teilnehmer des vorigen Treffens die Tränentröpfchen aus wohlriechendem Myron selbst beobachten. Einige Teilnehmer bezeugten die Entstehung desselben klaren Gefühls einer unmittelbaren Gegenwart der Gottesmutter, so wie es bei den Besuchen durch die myronspendende Ikone der „Gottesmutter von Iviron“ einstellte und charakteristisch war.
Den Organisatoren des Treffens und insbesondere der Schwesternschaft der Münchner Kathedrale gebührt Dank. In der heutigen Situation ist es keineswegs eine leichte Aufgabe eine so große Zahl von Menschen unterzubringen und drei Tage lang zu verköstigen. Die Arbeit, die die Münchner Gemeindemitglieder damit Jahr für Jahr zur Ehre der Kirche Christi auf sich nehmen, möge ihnen der Herr hundertfach vergelten!
Ein dankbarer Teilnehmer
Bote 1999-3
Erklärung des Bischofsynods
der Russischen Orthodoxen Kirche im Ausland
anläßlich des Krieges auf dem Balkan*
Christus ist auferstanden!
Der seit länger als einem Monat andauernden Krieg auf den Balkan hat lediglich die alten ethnischen Zwistigkeiten auf dem Gebiet des leidgeprüften Serbien verstärkt. Nach fünfzigjähriger Unterbrechung fallen wieder Bomben auf europäische Städte und Gemeinden im Namen von falsch dargestellten “humanen Werten”, die in voreingenommener und heuchlerischer Weise selektioniert werden. Recht und Wahrheit schamlos und ungestraft mit Füßen getreten. Die NATO-Staaten gründen ihr Vorgehen nicht auf Gewissen oder Moral, sondern ausschließlich auf nackte Gewalt.
Die Bischöfe der Russischen Orthodoxen Kirche im Ausland sind genötigt, sich an das Gewissen der Menschen zu wenden, die sich für “zivilisiert” ausgeben, mit einer Verurteilung des barbarischen Angriffs auf die wehrlose Bevölkerung des orthodoxen Serbiens, und miteinem dringenden Appell, sofort dem Morden unschuldiger Menschen und der Zerstörung dieses Landes Einhalt zu gebieten, und somit die Ausbeitung der Flammen des Krieges auf ein noch größeres Gebiet zu verhindern.
Unter Verletzung der Grundlagen internationalen Rechts und menschlicher Ehre handlen die Mitgliedsländer der NATO, ohne echte Rechtfertigung oder gewichtigen Grund nur aus eigenem politischem Kalkül und auf Grund von Unterstellungen. Hierbei töten sie ohne Scham schutzlose Serben und Nicht-Serben, zerstören Wohngebäude, die atehrwürdigsten Klöster und Heiligtümer, historische Denkmäler, aber auch die Industrie, wodurch sie das serbische Volk für Jahrzehnte der Grundlagen seiner physischen Existenz berauben. All das geschieht im Namen zweifelhafter separatistischer Bestrebungen einer Handvoll Terroristen, die sich zum Ziel gesetzt haben, Kosovo und Metohija, die Mitte des geistlichen Daseins und Selbstverständnisses Serbiens von ihm abzutrennen, es der Wiege seiner Staatlichkeit zu berauben.
Die Urheber und Parteigänger des derzeitigen Überfalls betrügen bewußt ihre eigenen Bürger, indem sie ihre Aktionen als “Hilfe für die Leidenden” und als “friedensstiftend” darstellen, wobei sie die Geschichte ignorieren und die Enkel jener Serben dem Tode preisgeben, die so standhaft zur Unterstützung des Westens in seinem letzten europäischen Krieg kämpften. Man scheute sich nicht einmal, Menschen umzubringen und Gotteshäuser zu zerstören sogar in den heiligen Tagen der Karwoche und des Lichten Auferstehungsfestes Christi.
Wir, die Bischöfe der Russischen Orthodoxen Kirche im Ausland, stellen fest: “Gott läßt Seiner - und Seiner Heiligen, die Ihm wohlgefallen haben - nicht spotten” (vgl. Gal. 6, 7). Der frevelhafte und unbarmherzige Überfall einer riesigen Kriegsmaschinerie, auf ein kleines und hilfloses Volk, der völlig unschuldigen – orthodoxen wie nicht- orthodoxen – Bewohnern des Kosovo und ganz Serbiens Leiden zufügt, wird sich gegen die wenden, die dieses Schwert der Ungerechtigkeit erhoben haben. Wir glauben, daß es eine Vergeltung geben wird im künftigen Zeitalter, aber auch dafür, daß es eine solche im jetzigen gibt, sehen wir zahllose Beweise in der Geschichte.
Ihr Starken dieser Welt! Wenn ihr Gott nicht fürchtet, so fürchtet euch wenigstens vor euch selbst, denn wer den verderblichen Weg der Aggression betritt, wird unweigerlich von ihr eingeholt.
WIr, die Bischöfe der Russischen Orthodoxen Kirche im Ausland, beten für das orthodoxe serbische Land und alle auf seinen Gefilden Lebenden. WIr rufen auch unsere Gläubigen hierzu auf. Der Herr möge Frieden und Wohlergehen unseren Glaubensbrüdern schenken, die von der jetzigen furchtbaren Prüfung heimgesucht werden. Er möge ihre Standhaftigkeit im Glauben, in der Liebe und im Guten stärken, auf daß ihre Tränen Trost erfahren. Mörder unschuldiger Opfer sollen zuschanden werden.
Brüderlich umarmen wir die Bischöfe und den Klerus der leidgeprüften serbischen Kirche und erbitten auch deren heilige Gebet für uns, die an ihrer tiefen Trauer und ihrem Leid anteilnehmen.
Mögen unsere gemeinsamen Tränen in Freude verwandelt werden nach der treuen und unerschütterlichen Verheißung unseres Erlösers, des Auferstandenen Herrn Jesus Christus.
New York, 15./28. April 1999
Vorsitzender des Bischofsynods
Metropolit Vitalij
Mitglieder:
Erzbischof Antonij
Erzbischof Laurus
Erzbischof Mark
Bischof Kyrill
Bischof Amvrosij
Bischof Gavriil
Bischof Michail
Bote 1999-3
An die Regierungen der NATO
Wir, die Bischöfe der Russischen Orthodoxen Kirche im Ausland, wenden uns an die Regierungen der NATO- Mitgliedsstaaten mit eienr entschiedenen Verurteilung ihrer Kampfhandlungen, die sich gegen das Territorium eines unabhängigen Staates auf dem Balkan richten. Das Militär-Bündnis der NATO hat sich jahrzehntelang nicht einmal verbal dagegen gewandt, daß in den Ländern, die durch kommunistische Regime versklavt waren, die Menschenrechte mit Füßen getreten wurde, ganz zu schweigen von materieller Hilfe an die Leidenden und deren Schutz. Jetzt aber hat sich die NATO das “Recht” angeeignet, ein Übel mit einem noch größeren Übel auszutreiben, ohne dafür eine ethische oder rechtliche Grundlage oder einen Auftrag seitens der internationalen Staatengemeinschaft zu besitzen. Unter dem Vorwand der Sorge um die Menschenrechte verfolgen die westlichen NATO-Staaten in ihren jetzigen Aktionen ausschließlich ihre eigenen Interessen. Die NATO-Staaten bringen ihre vereinte Militärmacht über ein wehrloses Volk und berauben es auf Jahrzehnte seiner Existenzgrundlagen. Die NATO handelt damit gegen die Interessen aller Bewohner sowohl Serbiens als auch Montenegros und besonders des Kosovo. Zynisch werden hunderte von wehrlosen Einwohnern, Domizilen, altehrwürdigster Klöster und Heiligtümer, historischer Denkmäler, Industrie vernichtet.
Hierbei scheuen sich die NATO-Streitkräfte nicht, in grober Weise die religiösen Gefühle ihrer Opfer an den Heiligsten Festtagen des Kirchenjahres zu verletzen, indem sie etwa auf die damals abgeworfenen Bomben “Happy Easter” malten.
Obwohl Serbien in zwei Weltkriegen eintreuer Verbündeter der westlichen Staaten war, scheuten sich die letzteren nicht, die besten Söhne Serbiens zu verraten, die dem Faschismus und dem aufkeimenden Kommunismus Widerstand geleistet hatten. Seit jener Zeit verschloß der Westen die Augen vor der systematischen Vertreibung der serbischen Bevölkerung aus der Krajina und dem Kosovo.
Wir erinnern uns sehr wohl an die Nachkriegsjahre, als die Weltöffentlichkeit die Kriegsteilnehmer als “Kriegsverbrecher” bezeichnete. Wir sind von der Sorge um unsere Gläubigen erfüllt, die in der gegenwärtigen Situation in einen inneren Konflikt zwischen ihrem christlichen Gewissen und ihrer Bürgerpflicht geraten können. Deshalb rufen wir die Verantwortlichen der NATO-Staaten auf, zu den überlieferten Grundsätzen christlicher Ethik und christlichen Bewußtseins zurückzukehren.
New York, 15/28. April 1999
Vorsitzender des Bischofsynods
Metropolit Vitalij
Mitglieder:
Erzbischof Antonij
Erzbischof Laurus
Erzbischof Mark
Bischof Kyrill
Bischof Amvrosij
Bischof Gavriil
Bischof Michail
Bote 1999-3
Heiliges Land
p Am Montag den 2./15. März flog Erzbischof Mark nach Jerusalem, um sich um die Angelegenheiten unserer Klöster dort zu kümmern. Am Dienstag, den 3./16. März, morgens war er bei den Gottesdiensten im Christi-Himmelfahrts-Kloster auf dem Ölberg zugegen und vollzog am Vormittag das Sakrament der Ölweihe. Hierbei konzelebrierten ihm Abt Andronik und die Priestermönche Ioann und Ilya. Am Abend war er beim Gottesdienst im Kloster der hl. Maria Magdalena in Gethsemane anwesend und nahm danach die Scherung einer der dortigen Schwestern zur Nonne vor. Hierbei war der Leiter der Geistlichen Mission, Abt Alexej, sowie Abt Pavel und Priestermönch Ioann anwesend. Vom Ölberg-Kloster war die Äbtissin Moisseja mit einer Gruppe von Nonnen gekommen. Bei der abendlichen Mahlzeit sprach Erzbischof Mark im Refektorium zu den übrigen Nonnen und Novizinnen über die Bedeutung der Scherung für das Leben des gesamten Klosters und jeder Klosterinsassin persönlich.
Am Mittwoch, den 4./17. März nahm der Erzbischof morgens wiederum an den Gottesdiensten auf dem Ölberg teil und zelebrierte dann die Liturgie der Vorgeweihten Gaben zusammen mit Mönchspriester Ilya. Danach suchte er den Patriarchen von Jerusalem, Diodoros, traditionsgemäß auf, um den Segen für seinen Aufenthalt und die Durchführung der Gottesdienste in Jerusalem zu erhalten. Patriarch Diodoros hieß ihn herzlich willkommen, sagte er möge bleiben solange er wolle und wünschte ihm Segen und Erfolg für seine Aufgaben in den russischen Klöstern im Heiligen Land. Beim Abschied bat Erzbischof Mark um einen weiteren Termin beim Patriarchen an einem der kommenden Tage, damit er mit der künftigen Äbtissin des Maria-Magdalena-Klosters in Gethsemane den Segen für ihre Einsetzung als Äbtissin erhalten kann.
Am Mittag hatte Erzbischof Mark und Abt Alexej eine Reihe von Besprechungen mit Vertretern des israelischen Staates und juristischen Beratern über Angelegenheiten unserer Kirchen auf dem Territorium Israels sowie mit Vertretern der Palästinensischen Verwaltung über unsere Tätigkeit auf deren Gebiet.
Am Abend des Mittwoch nahm der Erzbischof nach dem Gottesdienst im Christi-Himmelfahrts-Kloster auf dem Ölberg die Weihe einer Nonne vor. Die bis dato rhasson-tragende 70-jährige Nonne Xenia, eine aus Estland stammende australische Staatsbürgerin, die fließend deutsch spricht, wurde vor dem Gottesdienst von allen Nonnen und Novizinnen unter Glockengeläut wie es für eine Beerdigung üblich ist aus dem Haus der Äbtissin, wo sie den Segen erhalten hatte, abgeholt. Alle trugen brennende Kerzen in den Händen und sangen feierlich “Nun schreitet der Bräutigam zu Mitternacht…”. In der Kirche angelangt, wurde Schwester Xenia vor den Ambo geführt, wo sie sich nach allen Seiten bis zum Boden verbeugte und um Verzeihung bat. Nach Abschluß des Gottesdienstes wurde sie von Äbtissin Moisseja und deren Stellvertreterin, Nonne Rafaela, vom Narthex bis zum Ambo geführt, wobei sie sich dreimal kreuzförmig auf den Boden legte, während die beiden Älteren sie mit ihren Mantien bedeckten. Sodann nahm der Bischof die Scherung vor, bei er er ihren Namen Xenia beibehielt. Am Schluß trat die gesamte Schwesternschaft zu der neugeschorenen Nonne und fragten nach ihrem Namen und wünschten ihr einen erfolgreichen Kampf im monastischen Leben. Nach dem Gottesdienst lud die Äbtissin die Geistlichkeit und die aus dem Gethsemane-Kloster gekommenen Nonnen zu sich zum Abendessen.
Am Donnerstag, den 5./18. März war Erzbischof Mark wiederum bei den morgendlichen Gottesdiensten auf dem Ölberg anwesend. Nach Abschluß der Gottesdienste feierte Abt Andronik und Priestermönch Ilya aus Anlaß des Namenstages von Erzbischof Mark einen Gebetsgottesdienst (moleben) an den heiligen Mark von Ägypten, den Einsiedler und Faster, während der Erzbischof in der Mantija vor der Ikonostase stand. Sodann gratulierten die anwesenden Mönche und Nonnen nach der Verehrung des Kreuzes dem Erzbischof zu seinem Namenstag, und alle gingen in feierlicher Prozession bei Glockengeläut mit dem in die Mantija gekleideten Erzbischof zum Refektorium, wo wegen des Namenstages ein Frühstück gereicht wurde. Der Leiter der Geistlichen Mission, Abt Alexej, gratulierte Erzbischof Mark als dem vom Synod für das Heilige Land bestimmten verantwortlichen Bischof und dankte ihm für seine Fürsorge für die Mission und ihre Klöster. Äbtissin Moisseja dankte im Namen des Klosters auf dem Ölberg für die monastische geistliche Führung und erwähnte, daß das größte Geschenk, das Erzbischof Mark sich selbst und dem Kloster an seinem Namenstag gemacht hatte, die Weihe einer Nonne sei. Außerdem überreichte sie ihm von den Schwestern des Klosters aus ihrer eigenen Arbeit einen kleinen Satz von Bischofs-Gewändern – Epitrachilion, Epimanikien und kleinen Omophor – aus dunkelrotem Samt mit der für das Kloster typischen kunstvollen Goldstickerei. Am Nachmittag war Erzbischof Mark im Maria-Magdalena-Kloster in Gethsemane, um mit verschiedenen Schwestern zu sprechen. Am Abend nahm er dort an den Gottesdiensten teil und führte mit den Äbten Andronik und Pavel und den Priestermönchen Ioann und Ilya das Sakrament der Ölweihe durch. Hierzu waren nicht nur alle Nonnen des Klosters in Gethsemane versammelt, sondern es war auch eine große Zahl von Laien aus verschiedenen Teilen des Landes gekommen. Beim Abendessen überreichte ihm die stellvertretende Äbtissin, Mutter Magdalena, ein von den Schwestern gesticktes Handtuch zur liturgischen Handwäsche bei bischöflichen Gottesdiensten als Geschenk zum Namenstag.
Freitag morgen, den 6./19. März nahm Erzbischof Mark am Mitternachts- und Morgengottesdienst teil, den Abt Pavel zelebrierte, sodann trug er nach den Stundenlesungen und den Typika und der Kreuzverneigung das heilige Kreuz wieder in den Altar und vollzog die Liturgie der Vorgeweihten Gaben gemeinsam mit Abt Pavel. Nach dem Gottesdienst führte er weitere Gespräche mit den Geistlichen und Nonnen des Klosters und anderen Besuchern, die den Bischof sehen wollten. Am Nachmittag war er beim Großen Apodypnon und Morgengottesdienst für den Sonnabend im Christi-Himmelfahrts-Kloster auf dem Ölberg zugegen. Nach dem Gottesdienst fuhr der Bischof mit den Äbten Alexej und Andronik und Priestermönch Ilya nach Jericho, um dort den Novizen Vladislav zum rhassontragenden Mönch zu scheren. Die Bruderschaft in Jericho stammt zum größten Teil aus dem Kloster an der Eiche von Mamre in Hebron, von wo sie im Sommer 1997 von der palästinensischen Polizei auf Drängen des Moskauer Patriarchats oder der russischen Regierung brutal vertrieben wurde. Der Novize Vladislav hatte damals am meisten körperliche Mißhandlung erleiden müssen und war schließlich mit Handschellen gefesselt mitten in Hebron aus dem Polizeiauto auf die Straße geworfen worden.
Als Erzbischof Mark mit seiner Begleitung in Jericho eintraf, wurde gerade das Große Apodipnon gelesen. Nach dessen Abschluß schor Erzbischof Mark den bisherigen Novizen Vladislav zum rhassontragenden Mönch und verlieh ihm dabei den Namen Vasilij zu Ehren des hl. Vasilij von Chersones, dessen Gedenken mit den anderen heiligen Märtyrer-Bischöfen dieses ältesten Bischofssitzes auf russischem Boden auf den folgenden Tag entfiel, der in liturgischer Hinsicht bereits begonnen hatte. Später stellte sich heraus, daß der leibliche Vater des neugeschorenen Mönches Vasilij am selben Tag seinen Namenstag feiert, da er auf den Namen eines der anderen Bischofs-Heiligen aus Chersones getauft wurde, und daß Vater Vasilij selbst aus der Gegend um Chersones stammt. Erzbischof Mark überantwortete den neugeschorenen Mönch Vasilij seinem bisherigen geistlichen Vater, Priestermönch Ilya, zur geistlichen Führung. Nach der Mönchsscherung lud die Bruderschaft von Jericho die Geistlichen, die mit Erzbischof Mark gekommen waren, zum Abendessen ein, während dessen der Bischof sich noch ausführlicher mit allen unterhalten konnte.
Am Sonnabend, den 7./20. März, den vierten Sonnabend der Fastenzeit, war Erzbischof Mark in den frühen Morgenstunden im Kloster auf dem Ölberg zunächst beim Mitternachtsgottesdienst zugegen und zelebrierte sodann die Göttliche Liturgie des heiligen Johannes Chrysostomus und das Totengedenken zusammen mit Priestermönch Ilya, zu dem sich später auch Abt Andronik gesellte. Nach der Liturgie fuhr er mit Abt Alexej und Äbtissin Moisseja sowie den Nonnen Magdalena und Elisabeth aus dem Gethsemane-Kloster zum Patriachen von Jerusalem, um dessen Segen für die designierte Äbtissin Elisabeth zu erhalten. Da der Patriarch jedoch kurzfristig zu einer Konferenz nach Nazareth gefahren war, wurde ein neues Treffen für den folgenden Montag vereinbart, und Erzbischof Mark begab sich mit seiner Begleitung in die Grabeskirche, um auf Golgatha und am Grab des Herrn für die neue Äbtissin und für alle Gläubigen unserer Diözese zu beten und selbst für dieses Mal von den Heiligtümern Abschied zu nehmen.
Am Abend feierte der Erzbischof die Vigil im Kloster auf dem Ölberg. Am Schluß der Großen Doxologie im Morgengottesdienst schor Erzbischof Mark drei Novizinnen dieses Kloster – eine Russin und zwei Rumäninnen – zu rhasson-tragenden Nonnen mit den Namen Pelagea, der Märtyrerin, die unweit des Klosters auf dem Ölberg ruht, Elisabeth – zu Ehren der hl. Neumärtyrerin, deren Gebeine in Gethsemane ruhen – und Magdalena nach der hl. apostelgleichen Maria Magdalena. Am Abend gab Äbtissin Moisseja ein Abschiedsessen für den Bischof und die Geistlichkeit, an dem auch die designierte Äbtissin des Klosters in Gethsemane, Mutter Elisabeth, und andere Schwestern aus Gethsemane teilnahmen.
Am Sonntag, den 8./21. März begab er sich um 7:00 Uhr morgens zum Kloster der heiligen Maria Magdalena in Gethsemane. Dort wurde um 7:30 die designierte Äbtissin von den Nonnen aus ihrer Zelle abgeholt und zur Kirche geführt, wo sie von der stellvertretenden Äbtissin, Mutter Magdalena, am Eingang empfangen wurde. Unmittelbar darauf folgte der Empfang des Erzbischofs und seine Ankleidung in der Mitte der Kirche. Dies wurde durch die Mönche aus Jericho besorgt. Dem Bischof konzelebrierten Abt Andronik, Abt Pavel und Priestermönch Ioann. Während des Kleinen Einzugs der Liturgie führte das Haupt der Geistlichen Mission in Jerusalem, Abt Alexej, Mutter Elisabeth, die links vor der Ikonostase stand, gemeinsam mit Mutter Magdalena zum Erzbischof. Dieser verlas das Gebet zur Einsetzung einer Äbtissin und legte ihr das goldene Kreuz an und stimmte das “Axia” an. Sodann wurde auch Mutter Magdalena in gleicher Weise mit drei Verbeugungen zunächst zum Altar und dann zum Bischof herbeigeführt, und Erzbischof Mark legte ihr, wie vom Synod beschlossen, das goldene Kreuz an. Die neuernannte Äbtissin empfing als erste die Heiligen Gaben, ihr folgte unmittelbar die Äbtissin des Ölberg-Klosters, die zu diesem Anlaß gekommen war, und die stellvertretende Äbtissin des Gethsemane-Klosters, Mutter Magdalena. Die meisten Schwestern des Klosters empfingen an diesem Tag die Kommunion. In seiner Predigt verband Erzbischof Mark das Thema des geistlichen Kampfes, wie er von dem Abt des Sinai-Klosters, Johannes Klimakos in seiner “Leiter” beschrieben wird, mit der Beschreibung der Aufgaben der neuen Äbtissin im geistlichen Kampf ihrer Nonnen und aller Christen allgemein. Nach der Entlassung der Liturgie übergab Erzbischof Mark der neu eingesetzten Äbtissin den Hirtenstab und belehrte sie über seine Bedeutung zum Hüten der Herde Christi. Die Schwesternschaft begleitete den Bischof und die beiden Äbtissinnen mit Gesang in das Refektorium. Nach dem Mittagsmahl belehrte Erzbischof Mark nochmals die gesamte versammelte Schwesternschaft über die Aufgaben der Äbtissin und über die Notwendigkeit, daß alle Schwestern des Klosters ihre neue Mutter unterstützen müssen. Er drückte die Hoffnung aus, daß Äbtissin Anna nach ihrer Genesung wieder nach Gethsemane kommen und hier ein ruhiges monastisches Leben führen könne. Nach einigen weiteren Gesprächen im Haus der Äbtissin verabschiedeten die Schwestern den Erzbischof, und Abt Alexej begleitete ihn nach Tel Aviv zum Flughafen.
Aus dem dem Leben der Diözese
p Am Freitag, den 5. März reiste Erzbischof Mark über Wiesbaden nach Köln. Hier nahm er nachmittags am Morgengottesdienst für den 2. Sonnabend der Fastenzeit teil und vollzog danach das Sakrament der Ölweihe. Ihm konzelebrierten der Vorsteher der Kölner Gemeinde, Erzpriester Bo¡zidar Patrnogi´c, weiterhin Erzpriester Dimitrij Ignatiew aus Frankfurt und Priester Slawomir Iwaniuk aus Wiesbaden. Nach Beendigung des Sakraments reiste Erzbischof Mark nach Hamburg weiter, wo er in den frühen Morgenstunden des Sonnabends eintraf.
p Am Sonnabend den 6. März begann in Hamburg um 8:30 Uhr die Göttliche Liturgie. Mit dem Diözesanbischof konzelebrierten Erzpriester Ambrosius Backhaus, und die Priester Seraphim Korff aus Hannover, Joseph Wowniuk aus Hamburg und Priestermönch Arsenij aus Kopenhagen sowie Diakon Nikolai Wolper. Die Gläubigen hatten sich in großer Zahl versammelt, viele waren auch aus Hannover und der weiteren Umgebung Hamburgs gekommen. Fast alle Gläubigen empfingen die Heiligen Gaben, die aus zwei Kelchen gereicht wurden. Unmittelbar nach der Liturgie begann das Sakrament der Ölweihe. Ungefähr ein Drittel der Texte wurde in deutscher Sprache gelesen.
p Von Hamburg aus reiste Erzbischof Mark nach Berlin weiter. Hier traf er rechtzeitig zum Abendgottesdienst um 18:00 Uhr ein. Nach der Vigil am Abend führte er in seiner Wohnung eingehende Gespräche mit den Geistlichen und mit einigen Vertretern der Berliner Gemeinde. Am Sonntag morgen zelebrierte der Bischof die Liturgie mit dem Erzpriester Vladimir Klippenstein und den Priestern Sergij Plekhov, Alexej Schau und Alexander Zaitsev. Wiederum schloß sich das Sakrament der Ölweihe unmittelbar an die Göttliche Liturgie an. Im Anschluß wurde Tee und Stärkungen gereicht, und Erzbischof Mark führte mit den versammelten Gläubigen ein ausführliches Gespräch, in welchem natürlich die Lage der Berliner Gemeinde im Mittelpunkt stand mit der brennenden Frage nach einem ständigen Priester. Weitere Fragen des Gemeindelebens wurden in kleineren Gruppen im späteren Nachmittag noch mit dem Bischof besprochen.
p Die feierlichen Gottesdienste zum Fest der Kreuzverehrung am 1./14. März beging Erzbischof Mark in der Kathedralkirche in München. Ihm konzelebrierte Erzpriester Nikolai Artemoff und Priester Sergij Plechov sowie die Diakone Andrej Sikojev und Viktor Tschernikov. Am Sonntag der Kreuzverehrung hielt die Münchener Gemeinde nach der Liturgie und dem gemeinsamen Mittagsmahl ihre jährliche allgemeine Gemeindeversammlung ab. Erzbischof Mark gab einen Bericht über das Leben der Gemeinde in der Zeit seit der letztjährigen Gemeindeversammlung. Dieser Bericht wurde durch Erzpriester Nikolai Artemoff ergänzt. Danach gab die Kirchenälteste, Julia A. Koluschny ihren Bericht über ihre Arbeit. Weiterhin folgen die Jahresberichte der Vorsteherin der Schwesternschaft an der Kirche und der Gemeindekassiererin sowie der Bericht der Revisionskommission. Am Schluß standen die Neuwahlen zum Amt des Kirchenältesten, Gemeinderates und Revisionskommission. Als Kirchenälteste wurde wiederum die derzeitige Inhaberin dieses Amtes gewählt. Ebenso wurde der Gemeinderat mit kleinen Veränderungen wiedergewählt. Erzbischof Mark dankte allen Gemeindemitgliedern, der Kirchenältesten, der Vorsteherin der Schwesternschaft, der Kassiererin und allen Gemeindemitgliedern für die großartigen Anstrengungen, die sie im vergangenen Jahr unternommen haben, um die Gemeinde zu festigen und zu erneuern. Besonderer Dank galt auch den Ehefrauen der beiden Priester, Matuschka Artemoff und Matuschka Seide, der ersteren für die Leitung, und der letzteren für ihre tätige Mithilfe in der Gemeindeschule wie auch all den Lehrern der Schule. Ebenso dankte er allen Gemeindemitgliedern für die Geduld, die sie angesichts seiner häufigen Abwesenheit aufbringen, die durch Verpflichtungen an verschiedenen Orten innerhalb der Diözese, ferner als Mitglied des Bischofssynods oder aber durch seine Aufgaben im Heiligen Land bedingt sind. Am folgenden Tag, Montag den 2./15. März flog Erzbischof Mark wiederum nach Jerusalem. (s. Heiliges Land)
p In der 6. Woche der Großen Fastenzeit vollzog Erzbischof Mark am Donnerstag das Sakrament der Hl. Ölung in der Kirche des Hl. Nikolaus in Stuttgart. Es konzelebrierten Erzpriester Miodrag Gli¡sic aus Baden Baden, die beiden Stuttgarter Priester, Ilya Limberger und Johannes Kaßberger, ebenso wie Priestermönch Avraamij, die Priester Stefan Urbanowicz und Gerog Seide und Mönchsdiakon Evfimij. Am folgenden Tag, dem Freitag vor dem Lazarus-Samstag, vollzog Vladyka dasselbe Sakrament in der Kathedralkirche in München in Konzelebration mit Igumen Agapit, Erzpr. Nikolai Artemoff, den Priestern Stefan Urbanowicz, Ioann Grintschuk und Georg Seide, dem Erzdiakon Georg Kobro, Priesterdiakon Evfimij und den Diakonen André Sikoev und Viktor Tschernikow. Am Hl. und Gr. Montag las Erzbischof Mark die Stunden mit dem Evangelium und Liturgie der Vorgeweihten Gaben in Stuttgart. Am Abend desselben Tages zelebrierte er das Sakrament der Hl. Ölung in der Kirche des Hl. Nikolaus in Frankfurt. Hier konzelebrierten ihm Erzpr. Dimitrij Ignatiew und Bo¡zidar Patrnogi´c, die Priester Slawomir Ivaniuk und Ioann Grintschuk und Erzdiakon Georg Kobro. Früh am Morgen des Hl. und Gr. Dienstag vollzog Vladyka die Stunden und die Liturgie der Vorgeweihten Gaben in der Kirche der Hl. Elisabeth in Wiesbaden. Von hier aus kehrte er rechtzeitig nach München zurück, um die Nachtwache vor dem Fest der Verkündigung in der Kathedralkirche der Hll. Neumärtyrer und Bekenner Rußlands und des Hl. Nikolaus zu zelebrieren. Noch vor dem Beginn der Nachtwache gelang es Vladyka nach Serbien in das Kloster @Celije zu telefonieren, wohin er eingeladen war, zusammen mit den serbischen Hierarchen und dem Klerus die Festgottesdienste zum Tag der Verkündigung anläßlich des 20. Jahrestages des Ablebens von Vater Justin zu vollziehen. Vladyka sprach der Äbtissin Glykeria seine Glückwünsche zum Fest aus und bat, in Anbetracht des Krieges sowie wegen der Karwoche seine Abwesenheit zu entschuldigen. Vladyka bat die Äbtissin, Metropolit Amfilochij, der den feierlichen Handlungen vorsteht, sowie allen Anwesenden sein tiefes Mitgefühl im Zusammenhang mit dem schrecklichen, von den gottlosen Mächten vom Zaum gebrochenen Krieg und seine beständige Liebe auszusprechen, und allen zu versichern, daß wir heiß für das leidende serbische Volk beten werden.
Alle weiteren Gottesdienste der Karwoche vollzog Erzbischof Mark in der Kathedralkirche in München zusammen mit Erzpr. Nikolai Artemoff und Priester Georg Seide.
Am Donnerstag, den 9./12. April, flog Erzbischof Mark nach London. Am Abend machte er einen Rundgang durch die Kirche zum Entschlafen der Gottesmutter, in der zu Ostern zum ersten Mal die Gottesdienste gehalten wurden. Die Kirche ist noch nicht fertig, aber vorübergehend siedelte die Gemeinde in die Hauptkirche um, um dort die Festgottesdienste zu feiern. Nach Pfingsten werden die Gottesdienste in der Unterkirche gefeiert, die bis dahin fertig sein wird. Dann können die Arbeiter die Vollendung der Innenarbeiten in der Oberkirche in Angriff nehmen. Bereits dieses Osterfest zeichnete sich durch die Anwesenheit einer Menge von Gläubigen in der neuen Kirche aus. Alle empfanden unbeschreibliche Freude und Begeisterung angesichts des Fortschrittes beim Bau der ersten russisch-orthodoxen Kirche in England im russischen Stil.
Am Freitag, den 10./23. April, zelebrierte Vladyka Mark vormittags eine Panichida am Grab der Äbtissin Elisabeth. Es konzelebrierten Archimandrit Alexij und Priester Vadim Zakrevskij. Die Nonnen des Klosters der Verkündigung und einige Gläubige waren gekommen. Am folgenden Tag, Samstag der 11./24. April, fuhr Vladyka mit Vater Vadim um 8.30 Uhr zu dem Verkündigungs-Kloster. Nach dem Empfang des Hierarchen wurde er in der Mitte der Kirche eingekleidet, dann begann die Lesung der Stunden und die Göttliche Liturgie. Mit Vladyka zelebrierten Archimandrit Alexij, die Priester Vadim Zakrevskij und Peter Bolk, sowie Priesterdiakon Savva. Bei dem kleinen Einzug führte letzterer die stellvertretende Vorsteherin, Mutter Serafima, zu dem Hierarchen, und Vladyka sprach das Gebet zur Einsetzung als Äbtissin und legte ihr das goldene Brustkreuz der verstorbenen Äbtissin um. In seiner Predigt unterstrich Vladyka, daß das Mönchstum ein Weg der vorbehaltlosen Nachfolge Christi ist, und daß besonders die in die Gottlosigkeit abgleitenden, sich von Christus abwendenden westlichen Länder, die nun über das orthodoxe serbische Volk herfallen, um die Orthodoxie in Europa auszurotten, es nötig hätten, sich Gott zuzuwenden und zu Ihm zu beten. Wir brauchen uns nicht vor Verfolgungen zu fürchten und nicht vor dem ganzen Arsenal moderner Kriegstechnik, mit der höchst feige, aber gut ausgerüstete westliche Staaten, bar jeden Gefühles menschlicher oder kriegerischer Ehre, gegen ein schutzloses Volk zu Felde ziehen, das sowohl unter seinen eigenen Unterdrückern als auch unter den jetzigen „demokratischen“ Barbaren leidet. Der Hl. Apostel Paulus deutet uns den Pfad des Kreuzes an: Man schilt uns, so segnen wir, man verfolgt uns, so dulden wir’s, man lästert uns, so reden wir freundlich; wir sind geworden wie der Abschaum der Welt, jedermanns Kehricht, bis heute (1. Kor. 4,12-13). Das ist der Weg nicht nur des serbischen Volkes, sondern jedes Christen, und wir müssen immer dazu bereit sein. Wenn wir einige Zeit ohne solche direkte Verfolgungen leben, dann wird uns diese Zeit zur Stärkung im Glauben und in der Gebetspraxis gegeben, mit denen allein wir den Kräften der Finsternis in uns Widerstand leisten. Die Orthodoxie und das Mönchtum als ihr leuchtendster Ausdruck sind kein Anachronismus, im Gegenteil, sie bringen Licht und Liebe in die Welt, in der Dunkelheit und Haß als Folge der Sünde um sich greifen. Nur durch die sanftmütige monastische Gebetsausübung können wir die Hoffnung auf die Rettung der Menschheit vor jener Hölle hegen, die sie sich selbst bereitet. Am Ende der Liturgie nach der Entlassung übergab Vladyka der neu eingesetzten Äbtissin den Hirtenstab. Dabei betonte er, daß die erste Dienerin im Kloster die Äbtissin ist, und sie nur dann Gehorsam von den Schwestern erwarten kann, wenn sie selbst unerschütterlich ihr Kreuz vor Gott trägt. Mutter Serafima bewies ihre Liebe und Treue zur Russisch-Orthodoxen Kirche im Ausland, als sie zusammen mit anderen Schwestern aus Jerusalem nach der Vertreibung aus ihrem heimatlichen Kloster Matu¡ska Elisabeth folgte, also ihre palästinische Heimat verließ und sich, wie es der monastische Gehorsam verlangte, in dem fernen England niederließ. Matu¡ska Serafima wird die große Aufgabe der Bewahrung dieser Pflanzstätte des Gebetes und der geistlichen Erleuchtung, die von der entschlafenen Äbtissin Elisabeth geschaffen wurde, auferlegt. Nach der Übergabe des Hirtenstabes an die neu ernannte Äbtissin wurde „Auf viele Jahre“ angestimmt, für die unlängst entschlafene Äbtissin Elisabeth wurde „Ewiges Gedenken“, sodann für alle Schwestern und Wohltäter des Klosters „Mnogaja Ljeta“ gesungen. Beim Mittagessen erinnerte Vladyka daran, daß das Kloster stets das Herz der jeweiligen Diözese ist. So wie der Körper nicht ohne das Herz leben kann, gilt auch umgekehrt: Das Herz kann nicht ohne den Körper leben. In Anlehnung an dieses Bild sagte Erzbischof Mark, daß wir nicht unsere Einheit aus den Augen verlieren dürfen, bei der alle Glieder zu einem Leib gehören. Deshalb sind ebenso wie die Sorgen und Gebrechen auch die Freuden jedes Gliedes des lebendigen Organismus der Kirche auch die Sorgen, Gebrechen und Freuden all ihrer Glieder. Vladyka drückte die Hoffnung aus, daß dieses Gefühl der Einheit auch fortan immerdar in unserer Diözese lebendig sein wird.
Am Samstag Abend war Vladyka Mark bei der Nachtwache in der neuen Kirche zum Entschlafen der Gottesmutter in der Harvard Road zugegen. Die Nachtwache wurde von den Priestern Vadim Zakrevskij und Thomas Hardy zelebriert. Zum Polyeleon und der Lesung des Evangeliums kam Vladyka in die Mitte der Kirche.
Am Sonntag der Heiligen Myronträgerinnen zelebrierte Erzbischof Mark die Göttliche Liturgie mit eben denselben Priestern in der Entschlafungs-Kirche. Am Ende der Liturgie übergab er Nikolai Dimitrijevi¡c Ela¡ci¡c eine Segensurkunde als Zeichen der Dankbarkeit an ihn und die Gemeinde für die ungeheure Arbeit, welche sie in Verbindung mit dem Bau der neuen Kirche auf sich nahmen. Nach der Liturgie unterhielt sich Vladyka beim Mittagessen mit den Gemeindegliedern. Er führte auch den Vorsitz bei der Sitzung des Gemeinderates und des Trusts.
Am Montag flog Erzbischof Mark von London nach New York zur Sitzung des Bischofsynods. Die Sitzung begann am Montag, den 14./27. April. Teilnehmer waren S.E. Metropolit Vitalij und die Mitglieder des Synods, die Erzbischöfe Antonij von Westamerika und San Francisco, Laurus von Syracuse und Troizkij, Mark von Berlin und Deutschland und Großbritannien, die Bischöfe Gavriil von Manhattan und Michail von Toronto. Zu besonderen Fragen nahmen bei einigen Sitzungen auch die Bischöfe Agafangel von der Krim, Amvrosij von Vevey und Kyrill von Seattle teil. Vom ersten Tag an wurden die Ereignisse in Serbien erörtert und Appelle an die Regierungen der NATO Länder verfaßt. Erzbischof Mark berichtete über die Lage unserer Geistlichen Mission und der Klöster im Heiligen Land, ebenso wie über den Fortschritt des Kirchenbaus in London und über einige Aspekte des Kirchenlebens in Deutschland. Es wurde auch die Frage des Klosters in Blanco im Bundesstaat Texas besprochen, der Missionsgemeinschaften in Haiti und auf Kuba, unserer Klöster in England und Amerika, die Pläne des im Jahre 2000 in Köln vorgesehenen Bischofskonzils und viele andere Fragen. Außerhalb der Sitzungen des Bischofssynods traf Erzbischof Mark einige Male mit Klerikern der deutschen Diözese, die vorübergehend in Amerika weilen, mit den Teilnehmern und mit anderen Personen, die in Beziehung zu unserer Diözese stehen, zusammen.
Eine orthodoxe Kuppel
über London
Am Vorabend des Lazarus-Samstages fand zum ersten Mal der Gottesdienst in der Kathedrale zum Entschlafen der Allerheiligsten Gottesgebärerin in der britischen Hauptstadt statt. Diese ist die erste Kirche russisch-orthodoxen Baustils im Lande. In einer Rekordzeit errichtet, öffnete sie ihre Türen für die Gläubigen vor Ostern. Das Gebäude, das im strengen Pskover Stil erbaut wurde, schmückt nun das Londoner Stadtviertel Chiswiek im letzten Jahr vor dem zweitausendsten Jahr seit der Geburt Christi. Ist dies nicht wahrhaft symbolisch?
Die neue Kirche, die für gut 400 Personen angelegt ist, steht neben dem alten Gemeindehaus, in dem sich die temporäre Kirche befand, welche notfalls bis zu 100 Gläubige aufnehmen konnte. Der Bau wurde ausschließlich aus Spenden finanziert, von der russischen Diaspora in Großbritannien, von Organisationen und Privatpersonen, darunter auch aus Rußland. Die Kuppel und das Kreuz werden die Kathedrale am 27. August krönen, dem Vorabend des Patronatsfestes zum Entschlafen der Allerheiligsten Gottesgebärerin.
Bis dahin muß aber noch viel getan werden. Der Vorsteher der Kathedrale, Vater Vadim Zakrevskij, müht sich pausenlos ab. Dazu muß gesagt werden, daß er auch viele Gehilfen hat. Der Bau der Kirche weckte lebendigstes Interesse und Beteiligung nicht nur bei Gemeindegliedern, sondern auch bei einem großen Teils der russischen, ja nicht einmal nur der russischen, Einwohner Londons. Um die fünfhundert Gemeindeglieder, darunter auch Kinder, halfen das Kirchengerät und die Ausrüstung in die neue Kirche zu tragen. Vitalij Matafonov, der Schatzmeister der Gemeinde und Bankangestellter, erwies sich als ein außergewöhnlicher Zimmermann. Ihm ist zu verdanken, daß die vorherige Ikonostasis nun für große Ikonen vergrößert wurde, die er aus der Schatzkammer/dem Speicher von Nikolai Yellachich holte. Viktoria Khativada, Ljubov Ogurok und Viktoria Volkova veranstalteten ein „großes Reinemachen“ in den alten und den neuen Räumlichkeiten, während Vitalij Plamadjalov, Alexandr Ivanov und Sergej Za¡s¡citin Gegenstände trugen, befestigten und annagelten...
Zu dem Gottesdienst in der Oberkirche zu Ostern versammelten sich nach bescheidenen Schätzungen über 500 Personen. Sie kamen sogar aus Irland, Schottland und Liverpool. Die Wege um die Kathedrale faßten nicht alle, die an der Prozession teilnehmen wollten. Auch das alte Gebäude fand seine Verwendung: Hier bereitete die Schwesternschaft der Gemeinde unter der Leitung von Matu¡ska Natalja eine Festtafel für 170 Personen. Ungeachtet dessen, daß die Oberkirche noch nicht ganz vollendet ist, beabsichtigt man, alle Festgottesdienste in ihr abzuhalten. Andere Gottesdienste und Amtshandlungen werden in der Unterkirche vonstatten gehen. Sie wird zu Ehren der Zarenmärtyrer geweiht, und der Flügel mit dem Baptisterium zu Ehren Aller Heiligen. Immer mehr Orthodoxe Großbritanniens wollen nun ihre Kinder in der neuen Kathedrale der Russisch-Orthodoxen Kirche im Ausland taufen und ebendort auch heiraten.
S.E. Mark, Erzbischof von Berlin-Deutschland und Großbritannien, der nicht wenig zur Errichtung der Kirche beitrug, besuchte sie kurz nach Ostern und bezeugte seine volle Zufriedenheit. Der endgültige Ausbau der Unterkirche wird zu Pfingsten fertig sein, und bald danach wird mit Gottes Hilfe auch die Oberkirche vollendet.
Sergej Grigorjev
Radonica: Besuch der Gräber von Suvorovs
Helden
Wenige Tage nach Radonica (Totengedenken) am Samstag, den 24. April 1999, unternahm eine Gruppe von russischen Pfadfindern auf Einladung von Erzdiakon Georg Kobro einen Arbeitsausflug mit Pilgerfahrt zu den Gräbern der Wunder-Recken von Suvorov in der Nähe der Stadt Weingarten. Nach der Rückkehr aus dem berühmten Schweizer Feldzug legte A.S. Suvorov sein 60.000 Mann starkes Heer um die Stadt Lindau am Bodensee in die Winterquartiere (Okt. 1799 bis April 1800). Im Frühjahr brach in dem Heerlager eine Epidemie aus. Die Kranken und Sterbenden wurden in das große katholische Kloster der Stadt Weingarten gebracht. Die Gestorbenen wurden außerhalb der Stadt begraben. Heute ist der Friedhof (über 2.000 Gräber) von Wald überwuchert und heißt der „Russenwald“.
Von 1948 bis 1957 wurde hier durch die Bemühung der russischen Flüchtlinge und Emigranten ein Steinkreuz errichtet, und auf dem mit Platten befestigten Hügel ein Denkmal. Dieses Mal säuberten die Pfadfinder das Gelände, befestigten die losgelösten Platten, legten Blumen, Palmkätzchen und farbige Eier an dem Denkmal und dem Kreuz nieder und sangen zusammen mit Vater Georg einträchtig „Christus ist auferstanden“, „Mit den Heiligen ruhe“ und „Ewiges Gedenken“ für die Entschlafenen.
In diesem Jahr, dem 200-jährigen Jubiläum des Feldzuges von Suvorov, beabsichtigt Vladyka Mark mit der Geistlichkeit und den Gläubigen eine Pilgerfahrt zu der historischen Erinnerungsstätte zu unternehmen und eine Panichida für die Krieger des russischen Reiches zu feiern, die hier ihr Leben für den Glauben, den Zaren und das Vaterland ließen.
Bote 1999-3
„Wenn ich dich vergäße, Jerusalem...“
Zwei Monate lang ist die Weltöffentlichkeit besorgt über die Lage im Kosovo, was die Hauptursache für die Bombardierung Jugoslawiens durch die Länder der NATO darstellt...
Einem Menschen, der keine wirkliche Vorstellung über Serbien hat, mag die täglich wiederholte Lüge als Wahrheit erscheinen. Viele blicken jetzt mit Verachtung auf die Serben herab, verabscheuen sie, werden zu Mitläufern hinsichtlich der gegen Serbien gerichteten Politik. Natürlich rufen die Bilder der albanischen Flüchtlinge aus dem Kosovo ein tiefes Mitgefühl zu den so Leidenden hervor. Nur, stehen die Dinge insgesamt wirklich so?
Es wird öffentlich diskutiert und sogar offiziell, warum sollten die Serben dieses Stück Land nicht abtreten, warum halten sie so hartnäckig an diesem Kosovo fest und berufen sich dabei auf irgendeine fünfhundertjährige Tradition... Manche gehen noch weiter und verdrehen die Geschichte, aber so erschießen sie die Wahrheit, entreißen Serbien sein Herz, berauben es seines Atems.
Denen, die die Wahrheit wissen wollen, möchten, wir nur einige der vielen Fakten anführen, die zu einem ausgewogenen Bild beitragen mögen. Erstens ist Kosovo nicht irgendein Fleckchen Erde, sondern eine serbische Region, die 10.800 km2 umfaßt. Wer findet in der Welt eine Nation, die eine solche, noch nie dagewesene Freigebigkeit zeigen wird und einem fremden Land ein solch bedeutendes Territorium schenkt?
Zweitens ist der volle Name dieser Region Serbiens Kosovo und Metohija. "Metoh" ist eine Kirchengemeinde, die von einem Kloster aus betreut wird, also geistlich an einem Kloster teilhat. Daß ein Land so genannt wurde, liegt daran, daß es hier viele prächtige Klöster gibt, die seinerzeit von serbischen Herrschern große Ländereien erhielten. Nicht zufällig strichen die Albaner in den Jahren der Diktatur Titos, die gegen das serbische Volk und seine Heiligtümer gerichtet war, die Bezeichnung Metohija. Die gesamte Region wurde von da an ausschließlich mit dem albanischen Wort Kosovo bezeichnet. Die Anwesenheit der Serben auf diesem Territorium beschränkt sich keineswegs nur auf einen Zeitraum von 500 Jahren. Das serbische Volk ist dort bereits seit dem 6.-7. Jh. angesiedelt, während die albanischen Nomadenstämme damals fernab vom Kosovo in den Bergen des heutigen Albanien hausten.
Darüber, daß es in Kosovo und Metohija eine echte und eigenständige serbische Kultur gab, davon zeugen viele Kirchen und Klöster. Hier nur einige von ihnen:
„Bogorodica Chvostacka“, 6.-7.Jh. wo der hl. Savva, nachdem er die Autokephalie für die Serbische Kirche erhalten hatte,1219 eine eigene Diözese gründete;
„Ot¡seljnica“, die Höhle des Hl. Petrus Kori¡sko mit einer malerischen Kirche aus dem 11. Jh. bei Prizren;
die Patriarchie von Pe¡c, 13. Jh., zu der 4 Kirchen mit seltenen Fresken gehören; von den Tagen ihrer Gründung an bis heute findet hier die Inthronisierung der serbischen Patriarchen statt.
„Bogorodica Levi¡ska“, 13. Jh. Kathedralkirche in der Stadt Prizren;
das Kloster Banjska, Beginn des 14. Jh.
das Kloster Gra¡canica, 1310, berühmt für seine Fresken und besondere Architektur
das Kloster „Vysoki De¡cani“, 1327-1335, eine monumentale Kirche mit Freskenausmalung.
Viele andere Kirchen und Klöster haben seinerzeit durch die türkischen und albanischen Barbaren schwer gelitten, viele weitere wurden völlig zerstört.
Kosovo und Metohija war jahrhundertelang ein Zentrum des serbischen Staates und der serbischen Kirche, eine Quelle serbischen geistlichen Lebens, nationalen und kirchlichen Bewußtseins. In vielen Klöstern und Kirchen ruhen die ehrwürdigen Reliquien serbischer Heiliger. Auf die Bedeutung der Region Kosovo-Metohija weist auch der Bischofssynod der Serbischen Kirche in seinem Appell an die Öffentlichkeit hin:
"Im Kosovo wurde das serbische Volk geschaffen, ist zu dem geworden, was es ist. Ohne Kosovo wird das serbische Volk zu einer amorphen, einer nur noch biologischen Masse, ohne Vergangenheit und ohne Zukunftsberechtigung. Aus diesen Gründen stellen wir uns die Frage: Welche irdische Macht darf dem serbischen Volk seine Erinnerung, seinen Staat, seine geistliche Existenz nehmen und sein Schicksal und seinen Platz unter der Sonne bedrohen?“
Albanische Bevölkerung macht sich im Kosovo erst im 17. Jh. bemerkbar, und das ist eng mit der Islamisierung verbunden. Ende des 16. und Anfang des 17. Jh. kommt es zu Aufständen der Serben gegen das Türkenjoch. Obwohl das türkische Reich schon innerlich geschwächt war und zu zerfallen begann, konnte es all diese Revolten unterdrücken und an den Serben Rache üben. Das ist der Punkt, an dem die Albaner zum Zuge kamen, die den Islam annahmen und in die Region Kosovo und Metohija eindrangen. Anfangs besetzten sie in kleinen Grüppchen das Land der angrenzenden Territorien. Dann, als sie sahen, daß sie mit der Annahme des Islam Vergünstigungen bei den Türken erhielten, stiegen sie um so williger von den Bergen herab und ließen sich auf den kultivierten Böden von Kosovo-Metohija nieder. Diese harte Vergeltung nötigte die Serben im Jahr 1690 mit ihrem Oberhaupt Patriarch Arsenij vom Kosovo in die Vojvodina zu ziehen, was sich die Albaner unverzüglich zunutze machten, indem sie sowohl das Land als auch die serbischen Häuser besetzten. Die serbische Bevölkerung im Kosovo-Metohija lebte, sowohl von den Türken als auch von den Albanern in die Enge getrieben, fortan unter schweren Umständen.
Nach den Balkankriegen von 1912/13 siedelten viele Türken und Albaner in die Türkei über, während die serbischen Familien zu ihren alten Heimstätten zurückkehrten, weshalb der Anteil der serbischen Bevölkerung im Kosovo sich nun wieder vergrößerte.
In den Jahren des Zweiten Weltkrieges schlug sich die albanische Bevölkerung des Kosovo auf die Seite der Faschisten, Deutschen und Italiener, der Besatzer also. Die albanischen Einwohner des Kosovo, die immer schnell waren, ihre Position zu wechseln und sich auf die Seite der Sieger zu schlagen, wurden nach dem Krieg glühende Kommunisten. Tito, ein Hasser und wütender Feind der Serben, entschied alle Probleme des Kosovo zugunsten der Albaner. Er diskriminierte beharrlich das serbische Volk, indem er den serbischen Flüchtlingen die Rückkehr in den Kosovo verweigerte. Die in diesen Gebieten verbliebenen Serben wurden grausam verfolgt und bedrängt - das war eine gezielte ethnische Säuberung. Die Arbeitsplätze wurden nahezu ausschließlich Albanern zugewiesen, die meist ungebildet und unqualifiziert waren. So kam bei den Neueinstellungen auf zehn Albaner - ein Serbe, und in den Schulen auf vier albanische Klassen - eine serbische. Die Serben wurden so wieder gezwungen, ihre altangestammten Heimstätten aufzugeben und sich zur Suche nach Wohnung und Arbeit nach Serbien oder ins Ausland zu begeben.
Nach dem Tod Titos besserte sich die Lage etwas, aber wirtschaftlich waren die Albaner den Serben überlegen. In letzter Zeit spürten die Albaner die antiserbische Stimmung in der Weltpolitik, und begannen einen regelrechten Aufstand gegen Serbien mit dem erklärten Ziel Kosovo und Metohija von Serbien abzutrennen und Albanien einzugliedern...
Die Zahl der im Kosovo lebenden Albaner war nie genau bekannt. Wegen der Unachtsamkeit der jugoslawischen Regierung konnten sich dort viele albanische Staatsbürger ansiedeln, die weder einen Paß noch ein Bleiberecht hatten. Zwei Versuche des Staates eine Volkszählung des Kosovo und der Metochia durchzuführen erwiesen sich als Fiasko: Die Albaner weigerten sich, erfaßt zu werden, weil sie befürchteten, daß herauskommen könnte, wie viele von ihnen illegal hier lebten...
Das serbische Volk erträgt Unglück und Drangsal geduldig, weil der Kosovo für die Serben geistliche Bedeutung hat. Was ist der Kosovo für das serbische Volk?
Kosovo – das ist serbische Freude und Trauer,
Kosovo – das ist serbische Ehre und Erinnerung,
Kosovo – das ist das serbische Tor zur himmlischen Heimat.
Kosovo ist voll von Reliquien und Gebeinen der serbischer Märtyrer. Dort floß ihr kostbares Blut, und hier wachsen die Pfingstrosen von besonders flammender Röte sind. Kosovo ist das serbische Jerusalem, das man nicht aus dem serbischen Herzen reißen wird. Mit Wehmut, aber auch Gewißheit wiederholt jeder Serbe in seinem Herzen: Wenn ich dich vergäße, Jerusalem (Kosovo), so soll vergessen sein meine Rechte.(Ps.136,5).
Erzpriester Bo¡zidar Patrnogi¡c
Bote 1999-4
Aus dem dem Leben der Diözese
p Am Montag, den 27. April/3. Mai, wohnte Erzbischof Mark in Begleitung von Igumen Agapit und Erzpriester Nikolaj Artemoff den Feierlichkeiten anläßlich der Weihe der neuen Kirche der serbisch-orthodoxen Gemeinde in Nürnberg bei. Die erst unlängst von der serbischen Gemeinde erworbene und instandgesetzte Kirche in einem Vorort Nürnbergs ist den heiligen Erleuchtern der Slawen Kyrillos und Methodios geweiht. Die Weihe der Kirche am Vorabend vollzog Seine Eminenz, Metropolit Ioann von Zagreb und ganz Italien, zusammen mit dem zuständigen Ortsbischof, dem hochwürdigen Bischof Konstantin. Am Montag zelebrierte Metropolit Ioann das Dankesmoleben und begrüßte die Vertreter der Stadtverwaltung und der Nachbargemeinden, die das Entstehen der serbischen Gemeinde in dieser bayerischen Stadt ermöglichten. Erzbischof Mark unterstrich in seinem Begrüßungswort, daß die Orthodoxie in diesen Tagen in Bayern in eine neue Phase tritt, aus der des Flüchtlingsdaseins in den Zustand von verwurzelten Gemeinden mit ihren eigenen Kirchen übergeht, die den Keim der orthodoxen Kirche in Deutschland darstellen. In den 60er Jahren, als der jetzige Erzbischof Mark noch an dem Lehrstuhl für Slawistik der Universität Erlangen unterrichtete, zelebrierten die Serben manchmal dort in unserer Dreieinigkeitskirche. An den Tagen, an denen wir dort keine Gottesdienste hatten, besuchte Vladyka nicht selten die serbischen Gottesdienste in Nürnberg, die damals in verschiedenen protestantischen Kirchen gehalten wurden und ebendort hob er den Sohn des serbischen Priesters, welcher von dem in ganz Süddeutschland bekannten Begründer des serbischen Gemeindelebens in dieser Region, Erzpriester Alexij Todorovi¡c, getauft wurde, aus dem Taufbecken. Erzbischof Mark beglückwünschte den derzeitigen Vorsteher der Gemeinde der Heiligen Kyrillos und Methodios, Erzpriester Du¡san Kolund¡zi¡c, zu dem großen Anlaß der Kirchweihe und wünschte ihm, daß sich seine Gläubigen um dieses neue Heiligtum zusammenscharen, es zu einer Feste und einem Bollwerk der Orthodoxie in dieser Gegend machen und ihre Gebete gegen jedes innere und äußere Unrecht zum Himmel emporsenden mögen. Die Waffe des Gebets ist stärker als jegliche Raketen, die jetzt auf das serbische Volk niedergehen, meinte Vladyka, womit er wie viele andere Anwesende auf die Kriegsereignisse in Jugoslawien Bezug nahm. Er sagte, daß die Serben hier die Möglichkeit haben, sich frei zu versammeln und das eine was nottut in sich zu schaffen, das was keiner äußeren Zerstörung unterliegt. Ihre Gebete gereichen dem ganzen serbischen orthodoxen Volk zum Nutzen, das nicht erwarten kann, daß ihm der Frieden geschenkt wird, solange es sich nicht endgültig dazu bekennt, daß Gott nicht in der Gewalt, sondern in der Wahrheit ist und daß man folglich Ihn, den Einzigen, anbeten muß, nicht die weltlichen Machthaber oder das weltliche Wohlergehen. Der einzige wahre Reichtum ist unsere Gemeinschaft mit Gott.
p Am Donnerstag, den 30. April/13. Mai, vollzog Erzbischof Mark anläßlich des öffentlichen Feiertages (das westliche Fest der Himmelfahrt) die Göttliche Liturgie in der Kirche der Heiligen Serafim von Sarov und Innokentij von Irkutsk in Bad Nauheim. Diese Kirche gehört der Bruderschaft des Heiligen Vladimir und wurde in den letzten Jahren teilweise restauriert. Vladyka konzelebrierten der Vorsteher der Kirche, Erzpriester Dimitrij Ignatiew, sowie Igumen Agapit und Priester Ioann ¡Tscherwinskij, der seit einem Monat diese Gemeinde versorgt. Außerdem zelebrierte Diakon Viktor Zozoulia aus Wiesbaden. Erzbischof Mark predigte über das Thema des Tagesevangeliums Ich bin zum Gericht in diese Welt gekommen, auf daß, die da nicht sehen, sehend werden, und die da sehen, blind werden (Jh. 9,39). Vladyka erläuterte, daß nicht Gott es ist, der den Menschen sehend oder blind macht, sondern der Mensch selbst derart wird, wenn ihm die notwendige Verbindung zu Gott fehlt, und daß dieser Zustand des Menschen durch die Erscheinung Gottes in unserer Welt entlarvt wird. Nach der Liturgie bereiteten die Gemeindeglieder ein Mittagessen im Garten der Kirche. Auf dem Rückweg fuhren Vladyka und Vater Agapit über Darmstadt, um unsere dortige Kirche zu besuchen.
p Am Freitag, den 1./14. Mai, flog Erzbischof Mark von München aus nach Kopenhagen. Auf dem Flugplatz wurde er von Priester Sergij Plechov, der als Vorsteher der Kirche des Heiligen Alexander Nevskij in dieser Stadt fungiert, und seiner Gattin empfangen. In der Kirche begrüßte Vladyka die Kirchenälteste Larissa Jurjevna Gejel-Hansen und einige Gemeindeglieder. Am Abend traf Vladyka im Haus einer Familie von aktiven Mitgliedern der Kopenhagener Gemeinde mit Gläubigen dieser Gemeinde zusammen und sprach mit ihnen über verschiedene Themen. Am Samstag, den 2./15. Mai, war zu Mittag die jährliche Allgemeine Gemeindeversammlung anberaumt. Da Vater Sergij Plechov erst in der Großen Fastenzeit dieses Jahren nach Kopenhagen gekommen war, führte der Bischof selbst den Vorsitz bei der Jahresversammlung und gab einen kurzen Bericht über das Leben der Gemeinde des hl. Alexander Nevskij seit der letzten ordentlichen Gemeindeversammlung. Der neue Priester, Vater Sergij Plechov, ist noch nicht lange genug in Kopenhagen anwesend, um den Rechenschaftsbericht geben zu können. Nach den Berichten der Kirchenältesten, des Schatzmeisters und der Rechnungsprüfungskommission schritt man zur Wahl der Amtsträger der Gemeinde. Als Kirchenälteste wurde Olga Zorina gewählt, als Schatzmeister Michail Beljaev, als Mitglieder des Gemeinderates Pavel Sebbelov, Lars Michaelsen und Jelena Barfud.
Am Samstag Abend war Vladyka bei der Nachtwache zugegen, die Vater Sergij zusammen mit dem Diakon Nikolai Wolper aus Hamburg zelebrierte. Am 3./16. Mai, dem Sonntag des Blinden, feierte Erzbischof Mark die Göttliche Liturgie in Konzelebration mit Vater Sergij Plechov und Diakon Nikolai Wolper. Nach der Liturgie fand ein geselliges Beisammensein mit allen Gemeindegliedern in den Räumen unter der Kirche statt. Am Abend war Vladyka bei der bisherigen Kirchenältesten Larissa Jurjevna Gejel-Hansen zusammen mit Vater Sergij und seiner Matu¡ska und anderen Gästen eingeladen. Am Montag, den 4./17. Mai, kehrte Erzbischof Mark nach München zurück.
p Am 5./18. und 6./19. Mai stand Erzbischof Mark dem festlichen Gottesdienst anläßlich des Patronatsfestes im Kloster des hl. Hiob von Po¡caev vor. Zur sechsten Stunde dieses Festtages weihte Vladyka den Bruder des Klosters, Mönch Filaret, zum Hypodiakon. Vater Filaret führt schon viele Jahre als Kirchenleser den Gesang und die Lesungen bei den klösterlichen Gottesdiensten und unterrichtet interessierte Laien und zuweilen zukünftige Geistliche in Kirchengesang und Lesung. Bei der Liturgie konzelebrierten Vladyka Priestermönch Avraamij, Priester Georg Seide und Mönchsdiakon Evfimij.
p Zur Himmelfahrt des Herrn vollzog Erzbischof Mark die Gottesdienste in der Münchener Kathedralkirche. Ihm konzelebrierten Erzpriester Nikolaj Artemoff, Priester Georg Seide und Mönchsdiakon Evfimij.
p Am Freitag und Samstag, den 8./21. und 9./22. Mai, dem Tag der Überführung der Reliquien des Heiligen Nikolaus aus Myra in Lykien nach Bari, zelebrierte Erzbischof Mark in der Kathedralkirche anläßlich des Patronatsfestes des dem Neumärtyrer Nikolaus geweihten Seitenaltars. Ihm konzelebrierten Igumen Agapit, Erzpriester Nikolaj Artemoff, Priester Georg Seide und Diakon André Sikojev. Nach Beendigung der Göttlichen Liturgie und Prozession um die Kirche und der auf sie folgenden Trapeza, die von der Schwesternschaft der Kathedrale bereitet wurde, flog Erzbischof Mark nach Berlin. Hier vollzog er die Vigil und die Göttliche Liturgie am 6. Sonntag nach Ostern, dem Gedenken der Heiligen Väter des Ersten Ökumenischen Konzils. Nach der Liturgie unterhielt sich Vladyka wie gewöhnlich mit Gemeindegliedern.
p Am Montag, den 11./24. Mai, leitete Erzbischof Mark die Göttliche Liturgie in der Kirche der Hl. Märtyrerin Katharina auf dem Rothenberg bei Stuttgart. Um 9.30 Uhr war der Empfang des Hierarchen angesetzt. Zwei Chöre, ein gemischter Gemeindechor und der angereiste Männerchor des Hl. Nikita von Novgorod, sangen während des Empfangs und der Einkleidung des Bischofs in der Mitte der Kirche. Die Altardiener aus München und aus Frankfurt legten Vladyka die liturgischen Gewänder an. Es konzelebrierten Erzpriester Nikolaj Artemoff und die Priester Sergij Manoschkin, Ioann @Tscherwinskij, Ewgenij Skopinzew, Ilya Limberger und Johannes Kaßberger, sowie Erzdiakon Georg Kobro. Nach Beendigung der Liturgie wurde in der Krypta der Kirche tranditionsgemäß eine Panichida für die hier ruhende Württembergische Königin und Großfürstin Jekaterina Pavlovna zelebriert. Die Geistlichen und Gemeindeglieder, von denen viele aus anderen Städten angereist kamen, hatten danach die Möglichkeit, sich beim Mittagessen in einem nahegelegenen Dorf miteinander zu unterhalten.
p Nach den Gottesdiensten auf dem Rotenberg begann in München in der Kathedralkirche am folgenden Tag das Seminar “Begegnung mit der Orthodoxie”.
p Zum Heiligen Pfingstfest zelebrierte Erzbischof Mark alle Gottesdienste in der Kathedralkirche der Hll. Neumärtyrer und Bekenner Rußlands und des Hl. Nikolaus in München. Zur Nachtwache konzelebrierten ihm Erzpriester Nikolaj Artemoff und Priester Georg Seide, zusammen mit Erzdiakon Georg Kobro und den Diakonen André Sikojew und Viktor Tschernikow. Bei der Liturgie war Vater Georg Seide nicht mehr anwesend, weil er in der Kirche des Hl. Nikolaus in Ingolstadt zelebrieren mußte. Zum Samstag des Totengedenkens zelebrierte Vater Nikolaj Artemoff in Augsburg und abends am Tag der Heiligen Dreieinigkeit in Landshut. Am zweiten Pflingsttag, dem Tag des Heiligen Geistes, fuhr Erzbischof Mark nach Erlangen, um dort das Patronatsfest in der Kirche der Heiligen Dreieinigkeit zu begehen. Aus München fuhren Priester Stefan Urbanowicz und Mönchsdiakon Evfimij mit ihm. In Erlangen wurde Seine Eminenz von dem Vorsteher der Kirche, Vater Ewgenij Skopinzew, erwartet, der dort bereits am Tag zuvor, am eigentlichen Pfingstfest zelebrierte, sowie von Priester Ioann Tscherwinskij aus Bad Kissingen. Vladyka ging in seiner Predigt auf die Worte der Apostellesung Wandelt wie die Kinder des Lichtes... und prüfet, was da sei wohlgefällig dem Herrn (Eph. 5,8-10) ein, wobei er betonte, daß das Herz tatsächlich vor Glauben brennen muß. Nach der Liturgie versammelte sich die Gemeinde zum Mittagessen, das traditionsgemäß im Garten vor der Kirche veranstaltet wurde.
p Am Donnerstag, den 21. Mai/3. Juni, fuhr ein Bus mit Pilgern aus München in die österreichische Stadt Lienz. An diesem Ort wurden am 1. Juni 1945 Tausende von Kosaken, die in den Reihen der deutschen Armee gegen die Sowjettruppen gekämpft hatten, von der britischen Miltärregierung den Sowjets zur Erschießung oder Einsperrung in Konzentrationslager ausgeliefert. Viele kamen um bei dem Versuch zu fliehen, andere ertranken zusammen mit Frauen und Säuglingen in den Wassern der hier vorbeifließenden Drau.
Erzbischof Mark vollzog an diesem Tag auf Bitte Seiner Eminenz, des Erzbischofs Serafim von Brüssel und West-Europa, die göttliche Litrugie in der Kirche des Hl. Antonius im Zentrum von Lienz. Ihm konzelebrierten Erzpriester Prodrom Mack aus Linz und Vasilij Fontschenkow aus Salzburg, Nikolaj Artemoff aus München, Priestermönch Avraamij (Neyman) aus dem Kloster des Hl. Hiob von Po¡caev und Priester Ioann Tscherwinskij aus Bad Kissingen. Mönchsdiakon Evfimij diente als Diakon. Vladyka predigte über das Thema des Hirtendienstes und gründete seine Worte auf das Festevangelium zum Tag der Hll. Apostelgleichen Konstantin und Helena Ich bin der gute Hirte... (Jh. 10,14). Er unterstrich, daß die Qualitäten eines Hirten nach dem Vorbild des Kaisers Konstantin auch von den Politikern gefordert werden. Politiker jedoch, die sich nicht scheuen, Tausende von unschuldigen Leuten dem Tode preiszugeben, wie es 1945 geschah, oder wie sie auch heute noch Menschen während des Balkankrieges in den Tod schicken, können sich nicht für Nachfolger solch hoher Ideale halten. Man darf sie aber nicht nur persönlich bezichtigen, weil sie ja nur natürliche Sprößlinge jener Gesellschaft sind, von der sie geprägt wurden. (Predigt Vladykas siehe S.)
Nach der Göttlichen Liturgie begaben sich die Pilger aus München, Salzburg, Lienz, Hannover, Köln und anderen Städten zu dem Friedhof neben der Drau, wo die Überreiste von vielen namenlosen Kosaken begraben sind, und hielten dort eine Panichida ab. Danach speisten fast alle zusammen in der Stadt in einem Restaurant zu Mittag und machten sich auf den Rückweg. Die Pilger aus München kehrten um 9 Uhr abends nach Hause zurück, während einige mit Erzpriester Nikolaj Artemoff noch das Dorf Timau in Norditalien an der Grenze zu Österreich besuchten. Dort zogen Anfang Mai 1945 etwa 70.000 Kosaken mit Frauen und Kindern durch, die sich zu ihrem letzten Weg über einen gefährlichen Paß (das Wetter in den Bergen war noch winterlich) anschickten. Einer der Dorfbewohner erinnert sich noch an seine damalige Begegnung mit dem Ataman Pjetr Krasnov und erzählte die Geschichte über den Bau einer prächtigen Kirche (die dritte und größte im Dorf, in dem jetzt insgesamt nur 500 Menschen wohnen). Die Kosaken hinterließen den Bewohnern ihre ganze Kasse und trugen ihnen auf, falls sie nicht zurückkehren sollten, eine Kirche zu bauen und zur Mutter Gottes für sie zu beten. Die Dorfbewohner taten dies auch in den Jahren des Hungers und der Arbeitslosigkeit nach dem Krieg, wodurch Timau gerettet wurde. So erinnert man sich dort in Dankbarkeit der Kosaken, bedauert ihr tragisches Schicksal und frohlockt über ihren lebendigen Glauben an Gott.
p Am Samstag, den 23. Mai/5. Juni, war Erzbischof Mark mit Mönchsdiakon Evfimij in Bad Homburg und zelebrierte dort die Nachtwache und am folgenden Tag die Göttliche Liturgie in der Kirche Allerheiligen. Ihm konzelebrierte der Vorsteher der Kirche, Erzpriester Dimitrij Ignatiew. In der Predigt anläßlich des Patronatsfestes, das viele Gläubige aus Frankfurt und anderen Städten anzog, wies Vladyka auf die Vielseitigkeit der Askesewege der Heiligen hin. Darin tut sich jedem Christen die Möglichkeit auf, den passenden Weg für sich zu finden und sich nicht durch Anfechtungen und Bitternisse aus der Ruhe bringen zu lassen. Jeden beliebigen Kummer, der uns ereilt, sollten wir als Anlaß betrachten, uns von Sünden zu reinigen. Die Kraft Christi ist mit uns, solange wir bereit sind, unser Kreuz zu tragen. Wenn der Herr spricht Wer Vater oder Mutter mehr liebt als Mich, der ist Meiner nicht wert (Mt. 10,37), so haben wir, die wir Seiner würdig sein wollen, hier einen direkten Hinweis auf den Weg der Entsagung von weltlichen Verhaftungen. Die Heiligen besiegten Königreiche, aber wurden verfolgt und verachtet. Das ist kein Widerspruch, sondern die Einheit des christlichen Weges. Heilige haben ihre Toten durch Auferstehung wiederbekommen (Hebr. 11,35). So auferweckt der Herr auch uns, wenn wir Ihm und Seinen Heiligen nachfolgen. Auf diesem Weg darf man sich nicht durch Widernisse schrecken lassen, denn durch Niedergeschlagensein in Leiden geht der Mensch der Kraft des Herrn verlustig und fügt sich selbst Schaden zu, was die Widersacher stärker als ihn selbst macht.
Nach Ende der Liturgie wurde ein Moleben an Alle Heiligen mit einer Prozession und danach der Gepflogenheit folgend ein Mittagstisch neben dem Hause des Vorstehers in Zelten veranstaltet. Am Abend feierte Erzbischof Mark das Abend- und Morgenamt vor dem Fest der dritten Auffindung des ehrwürdigen Hauptes des Heiligen Johannes des Täufers in der Kirche der Hl. Elisabeth in Wiesbaden. Am folgenden Tag fand hier eine Sitzung des Diözesanrates statt. Von Wiesbaden fuhr Vladyka in Begleitung von Erzpr. Nikolaj Artemoff und Mönchsdiakon Evfimij zum Kloster der Gottesmutter von Lesna in Provémont in Frankreich. Angesichts der ernsten Krankheit der früheren Äbtissin Afanasia wollte Erzbischof Mark, der langjährige geistliche Vater von Matu¡ska, und Vater Nikolaj sie noch einmal besuchen. Am Dienstag, 26. Mai/8. Juni, war Erzbischof Mark in dem Kloster Lesna bei dem Morgengottesdienst anwesend und dann besuchte er die kranke Igumenja Afanasia. Nach dem Besuch bei ihr traf Vladyka Erzbischof Serafim und berichtete ihm über den Gottesdienst in Lienz und erörtete verschiedene Fragen des kirchlichen Lebens, insbesondere mit der Betreuung unserer Gemeinden in Österreich verbundene Probleme. Nach dem Mittagessen führte Erzbischof Mark auf Bitte der Vorsteherin des Klosters Lesna ein Gespräch mit den Nonnen über Themen des geistlichen und monastischen Lebens, antwortete auf Fragen von einzelnen Nonnen und Novizinnen und ging dann noch einmal zu Matu¡ska Afanasia. Am Abend waren Vladyka und seine Begleitung zur Vigil anwesend und nach dem Abendessen noch zum Spätabendamt. Am Mittwoch früh machten sie sich nach dem Mitternachtsgottesdienst und der Lesung des Akathistos an die Allerheiligste Gottesgebärerin auf den Rückweg nach Deutschland.
p Vom 14. bis 25. Juni war Erzbischof Mark mit einer Gruppe von 37 Pilgern im Heiligen Land (Siehe S. ). Am Sonntag, 7./20. Juni, legte Erzbischof Mark bei dem kleinen Einzug während der Göttlichen Liturgie in der Kirche der Himmelfahrt des Herrn auf dem Ölberg dem Priester Sergij Manoschkin das goldenen Kreuz an. Diese Auszeichnung (das Recht zum Tragen des goldenen Kreuzes) wurde auf Antrag von Erzbischof Mark vom Bischofsynod bei der Sitzung vom 15./28. April beschlossen. In seinem Wort nach Beedingung der Liturgie bezeugte Vladyka Vater Sergij seine tiefe Dankbarkeit für seinen opferreichen Dienst an der Kirche. Er unterstrich, daß Vater Sergij in einem weltlichen Beruf arbeitet und seine Freizeit für die Abhaltung der Gottesdienste in Mannheim und zuweilen auf Geheiß des Hierarchen oder auf Bitte von Gemeindegliedern auch in Saarbrücken oder an anderen Orten einsetzt.
p Am 3./16. und 4./17. Juli wurden die bischöflichen Gottesdienste zum Tag der kaiserlichen Märtyrer in der von dem Zaren-Märtyrer Nikolaj errichteten Kirche der Hl. Maria Magdalena in Darmstadt vollzogen. Erzbischof Mark konzelebrierten Igumen Agapit, die Priester Slawomir Iwaniuk, Ioann Grintschuk und Peter Sturm, sowie Diakon Viktor Zozoula. Am Samstag Abend, dem 4./17. Juli, war der Bischof bei der Nachtwache in der Kathedralkirche der Hll. Neumärtyrer und Bekenner Rußlands in München. An diesem Tag wurde zum ersten Mal der neue Gottesdienst an die heilige und ehrw. Neumärtyrerin Elizaveta gesungen, der in dem Kloster des Hl. Hiob von Po¡caev in München verfaßt und gedruckt wurde. Am Sonntag, den 5./18. Juli, vollführte Erzbischof Mark die Göttliche Liturgie in Konzelebration mit Igumen Agapit, Erzpr. Nikolaj Artemoff, Priester Peter Sturm, Protodiakon Georg Kobro und Diakon Viktor Tschernikow. Nach der Liturgie begaben sich die Geistlichen und eine Menge von Gläubigen direkt aus der Kirche zum Grab von Alexander Schmorell, das sich nur 300 m von der Kirche entfernt auf dem örtlichen Friedhof befindet. Alexander Schmorell war ein Glied unserer Gemeinde. In seinen Studienjahren an der Münchener Universität gründete er zusammen mit anderen Studenten einen Bund zum Widerstand gegen das Hitler-Regime, der in die Geschichte unter der Bezeichnung “Weiße Rose” einging. Wegen der Verbreitung anti-hitlerischer Literatur und Flugblätter mit Aufrufen zum Sturz dieser christusfeindlichen Macht wurde Alexander Schmorell am 13. Juli 1943 durch die Guillotine in dem Gefängnis Stadelheim, das sich unweit unserer heutigen Kathedrale befindet, hingerichtet. Vor der Hinrichtung reichte ihm Archimandrit Alexandr (Lov¡cij), der spätere Erzbischof von Berlin und Deutschland, die Kommunion und übergab ihm von den Machthabern den Vorschlag über die Möglichkeit der Begnadigung bei einer gebührenden Reue. Aber Alexander Schmorell lehnte ihn ab. Der Bruder Alexanders, Dr. Erich Schmorell, besuchte in diesem Jahr die Stadt Orenburg auf Einladung der Stadtverwaltung, wo er den Ort der Kindheit seines Bruders und seiner Eltern aufsuchte und von dort Erde mitbrachte. Nach Ende der Panichida, die am Grab des Märtyrers Alexanders vollzogen wurde, streute Erzbischof Mark diese Erde auf das Grab. Nach der Panichida kehrten viele in die Kirche zurück und unterhielten sich beim Mittagessen, während dessen der Bruder von Alexander Schmorell über seine Eindrücke von der Reise nach Orenburg erzählte. Unter anderem erinnerte er sich, daß dort noch die Bierbrauerei seines Großvaters steht, während die Kirchen zerstört sind, in denen sein Vater heiratete und Alexander getauft wurde, ebenso wie der Friedhof, wo die russische Mutter Alexanders, Natalja Vvedenskaja begraben wurde. In diesem Zusammenhang bemerkte Vladyka Mark, daß wir so oft von der Zerstörung von Kirchen in Rußland hören, und uns das nahe berührt, wenn es unmittelbar mit dem Schicksal des einen oder anderen von uns verbunden ist. Umso bedauerlicher ist es, sagte er, daß der Staat, der im Laufe von 70 Jahren Kirchen und Heiligtümer, die Schätze der russischen geistigen und kirchlichen Geschichte vernichtete und der auch jetzt nur in seltensten Fällen der Kirche eine gewisse Hilfe bei der Wiedererrichtung einiger zerstörter Kirchen erweist, heutzutage von der deutschen Regierung die Übergabe unserer alten Kirchen fordert, deren Erbe wir aus vergangenen Jahrhunderten in Deutschland antraten. Unsere Diözese bewahrte sie gerade in der Eigenschaft von geistlichen Sammelpunkten, die für den Neubau einer großen Zahl von Kirchen im Laufe dieses Jahrhunderts Anlaß gaben. Wir müssen deshalb immer wieder die deutsche Regierung aufrufen, der Kirche ihr Vermögen zu erhalten und nicht dem politischen Druck nachzugeben.
p Am Dienstag, den 7./10. Juli, fuhr Erzbischof Mark in Begleitung von Priestermönch Avraamij und Mönchsdiakon Evfimij nach Hamburg, um dort die Gottesdienste anläßlich des Patroziniums in der Kirche des Heiligen Prokopios von Lübeck, Narr in Christo und Wundertäter von Ustjug, zu leiten. Die Nachtwache begannen Priestermönch Avraamij und Mönchsdiakon Evfimij mit Diakon Nikolai Wolper. Zur Litija vor der Kirche trat Erzbischof Mark heraus zusammen mit Erzpriester Ambrosius Backhaus, Erzpriester Vladimir Klippenstein, der aus Berlin angereist war, Priestermönch Avraamij und dem Vorsteher der Hamburger Prokopios Kirche, Priester Josef Wowniuk; ebenso Mönchsdiakon Evfimij und Diakon Nikolai. Auch zum Polyeleion und der Evangeliumslesung traten alle Priester heraus, und in derselben Weise beendeten sie den Gottesdienst mit der großen Doxologie. Am Morgen des Patronatsfestes vollzog Vater Vladimir die kleine Wasserweihe, während Priestermönch Avraamij sich der Proskomidie widmete und Vater Josef Beichten abnahm. Um 9.30 Uhr war der Empfang des Hierarchen und bald danach begann die Göttliche Liturgie, die in derselben Zusammensetzung wie die Nachtwache gefeiert wurde. Zum kleinen Einzug führte Mönchsdiakon Evfimij Vater Josef zum Altar, wo dieser sich vor dem Altar verneigte und dann machte er drei Verbeugungen während er zur Kathedra schritt. Vladyka Mark legte ihm das goldene Brustkreuz an und sang das Axios, welches die Geistlichen und schließlich der Chor wiederholten. In seiner Predigt erläuterte Vladyka das Narrentum des hl. Prokopios als Opfergang der Liebe. Der Narr in Christo bietet sich als des Allerkostbarsten beraubt der Welt dar, auf das wir immer geneigt sind, uns Großes einzubilden, nämlich den menschlichen Verstand. Dadurch zieht er Schimpf, Vorwürfe, Spott, Hohn und Erniedrigung auf sich. In sich selbst aber entwickelt er gleichzeitig Widerstand gegen die dämonische Eingebung, auf Gleiches mit Gleichem heimzuzahlen und dadurch das Gebot der Liebe zu verletzen. So beschämt er die Dämonen und ihre Ränke und gleichzeitig gibt er den Leuten, die ihn achten oder wenigstens nicht tadeln, die Anregung in sich selbst ebenfalls das Handeln nach dem Gebot der Liebe zu vermehren.
Nach der Liturgie wurde eine Prozession mit der Lesung des Evangeliums an den vier Seiten der Kirche und der Besprengung mit Weihwasser vollzogen. Trotz des Werktages und der Ferien versammelten sich viele Gemeindeglieder – eine Freude war es zu sehen, wie viele die heilige Kommunion empfingen. Nach Beendigung des Gottesdienstes bereitete die Gemeinde ein Mittagessen in dem Speisesaal und Vladyka sprach einige Worte über die Auszeichnung Vater Josefs, die vom Bischofsynod beschlossen worden war, und erwähnte auch die Ernennung von Vater Stefan Urbanowicz für die Gemeinden Norddeutschlands. Dadurch wird Vater Josef von einigen Verpflichtungen entlastet, die er neben seiner Betreuung der Hamburger Gemeinde trug, und kann jetzt seiner Basisgemeinde mehr Zeit und Energie widmen. Erzbischof Mark begrüßte auch Erzpriester Vladimir Klippenstein als den neuen Berliner Geistlichen. Vater Amvrosij hielt ebenfalls eine Begrüßungsansprache. Er äußerte einige Gedanken über die Bedeutung des geistigen Opferweges des Heiligen Prokopios und erklärte, wie es möglich ist, den Sinn seiner Askese in unser Leben einzubringen.
p Am Samstag, 11./24. Juli, flog Erzbischof Mark nach Berlin, um dort zusammen mit Vater Vladimir Klippenstein die Nachtwache in unserer Gemeinde der Maria-Schutz-Kirche zu begehen. Am Sonntag, 12./25. Juli, feierte Vladyka ebendort die Göttliche Liturgie in Konzelebration mit Vater Vladimir. Nach dem Gottesdienst widmete sich Erzbischof Mark den Gemeindegliedern, erzählte über die unlängst stattgefundene Pilgerfahrt ins Heilige Land, erläuterte verschiedene Fragen über das Leben unserer Kirche und antwortete auf Fragen über die Grundlagen kirchlicher Frömmigkeit und über das geistliche Leben.
Nach solch einem lebendigen Gedankenaustausch flog der Erzbischof in den späten Nachmittagstunden zurück nach München, um am Abend bei dem Auftritt des Chores der Moskauer Akademie für Chorgesang in unserer Kathedrale anwesend zu sein. Vor dem Beginn der Vorstellung begrüßte Erzbischof Mark den ehemaligen Kultusminister Bayerns, den wohlbekannten und angesehenen Professor Hans Maier, ebenso wie Dr. Erich Schmorell. Zuerst sang ein Männerchor kirchliche Gesänge, dann wurde der Chor durch Knaben- und Frauenstimmen erweitert. Die Kirche war übervoll von Zuhörern, sowohl unsere Gemeindeglieder als auch eine große Zahl interessierter Deutscher. Zu dem Konzert waren auch beide Priester der serbisch-orthodoxen Gemeinde in München mit einer Reihe von Gläubigen gekommen. Zum zweiten Teil der Vorführung, die aus Volksliedern bestand, begaben sich alle Anwesenden angesichts des herrlichen Sommerwetters mit Stühlen und Bänken ins Freie auf den Rasen hinter die Kirche. Hier zeigte der stürmische Beifall, wie sehr die Sänger die Erwartung der Zuhörer erfüllten. Auf Anregung von Vater Nikolaj Artemoff, der die einführenden Worte sprach und dabei die Gesänge erklärte, bewirteten die Münchener Gemeindeglieder alle Sänger, die dann auf die deutschen Familien verteilt wurden. Am frühen Morgen des folgenden Tages bot Matu¡ska Artemova und ihre Töchter den Chorsängern ein Frühstück an und verabschiedete die Gäste vor ihrer Rückreise nach Rußland.
Unsere Klöster im Heiligen Land
Unsere Pilger, die ins Heilige Land kommen, sind sich nur selten dessen bewußt, daß kein orthodoxes Volk außer den Griechen und Russen die Möglichkeit hat, im Heiligen Land während ihrer Pilgerfahrt in der eigenen Sprache und in eigenen Kirchen zu beten, und eine warme Heimstatt in eigenen Klöstern zu finden. Solch eine Möglichkeit ist wahrhaft ein Geschenk Gottes, das wir soweit wir können bewahren müssen. Wir nehmen die uns gebotene klösterliche Stille und die Aufmerksamkeit, mit der uns unsere Mönche und Nonnen in Jerusalem und an anderen heiligen Stätten umgeben, als etwas Selbstverständliches hin und vergessen oft, welche Mühen, Sorgen und Gefahren das Leben unserer Klöster in dem vor Leidenschaften brodelnden Umfeld politischer und religiöser Probleme mit sich bringt. Über das tägliche Leben der zwei Frauenklöster in Jerusalem baten wir deren Äbtissinnen zu erzählen – Mutter Moiseja, welche schon fast 2 Jahre lang Vorsteherin im Ölbergkloster ist, und die erst vor ganz kurzem ernannte (s. Bote Nr. 3/99) Vorsteherin des Gethsemane-Klosters, Mutter Elizaveta. Red.
Unsere Klöster im Heiligen Land sind das Herz unserer Kirche und ihr Pulsschlag ist der Gottesdienst. Mutter Moiseja, erzählen Sie bitte ein wenig über die Besonderheiten der gottesdienstlichen Ordnung in dem Ölbergkloster!
Wir halten den vollen Zyklus der täglichen Gottesdienste ein: Morgens beginnt der Mitternachtsgottesdienst um 5.30 Uhr, dann folgen um 6.00 Uhr die Stunden und nach den Stunden die Liturgie, und an Werktagen noch die kleine Litanei für die Verstorbenen. Abends beginnt der Gottesdienst um 4.00 Uhr: die neunte Stunde, der Abendgottesdienst, der Spätabendgottesdienst, der Morgengottesdienst und die erste Stunde. Mittwochs, wenn es kein Polyeleion gibt, dann wird der Akathistos Hymnos an die Muttergottes in der Mitte der Kirche gesungen. Jede Schwester hat zusätzlich ihre Zellenregel, die von dem geistlichen Vater festgelegt wird. Diese Regel wird zu passender Zeit in den Zellen vollführt. Wünschenswert ist, morgens noch vor dem Gottesdienst zu beginnen, wenigstens die Verbeugungen und das Jesusgebet. Viele verlegen die Regel auch auf den Abend. Ich selber führe sie lieber vor dem Gottesdienst aus, weil mir abends die Kraft dazu nicht mehr reicht.
Wodurch wird diese Einteilung der Gottesdienste im vierundzwanzigstündigen Rhythmus bestimmt? Warum wird das Morgenamt abends zelebriert?
Das ist eine russische Gepflogenheit. Ich persönlich würde vorziehen, wenn das Morgenamt morgens wäre, aber ich denke, daß dieser Tagesablauf wegen unserer Arbeit so festgelegt wurde. Morgens ist es leichter zu arbeiten, man hat mehr Energie, die Luft ist frischer, und wenn sich der Gottedienst lange hinzieht, dann ist es bei diesem Klima nicht mehr möglich, zur Arbeit hinauszugehen. Ich selbst stamme aus Europa und kann vergleichen: Selbst wenn dort ein langer Gottesdienst ansteht, so ist das Klima frisch und man hat Energie. Ich sehe selbst, was wir im Winter fertigbringen und was im Sommer. Im Sommer sind wir wie tote Fliegen (Um gerecht zu bleiben, muß angefügt werden, daß Matu¡ska hier stark übertreibt: in der Sommerhitze arbeiten hier alle ebenso fleißig und emsig, wie man an einem kühlen europäischen Morgen arbeiten kann). Sommers fällt die Arbeit schwerer und sogar bei solch einer Hitze für längere Zeit in der Kirche zu stehen, wird einem unerträglich. Auch für den zelebrierenden Priester ist das wichtig – Sie wissen ja, wie der Mund austrocknet, wenn man zelebriert, und gar noch morgens lange zelebrieren muß, wenn es schon heiß wird.
Wie viele Priester gibt es im Kloster?
Wir haben zwei Priester, die sich wöchentlich abwechseln: Vater Igumen Andronik aus Australien, der in Jordanville ausgebildet wurde, und der zweite, Priestermönch Ilija, der aus Kiew kam. Bis zum vorletzten Jahr war Vater Mefodij der geistliche Vater der Schwestern. Und vor ihm war es Vater Modest, er war eine Autorität, denn er war der einzige geistliche Vater für das ganze Kloster. Seit dem Ableben von Vater Mefodij gibt es leider keinen feststehenden geistlichen Vater mehr, der den vollen Überblick über den geistigen Zustand aller Schwestern hätte. Zum rechten spirituellen Wachstum ist es unerläßlich, daß man ein und denselben geistlichen Vater hat, der dazu noch erfahren sein sollte.
Sagen Sie bitte etwas über die Besonderheiten der Festtagsgottesdienste.
An den Festtagen geht alles der Regel nach: Es wird die neunte Sunde und die Vigil zelebriert, ohne das Spätabendamt.
Und ohne den Mitternachtgottesdienst am Morgen?
Nein, der Mitternachtsgottesdienst wird immer in der Kirche gelesen, außer am Karfreitag in der Karwoche, wenn wir ihn in den Zellen lesen.
Und am Patrozinium?
Am Patronatsfest ist abends die Nachtwache und die Litija. Diese wird hier im Hof vollzogen, und am nächsten Morgen nach dem Mitternachtsamt findet die kleine Wasserweihe statt und dann die Stunden, die Liturgie und ein Bittgottesdienst mit Prozession um die Kirche. Danach folgt immer eine Mittagstafel für alle.
Gibt es noch irgendwelche besonderen Feste?
Am Vortag von Peter und Paul wird das Fest der Ikone der Muttergottes “Die Dreihändige” gefeiert. Diese Ikone befindet sich nun in dem Empfangssaal des Hauses der Äbtissin. Sie rettete nämlich das Kloster, als es an jenem Tag im Jahr 1927 ein Erdbeben gab und der Glockenturm schwankte. Da beteten alle zur Muttergottes und der ins Wanken geratene Glockenturm blieb auf seinem Fleck stehen. In Erinnerung an dieses Ereignis findet die Nachtwache statt, und nach der Liturgie eine Prozession nicht nur um die Kirche, sondern um das ganze Kloster herum. In unserem Kloster gibt es drei Kirchen: neben der Hauptkirche, die der Himmelfahrt geweiht ist, die Kirche des hl. Philaret beim Refektorium (dort ist einmal im Monat Gottesdienst, immer am Mittwoch nach dem ersten Datum des alten Kalenders), und die Kapelle, wo wir seit dem vergangenen Jahr, als dort zum ersten Mal in der Geschichte des Klosters die Liturgie stattfand, alle Feste zu Ehren des hl. Johannes des Vorläufers feiern (s. Bote Nr. ).
Gehen die Schwestern auch zu irgendwelchen Gottesdiensten in die griechischen Kirchen?
Ja, wir sind von lauter geheiligten, mit dem Evangelium in Verbindung stehenden Stätten umgeben. Das Hauptfest ist natürlich Ostern. Früher gingen sie zu einigen Gotesdiensten der Karwoche: zum Begräbnis, zur Fußwaschung. Aber nur ein Teil der Schwestern, die nicht im Chor singen, können dorthin gehen. Es gibt auch solche, die sich nicht aus der Kirche entfernen können und die noch nie diese Gottesdienste in den griechischen Kirchen gesehen haben. Wir gehen dorthin zur Kreuzerhöhung: Nach unserem Gottedienst reicht es den in der Kirche Dienst Tuenden gerade noch zur Prozession, während andere gleich zum Beginn des Gottesdienstes hingehen können. Seit ich hier bin, gebe ich allen Schwestern den Segen, wenn sie wollen, vor dem Sonntag zur Liturgie zum Heiligen Grab zu gehen. Jedes Mal begibt sich eine große Gruppe von Schwestern dorthin. Es gab in der Vergangenheit allerhand Verbote und Probleme: Wir haben etliche ziemlich fanatische Leute unter uns, die meinen, man dürfe mit dem Griechischen Patriarchat keine Gebetsgemeinschaft pflegen, weil es mit dem Moskauer Patriarchat zusammen zelebriert. Aber ich denke, daß dies der allerheiligste Ort auf der Erde ist, und die Griechen sind eben die Hüter dieser heiligen Stätte. Von ihnen bekommen wir die Antimensien und auf diesen Antimensien zelebrieren wir, weshalb es ganz natürlich ist, daß wir auch in die griechischen Kirchen gehen. Und zum Grab der Muttergottes gehen wir zur Entschlafung und wir fahren auch zu verschiedenen Klöstern: zum hl. Siegesträger Georg, zum hl. Nikolaus, nach Bethlehem zur Geburt Christi und nach Galiläa und zur Verklärung zum Berg Tabor. Einige Schwestern gehen bereits am Vorabend hin, aber wir fahren nach dem Gottesdienst. Oder wir fahren auf alle Fälle am zweiten Festtag zum Tabor und danach noch zum Jordan hinunter, wo wir ins Wasser eintauchen.
Wir in der westlichen Diaspora leben inmitten einer völlig fremden Umgebung und wenn man so etwas hört, dann tröstet man sich innerlich damit, daß es solch eine Fülle der Gnade Gott-sei-Dank überhaupt noch gibt.
Ja, ich denke, daß es töricht wäre, an solch einem heiligen Ort zu wohnen und nicht von der Gnade Gebrauch zu machen, die sich hier so reich über alle ergießt, über die im monastischen Stand Lebenden wie über die Laien, über Würdige und über Unwürdige... Ich bin mir bewußt, daß wir als Nonnen weit weg von der Welt leben sollen, aber dies hier ist ein besonderer Ort, und unsere Aufgabe hier ist auch eine ganz besondere.
Hier gibt es in den uralten Klöstern Höhlen, wo die Einsiedler von alters her und sogar noch bis vor nicht allzu langer Zeit ihren Weg zum Heil beschritten; ich habe sogar noch einige von ihnen selbst angetroffen. Das ist natürlich eine ganz andere Lebensweise, wahrhaft in der Abgeschiedenheit, bei der die weltlichen Sorgen nicht von der zentralen monastischen Tätigkeit ablenken. Aber wenn alle in die Klausur weggehen würden, wer würde dann für die Pilger, die nur auf kurze Zeit kommen, um im Heiligen Land geistliche Kraft zu schöpfen, sorgen?
Wir Pilger dringen notgedrungen in das Leben des Klosters ein und verletzen damit sein ausgewogenes Leben. Was hilft Ihnen und allen Schwestern, uns mit einer solchen engelsgleichen Geduld aufzunehmen?
Ich betrachte die Pilger überhaupt nicht als ein störendes Element, das in das Leben des Klosters einbricht. Ich bin der Ansicht, daß Pilger eine besondere Gattung von Menschen sind, weil sie nach dem Geistigen streben. Außerdem geschieht hier mit den Pilgern, sogar mit den unvorbereiteten, sehr oft unerwartet etwas durch die Gnade des Heiligen Geistes, häufig findet eine richtige Umkehr statt, und das schenkt auch uns neue Kräfte. Und die mit der Aufnahme der Pilger verbundenen Unbequemlichkeiten müssen wir eben ertragen. Wir müssen sehr aufmerksam und geduldig sein, weil wir mit einer unvorsichtigen Bemerkung die Entwicklung abbrechen könnten, die in der menschlichen Seele eingesetzt hat. Ich wiederhole jedes Mal den Schwestern: Da kommen wieder Pilger an, ich bitte euch, macht keinerlei Bemerkungen, zeigt nur Geduld und Liebe! Durch Liebe kann man alles tun. Dazu muß man viel an sich selbst arbeiten, und noch mehr Gebet und Streben zu Gott entwickeln. Wenn der Mensch zu Gott kommt und Gott liebt, dann liebt er auch seinen Nächsten. Man kann auch Gott durch den Menschen lieben, man muß lernen, den Menschen zu lieben und das Bild Gottes in ihm zu sehen. Dann werden wir auch Gott erkennen.
Allein durch die Liebe kann man alles erwerben: Geduld, Demut und Duldsamkeit kommen dann von selbst. Im Kloster fordern wir von den Leuten, daß sie duldsamer und geduldiger und liebevoller als in der Welt sind. Wir haben diesen Pfad gewählt: Gott nachfolgen, zu Gott gehen, Ihn erkennen, und zwar jeden Tag, jede Stunde. Wenn wir Gott kennen wollen, müssen wir jeden Tag zu Ihm gehen, das ist der einzige Weg. Und was heißt das: Jeden Tag gehen? Durch Seine Gebote, durch die Erfüllung Seiner Gebote. Und wir müssen uns noch mehr als die in der Welt Lebenden darin bemühen, wir müssen ein Vorbild für die Weltmenschen sein.
Wie ist die Zusammensetzung der Insassen des Klosters nach Alter und Nationalität und wie wandelte sich und wandelt sich diese? Läßt sich bei diesen Veränderungen irgendeine bestimmte Tendenz feststellen?
1888, als das Kloster gegründet wurde, lebten nur russische Frauen in dem Kloster, die als Pilger kamen und im Heiligen Land bleiben wollten. Es war das heiße Verlangen jedes Pilgers, im Heiligen Land zu sterben. Anfangs lebten die Schwestern nicht so dürftig, weil es Spenden gab und Pilger aus Rußland. Aber als der Krieg 1914 begann und dann die Revolution, trat hier ein richtiger Notstand ein, weil sowohl der Zustrom an Pilgern als auch die materielle Hilfe aufhörten. Die Schwestern des Klosters mußten sich ihr Brot selbst erarbeiten. Deshalb wurde das Kloster selbstversorgend. Ein Drittel der Zeit wurde nun dem Klosterdienst gewidmet, ein weiteres Drittel dem Gottesdienst und Gebet und die restliche Zeit sich selbst. Während der Türkenherrschaft gingen die Nonnen früh am Morgen schon zum Straßenbau nach Jericho, sie mußten Steine tragen. Es war sehr mühsam. Damals gab es viele Schwestern, bis zu 150-200. Noch vor 30 Jahren waren es 130 Schwestern, vornehmlich alte Russinnen. Zu Beginn der 50-er Jahre begann man auch Mädchen aus der Umgebung aufzunehmen, Araberinnen. Die Kinder aus der Schule von Bethanien wurden als kleine Mädchen direkt ins Kloster geholt, wo die russischen Nonnen sie erzogen und ihnen eine russische Bildung vermittelten. Es gibt arabische Schwestern, die nicht Arabisch schreiben können, jedoch Russisch und Kirchenslawisch ausgezeichnet verstehen, sprechen und lesen.
Derartige Araberinnen bilden annähernd ein Drittel der Klosterbewohnerinnen, und sie sind nun im Alter von 50 bis 70 Jahren. Sie nehmen bestimmte Stellungen im Kloster ein: die erste Chorleiterin, die Vorsteherin der Stickerei, die Haushalterin, die Verwalterin usw. Araber haben eine riesige Verwandtschaft, und das bringt natürlich einen weltlichen Geist in das Leben des Klosters. Außerdem sind das eben keine Europäer, sondern Orientalen: All diese Besuche gehen mit Lärm einher, mit einer Menge Kinder, sehr bunt gekleideter – und das stört das Kloster und erlaubt den betreffenden Nonnen selbst auch nicht, sich von der eitlen Welt zu lösen und auf das Hauptsächliche zu konzentrieren. Und solch eine Nonne muß auch noch selbst herumreisen: mal auf eine Beerdigung (und bei so einer Menge von Verwandten passiert das recht oft), mal zu irgend einem anderen familiären Anlaß. Das ist natürlich nicht in Ordnung, aber dagegen kann man nichts tun.
Gibt es großen Nachwuchs an Araberinnen im Kloster?
Nein, nicht direkt. Neue Kandidatinnen kommen jetzt hauptsächlich aus Rumänien und aus Rußland. Und einige wenige aus der Diaspora. Jetzt haben wir Rumäninnen, die Russisch sprechen, außer zwei oder drei lernten schon alle Russisch. Eine, die im Chor singt, hält schon selbst die Partie, in einem Jahr lernte sie auf Kirchenslawisch singen und lesen. Dabei sind sie und ihre Schwester ganz jung, 21 und 18 Jahre alt. Die übrigen sind auch unter 35, höchstens 40 Jahre alt. Aber es gibt auch ältere, hier waren nämlich schon immer rumänische Schwestern. Sie kamen aus der Moldau. Auch in den griechischen Klöstern gab es immer viele Rumäninnen. Sie haben etwas Besonderes an sich, manchmal ist es recht schwer, sie zu verstehen. Aber sie sind sehr fromm, sie beten gerne und sind zu harter Arbeit fähig, sie lieben die Arbeit, sie sind sehr akkurat, sauber und ordentlich – ein ganzer Reigen von guten Eigenschaften.
Wahrscheinlich ist es schwierig, ein so multinationales Kloster zu leiten, wenn jede Schwester gewisse Eigenarten ihrer nationalen Mentalität mitbringt.
Es ist natürlich schwer, aber man muß sein Kreuz tragen, es wird uns von Gott gegeben. Gerade wieder begann der Zustrom der Jugend aus Rußland, und gestern kamen sogar Schwestern aus Polen an.
Kommt diese Verstärkung aus unseren Gemeinden in Rußland oder von dem MP?
Hauptsächlich aus dem MP, aber es gibt auch solche aus unserer Kirche, zum Beispiel eine Schwester aus Kiew, sie ist Ärztin und hat einige besondere Fähigkeiten. Sie arbeitete drei Jahre als Feldärztin in Afghanistan, sie war sogar Kandidatin bei den Wahlen. Und plötzlich begegnete sie Gott, sie ließ alles liegen und kam hierher.
Wahrscheinlich können Sie nicht alle ins Kloster aufnehmen, die eintreten möchten?
Wissen Sie, irgendwie wählt Gott sie Selbst aus. Solange ich hier bin, verließen bereits zwei oder drei das Kloster, sie heirateten. Ich nehme sie immer zuerst probeweise auf und sage zu den Eintrittswilligen: Versucht es, schaut, ob ihr mit uns leben könnt, wollt ihr dieses Leben, und wir werden sehen, ob ihr tauglich dafür seid. Eine war aus Sibirien, ebenfalls Ärztin und noch ganz jung. Sie lief dann in das MP in das Bergkloster über. Sie gefiel uns überhaupt nicht und rannte selbst schnell wieder weg. Eine andere kam aus Australien, eine Serbin. Sie ging dann wieder und sagte, daß sie arbeiten und ihrem Bruder in Serbien helfen müsse – zwei Mal hatte sie es versucht. Eine andere, eine Ingenieurin aus Rumänien, war auch überhaupt nicht nach unserer Art, aber sie ging auch selbst weg – so richtet Gott es eben ein.
Gibt es irgendwelche Altersbeschränkungen und welche sind dies?
Ja, natürlich gibt es die. Wir haben keinerlei Versicherung, außerdem braucht das Kloster Arbeitskräfte, und ältere Frauen benötigen nach einigen Jahren mehrere Leute, um sie zu pflegen. Ins Kloster geht man, um sich durch Arbeit und Gebet Gott zu weihen. Und wenn jemand schon 70 Jahre alt ist, was für eine Arbeit gibt es da noch – etwa die Gedenkliste der Verstorbenen... Aber das ist noch nicht alles. Der Mensch lebte das ganze Leben in der Welt, “genoß” das Leben (hier malte Matu¡ska mit energischer Geste die Anführungszeichen in die Luft) und dann ins Kloster? Das bringt einen falschen Geist herein. Der ehrwürdige Serafim von Sarov sonderte die Jungfrauen von den Witwen und den Geschiedenen. Leider gibt es in unserer Kirche keine speziellen Gemeinschaften, wo ältere Frauen, die erst gegen Ende des Lebens die Eitelkeit dieser Welt begreifen, den Rest ihres Lebens Gott widmen könnten...
Bitte erzählen Sie Genaueres über die Klosterregel. Sie sprachen von den Umständen, wegen derer es nicht möglich war, die (koinobitische) Gemeinschaftsregel im Ölbergkloster einzuführen. Hat sich hier irgend etwas in der letzten Zeit verändert?
Bereits meine Vorgängerinnen versuchten hier, das koinobitische Leben einzuführen, aber ein gewisser Teil der Schwestern widersetzte sich dem einfach, weil sie von der Gewohnheit, sich auf eigene Kosten zu unterhalten, verdorben sind. Ein gewisser Teil ihrer Zeit wird ihnen zur Verfügung gestellt, damit sie Geld verdienen können, und sie haben eine Vorliebe dazu entwickelt. Das ist etwas anderes, als bei dem hl. Antonius dem Großen, wo die Mönche nur zum Erwerb des täglichen Brotes Körbe flochten und wenn sie zufällig mehr flochten, als dafür erforderlich war, es wieder auflösten... Wegen dieser Gewohnheit können sie auch die Uneigennützigkeit und den Gehorsam nicht voll begreifen und realisieren. Sind doch Gehorsam und Nichterwerb die Grundlage des monastischen Lebens, und auch rein praktisch gesehen ist es viel leichter so zu leben – keine Sorgen, alles Notwendige wird einem gegeben. Aber die Kleingläubigkeit erlaubt dem Menschen nicht, all seine Sorge auf Gott zu legen – der Kleinglaube oder der Wunsch, mehr und mehr zu haben. Und das verdirbt unvermeidlich den monastischen Pfad. Ich kämpfe nun dagegen an und wiederhole allen, daß ich bereit bin, all ihre Bedürfnisse zu befriedigen, unter der Bedingung, daß sie ihre ganze Zeit dem Kloster widmen. Hier ist es beispielsweise so geregelt: eine Woche in der Küche, eine Woche im Glockenturm, eine Woche für sich selbst. Und diese Woche “für sich selbst” stärkt bei ihnen die Tendenz, sich vor den Klosterpflichten zu drücken, alles schnell und schlampig zu machen, um noch ein paar Halbtage für sich herauszuschlagen. Dagegen anzukämpfen, ist schwer. Man muß wahrscheinlich einfach abwarten, bis diese Generation ausstirbt oder schwächer wird. Mit der Jugend ist es leichter, obwohl auch sie von diesem Geist angesteckt werden kann.
Kleine Veränderungen gibt es schon. Diejenigen, die auf eigene Kosten leben wollen, leisten bereits nicht mehr so großen Widerstand, sie verstehen allmählich, daß sie selbst sich im Irrtum befinden, daß es nicht richtig ist, so zu leben. Viel hängt von der Klosterleitung ab. Wenn eine feste Hand da ist, selbst wenn das jemandem nicht paßt, dann fühlen sie, daß es eine Kraft gegen sie gibt, und sie können sich dieser nicht immer widersetzen.
Wenn man die alten Mönchsregeln und die Schriften der Heiligen Väter liest, erstaunt einen die überzeugende Kraft ihrer Argumente für das Gemeinschaftsleben. Überzeugen denn diese Argumente nicht auch die hiesigen Gegnerinnen des Gemeinschaftslebens?
Es liegt daran, daß viele nicht lesen konnten, und es gab auch keine Bücher. Aber jetzt sind jede Menge Bücher da. Deshalb lese ich morgens in der Trapeza gerne vor allem aus den Heiligen Vätern über das monastische Leben vor. Sogar ältere Nonnen hören diese Lesungen gerne, und sie geben allen neue Kräfte. Die jungen Nonnen lesen viel, sie verschlingen regelrecht die patristischen Bücher. Das freut mich und gibt mir Hoffnung auf einen Wandel zur Besserung.
Fortsetzung im nächsten Boten
Bote 1999-5
Aus dem dem Leben der Diözese
p Am Dienstag, den 21. Juli / 3. August lenkte Erzbischof Mark seine Schritte nach Darmstadt, begleitet von Abt Agapit und dem zu Gast weilenden Diakon der Verklärungs-Kirche in Los Angeles Sergij Sokolov. Die Vigil zum Fest der Apostelgleichen Maria Magdalena zelebrierten Priester Slawomir Iwaniuk und Priester Ioann Grintschuk mit den Diakonen Sergij Sokolov und Viktor Zozoulia. Zur Litia und zur Evangeliums-Lesung trat Erzbischof Mark mit Abt Agapit und den anderen Geistlichen in die Mitte der Kirche. Am folgenden Tag, Mittwoch d. 22 Juli/4. August, feierte der Bischof die Göttliche Liturgie mit denselben Geistlichen außer Vater Ioann Grintschuk, aber zusätzlich war Priester Ioann Tscherwinskij aus Bad Kissingen gekommen. Auf die Liturgie folgte ein Gebetsgottesdienst an die Heilige Maria Magdalena mit Prozession um das Gotteshaus und Verlesung des Evangeliums an vier Seiten der Kirche. Sodann lud die Gemeinde alle Anwesenden zu einem Essen auf der Wiese neben der Kirche ein.
p Am Donnerstag, den 23. Juli /5. August, fuhr Erzbischof Mark in das der Münchener Pfadfinder-Gruppe im Bayerischen Wald in der Nähe der Stadt Passau. Am abend feierte er den Abendgottesdienst in einer kunstvoll eingerichteten Lagerkirche, wonach er den meisten der Anwesenden die Beichte abnahm. Am folgenden morgen vollzog der Bischof die Göttliche Liturgie, bei der fast alle die heiligen Gaben empfingen. Nach der Liturgie und dem Frühstück führte Erzbischof Mark mit den Pfadfindern eine Gesprächsrunde durch, in der Angelegenheiten des Glaubens, des Gebets, der kirchlichen Ordnung berührt und Fragen der Kinder beantwortet wurden.
p Am Sonnabend reiste Erzbischof Mark nach Kassel in die Gemeinde des heiligen Großmärtyrers Panteleimon. Er wurde begleitet von Mönchsdiakon Euthymios und Novize Georg als Fahrer. In Kassel vollzog Priester Ioann Grintschuk die Vigil am Sonnabend mit Mönchsdiakon Evfimij. Zum Polyeleon und Lesung des Evangeliums trat Erzbischof Mark in die Mitte der Kirche. Am Sonntag morgen zelebrierte Erzbischof Mark die Göttliche Liturgie und hielt eine Predigt zum Thema der Evangelien-Lesung über die Heilung des mondsüchtigen Sohnes, den die heiligen Apostel nicht heilen konnten. Die Kasseler Gemeinde hatte ein reiches Essen im Nachbarraum der Kirche zubereitet, wo der Bischof die Möglichkeit zum Gedankenaustausch mit der Gemeinde nach der Liturgie wahrnahm.
p Aus Kassel reiste Erzbischof Mark weiter nach Köln, wo er rechtzeitig zur Vigil zum Feiertag des hl. Großmärtyrers Panteleimon eintraf, dem auch die Kölner Gemeinde geweiht ist. Die Vigil zelebrierte der Gemeindepriester, Vater Bozidar Patrnogic mit Mönchsdiakon Evfimij. Die Litia und den Polyeleon mit der Evangelien-Lesung vollzog Erzbischof Mark mit den genannten Geistlichen und Priester Slawomir Iwaniuk aus Wiesbaden. Sie beschlossen auch den Gottesdienst mit der Großen Doxologie. In der Mitte des Gottesdienstes traf auch Priestermönch Arsenij (Zoubakoff) ein, der an diesem Sonntag Erzpriester Dimitrij Ignatiew in Frankfurt vertreten hatte. Am eigentlichen Tag des Patronatsfestes, Montag d. 27. Juli / 9. August, feierte Erzbischof Mark die Göttliche Liturgie mit dem genannten Klerus. An die Liturgie schloß sich ein Gebetsgottesdienst mit Prozession um die Kirche und Lesung des Evangeliums an vier Seiten des Gotteshauses an. Schließlich lud die Gemeinde alle Anwesenden zu einem Festmahl in den Gemeindesaal ein.
p Zum Festtag der Verklärung des Herrn vollzog Erzbischof Mark die Vigil in der Kathedral-Kirche in München. Am folgenden Tag reiste er am frühen morgen nach Baden-Baden, zur Kirche der Verklärung Christi. Vor der Liturgie wurde der Bischof in der Mitte der Kirche angekleidet. In der dritten Stunde weihte er vier Kandidaten aus der dortigen Gemeinde zu Lektoren. Sodann zelebrierte er die Göttliche Liturgie in Konzelebration mit Erzpriester Miodrag Glisi´c, Priester Evgenij Skopinzew, Priestermönch Arsenij (Zoubakoff) und Protodiakon Georgij Kobro. Beim Kleinen Einzug zeichnete Erzbischof Mark mit dem Segen des Bischofssynod Erzpriester Miodrag Glisi´c mit dem Recht zum Tragen der Paliza aus, womit er seine Anerkennung für die Verdienste dieses Geistlichen in der Betreuung der Gemeinden in Baden-Baden und Saarbrücken zum Ausdruck brachte. Als er ihm später gratulierte, sagte der Bischof, daß die anwesende vielköpfige Gemeinde mit einer großen Zahl von Kleinkindern, der lebendige Chor, die Weihe von vier Lektoren beredtes Zeugnis von der pastoralen Arbeit von Vater Miodrag ablegen. Zum Abschluß der Liturgie kam Erzbischof Mark dem Wunsch von Erzpriester Miodrag Glisi´c nach, den langjährigen Chorleiter der Baden-Badener und Mannheimer Gemeinden, Vladimir Woltschenko, mit einer Segensurkunde auszuzeichnen. Nach der Prozession um die Kirche hatte Erzbischof Mark Gelegenheit, mit den Gemeindemitgliedern und den Geistlichen bei der reich gedeckten Tafel in den Räumlichkeiten unter der Kirche Gedankenaustausch zu pflegen.
p Am Donnerstag d. 13. / 26. August flog Erzbischof Mark nach London, wo er von Priester Vadim Zakrevskij am Flughafen empfangen wurde. Unmittelbar nach der Ankunft begutachtete der Bischof zusammen mit Vater Vadim die im Bau befindliche Kirche zum Entschlafen der Allerheiligsten Gottesgebärerin. Dabei besprachen sie eine Reihe von Fragen betreffs des derzeitigen Standes des Baus. Gegen abend stattete Erzbischof Mark mit Vater Vadim dem griechischen Erzbischof für Großbritannien, Erzbischof Gregorios, einen Besuch ab. Bei dieser Zusammenkunft besprachen die beiden Erzbischöfe eine ganze Zahl brennender Fragen des kirchlichen Lebens der orthodoxen Gemeinden auf den Britischen Inseln. Erzbischof Gregorios interessierte sich besonders für den Fortschritt des Baus unserer neuen Kirche, den er seit langem mit großem Mitgefühl verfolgt, wobei er auch keine geringe moralische Unterstützung geleistet hat.
p Am Freitag, d. 14. / 27. August, besuchte Erzbischof Mark das Frauenkloster zur Verkündigung der Allerheiligsten Gottesgebärerin in London. Morgens holte ihn die Vorsteherin des Klosters, Äbtissin Seraphima, ab und fuhr ihn in das Kloster. Hier sprach er mit der Äbtissin und den Schwestern über ihre Sorgen und Freuden in ihrem jetzigen Leben, das sich nach dem Ableben der vorherigen Vorsteherin, Äbtissin Elisabeth, entwickelt hat, der die Nonnen immer noch nachtrauern. In ihrem Gespräch mit dem Erzbischof warfen die Schwestern auch Fragen über das Leben der Orthodoxen Kirche in der jetzigen Zeit in weiterem Maßstab auf und über verschiedene Erscheinungen im Leben unserer Kirche und unserer Diözese. Besonders interessierten sich die Schwestern natürlich für die Tätigkeit ihres Erzbischofs im Heiligen Land und die Lage unserer Nonnen dort, von wo sie vor über vierzig Jahren fliehen mußten. Erzbischof Mark teilte das Mittagsmahl mit den Schwestern, wonach ihn die Äbtissin und eine der Nonnen zur Gottesmutter-Entschlafens-Kirche in Harvard Road zurückbrachten.
p An der Kirche erwartete ihn bereits der Architekt und der für die Bauarbeiten zuständige Vertreter unserer Gemeinde, Nikolaj Yellachich. Gemeinsam nahmen sie die Arbeiten zum Aufbau der Kuppel in Augenschein, die aus Einzelteilen erst vor Ort zusammengesetzt wird. Auf die Grundstruktur aus einem Eisengerüst werden spezial angefertigte halbrunde Teile aus einer Mischung aus Glas und Plastik aufgezogen. Auf diese Grundlage sollen im weiteren Verlauf Platten aus blauem Email aufgeschraubt werden, auf die schließlich goldene Sterne gesetzt werden. Erst nach Abschluß all dieser Arbeiten wird die Kuppel auf die Kirche gehoben werden. Im Gespräch mit dem Architekten kam auch die Frage nach dem Zugang zum Glockenturm zur Sprache sowie andere Probleme, die erst im Laufe der Bauarbeiten entstanden waren.
Um 18:00 Uhr abends begann Priester Vadim Zakrevskij die Vigil. Litija und Polyeleon vollzog Erzbischof Mark mit den Priestern Vadim Zakrevskij, Thomas Hardy und Paul Elliott, der aus der Provinz aus Anlaß des Patronatsfestes nach London gekommen war. Ebenso schloß der Bischof mit allen Geistlichen die Vigil mit der Großen Doxologie ab. Am folgenden Tag, Sonnabend, den 15. / 28. August, dem Festtag des Entschlafens der Allerheiligsten Gottesgebärerin, führte Vater Vadim Zakrevskij morgens die Wasserweihe durch, während Priester Thomas Hardy die Proskomedie vollzog. Um 10:00 wurde der Erzbischof Mark empfangen, und nach seiner Einkleidung begannen die Stunden und die Göttliche Liturgie. Dem Bischof konzelebrierten dieselben Geistlichen wie am Vorabend. Nach Abschluß der Liturgie wurde ein Gebetsgottesdienst an die Allerheiligste Gottesgebärerin mit Prozession um die Kirche zelebriert, wobei an allen vier Seiten der Kirche eine Evangeliums-Lesung vorgenommen und die Kirche mit Weihwasser besprenkelt wurde. Nach dem Moleben reichte die Schwesternschaft ein Mittagsmahl im Eßsaal des Gemeindehauses. Während der Mahlzeit sprach Erzbischof Mark mit den Gemeindemitgliedern über das Leben unserer Kirche in der ganzen Welt, wobei er besonders auf die Lage im Heiligen Land hinwies. Unter Bezugnahme auf den Feiertag beschrieb er eingehend den Ritus der Grablegung der Allerheiligsten Gottesgebärerin, wie er in Jerusalem üblich ist.
Am abend des Sonnabends zelebrierte Priester Vadim Zakrevskij die Vigil, während Erzbischof Mark im Altar betete. Am Sonntag, den 16. / 29. August Erzbischof Mark die Göttliche Liturgie in der Gottesmutter-Entschlafens-Kirche gemeinsam mit Priester Thomas Hardy, während Vater Vadim den Gottesdienst in der Hl. Nikolaus-Gemeinde in Bradford abhielt. Auch an diesem Tag hatte der Bischof reichlich Gelegenheit, mit der Gemeinde Gedankenaustausch zu pflegen, auf Fragen zu antworten und geistliche Ratschläge zu erteilen.
p Am Montag, den 17. / 30. August fuhr Erzbischof Mark in Begleitung von Priester Vadim Zakrevskij in den frühen Morgenstunden in nordöstlicher Richtung aus London in die Ortschaft Hoxne. Hier hatte Priester Andrew Phillipps eine Pilgergruppe aus englisch-sprachigen Gemeindemitgliedern versammelt, die in den Tagen um das Entschlafen der Allerheiligsten Gottesgebärerin gemeinsam Gottesdienste feierten, Vorträge hörten und in der Umgebung gelegene Heiligtümer besuchten. An diesem Morgen versammelte sich die Gruppe in Hoxne, dem Platz des Martyriums des hl. Edmund im Jahre 869. Um 10:30 Uhr begrüßten die Pilger in der Mitte des Ortes Hoxne ihren Diözesanbischof und den ebenfalls angereisten Archimandriten Alexej und Mönchsdiakon Savva aus Brookwood sowie Priester Vadim aus London, und setzten sich in einer Prozession der Stelle des Martyriums des hl. Edmund in Bewegung. An dieser Stelle stand jahrhundertelang eine Eiche, unter der der Heilige getötet wurde und in der bis zu Beginn des 20. Jh. Spitzen der Pfeile erhalten waren, die gegen den Kämpfer Christi gerichtet wurden. Als die Eiche gefällt werden mußte, wurde an ihrer Stelle ein steinernes Kreuz errichtet, das von der Heldentat des Heiligen Zeugnis ablegt. Die Pilger erreichten das Kreuz unter Gesang von Troparien und Kondakien zum Entschlafen und für den hl. Edmund, mit Ikonen, Kreuz und Evangelium, und Erzbischof Mark hielt hier einen Gebetsgottesdienst an den Heiligen und in englischer Sprache eine kurze Predigt über die Bedeutung des Martyriums und die Notwendigkeit der Bereitschaft zum Zeugnis für Christus in unserem christlichen Leben. Vater Andrew Phillipps sprach einige Worte über die Ereignisse, die zum Märtyrertod des hl. Edmund führten, der von den Wikingern ermordet wurde. Diese nahmen 30 Jahre später schon den christlichen Glauben an und verehrten selbst den Heiligen in solchem Maße, daß sie sogar Münzen mit seiner Darstellung prägten.
Das Moleben bildete gleichzeitig den Abschluß der dreitägigen Pilgerfahrt. Im Anschluß besuchte Erzbischof Mark mit seiner Begleitung das Haus von Vater Andrew Phillipps in Felixstowe, wohin dieser Geistliche vor zwei Jahren mit seiner Familie aus Frankreich zugezogen war. Der Bischof und alle Geistlichen wurde in der vielköpfigen Priesterfamilie herzlich begrüßt und teilten mit ihr das Mittagsmahl. Danach führte Vater Andrew seine Gäste in seine kleine Kirche im Zentrum der Stadt und zeigte ihnen die Umgebung. Ihm lag insbesondere daran, mit seinem Bischof über die Möglichkeit des Erwerbs besserer Räumlichkeiten für seine Gemeinde und die Ausweitung der missionarischen Tätigkeit in East Anglia zu sprechen.
Am Dienstag, den 18. / 31. August empfing Erzbischof Mark in seiner Londoner Residenz verschiedene Personen, die um Rat fragen wollten. Am abend führte er den Vorsitz bei der Gemeinderatssitzung und der Sitzung der Stiftung für den Bau der Kirche. Fragen des Kirchbaus standen naturgemäß an der Spitze der Tagesordnung, insbesondere die Ende Oktober bevorstehende Weihe des Kreuzes und Erhebung der Kuppel auf die Kirche.
Am Mittwoch, den 1. September, kehrte Erzbischof Mark aus London nach München zurück.
p Am Donnerstag und Freitag, d. 28. August / 10. September stand Erzbischof Mark aus Anlaß der Patronatsfestes den Gottesdiensten im Kloster des hl. Hiob von Po¡caev in München vor. Nach der Liturgie und der Prozession um die Kirche am Freitag mußte er unmittelbar auf den Flughafen abreisen, von wo er nach Washington flog. Freitag abend nahm er mit den Erzbischöfen Alypij und Hilarion sowie Bischof Gabriel an den Gottesdiensten zum Patronatsfest der Gemeinde des hl. Johannes des Täufers in Washington teil. Die Vigil zum Fest der Enthauptung des hl. Johannes begann um 18:30 Uhr und dauerte bis 21:50. Das Singen wurde von einem russischen und einem englisch-sprachigen Chor bestritten. Die Litija mit der Brotweihe zelebrierte Bischof Gabriel von Manhatten, zum Polyeleon traten alle vier Bischöfe in die Mitte der Kirche. Am folgenden morgen, Sonnabend den 29. August / 11. September, wurde der älteste der Bischöfe, der Hochgeweihte Alypij, Erzbischof von Chicago und Detroit, am Eingang der Kirche empfangen und in der Mitte eingekleidet. Die Liturgie zelebrierten die vier Bischöfe und eine große Zahl von Priestern und Diakonen. Erzbischof Alypij hielt die Predigt über den hl. Johannes den Täufer. Nach der Liturgie fand ein Gebetsgottesdienst mit Prozession um die Kirche statt, während dem eine Gedenktafel an der Apsis enthüllt und geweiht wurde, auf der die Gründung der Washingtoner Gemeinde durch den heiligen Erzbischof Johannes von Shanghai und San Francisco kommemoriert wird. Nach Abschluß der Prozession verteilte Erzbischof Alypij Segens-Urkunden an verdiente Gemeindemitglieder, und der Kirchenälteste überreichte dem Gemeindevorsteher, Erzpriester Viktor Potapov, eine Ikone. Die Festlichkeiten nahmen ihren Abschluß mit einer Fasten-Mahlzeit im Gemeindesaal.
Am abend des Sonnabends wurde der Vigil ein Totengedenken für alle verstorbenen Geistlichen, Erbauer und Mitglieder der Gemeinde vorangeschickt. Es zelebrierte der Erzbischof von Sydney und Australien-Neuseeland, Hilarion, mit den anwesenden Priestern. Bei der darauf folgenden Vigil vollzog Erzbischof Mark den Polyeleon mit dem Lobpreis auf den hl. Fürsten Alexander Nevslij und der Verlesung des Sonntags-Evangeliums; er blieb auch zur Segnung mit dem Öl auf der Kathedra und beendete die Vigil mit der Großen Doxologie. Ungeachtet der langen Gottesdienste am Vorabend und am Vormittag des Sonnabends hatten sich zur Vigil 150 Personen versammelt.
Am Sonntag, den 30. August / 12. September, begann der Gottesdienst mit dem Empfang von Erzbischof Alypij um 9:30. Zur Liturgie traten die Erzbischöfe Mark und Hilarion mit auf die Kathedra - Bischof Gabriel mußte am Sonnabend abreisen, um in der Kirche des hl. Alexander Nevskij in Lakewood die Gottesdienste zu zelebrieren. Am Sonntag wie am Sonnabend reichten die Bischöfe den zahlreichen Gläubigen die heiligen Gaben aus drei Kelchen. Die Predigt hielt an diesem Tag Erzbischof Mark zum Thema der Buße als Grundlage der Beobachtung der Gebote. Nach der Liturgie fand aus Anlaß des 50-jährigen Bestehens der Washingtoner Gemeinde des hl. Johannes des Vorläufers ein Empfang in einem Saal der Georgetown-Universität statt. Der Vorsteher der Gemeinde, Erzpriester Viktor Potapov, dankte den zu dem Fest angereisten Hierarchen und Mitbrüdern im Priesteramt und erwähnte mit Dankbarkeit den Einsatz vieler treuer Gemeindemitglieder im Laufe der vergangenen 50 Jahre bei der Entwicklung des Gemeindelebens und beim Bau der Kirche. Anwesend war auch das älteste Gemeindemitglied, eine Dame, die vor kurzem ihren 101. Geburtstag feierte. Nach dem Bankett beglückwünschten die Bischöfe die Gemeinde zu ihrem Jubiläum, und schließlich wurde ein Film vorgeführt, der Szenen von den Anfängen der Gemeinde vor 50 Jahren bis hin zum Patronatsfest am Vortag enthielt. In den Pausen zwischen Gottesdiensten und Empfängen hatte Erzbischof Mark Gelegenheit, auch mit früheren Gemeindemitgliedern aus Gemeinden in Deutschland und England Kontakt zu pflegen, die jetzt in Washington leben, während er am abend lange Gespräche mit den anderen Bischöfen und den anwesenden Priestern über Fragen des Gemeindelebens in unserer Kirche führte. Bei dem Empfang in der Georgetown Universität begegnete er zum letzten Mal dem Bischof Vasilij Rodzjanko von der Orthodoxen Kirche in Amerika, der wenige Tage später verstarb.
p Am Montag, den 31. August / 13. September, reiste Erzbischof Mark und Erzbischof Hilarion mit der Wundertätigen Ikone von der Wurzel von Kursk, die bei den Feierlichkeiten zugegen war, im Auto mit Gemeindemitgliedern nach New York, um dort an den Sitzungen des Bischofssynods teilzunehmen.
Die Synodalsitzungen wurden wie gewöhnlich vom Vorsitzenden des Synods, Metropolit Vitaly, geleitet. Daneben nahmen teil die Erzbischöfe Antonij, Laurus, Mark und Hilarion und Bischof Gabriel, sowie als außerordentliche Teilnehmer die Bischöfe Barnabas, Kyrill und Michail. Nach Beendigung der Synodalsitzungen flog Erzbischof Mark am Donnerstag, den 3. / 16. September abends aus New York nach Frankfurt.
p Am Freitag, den 4. / 17. September traf er in Wiesbaden in Begleitung von Abt Agapit ein, der ihn mittags vom Flughafen abholte. Hier hatte er am Nachmittag eine Reihe von Begegnungen, die vor seiner Reise nach Amerika vereinbart worden waren, und am Abend leitete er die Vigil zum Patronatsfest der Wiesbadener Kirche, die der hl. Elisabeth, der Mutter des hl. Johannes des Täufers, geweiht ist. Die Vigil zelebrierte Priester Slawomir Iwaniuk mit Diakon Viktor Zozoulja. Zur Litija trat Erzbischof Mark mit Erzpriester Dimitrij Ignatiew aus Frankfurt, Abt Agapit und den genannten Geistlichen hinaus. Ebenso vollzogen alle den Polyeleon mit der Lesung des Evangeliums und beschlossen die Vigil. Am folgenden Morgen, Sonnabend d. 5./18. September, fand um 9:30 der Empfang des Bischofs statt. Mit Erzbischof Mark konzelebrierten alle erwähnten Geistlichen sowie der aus Kassel angereiste Priester Slavcho Panev und Protodiakon Georgij Kobro. Nach der Liturgie fand traditionsgemäß ein Moleben mit Prozession um die Kirche statt. Nach der Rückkehr in das Gotteshaus überreichte Erzbischof Mark dem langjährigen Gemeindemitglied, Prof. Nikolaj Stuloff, eine Segensurkunde vom Bischofssynod, in der seine 70-jährige Wirksamkeit in unserer Kirche als Altardiener, Leser und Hypodiakon vermerkt wurde. Die Schwesternschaft hatte im Freien vor dem Pfarrhaus einen reichen Tisch gerichtet; während der Mahlzeit hatten alle Gelegenheit zu ausgiebigen Gesprächen.
p Am Sonnabend abends war Erzbischof Mark bei der Vigil in der Allerheiligen-Kirche in Bad Homburg zugegen. Er las das Evangelium und beschloß den Gottesdienst mit der Großen Doxologie. Den Gottesdienst zelebrierten der Gemeindevorsteher, Erzpriester Dimitrij Ignatiew, und Protodiakon Georgij Kobro, dessen Söhne den Altardienst mit gewohnter Perfektion versahen. Ebenso nahm Abt Agapit teil. Am Sonntag, den 6. / 19. September, erwartete man zur Feier des 100. Jubiläums der Kirche eine große Zahl von Gläubigen und Besuchern. Deshalb wurde vor der Kirche ein großes Zelt aufgebaut, in welchem der Gottesdienst stattfand und durch welches man dennoch die offene Kirche und deren Altarraum sehen konnte. Mit Erzbischof Mark konzelebrierten Erzpriester Dimitrij Ignatiew, Abt Agapit, Priester Sergij Manoschkin aus Mannheim, Priester Slavcho Panev, Pr. Ioann Grintschuk, Protodiakon Georgij Kobro und Diakon Viktor Zozoulja. Nach der Liturgie fand ein Gebetsgottesdienst mit Prozession um die Kirche statt. Schließlich wurde in der Kirche selbst den Anwesenden ein “Auf viele Jahre” gesungen, den verstorbenen Geistlichen und Gemeindemitgliedern “Ewiges Gedenken”, Erzbischof Mark reichte das Antidoron, ein Priester reichte das Kreuz, während ein anderer die Gläubigen mit Weihwasser besprenkelte. Danach begaben sich alle Anwesenden in den nahegelegenen Golfklub zu einem Empfang. Erzbischof Mark begrüßte und beglückwünschte den Vorsteher der Gemeinde und den früheren sowie den jetzigen Bürgermeister der Stadt Bad Homburg und dankte ihnen für ihre Sorge für das 100-jährige Gotteshaus. Danach sprachen der Oberbürgermeister und Vertreter der Stadt. Nach dem Essen sprach Erzbischof Mark seinen besonderen Dank der Pfarrersgattin, Monika Gräfin Ignatiew, sowie der Chorleiterin und allen, die zum Gelingen dieses 100. Jubiläums der Bad Homburge Kirche beigetragen hatten.
Aus selbigen Anlaß eröffnete Erzbischof Mark zwei Tage später am Dienstag abends eine Photo-Ausstellung. Bei der Ausstellungseröffnung im Kurhaus der Stadt war der Oberbürgermeister und Vertreter der städtischen Gremien anwesend. Die sehr interessante Ausstellung, die die Periode von der Grundsteinlegung der Kirche bis in unsere Tage beleuchtet, hatte Frau Olga Schaller von der Frankfurter/ Bad Homburger Gemeinde in Zusammenarbeit mit Abt Agapit zusammengetragen. Hierbei wurde das moderne Medium voll ausgenutzt um die historischen aber kleinen Fotografien großflächig zur Geltung zu bringen. Dabei kamen Details zur Vorschein, die dem Betrachter die vergangene Epoche nahebrachten. Frau Schaller lud die Besucher in ihrer Einführung zur Ausstellung ein, auf die Details zu achten, wie etwa die aufmerksamen Gesichter der Homburger Gesellschaft zur Grundsteinlegung oder die Ausschmückung des Festpavillions. Ein kleiner Teil der Bilder sind auch in diesem Boten zur Geschichte der Bad Homburger Kirche zu sehen.
p Am Montag, den 7. / 20. September, zelebrierte Erzbischof Mark die Vigil zum Fest der Geburt der Allerheiligsten Gottesgebärerin in der Kathedralkirche in München. Ihm konzelebrierten Erzpriester Nikolaj Artemoff, Priester Georg Seide und Protodiakon Georgij Kobro. Am folgenden Tag reiste der Bischof in den frühen Morgenstunden nach Nürnberg, um dort die Liturgie in der diesem Feiertag geweihten Gemeinde zu feiern. Hier konzelebrierten ihm der Vorsteher der Nürnberger Serbischen Orthodoxen Gemeinde, Erzpriester Dusan Kolundzic, und der Vorsteher unserer Gemeinde, Priester Evgenij Skopinzew, sowie der aus München mit angereiste Mönchsdiakon Evfimij. Nach Beendigung der Liturgie wurde ein Gebetsgottesdienst an die Allerheiligste Gottesgebärerin zelebriert, wonach die Gemeindemitglieder zu einem Mittagsmahl einluden. Ungeachtet des Werktags hatte sich eine beachtliche Schar von Gläubigen versammelt. Beim Mittagsmahl dankte Erzbischof Mark dem Gemeindevorsteher, Vater Evgenij und seiner Familie für dessen unermüdliche Arbeit im Weinberg des Herrn und drückte Vater Dusan unser aller Mitgefühl für das schrecklichen Prüfungen ausgesetzte serbische orthodoxe Volk aus.
p Am Freitag, den 8. Oktober, reiste Erzbischof Mark morgens nach Bad Kissingen. Dort zelebrierte er die Göttliche Liturgie aus Anlaß des Patronatsfestes der Kirche des hl. Sergij von Radonesch gemeinsam mit der Vorsteher der Gemeinde, Priester Ioann Tscherwinskij, und dem mit dem Bischof aus München angereisten Diakon Boris Zdrobeou. Die Gebetsstimmung wurde besonders durch den Gesang des Sretenije-Chores aus Moskau gehoben. Angesichts des Werktags war die Kirche leider nur schwach besucht. Nach der Liturgie versammelten sich die wenigen Gläubigen im Saal zu einem Festmahl.
p Nachmittags reiste Erzbischof Mark weiter nach Wiesbaden. Hier zelebrierte am Abend der aus Brüssel zu Gast weilende Priester Stefan Weerts mit Diakon Boris die Vigil zum Fest des hl. Johannes des Theologen. Am Sonnabend zelebrierte Erzbischof Mark mit den beiden Geistlichen die Göttliche Liturgie, zu der sich trotz der frühen Stunde eine Reihe von Gläubigen versammelte. Gegen Mittag reiste Erzbischof Mark mit Diakon Boris weiter nach Hannover. Am späten Nachmittag besuchte er hier den Abt Maxim (Prodanovic) in der serbischen Kirche. Sodann nahm er an der Vigil in unserer Gemeinde zur Geburt des Herrn teil und verlas das Evangelium. Nach ausgiebigen Gesprächen über Themen des Gemeindelebens mit Priester Seraphim Korff am abend dieses Tages zelebrierte der Erzbischof am Sonntag, den 10. Oktober, die Göttliche Liturgie in der stark überfüllten Kirche der Hannoverschen Gemeinde. In der dritten Stunde weihte Erzbischof Mark zwei Kandidaten aus der Gemeinde zu Lektoren, und während des Kleinen Einzugs in der Liturgie erhob er mit dem Segen des Bischofssynods Priester Seraphim Korff in den Stand eines Erzpriesters. Abt Maxim war bei der Liturgie zugegen und empfing die Heiligen Gaben. Nach der Liturgie sprach Erzbischof Mark seine tiefen Dank an Vater Seraphim für dessen aufopfernde Tätigkeit in der seelsorgerlichen Betreuung unserer Gemeinde in Hannover aus, die er neben seiner weltlichen Arbeit zu bewältigen hat. Ebenso dankte er auch Vater Seraphims Ehefrau für ihre stetige Unterstützung des Wirkens ihres Mannes. In seiner Ansprache während des Mittagsmahls hob Erzbischof Mark die Notwendigkeit eines größeren Raums für die Gottesdienste hervor und beglückwünschte die Gemeinde zu ihrem hervorragenden Chor. Kurz vor der Abreise des Bischofs traf Priester Stefan Urbanowicz mit seiner Familie ein; er hatte am Morgen in Salzgitter zelebriert. So konnte Vater Seraphim und die Gemeinde auch ihren neuen Nachbarn im Gemeindeleben begrüßen.
Bote 1999-5
Unsere Klöster im Heiligen Land
Erzählen Sie bitte über die klösterlichen Gehorsamspflichten
Der Pflichten sind viele und sehr vielfältige. Beginnen wir mit der Kirche. Wir haben zwei Küsterinnen, sie wechseln sich wochenweise ab. Sie leisten im Altarraum Dienst und halten ihn in Ordnung. Dann gibt es eine Kirchendienerin, welche die Kirche putzt und die Öllampen anzündet, eine Nonne für den Kerzenstand, die die Kerzen verkauft und die Kerzenstummel einsammelt, dann die Ekklesiarin, die Chorleiterin, Sängerinnen, Leserinnen. Wir pflegen den Antiphon-Gesang mit zwei Chören an Festtagen, während an Werktagen zwei bis drei Schwestern singen. Und noch eine Kirchenpflicht: das Backen der Prosphoren. Ein wichtiger Dienst ist auch der in der Sakristei – wir haben eine reich ausgestattete Sakristei, dort wird geflickt, gewaschen und gebügelt, sowie angekleidet. Und die Glöcknerinnen: drei Schichten von je zwei Glöcknerinnen in der Woche. Eine muß von unten die große Glocke in Schwung bringen, und eine andere oben alle kleinen. Aber solch ein feierliches Glockengeläute gibt es nur an den Festtagen, an den Werktagen läuten wir nur eine Glocke. Der Glockenturm ist sehr hoch, 64 m, und bei schlechtem Wetter ist es dort kalt. Auch in der Trapeza gibt es viele Pflichten: die für das Refektorium Zuständigen haben ihre festgelegten Tage, jede Woche ein oder zwei, sie arbeiten zu zweit: eine gibt das Essen aus und räumt auf, die andere spült das Geschirr. Andere kochen: drei Schichten von je zwei Schwestern, eine Köchin und eine Gehilfin. Und es gibt noch eine Schwester, die immer in der Küche hilft und auch im Gästehaus arbeitet. Wir haben zwei Mahlzeiten am Tag: Morgens das Frühstück nach der Liturgie und um ein Uhr das Mittagessen, während das Abendessen in den Zellen eingenommen wird, weil es besonders winters schwierig ist, die Schwestern zu versammeln: Das Refektorium ist weit entfernt, den Alten fällt es schwer und es ist kalt. Sie verlassen ein wenig früher, noch in der Dämmerung die Kirche – das Gelände ist bei uns groß, sie müssen noch zu ihren Zellen gehen, deshalb nehmen sie vom Mittag das Essen für den Abend mit.
In manchen Frauenklöstern wird wegen der schwächeren Konstitution der Frauen eine Lockerung in der Regel gemacht, beispielsweise ist am Mittwoch und Freitag Öl gestattet. Wie wird das im Ölbergkloster gehandhabt?
Mittwochs und freitags ist der Speisetisch ohne Öl, bei Polyeleion und großen Festen ist Öl gestattet, alles streng nach den kirchlichen Statuten. Wir haben hier viele Früchte und Gemüse, während es mit den Milchprodukten schlechter als in Europa steht… es gibt kein Gras, die Kühe geben keine gute Milch. Hier war das Essen früher sehr karg. Ich bestehe darauf, daß es täglich Obst und daß es nahrhaftes Essen gibt, damit die Schwestern nicht hungrig aus der Trapeza gehen. Außerdem werden den Schwestern noch zwei Brote in der Woche ausgegeben, und die Geistliche Mission gibt jeder Schwester 25 $ im Monat für irgendwelche notwendigen Dinge.
Wir haben eine Goldstickerei, wo ein Dutzend Schwestern arbeiten, eine Ikonenmalwerkstatt mit drei Ikonenmalerinnen, es gibt außerdem den Dienst in dem Souvenirladen, dem Gästehaus, wo zwei oder drei Schwestern sich um die Pilger kümmern, es gibt die Zellendienerinnen (ich habe zwei in dem Äbtissinenhaus und eine ist bei Vater Nektarij). Und dann die Gemeinschaftsarbeit: das Sammeln der Oliven. Alle anderen Arbeiten werden ausgesetzt, nur eine kleine Gruppe bleibt zum Dienst in der Kirche, um dort zu singen, zu lesen und das Weihrauchgefäß zu reichen. Alle übrigen gehen zur Olivenernte. Die jungen Nonnen sind auf den Bäumen und unter den Bäumen, während die älteren sich im Refektorium mit dem Aussortieren der Oliven beschäftigen: die einen Oliven zum Einsalzen, die anderen zur Ölgewinnung. Wir salzen selber ein, während wir den Rest zur Ölmühle bringen.
Es gibt noch einen allgemeinen Gehorsamsdienst: die Kerzen. Wir machen sie von Hand, etwa zwei Mal im Jahr. Dafür lassen wir uach die anderen Arbeiten liegen und widmen uns von 5.30 morgens bis 7 Uhr abends der Kerzenherstellung.
Gibt es von den eigenen Bäumen genügend Ernte, um den Bedarf des Klosters an Öl zu decken?
Ja, es reicht für alles. In diesem Jahr mag es vielleicht weniger sein, weil unsere Olivenbäume erkrankten. Aber wir behandelten sie und wir hoffen, daß sie sich erholen. Besonders jedes zweite Jahr geben die Ölbäume eine gute Ernte. Der Ertrag reicht sowohl für den Speisetisch als auch für die Kirche. Bei uns werden die Öllampen nur mit Ölivenöl gerichtet. Und in der Küche verwenden wir das rohe Öl zum Essen, für Salate usw., während wir mit Sonnenblumen- oder Maisöl kochen, das Ölivenöl ist etwas zu schwer...
Auf dem Klostergelände sind herrliche Blumenbeete und Rabatten. Wer besorgt die Gartenarbeit?
Auch unsere Schwestern, das ist auch eine ihrer Pflichten. Für die schweren Arbeiten haben wir Gott-sei-Dank den aufrichtigen Knecht Gottes Vater Zosima, der schon etwas ältere Vater Serafim hilft auch: Sie graben um und bringen unsere Zisternen in Ordnung. Wir haben 16 Zisternen, aber seit eine Wasserleitung gelegt wurde, sind sie aufgegeben worden. Wir beschlossen in diesem Jahr, sie zu säubern und auszubessern. Zwei haben sie schon in Ordnung gebracht, jetzt beginnen wir mit der dritten. Wir werden dort Regenwasser sammeln, wenn der Herr Regen schickt, und wenn nicht, füllen wir sie mit Leitungswasser auf. Wasser ist nämlich hier ein großes Problem. In den Dörfern gibt es manchmal nur einmal in der Woche Wasser. Und noch ein Gehorsamsdienst: die Pförtnerin. Tagsüber steht ein Mann, ein Araber, bei uns an der Pforte, das ist nötig so, weil er uns vor den seinigen schützen muß. Aber nachts ist eine Schwester an der Pforte, die dort auch ihre Zelle hat.
Wir haben auch eine Krankenstation. Jetzt schlossen wir sie vorübergehend: eine Schwester, die dort lag, starb, und derzeit gibt es Gott-sei-Dank keine Kranken. Eine der vor kurzem hier eingetretenen Schwestern ist Ärztin, sie kümmert sich nun um diese Krankenstation, sie fährt auch Auto und liest schon in der Kirche. Außer der Chefin gibt es in der Krankenstation drei Schichten im wöchentlichen Wechsel. Sie kommen morgens, um die Kranken zu waschen und die Station aufzuräumen. Sie ist ziemlich geräumig, zwei große Zimmer, es gibt Zentralheizung, es gibt Komfort.
Eine Schwester geht zur Post und macht Besorgungen – zu Fuß, denn es ist nicht weit. Ich muß auch ausgehen, im Großhandel Fisch usw. kaufen, den kaufen wir nämlich bei den Juden, und dort muß man Englisch sprechen. Die Haushälterin kauft das Gemüse ein. Wir haben ein Auto, einen VW Golf. Michprodukte kaufen wir im Großhandel von der Molkerei. Früher waren einmal Kühe im Kloster, jetzt nicht mehr. Es gibt nur noch einige Hühner und einen Hahn, nicht so sehr der Eier wegen, sondern um ein bißchen Kleinvieh zu halten. Wir haben einen Hund, einen jungen Hund lokaler kanaanäischer Rasse, eine Mischung mit Schäferhund, wir fanden ihn hier einen Monat alt. Ein Hund ist unbedingt nötig, das ist das einzige, wovor die Araber Angst haben, vor Menschen fürchten sie sich nicht.
Woher bekommt das Kloster hauptsächlich sein Einkommen?
In erster Linie von Spenden. Der Herr sorgt für uns, und ich staune einfach, wie die Leute uns nicht vergessen. Natürlich sticken wir auch, wir verkaufen unsere Erzeugnisse, wir malen Ikonen, wir nähen liturgische Gewänder, aber davon könnten wir nicht leben. Die Grundlage sind die Spenden, und manchmal hinterläßt uns auch mal jemand eine Erbschaft. Hier gibt es eine unglaubliche Menge von Arbeiten. Ich übernahm das Kloster in einem äußerst schwierigen Zustand. Seitdem haben wir nichts als die Mauern gebaut und geflickt – für nicht weniger als 80-90.000 $. Hier ist alles sehr teuer. Lange Zeit gab es im Kloster keinen elektrischen Strom, und erst die entschlafene Matuska Tamara führte ihn ein. Aber jetzt gibt es Kühlschränke, Bügelmaschinen und allerlei Motoren. Die Stromleitungen waren nicht geerdet. Wir saßen wie auf einer Bombe! Und da fing es auch während der Großen Fastenzeit in einem Elektrokasten an zu brennen. Und dann mußte die Erdung gemacht werden. Diese Arbeit ist noch nicht ganz abgeschlossen, wir fingen mit dem Gästehaus an, damit vor allem die Gäste des Klosters sicher sind. Wir beginnen nun auch, eine neue Kanalisation einzurichten, und das wird auch über 40.000 $ kosten.
Woher kommen die meisten Spenden?
Aus San Francisco und aus anderen Städten Amerikas und aus Australien. Als die Grenzen geöffnet wurden und die Pilger anzureisen begannen, gab es auch Spenden aus Rußland. Sie kamen mit dem Schiff aus Rußland, 500-600 Leute an Bord. Wenn sie im Kloster waren, stieg der Erlös im Kiosk bis auf 3.000 $. Aber das hat jetzt aufgehört, denn dort ist das Leben auch sehr schwer geworden. Das Geld reicht oft nicht. Es kam schon vor, daß wir nichts mehr hatten, um Brot für die Schwestern zu kaufen. Aber der Herr läßt uns nicht im Stich.
Wir leben die ganze Zeit unter der Drohung eines Anschlages auf unser Kloster seitens des MP. Diese Gefahr bestand in der Vergangenheit, sie ist immer noch da und wird auch bleiben. Das fing an, als sie hier nach dem 2. Weltkrieg erschienen, und seitdem hält das an – so in Wellen. Ich lebe 24 Jahre hier (im Heiligen Land), und diese ganze Zeit über gab es keine Ruhe. Jetzt steht die Regierung hinter dem MP, die versucht sich durch das MP unserer Köster zu bemächtigen. Manche meinen daher, daß es keinen Sinn habe, irgendwelche teuren Verbesserungen vorzunehmen. Aber unsere Vorgängerinnen bewahrten diese Heiligtümer über 100 Jahre und wir müssen das Kloster jenen weitergeben, die hier nach uns leben werden, weil wir nicht einfach dasitzen und die Hände in den Schoß legen dürfen. Was in Hebron passierte, das ist äußerste Gesetzwidrigkeit. Wir hoffen, daß so etwas in Jerusalem nicht möglich ist. Aber auf dem Ölberg leben ja nur Araber, und das kann auch Palästina werden...
Wie gestaltet sich die Beziehung zu den Arabern?
Die offiziellen Beziehungen sind normal. Aber die Nachbarschaft bei uns ist schlecht. Die Araber vom Ölberg sind meiner Meinung nach die allerschlechtesten Moslems in ganz Palästina – sie sind durch den Einfluß der großen Stadt verdorben, sie trinken, nehmen Drogen, ganz zu schweigen von dem Weiteren. Sie stehlen alles, was nicht niet- und nagelfest ist. Ich brauchte ein ganzes Jahr, um zu erreichen, daß keiner dieser Nachbarn durch unser Klostergelände wie durch einen Hof marschiert. Das kostete mir fast das Leben – mit einem großen Küchenmesser ging einer auf mich los. Dieser Araber schlug mich auf den Rücken, aber ich sagte zu ihm: “Du als Moslem hast nicht einmal das Recht eine Frau anzublicken, und du holst gar noch mit der Hand aus. Außerdem gingst du mit dem Messer auf mich los, das ist ein Anschlag auf mein Leben. Weißt du, was dich das kosten wird?” Dann bekam er Angst und rannte weg. Das ist auch der Grund, warum das Bauen so teuer ist: Wir bauen tagsüber die Mauern, und sie brechen sie nachts wieder ab.
In jedem Kloster wird die Erinnerung an diejenigen, die früher da lebten und kämpften, gepflegt, was den heute Lebenden hilft. Bitte erzählen Sie ein wenig über die geistlichen Streiterinnen vom Ölbergkloster!
Da ich weniger als zwei Jahre hier bin, bin ich mit dem Leben der Asketinnen vom Ölbergkloster nur wenig vertraut. Ich erinnere mich nur an Mutter Vera, die noch zur Zeit der Türkenherrschaft hierher kam und mit 111 Jahren starb. Sie erzählte, daß sie als Siebzigjährige Zellendienerin irgendeines geistlichen Vaters wurde. Sie war wie Feuer. Als ich ankam, war sie etwa 100 Jahre alt. Und ihre Routine war: Jeden Samstag ging sie zum Grab des Herrn und verbrachte dort den ganzen Abend, die ganze Nacht, und kommunizierte, und am Morgen ging sie zu Fuß zum Grab der Gottesmutter und dann kam sie hier zum Ölberg zurück. In Hitze und Kälte, im Winter und Sommer – immer. Der Küster, ein Grieche, trug ihr Kissen, und sie setzte sich in einer Ecke nieder, um ein wenig nach der Kommunion auszuruhen. Ich erinnere mich, wie sie mit 100 Jahren noch zum Sinai fuhr, sie hatte viel Kraft.
Als es nicht genügend Zellen hier gab, denn es waren so viele Schwestern, über 100, begehrte eine Frau Aufnahme in das Kloster, aber sie wurde abgewiesen, weil kein Platz mehr da war. Sie sagte: Dann werde ich mir selber eine Zelle bauen. Und sie sammelte lauter leere Konservendosen, füllte sie mit Erde und baute sich eine Zelle daraus. Ich fand noch die Ruinen dieses Unterstandes vor. Das war eine Frau, die sich der Askese hingeben wollte.
Matu¡ska Moiseja, was wünschen Sie unseren Lesern, den Monastischen wie den in der Welt Lebenden?
Ich möchte allen danken, die unser Kloster nicht vergessen. Von alters her half das russische Volk den Klöstern, und bis zum heutigen Tag, bereits in der vierten und fünften Emigrationsgeneration existieren unsere Klöster nun schon dank der Spendenfreudigkeit der Gläubigen.
Und allen kann man nur wünschen, daß sie Gott begegnen und gerettet werden. Wir wählten dieses Leben aus, diesen Weg als für uns geeigneter. Wenn wir in der Welt lebten oder irgendwo in der Einsamkeit, dann würden wir es nicht mit solchen Versuchungen zu tun haben, wie es sie in den koinobitischen Klöstern gibt. Hier feilen wir uns ab, hier lernen wir, wie man sich benehmen muß, wenn die Anfechtung kommt, und wir lernen uns selbst kennen, unsere Schwächen und wir versuchen, uns mit Gottes Hilfe zu bessern.
Ich denke, daß nur sehr wenige Leute ein spirituelles Leben leben, und nur sehr wenige tatsächlich gläubig sind. Viele sind eben Kirchen-Gläubige, die ziemlich nachlässig am Sonntag ihre “Pflicht” erfüllen. Sie wissen nicht, daß man, um den Geist zu erwerben, sein Blut hergeben muß. Und kaum jemand kennt Gott. Gott ist überall und immerdar, aber der Mensch möchte Ihn einfach nicht treffen. Und sobald der Mensch umkehrt und Gott erkennt, fühlt er schon einen Vorgeschmack des Paradieses. Und dann beginnt er Ihn zu suchen, und der Herr läßt manchmal eine Erkaltung zu, damit der Mensch Ihn noch inniger und unablässiger suche... Es gibt nichts Süßeres, als in Gemeinschaft mit Gott zu sein. Starez Amvrosij von Optina sagte, daß, wenn die Menschen wüßten, wieviel Anfechtungen und Kummer es im Kloster gibt, die Klöster leer wären. Und wenn sie wüßten, welche Freude im Kloster ist... Diese geistlichen Freuden kann man ja mit nichts vergleichen – weder mit Reichtum noch mit fleischlicher Liebe, noch mit menschlichem Ruhm, noch mit irgendeinem irdischen Glück. In ihnen liegt unser zukünftiges Leben und unsere ewige Seligkeit.
Matu¡ska Elizaveta, bei weitem nicht alle Leser des Boten waren im Heiligen Land, aber das Leben unserer Klöster dort interessiert alle. Nachdem unsere Kirche so plötzlich des Klosters Hebron und der Eiche von Mamre verlustig ging, ist das Interesse noch gestiegen, die Leute wollen mehr wissen über das Leben und die Sorgen der russischen Klöster in der Heiligen Stadt.
Sie erinnern mich an einen Vorfall: Einmal kamen zwei junge Mädchen mit Kopftüchern an und sprechen: “Zeigen Sie uns bitte das Klosterleben. Wir befinden uns auf einer Studienreise”. Wie soll ich euch das “Klosterleben” in drei Minuten zeigen! Vielleicht könntet Ihr im Verlauf eines Jahres etwas sehen, wenn ihr hier leben würdet...
Matu¡ska Moiseja hat uns schon ziemlich ausführlich über den Gottesdienst in dem Ölbergkloster erzählt. Gibt es in dem Gethsemane Kloster irgendwelche Unterschiede im Vergleich zu der Regel vom Ölberg?
Wir fangen die morgendlichen Gottesdienste eine halbe Stunde früher an als auf dem Ölberg, um 5 Uhr morgens. Zu dieser Stunde versammeln sich alle Schwestern in der Kirche zum Mitternachtsgottesdienst. Nach den Stunden folgt dann die Liturgie. Nach dem Gottesdienst ist eine gemeinsame Mahlzeit, das Frühstück, und nach dem Frühstück kommen die Gehorsamspflichten. Bis zum Mittagessen gehen alle ihrer jeweiligen Arbeit nach. Um 12 Uhr ist das Mittagessen. Nach dem Mittagessen setzen einige Schwestern ihre Gehorsamspflichten fort, während andere ein wenig ruhen. Der abendliche Gottesdienst beginnt um 4.30 Uhr: die neunte Stunde, der Abendgottesdienst, der Spätabendgottesdienst und der Morgengottesdienst mit die erste Stunde. Jeden Freitag wird während des Morgengottesdienstes noch der Akathistos Hymnos an die Gottesmutter gesungen. Wir haben auch vor, mittwochs den Akathistos an die ehrw. Märtyrerin Elizaveta Feodorovna einzuschließen.
Während der Großen Fasten wird der Morgengottesdienst morgens zelebriert. Dann ist es nicht so entsetzlich heiß, und obwohl wir ein wenig früher beginnen, ist der Gottesdienst trotzdem ziemlich spät zu Ende. In der Sommerhitze ist es einfach unmöglich, die langen Morgengottesdienste und die Arbeit zusammenzulegen. Abgesehen davon haben wir viele Gemeindeglieder.
Was für Leute sind das?
Der Regel nach sind es getaufte Juden aus Rußland oder einfach Russen, die hier wohnen. Es kommen auch orthodoxe Araber und orthodoxe Amerikaner, viele finden den Weg hierher. Oft wollen Leute, die im Heiligen Land weilen, den Gottesdienst besuchen, zur Kommunion gehen und sie wählen dafür einen ihnen passenden Tag aus. Als Gemeindeglieder bezeichne ich jene Leute, die ständig kommen, einige schon viele Jahre lang. Viele von ihnen haben ihren geistlichen Vater hier, einen unserer Priester.
Es gibt verschiedene Arten von Klosterstatuten, welcher steht die Satzung Ihres Klosters am nächsten?
Das Gethsemane Kloster ist rein koinobitisch. Bei uns ist das Leben bescheiden, die Zellen sind klein, es gibt auch ganz winzige, wo nur ein Bett und ein kleiner Nachttisch hineinpassen. Zwei Nonnen wohnen so bei uns. Aber sie sind glücklich dabei, weil sie im Kloster leben möchten. Die Schwestern arbeiten nicht für sich, sondern alle geben ihre Zeit ganz dem Kloster. Wir haben eine gemeinsame Trapeza, die Schwestern bekommen ihre Kleidung und alles Notwendige vom Kloster.
Gibt es bei Ihnen Epitimien für die Verletzung der Klosterregel, nicht die, welche der geistliche Vater für irgendwelche geistlichen Versäumnisse auferlegt, sondern jene rein disziplinären Charakters?
Es gibt keine festgelegte Bestrafungsskala, alles hängt von der jeweiligen Person und der jeweiligen Übertretung ab.
Haben die Schwestern einen ständigen geistlichen Vater? Wer zelebriert im Kloster?
Viele Jahre lang war der geistliche Vater des Klosters Archimandrit Nektarij, der in diesem Jahr 95 wird. Er zelebriert nicht mehr, nimmt jedeoch den Schwestern und Gemeindegliedern noch die Beichte ab. Bei uns zelebriert nun Priestermönch Johannes, der auch den englisch-sprechenden Schwestern die Beichte abnimmt. Im Allgemeinen herrscht bei uns ein großer Mangel an Priestern für die Gottesdienste.
Lernen jene Schwestern, die Russisch nicht beherrschen und nicht im Chor singen, auch Kirchenslawisch?
Sie finden es leichter, dem Gottesdienst in ihrer Muttersprache dem Buch nach zu folgen: auf Arabisch, auf Englisch oder auf Rumänisch. Bei uns gibt es Unterrichtsstunden für gesprochenes Englisch und für Russisch. Es gibt keine Stunden für Kirchenslawisch, nicht weil das etwa nicht erforderlich wäre, sondern weil es schwierig ist, es auf das richtige Niveau zu bringen. Die Schwestern lernen auf Kirchenslawisch lesen und singen, aber schwieriger ist es mit dem Verstehen - wir wissen ja, daß bei weitem nicht alle, die Russisch können, auch Kirchenslawisch verstehen.
Wieviele Nonnen leben im Kloster? Von woher sind sie gebürtig, was ist ihr durchschnittliches Alter?
Im Kloster gibt es jetzt 30 Insassinnen. Zwei sind aus Australien (früher waren es viel mehr Australierinnen). Annähernd ein Drittel sind Araberinnen, ein Drittel aus Amerika und der Rest sind Russinnen aus Rußland und aus der Diaspora, Rumäninnen usw. Im Kloster werden drei Sprachen gesprochen: Russisch, Englisch und Arabisch. Einige Schwestern sprechen überhaupt kein Russisch, aber Englisch sprechen fast alle. Die allerjüngste Novizin ist 17 Jahre alt, die älteste Nonne bereits um die achtzig. Das mittlere Alter der Schwestern ist 40 und ein wenig darüber. Die älteste ist Mutter Feodora, sie ist die Kirchendienerin. Eine der ältesten Schwestern, Mutter Justina, eine Rumänin, hat einen besonderen Gehorsamsdienst: Sie betet für alle und besucht die verschiedenen Klöster in der Stadt. Wenn in irgendeinem Kloster Patronatsfest ist, dann begibt sie sich auf jeden Fall zu Fuß dorthin, sie geht früh morgens weg und kehrt spät abends zurück.
Gehen auch andere Schwestern in die griechischen Kirchen?
Ja, das ist hier so Tradition. Nicht weit, unterhalb von uns ist beispielsweise das Kloster des Hl. Onuphrios, wir gehen als Nachbarn zu dem Patrozinium dorthin. Hier im Heiligen Land bemühen sich alle, so oft wie möglich zum Grab der Herrn zu gehen und dort die Kommunion zu empfangen. Zum Heiligen Grab gehen sie am Samstag Abend, wenn es für alle offen ist. Wenn jemand einen Gehorsamsdienst, beispielsweise in der Küche hat, dann bedeutet dies, daß man am Sonntag früh morgens mit der Arbeit beginnen muß, weil das Frühstück und das Mittagessen am Sonntag zusammenfallen, während der Gottesdienst um 7 Uhr morgens beginnt, damit auch die Gemeindeglieder von weit her kommen können. Deshalb können die in der Küche Diensttuenden sonntags nicht beim Gottesdienst sein, aber sie bemühen sich nachts zum Grab zu gehen, um dort zu kommunizieren.
In Gethsemane haben wir hier ein großes Fest zur Entschlafung. Viele Araber kommen zu diesem Fest. Früher vor all diesen politischen Wirren kamen sie aus Nazareth, aus Bethlehem angereist und gleich hier unter den Olivenbäumen stellten sie ihre Zelte auf und schmausten die ganze Woche. Dem europäischen Auge erscheint das alles sehr ungewohnt. Ähnlich geht es bei der Verklärung auf dem Tabor zu. Dort wird im griechischen Kloster die festliche Nachtwache – tatsächlich die ganze Nacht – zelebriert, aber kaum jemand interessiert sich für den Gottesdienst. Alle Araber der Umgebung kommen zusammen, mit Autos, mit Sesseln, mit Matratzen, mit Kochern, mit ihrem ganzen Haushalt, sie breiten Teppiche aus, jede Familie hat ein halbes Dutzend Kinder, auch die Großmütter und Großväter sind dabei; da wird Fleisch gebraten, arabische Musik dröhnt, sie trommeln und tanzen, während der Gottesdienst in der Kirche so vor sich dahingeht.... Etwa um 3-4 Uhr morgens, wenn der Gottesdienst endet, dann wissen schon alle, was jetzt passiert. Der schwarze Himmel, die Sterne, alle schauen, sind gespannt – da erscheinen plötzlich Wolken! Eine Wolke zieht vorüber und plötzlich ein Wetterleuchten aus ihr! Eine zweite kommt und wieder ein Blitzen! Es heißt, daß an diesem Tag die Gnade des Tabors auf diese heilige Stätte niedergeht.
Und an Ostern gehen wir alle am Samstag zu dem Osterfeuer. Um ein Uhr mittags versammeln sich alle beim Grab des Herrn, vor der Kirche, auf dem Platz und alle Gassen in der Nähe sind voller Volks. Die Araber schwingen riesige Messer, sie schlagen Trommeln, schreien, singen... Das ist eben Orient...
Uns Pilgern gibt man im Kloster leckere Speisen. Aber was essen die Schwestern gewöhnlich?
Die Pilger bekommen dasselbe wie die Schwestern zu essen, in der Fastenzeit hauptsächlich Gemüse und Obst, nichts Besonderes, aber alle sagen, daß es sehr schmackhaft ist. Vielleicht deshalb, weil die Schestern in der Küche alles mit Gebet zubereiten und ihre Arbeit lieben. Mutter Varnava bäckt selber Brot, was mit dem gekauften Brot nicht zu vergleichen ist. Gewöhnlicherweise gibt es dreimal täglich einen Speisetisch: Frühstück, Mittag- und Abendessen, nur an Sonn- und Feiertagen fallen das Frühstück und das Mittagessen, wie ich schon sagte, zusammen. In der ersten Woche der Großen Fastenzeit gibt es keinen Speisetisch, nur nach der ersten Liturgie gibt es Suppe. Montag, Mittwoch und Freitag sind Fastentage, es wird ohne Öl gekocht. Manchmal essen wir Fisch. In dem Apostelfasten, beispielsweise, wie vorgeschrieben, an Samstagen und Sonntagen.
Wie steht es mit Milchprodukten für das Essen – es gibt doch kein Gras, wo weiden dann die Kühe?
Hierzulande werden sie nicht geweidet, sie leben im Stall wie die Hühner. Milchprodukte kaufen wir im Großhandel ein.
Welche besonderen Gehorsamspflichten gibt es im Kloster?
In der Kirche: im Chor und die Küsterin; in der Trapeza: der Küchendienst und das Prosphorenbacken; Nähen, Sticken (die Schwestern machen hauptsächlich Plattstickerei für liturgische Gewänder und Souvenirs für den Kiosk), sie malen Ikonen, führen das Gästehaus (das ist bei uns sehr bescheiden – ein paar Zimmerchen mit Betten), sie arbeiten im Garten (fast jeder Schwester ist ein Stückchen Garten zugeteilt, für das sie zuständig ist). Im Sommer muß man den Garten oft gießen und das Wasser ist teuer. Wir haben Zisternen, aber fast alle müssen ausgebessert werden. Gott-sei-Dank leben wir in einem Teil Jerusalems, in dem kein Wassermangel herrscht. Hier gibt es viele Hotels, viele Touristen, und die Stadtverwaltung kann nicht einfach das Wasser abstellen, wie sie es in den arabischen Dörfern tun.
Die Kirche, die Trapeza und das übrige – das sind alles die üblichen Gehorsamsdienste wie in jedem Kloster. Besonders ist bei uns die Schule für die Mädchen in Bethanien, wo der heilige, rechtschaffene Lazarus mit seinen Schwestern Martha und Maria lebte. Diese Schule besteht seit der Gründung des Klosters. Dort dienen nun zwei Schwestern: ebenfalls Maria und Martha mit Namen. In der Schule sind 320 Schülerinnen, von denen leider nur sieben orthodox sind, die übrigen moslemisch. In letzter Zeit sind die russisch-sprachigen, getauften Juden bemüht, ihre Töchter in die Schule von Bethanien zu schicken. In der Schule gibt es 12 Klassen, der Unterricht erfolgt auf Englisch, einige Mädchen sind dort Internatsschülerinnen.
Sicher gibt es in Ihrem Kloster auch ärgerliche Einbrüche der Außenwelt, die das Klosterleben schwierig machen. Matu¡ska Moiseja klagte beispielsweise, daß die mit Mühe gebauten Mauern wieder niedergerissen werden.
So etwas und ähnliches kommt ständig vor. Nachts klettern sie über die Mauern und stehlen alles, was ihnen unter die Hände kommt. Und nicht nur über die Mauer klettern sie, auch das Schloß am Eingangstor brechen sie auf und schleppen weg, was sie nur können. Sie stahlen beispielsweise die Propangasflaschen. Kaum wechselt man das Schloß, gibt allen neue Schlüssel aus, da muß man es nach einer Woche schon wieder austauschen.
Wovon lebt das Kloster?
Von den Spenden guter Leute. Den größten Teil der Spenden erhalten wir von armen Leuten... Die Leute spenden Geld, damit wir der ihnen Nahestehenden gedenken: für deren Gesundheit oder für deren Seelenruhe. Gott-sei-Dank haben wir auch einen Kiosk, wo wir Souvenirs und verschiedene Handarbeiten der Schwestern verkaufen.
Wie schreitet die Renovierung der Kirche voran?
Gott-sei-Dank vollzog in diesem Jahr am Tag des Schutzfestes der Gottesmutter S.E. Erzbischof Mark von Berlin und Deutschland die feierliche Weihe der goldenen Kreuze und der Kuppel. Dies ist ein großes und freudiges Ereignis für uns alle. Vollständig fertig ist auch die dreijährige Restaurierung der Kirche von außen. Die deutschen Handwerker arbeiteten prächtig unter den oft nicht leichten Bedingungen. Stellen Sie sich vor, den ganzen Tag auf dem Dach unter der sengenden Sommersonne oder im Winterregen zu stehen. Aber sie waren immer fröhlich, höflich und dienstfertig. Sie interessierten sich für unser Leben und legten in ihre Arbeit nicht nur ihre professionelle Fertigkeit, sondern etwas mehr. Ein deutscher Ingenieur arbeitete fast ganz unentgeldlich. Wir sind diesen Leuten sehr dankbar.
Matu¡ska Elizaveta, was würden sie den Gläubigen unserer Diözese und allen Lesern des Boten wünschen?
Ich möchte jenen wünschen, die schon im Heiligen Land waren, daß sie wieder hierher kommen und allen übrigen, daß sie auch einmal hierher kommen und selbst alles mit eigenen Augen sehen – alle diese Stätten, über die sie lesen und hören. Hier, im Garten von Gethsemane, wo unser Kloster sich befindet, betete der Herr so oft mit Seinen Jüngern, hier wurde Er von Judas verraten, hier ist ein Teil jenes Weges erhalten, über den Er in Jerusalem zur Passion und zum Kreuzestod schritt, hier auf dem Gelände unseres Klosters befindet sich ein Stein, auf dem die Allerheiligste Gottesgebärerin dem Apostel Thomas, der zu ihrem Begräbnis zu spät gekommen war, zum Trost ihren Gürtel hinwarf... In unserer Klosterkirche ruhen die Reliquien zweier Neomärtyerinnen, der Fürstin Elizaveta und der Nonne Varvara und werden hier aufbewahrt – oder besser gesagt – sie bewahren uns alle! Die wundertätige Ikone der Muttergottes wurde auf den unmittelbaren Befehl der Allerreinsten Gottesmutter 1939 der damaligen Vorsteherin des Klosters, Äbtissin Maria, von Metropolit Ilija vom Libanon übergeben. Hier unter dem Schutz dieser Heiligtümer erhebt sich jeden Tag das Gebet um die Errettung und Beschützung all unserer Gläubigen, die von den Stürmen des Lebensmeeres umtost werden... Beten auch Sie für uns Sünder!
Bote 1999-5
Pilgerfahrt ins Heilige Land
Pilgerfahrt ins Heilige Land
Vom 14. bis 25. Juni (n.St.) unternahm eine Gruppe von Pilgern aus verschiedenen Städten der Deutschen Diözese unter der Leitung von S.E. Erzbischof Mark von Berlin und Deutschland eine Pilgerfahrt ins Heilige Land. In den letzten Jahren wurden derartige Wallfahrten immer häufiger, so war seit der letzten Reise nicht einmal ein Jahr vergangen. Viele von denen, die im vergangenen Jahr im Heiligen Land waren, beschlossen erneut dorthin zu fahren. 37 Personen waren während dieser 12 unvergeßlichen Tage zu einer “vernunftbegabten” Herde vereint: Russen, Deutsche, Serben, Griechen, Rumänen, die sich verschiedener Sprachen bedienten. Es waren Menschen aller Altersgruppen: von kleinen Kindern bis zu alten Leuten. Und die wunderbare Gnade Gottes ergänzte auf wunderbare Weise alle Mängel - jene, die die Sprache des anderen nicht kannten, verstanden sich, die Älteren waren in jugendlicher Weise munter, die Kinder geduldig wie Erwachsene, und alle, angefangen von dem Hierarchen, der in allem seiner Herde ein Vorbild war, waren durch die Gebete der heiligen Apostel, zu deren Ehren in diesen Tagen die Kirche das Fasten beging, aufmerksam allen gegenüber gemäß dem Worte des Apostels, daß einer den anderen in Liebe ertragen. Das Programm war dermaßen gehaltvoll und intensiv, daß es einfach unmöglich war, es ohne Anstrengung und Geduld durchzustehen. Die Pilger beteten nicht nur in den Heiligtümern Jerusalems und in der Nähe der Heiligen Stadt, sondern sie fuhren durch das ganze Land, vom Toten Meer bis zum See Genezareth und waren überall, wo unser Herr Jesus Christus während Seines irdischen Lebens weilte, lehrte und Wunder wirkte, und wo Seine heiligen Gottgefälligen im Verlaufe der zweitausendjährigen Zeitspanne seit der Verkörperung des Wortes Gottes ihrem geistigen Weg folgten. Gleich am ersten Tag nach der Ankunft, am Dienstag, den 15. Juni, wurde die Gruppe nach der Liturgie im Ölbergkloster von dem Patriarchen von Jerusalem und ganz Palästina, dem Hochseligen Diodoros, empfangen. Der Vorsteher der ältesten Kirche auf Erden war sehr liebenswürdig: Nach dem Austausch von herzlichen Begrüßungsworten mit Erzbischof Mark unterstrich er, daß er sich besonders freut, Vladyka umringt von seinen geistlichen Kindern aus der Deutschen Diözese zu sehen und erteilte den Pilgern seinen Segen zum Besuch aller heiligen Stätten. Von dem Jerusalemer Patriarchat begaben sich die Pilger sofort zur Auferstehungskirche, um ihre Reise mit der Anbetung der wichtigsten Heiligtümer einzuleiten - dem Lebenbringenden Grab und dem Schauer-erweckenden Golgotha. Diesmal wurde Erzbischof Mark von Mönch Filaret aus dem Münchener Kloster des hl. Hiob von Po¡caev begleitet, der sich als Redakteur des Boten darum bemühte, daß für das Photoarchiv der Redaktion die interessantesten Momente der Pilgerfahrt festgehalten wurden.
Bis zum Ende der ersten Woche der Pilgerfahrt war auch Protodiakon Georgij Kobro bei der Gruppe, der nicht nur mit Vladyka und den lokalen Priestern zelebrierte, sondern auch die Predigten Vladykas und die Erläuterungen von Schwester Elizaveta aus dem Ölbergkloster, die als Fremdenführerin fungierte, ins Deutsche übersetzte. Dank der Unterstützung von Vater Georgij und Vater Filaret war der Gesang der diesmal nicht allzu stimmkräftigen Gruppe durchaus würdevoll. Wenn Vladyka wegen Besprechungen mit Regierungsvertretern und Rechtsanwälten über die Angelegenheiten der Russischen Geistlichen Mission abwesend war, wurden die Pilger von dem Mannheimer Priester, Vater Sergij Manoschkin, betreut. Oft begleitete auch der Leiter der Geistlichen Mission, Igumen Aleksij (Biron), die Gruppe, der sich, seit er diese Funktion übernommen hat, zu einem wahren Experten der Heiligen Stätten entwickelt hat und großzügig seine Kenntnisse mit den Pilgern teilte. An jeder mit den Ereignissen aus der Heiligen Schrift oder der Heiligen Überlieferung verbundenen Stätte wurde der entsprechende Abschnitt aus dem Evangelium vorgelesen, die kirchlichen Gesänge gemeinsam gesungen, und Vladyka erklärte die Bedeutung der jeweiligen Begebenheit für uns heutige Christen, wobei er jedes Mal unterstrich, daß die Seele des Menschen fruchtlos bleibt, wenn sie alles, was sich hier ereignete, nur als ein “historisches Ereignis” aufnimmt, und nicht als eine ewig lebendige geistliche Realität, zu deren Teilhaber wir entsprechend unserem Glauben werden.
Das Programm der diesjährigen Pilgerfahrt wurde, abgesehen von den traditionsgemäß besuchten heiligen Stätten, deren Beschreibung wir aus Platzmangel auslassen (einen genauen Bericht über ähnliche Besuche wurden im Boten Nr. und Nr. gedruckt), durch zwei Ereignisse bereichert: die Anwesenheit unserer Gruppe und Teilnahme an der heiligen Eucharistie bei der Liturgie in der Kirche der Geburt Christi in Bethlehem und die Fahrt nach Samaria zu dem Jakobsbrunnen in der Stadt Nablus (das alte Sichem).
Bisher war es unseren Pilgern nicht vergönnt gewesen, früh morgens in der Geburtskirche anwesend zu sein, wenn dort in aller Stille und ungestört vom Lärm der Touristen der morgendliche Gottesdienst gefeiert wird. Um sieben Uhr am Morgen des Donnerstags, 17. Juni, trat die Gruppe in gebetserfülltem Schweigen unter das Gewölbe der Kirche. In dem oberen Teil der Kirche las ein griechischer Mönch den Orthros, während unten in der Höhle, wo der Herr geboren wurde, ein arabischer Priester bereits die Proskomidie vollzog. Der Altar befindet sich direkt über dem Silberstern, der den eigentlichen Ort der Geburt bezeichnet... Alle Pilger verehrten den Stern, und die Liturgie begann. Der Priester und der Diakon zelebrierten auf Griechisch, die Sänger sangen auf Arabisch, und unsere Pilger auf Russisch - den Cherubimsgesang, das Würdig und Gerecht, das Vaterunser - ein erhebendes Bild der verschiedensprachigen, aber einmütig und einheitlich denkenden Orthodoxie. Beinahe alle empfingen die Kommunion. Nach der Liturgie wurde die Gruppe von dem Bethlehemer Archimandriten, Vater Anastasios, empfangen. Erzbischof Mark dankte im Namen aller Pilger dem Archimandriten und in seiner Person der Jerusalemer Kirche für die Möglichkeit, an diesem heiligen Ort zu beten und zu kommunizieren, und unterstrich dabei, mit welcher unveränderter Hochachtung und Liebe alle Kinder unserer Kirche die Mutterkirche, die Jerusalemer Kirche, verehren. Archimandrit Anastasios sagte in seinem Begrüßungswort, daß die Jerusalemer Kirche sich stets mit tiefer Dankbarkeit der Hilfe erinnert, welche die Russische Auslandskirche ihr in der schweren Zeit erwies, als Erzbischof (der spätere Metropolit) Anastasij half, neue Bischöfe zu weihen und die kanonische Hierarchie wiederherzustellen.
An diesem Tag, der so bedeutsam mit der Liturgie an der Stätte der Geburt Christi begann, begaben sich die Pilger auch zu dem Feld der Hirten und zur Lavra des Hl. Theodosios des Großen. Zu unserem Kloster zu Ehren der Allerheiligsten Dreieinigkeit an der Eiche von Mamre fuhren wir schweigend, alle gedachten des unlängst hier geschehenen Frevels. Lange Zeit klopften wir ohne Antwort an das verschlossene eiserne Tor. Schließlich erschien von irgendwoher ein arabischer Wachmann, der das Schloß öffnete. Mit schwerem Herzen überschritten die Pilger die Schwelle, blickten auf zwei überkreuzt herumliegende rostige Eisenstangen, die noch vor ganz kurzem den grünen Ast der uralten Eiche stützten, welche einst Zeuge war, wie der Hl. Abraham die Allheilige Dreiheit in seinem Zelt empfing. Die Eiche war ausgetrocknet. Vor dem mit einem Schloß verschlossenen Zaun, welcher den leblosen Stumpf umgibt, sangen die Pilger Troparien und Kondakien an die Vorväter und die Allheilige Dreiheit. Keine einzige Menschenseele war sichtbar auf dem Klostergelände. Jene, die früher diese heilige Stätte besuchten, erinnern sich natürlich auch an den feierlichen, widerhallenden Ton der schweren Glocke, mit der hier immer die Hierarchen begrüßt wurden, an den prächtigen Gottesdienst in der schönen Kirche und an die Gastlichkeit unserer hier lebenden Mönche... Beim Herrn gibt es keine Zufälligkeiten - nicht zufällig vereinte dieser Tag sowohl die vielsprachige Liturgie in Bethlehem, wo die Gläubigen einen Mundes und einen Herzens, wenn auch in verschiedenen Sprachen, den Herrn priesen, als auch den Besuch dieses Ortes, wo unsere Landsleute, die eines Blutes mit uns sind und die gleiche Sprache sprechen wie wir, Bruderliebe und Anstand mißachteten - in der irrsinnigen Meinung, daß sie an diesem heiligen Ort, den sie sich durch grobe Gewalt, den Frieden mit Füßen tretend, aneigneten, in Frieden zum Herrn beten können.
An diesem Tag, an dem die Kirche unter anderen Gottgefälligen das Gedenken der heiligen Martha und Maria, der Schwestern des gerechten Lazarus, begeht, besuchte die Pilgergruppe auch in Bethanien das Grab des Lazarus und die Schule von Bethanien, wo die Schwestern unseres Gethsemane-Klosters Dienst tun: ebenfalls Martha und Maria. Am folgenden Tag (genauer in der Nacht) stand die nächtliche Liturgie am Grab des Herrn bevor. So fielen im Zeitraum von weniger als 24 Stunden (was nach der kirchlichen Rechnung als zwei Tage gilt) zwei der größten Geschehnisse des Heilsplanes zusammen, so wie sie in der überweltlichen Ewigkeit vereint sind - die Fleischwerdung des Wortes Gottes und Seine glorreiche Auferstehung.
Am Montag, den 21. Juni, taufte Erzbischof Mark früh morgens im Jordan die Katechumenin Monika, welcher er bei der Taufe den bisherigen Namen beließ. Die furchterregenden Worte des Ritus der heiligen Taufe und Myronsalbung wurden manchmal, besonders während der Myronsalbung, fast vom Rattern, Lärm und Knirschen der unweit auf dem Fluß arbeitenden Flußbagger übertönt: So verzweifelt schrien die Dämonen, die von dem Feuer des Heiligen Geistes versengt wurden! Nach der Taufe von Monika tauchten alle Pilger dreimal in den geweihten Wassern des Jordan unter, wodurch sie die eigene Taufe erneuerten (besonders wichtig war dies, wie Vladyka erklärte, für die “nicht vollständig Getauften”, d.h. jene, die nicht richtig, nur durch Besprengung oder Übergießen getauft wurden) und die aus Ohnmacht nach der Taufe begangenen Sünden von sich abwuschen. Ein wenig weiter flußabwärts tauchten gleichzeitig amerikanische Protestanten im Jordan unter, die gleich danach unter die Dusche eilten, um sich sorgfältig und mit Seife das geheiligte Jordanwasser abzuwaschen. Über den kuriosen Vorfall mit der amerikanischen Hygiene hätte man wohl nicht berichten müssen, wenn darin nicht eine Warnung an uns alle läge, die wir so oft sorglos mit der in den Sakramenten empfangenen Heiligung umgehen und eilen, uns wieder in das salzige und stinkende Meer der irdischen Eitelkeiten zu versenken.
Bis zum allerletzten Moment war es nicht klar, ob wir zum Jakobsbrunnen in Sichem (Nablus) fahren können - lange war nämlich die Lage dort so gespannt, daß die Anbetung dieses Heiligtums nicht in das Programm der Pilgerreisen aufgenommen werden konnte. Der Brunnen wurde nur beim Besuch des griechischen Seminars, in dessen Kirche die Reliquien des ehrw. Märtyrers Archimandrit Philoumenos ruhen, der in der Kapelle über dem Brunnen von jüdischen Fanatikern bestialisch umgebracht wurde, erwähnt. Jetzt ist es ruhiger in Samaria, und die Pilger konnten an dem Brunnen, der von dem alttestamentlichen Patriarchen gegraben wurde, das Evangelium über das Gespräch des Herrn mit der Samariterin hören, ihren Durst nach dem Worte Gottes stillen und das kühle und süße Wasser aus dem Jakobsbrunnen, das aus 35 m Tiefe geschöpft wird, trinken. Dieser Ort wurde noch im vergangenen Jahrhundert von dem Jerusalemer Patriarchat den Türken abgekauft. Zu Beginn unseres Jahrhunderts begann man hier an der Stelle der Kirche, die noch von der Kaiserin Helena errichtet wurde, eine Kirche mit 4 Altären zu bauen (hauptsächlich mit russischen Spenden), aber das Vorhaben wurde bald auf lange Zeit eingestellt. Eine Freude war es zu sehen, daß heute eine große herrliche Kirche aus weißem Stein über der unterirdischen Kapelle fast vollendet ist, so daß seine Einweihung schon absehbar ist.
Erinnern wir noch kurz an zwei tröstende Besuche: der Garten der Russischen Geistlichen Mission in Jericho und die Lavra des ehrw. Chariton in Fara. Sowohl in Jericho als auch beim ehrw. Chariton üben sich unsere Mönche in der Askese, darunter auch jene, die aus dem Kloster in Hebron vertrieben wurden, als es von dem MP in Beschlag genommen wurde. Der Garten von Jericho blüht und trägt Früchte dank der Bemühungen von Vater Tichon und seinen Gehilfen, die Brüder stellen Weihrauch her - und all das in einer Wüstenoase, wo die Temperatur im Schatten über 50° C. beträgt. Als die Engländer im vergangenen Jahrhundert beschlossen, diese vom Sand verschüttete Stadt wiederzubeleben, konnten sie keine lokalen Araber finden, die dort leben wollten - zu heiß ist es! So siedelten sie in Jericho Schwarze aus ihren südlicheren Kolonien an. Die Pilger, die am Samstag Morgen, 19. Juni, vom Berg der Versuchung herunterkamen, auf dessen Spitze sie im Gebet des 40-tägigen Fastens des Erlösers gedachten, erquickten sich im Garten unserer Mission an den tropischen Früchten, dem örtlichen Rotwein und dem wegen des Festtages köstlich zubereiteten Fisch.
Die Lavra des ehrw. Chariton besuchten wir am Tag vor unserer Abreise. Durch die Mühen unserer Mönche macht dieser Ort, der von einer erstaunlich wilden Schönheit erfüllt ist, einen belebten und wohl geordneten Eindruck - es werden Zellen gebaut und eine Pumpe zur Wasserversorgung aus dem Brunnen wurde installiert. Aber diese Verbesserungen fallen den Mönchen nicht leicht zu: alle Lasten (z.B. 50 kg schwere Zementsäcke) müssen über einen schmalen Gebirgspfad getragen werden. Die riesigen Melonen, mit welchen die Mönche uns Pilger bewirteten, müssen auch auf den eigenen Schultern heraufgeschleppt werden. Der Esel, den die Brüder im vergangenen Jahr erwarben (s. Bote Nr. .....) wurde bereits am dritten Tag gestohlen... Jeden Tag beginnt im Kloster um 3 Uhr der Morgengottesdienst in der alten Höhlenkirche, einstmals eine Räuberhöhle, aber bereits im 4. Jahrhundert von dem Gründer der Lavra, dem hl. Chariton, in eine Kirche umgewandelt. Auf der gegenüberliegenden Seite des Flusses ist noch die Höhle erhalten, in der der ehrwürdige Kyriakos, ein hervorragender und durch viele Wunder verherrlichter Einsiedler, seinen Weg der Askese beschritt.
Schnell war der 11. Tag der Pilgerfahrt gekommen. Wie für die Israeliten in der Wüste das Manna die Speise war, die jeder von ihnen am meisten benötigte - süß oder salzig oder bitter - so speiste und erfüllte die Gnade des Heiligen Landes auch im Überfluß jeden von uns: die einen durch süße Dankbarkeit, die anderen durch das Salz der Nüchternheit im Gebet, wieder andere durch die bittere und rettungsbringende Erkenntnis ihrer eigenen Ohnmacht. Und noch ein ewig neues Wunder wurde allen durch die Gebete der heiligen Apostel zuteil: Es verschwanden alle Zwiste und Reibereien, die so oft das Leben unserer Gemeinden stören - die Menge aber der Gläubigen war ein Herz und eine Seele (Apg.. 4,32), soweit dies in unserer hilflosen Zeit dem menschlichen Herzen überhaupt möglich ist.
Am Freitag, den 25. Juni, eilte um zwei Uhr nachts der Bus mit den Pilgern nach der nächtlichen Liturgie in dem Ölbergkloster vom Ölberg hinunter - dem Berg des Gebetes und der Offenbarung, über dem sich einst das Firmament dem in den Himmel aufsteigenden Herrn öffnete. Immer weiter und weiter, über die in die Heilige Stadt führende Straße, immer weiter hinunter in der schwülen, feuchten Nacht, in das nächtliche Babylon des Flugplatzes, in das lächerliche und klägliche Chaos der lästigen Fragen und Gepäckdurchsuchungen vor dem Abflug. Wenn ich dich vergesse, Jerusalem... Als wir uns morgens auf dem Münchner Flugplatz voneinander verabschiedeten, ehe wir nach Hause fuhren, sagten viele: Wie schade ist es doch, auseinanderzugehen, wie schön wäre es, wenn wir weiter zusammen leben und zusammen beten könnten!
Gott sei Dank für alles!
Bote 1999-5
Russische Geistliche Mission in Jerusalem – Spendenaufruf
Russische Geistliche Mission in Jerusalem
P.O. Box 20164
Jerusalem 91200, Israel
Tel. +(972)2-6286382
Liebe Freunde,
Das Heilige Land ist ein außergewöhnliches, auf besondere Weise gesegnetes Land. Hier ist unser Herr Jesus Christus Fleisch geworden, hier wurde Er gekreuzigt, hier lebten die Allerheiligste Gottesmutter und die heiligen Apostel, hier wurde die Kirche Christi begründet. Seit jeher zog es Pilger hierher. Besonders verehrten die Söhne und Töchter der Russischen Orthodoxen Kirche das Heilige Land. Zu Tausenden kamen sie jedes Jahr mit ihren Leiden, Freuden, ihrer Dankbarkeit und im Gebet hierher, um vor dem Grabe unseres Herrn auf die Knie zu fallen. Sie gründeten die Russische Geistliche Mission mit ihren Klöstern und Kirchen.
Die stürmischen Ereignisse des zwanzigsten Jahrhunderts gingen auch an der Russischen Geistlichen Mission nicht spurlos vorüber. Aber bis heute leben, arbeiten und beten für uns die Glieder der Russischen Auslandskirche in den vor mehr als hundert Jahren gegründeten Klöstern, die damals mit Hilfe von in ganz Rußland gesammelten Spendengeldern errichtet wurden.
Das Gesegnete Land ist aber auch ein Land der sozialen und wirtschaftlichen Schwierigkeiten für Hunderte von Priestern, Nonnen und Mönchen der Russischen Auslandskirche, die das Erbe der russischen Orthodoxie im Heiligen Land hüten. Die Zeit und die Ereignisse zerstören erbarmungslos Kirchen, Wirtschaftsgebäude und Wohnhäuser; der Kirchturm auf dem Ölberg bedarf einer Totalrenovierung, das Kloster des hl. Chariton wie auch die Klostergemeinschaft in Jericho (anstelle des Klosters in Hebron, aus dem unsere Mönche vertrieben wurden) müssen aufgebaut werden, die Kranken brauchen Behandlung und Pflege (unsere Geistlichkeit ist nicht sozial- und krankenversichert), während die Handarbeiten der Nonnen nicht einmal einen kleinen Teil ihrer Ausgaben für Essen und Kleidung zu decken vermögen.
Liebe Freunde! Die Russische Geistliche Mission bittet Sie herzlichst um Ihre Hilfe. Ohne Ihre Spenden ist die Existenz unserer Klöster im Heiligen Lande bedroht. Tragen Sie dazu bei, die russischen heiligen Stätten zu erhalten, bieten Sie uns Ihre Hand, auf daß das Gebet zu unserem Herrn für Rußland und uns Sünder im Heiligen Land nicht verstumme.
Ihre Spenden können Sie nach Ihrem Belieben auf zweierlei Weise der Mission zukommen lassen:
– indem Sie Ihre Spende auf das Postscheckkonto der Diözese Deutschland überweisen: Postbank München, BLZ 700 100 80, Kto No. 0013018808, unbedingt mit dem Vermerk “Für das Heilige Land” (und vergessen Sie nicht, Ihre Adresse anzugeben, damit wir Ihnen eine Spendenquittung ausstellen können).
Oder:
– indem Sie uns einen auf THE RUSSIAN ECCLESIASTIC MISSION ausgestellten Scheck an die Adresse “The Russian Mission”, P.O.Box 20164, Jersualem 91200, Israel mit der Post schicken. Sie können dem Scheck einen Zettel mit den Namen Ihrer Angehörigen beilegen, deren wir im Heiligen Land im Gebet gedenken sollen.
– Schicken Sie auf keinen Fall Bargeld im Briefumschlag, denn es könnte verloren gehen!
In aufrichtiger Dankbarkeit
Abt Alexej
Leiter der Russischen Geistlichen Mission
Bote 1999-6
Weihnachtsbotschaft
an die in Gott geliebten Gläubigen der Diözese von Berlin und Deutschland
Dir Gaben darbringend, Sohn, kamen die Könige vom Morgenland, die Dich erkannten als König, Der geboren wurde: mit Weihrauch und Myrrhe und Gold: und nun stehen sie vor der Tür. Diesen gebiete Dich als Kindlein zu schauen (Stichire 24. Dez.).
Vor zweitausend Jahren brachten heidnische Könige und Weise dem König der Könige Gaben dar. Was bringen wir Ihm heute? Das zwanzigste Jahrhundert fügte in seinem gottwidrigen Stolz Unrecht zu Unrecht, vervollkommnete sich im Bösen. Weltkriege, Bruderzwist, Vertreibungen, Mord, Abtreibung, Lüge, Unzucht und Wahnsinn – das ist das Antlitz dieses Zeitalters. Da die Menschheit in das dritte Jahrtausend nach der Geburt Christi eintritt, verdrängt sie mit jedem Schritt immer unwiederbringlicher aus ihrem Bewußtsein Sinn und Ziel der Menschwerdung Gottes in unserer Welt.
Wir aber, Kinder der Orthodoxen Kirche, die heilig die von Gott offenbarte Kenntnis der Heilsökonomie Gottes bewahrt, nähern uns in ehrfürchtigem Schweigen der Krippe, in der der neugeborene Gottesknabe liegt. Der Herr Selbst eröffnete uns durch Seine Kirche alles, was wir für unsere Rettung vom Geheimnis der Fleischwerdung Gottes wissen müssen. Darüber hinaus gebot Er uns, von Ihm zu lernen, Dem Sanftmütigen und Demütigen im Herzen. Er bringt der gefallenen Menschheit den Reichtum der Vergottung. Doch Seine Ankunft schenkte Er uns nicht in der Pracht irdischer Herrlichkeit. Mit der Annahme des Fleisches, wurde der überaus reiche Gott arm, damit wir durch Seine Armut reich würden (2. Kor. 8, 9). Nicht jeder Arme ist wirklich armselig – der Seligkeit Gottes nähern wir uns nur durch willentliches Verarmen; und von solchen Armen an Geist sagte Christus, daß ihrer das Himmelreich ist.
Die Weisen aus dem Morgenlande verließen ihre Heimat und vertrauten sich dem neu erschienenen Stern an, als sie sich auf den Weg ins Ungewisse machten. In Bethlehem, dem Haus des Brotes, fanden sie das Haus Gottes. Viele von uns mußten im Laufe des zu Ende gehenden Jahrhunderts arm werden, als sie ihre Heimat verließen, Verwandte und Freunde. In der Flucht vor Unrecht und Ungesetzlichkeit strebten wir nach Freiheit und ließen äußeres Wohlergehen zurück. Freudig dankten wir Gott für Seine uns erwiesene Güte. So füllen sich unsere Kirchen. So fügten wir uns in das kirchliche Leben ein. Das vollständige Hineinwachsen in die Kirche, jedoch, steht uns noch bevor. Die leibliche Absage muß durch die geistliche Askese der Absage und Loslösung von allem Sündhaften ergänzt werden, durch die Befreiung von den vielfältigen Netzen, die uns auf den widerspenstigen Pfaden dieser Welt, die im Argen liegt, umfangen. Uns steht der schwierige Weg der Nachfolge des Sterns aus dem Osten bevor. Er führt uns in die von der aufstrahlenden Sonne – Christus – erleuchtete Höhle unseres Herzens. In der Ärmlichkeit der Höhle von Bethlehem entdeckten die Könige aus dem Morgenland den König der Könige. Die Höhle wurde zum Königsschloß und die Krippe enthielt den alles Umfassenden. So ist das menschliche Herz nicht zu irdischen Zwecken geschaffen, sondern dafür, den Unumgreifbaren zu umgreifen, den Unumfaßbaren zu fassen. Zu fassen, wie die Kirche singt, in reinem Geist im Herrn feiernd.
Den Geist reinigen und das Geheimnis des Gotteskindes begreifen können wir nur, wenn wir uns Ihm darin ähnlich machen. Von Kindern sagte der Heiland auch, daß solcher das Himmelreich ist. Der Apostel lehrt uns, wie wir zu gottgefälligen Kindern werden können: So legt nun ab alle Bosheit und allen Betrug und Heuchelei und Neid und alle üble Nachrede und seid begierig nach der vernünftigen lauteren Milch wie die neugeborenen Kindlein, auf daß ihr durch dieselbe zunehmet zu eurem Heil (1. Petr. 2, 1-2).
Wenn wir uns von den Sünden der Bosheit, des Betrug, der Heuchelei, des Neides und allen übrigen teuflischen Handlungen befreien, die sich in unsere gefallene Natur eingenistet haben, dann können wir uns wie mit himmlischem Manna in der Wüste von der wahren geistlichen Milch – dem Wort Gottes – nähren. Sie läßt uns an geistlicher Freude teilhaben entsprechend den Neigungen und Fähigkeiten des einzelnen: dem Willen eines jeden entsprechend, verwandelte sie sich, wie der einzelne wollte (Weish. 16, 21). Für die Schwachen beruhigt sie die leidenschaftliche Kraft der Seele, für die Ohnmächtigen erweist sie sich als pflanzliche Nahrung (Röm. 14, 2). Für diejenigen, die sich in der Fertigkeit der Unterscheidung von Gut und Böse üben, gibt sie sich selbst als feste Speise (Hebr. 5, 14), und allen ist sie alles (1. Kor. 9, 22), zur Rettung des Menschen, damit er des ewigen Lebens gewürdigt werde.
Lernen wir vom göttlichen Kind, so erkennen wir, wie wir auf vernünftige Weise Kinder sein können. Im Bösen seid wie Kinder, im Verstehen aber seid vollkommen (1. Kor. 14, 20). Im Herzen gilt es wie Kinder zu sein, damit dieses nicht böse Gedanken hervorbringt (Mt 15, 19). Ein reines Herz aber wird in seinem Inneren nicht nur die Geburt Christi schauen, sondern ebenso das Wachsen Christi in unserem Mit-wachsen mit Ihm. Uns, die wir scheinbar die Züge Christi tragen, das ganze Ebenbild jedoch noch nicht angenommen haben, wünscht der Apostel gleichsam von neuem im Mutterleib empfangen zu werden, damit wir Gestaltlosigkeit ablegen und das vollkommene und ganzheitliche Bild aufnehmen, Dem ähnlich werden, Der uns geboren hat, und anstelle untergeschobener und ungesetzlicher als Seine echten Kinder anerkannt werden – wie uns der heilige Nil vom Sinai lehrt.
Für ein solches Kindsein und Heranwachsen sorgt Christus Selbst, und es erfolgt zur Reife des Mannesalters, zum vollen Maß der Fülle Christi (Eph. 4, 13). Und der Apostel ruft uns zu: Meine lieben Kinder, die ich abermals in Qualen gebäre, bis daß Christus in euch Gestalt gewinne! (Gal. 4, 19). Uns orthodoxen Christen ist durch die wörtliche Milch der Heiligen Schrift und die Belehrungen der heiligen Väter der Weg zum Kindsein in Christus und zum Wachsen mit Ihm zugänglich – bis wir schließlich im Leib der Fülle der Kirche Christi von diesem Leibe des Todes erlöst werden (Röm 7, 14).
Bringen wir Christus unsere Gaben dar, treten wir ein in die neue Höhle, in das Heiligtum des Gotteshauses, wie Kinder, klein und arm und bedürftig. Gib Mir, Sohn, dein Herz – ruft der Herr durch den Mund des Weisen (Weish. 23, 26). Werden wir arm am bösen Schatz unseres Herzens und seien wir wie Kinder im Bösen, um das Göttliche Kind zu verehren, Das um unseretwillen arm wurde – Er vergißt Seine Geringen nicht (Ps. 9, 33). Amen.
Erzbischof Mark
Zu Christi Geburt 1999
Bote 1999-6
Aus dem Heiligen Land
Am Dienstag, den 11. Oktober n.St., flog Erzbischof Mark nach Jerusalem. Dort wurde er vom Leiter der Russischen Geistlichen Mission in Jerusalem, Igumen Alexej, und dem Sekretär der Mission, Jurij Borisovi¡c Brunot, empfangen. Am Abend war Vladyka bei dem zweiten Teil der Utrenja in dem Erlöser-Himmelfahrtskloster auf dem Ölberg zugegen. Nach dem Gottesdienst lud ihn Äbtissin Moiseja zusammen mit den Igumen Alexej und Andronik zum Abendessen ein. Am Mittwoch, den 13. Oktober, war er in eben diesem Kloster bei den Morgengottesdiensten zugegen.
Am Mittwoch Vormittag, den 13. Oktober, begab sich Erzbischof Mark zusammen mit Igumen Alexej zum Griechischen Patriarchat von Jerusalem, um seine Ankunft mitzuteilen und den Segen zum Aufenthalt im Heiligen Land sowie zur Durchführung der Gottesdienste zu erhalten. Der Stellvertreter des kranken Patriarchen Diodoros, Metropolit Basilios, empfing ihn. Nach dem Austausch von Begrüßungsworten und Berichten über das Leben unserer Kirchen sprachen Erzbischof Mark und Igumen Alexej dem Metropoliten eine persönliche Einladung zur Einweihung der Kreuze auf den neu vergoldeten Kuppeln in Gethsemane, die für den nächsten Morgen um 10 Uhr anberaumt war, aus. Metropolit Basilios sagte seine Teilnahme zu, falls er nicht durch den Besuch des griechischen Verteidigungsministers verhindert sein würde.
Um 15.00 Uhr fand ein Treffen mit den Firmenvertretern und Arbeitern, welche die Kuppeln des Gethsemane Klosters renoviert hatten, auf der gegenüberliegenden Seite über dem Tal von Kedron, von wo aus unser Kloster gut sichtbar ist, statt. Hier hielt Erzbischof Mark eine Begrüßungsansprache, er beglückwünschte die Äbtissin und die Schwestern zur Vollendung dieser Etappe der Renovierung und sprach allen Arbeitern aus Deutschland, die unter den schwierigen klimatischen Bedingungen an diesem Werk mithalfen, seinen Dank aus. Weiterhin ergriffen Igumen Alexej das Wort, gefolgt von Äbtissin Elisabeth, welche die ganze Renovierung in die Wege geleitet und viel Geld gesammelt hatten, sowie Helmut Konitzer. Ebenfalls sprachen der Zimmermann, der Schlosser und der Vergolder und erklärten, welche Arbeiten sie zur Wiederherstellung der schon äußerst brüchigen Kuppeln unternommen hatten.
Am Abend zelebrierte Erzbischof Mark die Nachtwache in Gethsemane. Es konzelebrierten Igumen Alexej, Priestermönch Ioann (Schmelz), Priestermönch Valerij (aus Kiew), Priester Nikolaj Schibalkov und Priester Peter Baulk aus London.
Am folgenden Tag, Donnerstag der 1./14. Oktober, dem Schutzfest der Allerheiligsten Gottesgebärerin, war der Empfang des Bischofs auf 7.30 Uhr angesetzt. Die Nonnen legten Vladyka in der Mitte der Kirche die liturgischen Gewänder an. Beim Kleinen Einzug verlieh er Vater Peter Baulk das Recht zum Tragen des Epigonation. Er predigte zum Thema Höre Tochter, siehe und neige dein Ohr. Während des eucharistischen Kanons traf Metropolit Basilios zusammen mit einem Priester vom griechischen Patriarchat ein und sie begaben sich in den Altarraum. In der Folge kamen noch der Vorsteher der Rumänischen Geistlichen Mission und Archimandrit Anastasij aus Bethlehem. Schließlich gesellten sich noch Vertreter der protestantischen, römisch-katholischen und anglikanischen Kirchen dazu. Viele von ihnen hatten in dieser oder jener Form die Durchführung der Restauration unterstützt und gefördert.
Sofort nach dem Schlußsegen begaben sich Erzbischof Mark und Metropolit Basilios mit den anderen Geistlichen auf den Platz vor der Kirche und begannen dort den Ritus zur Weihe der Kreuze. Im Verlauf der Zeremonie wurde Erzbischof Mark in dem Lift, der den Arbeitern zum Materialtransport diente, auf das Dach emporgehoben, wo er die Kreuze weihte. Nach dem Vollzug der Weihe sprach er einige Worte über die Bedeutung des Kreuzes für den orthodoxen Christen und dankte noch einmal allen, welche die Renovierung ermöglicht hatten.
Insbesondere überreichte er dem Probst der deutschen evangelischen Gemeinde, Dr. Ronecker, der durch die Unterbringung der Arbeiter in dem seiner Kirche gehörenden Gästehaus und ähnlichen Diensten einen wichtigen Beitrag geleistet hatte, eine Urkunde und einen Gedenkteller. Nach der Weihe der Kreuze boten die Schwestern auf dem Platz vor der Kirche ein Mahl an. Anwesend waren auch der amerikanische und der australische Konsul sowie der serbische Gesandte, Vertreter der englischen und belgischen Konsulate und eine Reihe anderer hochrangiger Persönlichkeiten. Führende israelische und palästinensische Zeitungen wie Ha Aretz, Al Kuds und Jerusalem Post erwähnten dieses Ereignis auf der ersten Seite mit ausführlichen Artikeln und mit Photos, auf denen zu sehen ist, wie Erzbischof Mark auf dem Dach der Kirche steht und die Kreuze weiht. Nicht einmal die traditionalistische hebräische Zeitung Ha Aretz hatte Bedenken, ein Photo mit einem der Kreuze von Gethsemane auf der ersten Seite abzubilden.
Nach dem Mittagessen fuhr Erzbischof Mark mit dem Leiter der Mission zu einer kurzen Ruhepause nach Kapernaum. Den Freitag verbrachten sie bei herrlichem Sonnenschein und ca. 30° C am See Genezareth, von wo sie einen Ausflug zu der Kreuzritterfestung Belvoir machten. Am Samstag, den 3/16. Oktober, kehrten sie nach Jerusalem zurück, wobei sie unterwegs Jericho besuchten, mit den dortigen Brüdern sprachen und sich über die derzeitige Lage unseres Gartens und der Bruderschaft dort informierten. Die Nachtwache zelebrierte Erzbischof Mark wieder auf dem Ölberg.
Ebenso vollzog Erzbischof Mark am 4./17. Oktober die Göttliche Liturgie in dem Erlöser-Himmelfahrtskloster auf dem Ölberg. Ihm konzelebrierten der Vorsteher der Russischen Geistlichen Mission in Jerusalem, Igumen Alexej, sowie Igumen Andronik. Nach der Liturgie frühstückte Vladyka mit den Schwestern des Klosters in dem allgemeinen Speisesaal.
Nach einer Konferenz mit den Priestern, Igumen Andronik und Priestermönch Ioann, bei dem allgemeine, die Betreuung unserer Klöster im Heiligen Land betreffende Fragen erörtert wurden, und einigen persönlichen Unterredungen fuhr Erzbischof Mark mit dem Vorsteher und dem Sekretär der Mission nach Farah, um die Lavra des hl. Chariton zu besuchen. Sie führten Gespräche mit den dort lebenden Mönchen und unterrichteten sich über die Lage. Am folgenden Tag erörterte Erzbischof Mark die Möglichkeit einer Vergrößerung der Bruderschaft der Lavra durch neue Anwärter. Auf dem Rückweg von Chariton fuhr Erzbischof Mark mit seinen Begleitern nach Bethanien, um sich über die Situation der Schule und die Tätigkeit der zwei dort lebenden Schwestern Martha und Maria im Zusammenhang mit der Renovierung der Kirche von Gethsemane zu erkundigen.
Am Sonntag Abend traf Erzbischof Mark mit Helmut Konitzer, dem Leiter der Restaurierungsarbeiten im Kloster der hl. Apostelgleichen Maria Magdalena in Gethsemane, zusammen, um ihm persönlich für seine Initiative und ungeheure Hilfe zu danken, die er unseren Schwestern erwies und immer noch bei der Ergreifung der weiteren Schritte zur Fortsetzung der Renovierungsarbeiten in Gethsemane wie auch auf dem Ölberg erweist. Danach vollzog Vladyka zusammen mit Priestermönch Valerij aus Kiew, der im Kloster von Gethsemane zu Gast ist, die Nachtwache vor dem Fest der Hierarchen von Moskau, der hl. Peter, Alexios, Jona, Philipp, Hermogenes und Tichon.
Am Montag, den 5./18. Oktober, fuhr Erzbischof um 5.00 früh vom Ölberg nach Gethsemane, um bei dem Mitternachtsamt und den Stunden dort anwesend zu sein und danach die Göttliche Liturgie nach priesterlichem Ritus zusammen mit Vater Valerij zu feiern. Nach Beendigung der Liturgie teilte Vladyka mit den Schwestern das Frühstück und benutzte die Gelegenheit zum geistlichem Gespräch mit ihnen. Danach unterhielt er sich etwas ausführlicher mit der Äbtissin Elisaveta und einigen weiteren Schwestern, die um geistlichen Rat baten. Im Laufe des Tages besprach Erzbischof Mark allgemeine, unsere geistliche Mission betreffende Probleme mit Igumen Alexej und anderen Ratsuchenden.
Am Abend fuhr er seiner Gewohnheit entsprechend noch einmal vor der Abreise in die Stadt, um sich vor Golgotha und am Grab des Herrn zu verneigen und für alle Glieder unserer Diözese zu beten. Am Abend war er bei der Utrenja im Ölbergkloster zugegen. Nach der ersten Stunde zelebrierte Igumen Andronik ein kurzes Moleben für eine glückliche Heimreise. Zum Abschluß des Abends und des Aufenthaltes von Erzbischof Mark im Heiligen Land lud ihn Igumenja Moiseja zusammen mit dem Vorsteher und dem Sekretär der Mission und Igumen Andronik zum Abendessen in ihre Residenz ein. Um 3.00 früh des nächsten Tages brachten der Sekretär der Mission und Igumen Alexej Vladyka zur Rückkehr nach München zum Flughafen.
p Am Donnerstag, den 15./28. Oktober, flog Erzbischof Mark nach London. Am Flugplatz wurde er von dem Vorsteher der Londoner Gemeinde des Entschlafens der Allerheiligsten Gottesgebärerin, Priester Vadim Zakrevskij, empfangen. Nach der Ankunft konnte sich Vladyka ein Bild von dem Fortschritt der Bauarbeiten machen, insbesondere der Kuppel und dem neu aufgestellten Kreuz. Mit Nikolaj Jela¡ci¡c erörterte er Fragen der bevorstehenden Weihe des Kreuzes. Weiter traf sich Erzbischof Mark mit einer Reihe anderer Personen, die an der weiteren Entwicklung unserer Gemeinde in London mitarbeiten wollen.
Am Freitag früh war Erzbischof Mark bei einem Totengedenken für die Äbtissin Elisabeth auf dem Friedhof in der Nähe unserer neuen Kirche zugegen, die von Priestermönch Avraamij zelebriert wurde, während die Schwestern des Verkündigungsklosters sangen. Am Freitag Abend nahm Erzbischof Mark am Abend- und Morgengottesdienst in der im Bau befindlichen Kirche teil. Am Samstag, den 17./30. Oktober, um 9.00 morgens fand in eben dieser Kirche der Empfang des Hierarchen statt. Zwei aus München angereiste Altardiener kleideten Vladyka gemeinsam mit den Londoner Altardienern in der Mitte der Kirche ein. Der gesamte Klerus der englischen Diözese konzelebrierte ihm: Archimandrit Alexej aus Brookwood, die Priester Vadim Zakrevskij, Andrej Philips, Thomas Hardy, Peter Baulk, Paul Elliott, Elias Jones, sowie der aus Deutschland gekommene Diakon Viktor Zozulja, der Mönchsdiakon Savva aus Brookwood und Diakon Geoffrey Ready aus Belfast, der an diesem Tag in unsere Diözese aufgenommen wurde. Der Londoner Chor sang unter Leitung der aus München gekommenen Nonne Vassa, während bei der Kommunion die Nonnen des Verkündigungsklosters sangen.
Beim Kleinen Einzug zeichnete Erzbischof Mark Priester Vadim Zakrevskij mit dem Recht zum Tragen des goldenen Brustkreuzes aus, Priester Andrej Philips mit dem Kamilavion, Priester Thomas Hardy ebenso mit dem Kamilavion und Priester Peter Baulk mit der Skufia. Nach Abschluß der Liturgie erklärte Vladyka, daß er Archimandrit Alexej zum Propst für die englischsprachigen Gemeinden in Großbritannien ernennt. Zur Liturgie predigte Erzbischof Mark auf Russisch, wobei Priester Andrej Philips die Predigt ins Englische übersetzte.
Nachdem die Gläubigen das Kreuz geküßt und das Antidoron empfangen hatten, gingen alle Geistlichen und Gläubigen aus der Kirche hinaus, um dem Ritus der Weihe des Kreuzes auf der Kuppel zu folgen. Die Kuppel selbst, die von unseren Gläubigen mit 1.200 blauen Dachplättchen aus Email mit goldenen Sternen bestückt wurde, stand noch auf einem Gestell auf dem Boden. Auf der einen Seite stand das Gerüst, auf welches Erzbischof Mark nach dem Weihegebet mit Priester Vadim Zakrevskij und einem der Altardiener, der den Weihwasserbehälter hielt, hinaufstieg. Indessen las der zweite Priester der Londoner Gemeinde, Vater Thomas Hardy, das Weihegebet auf Englisch.
Erzbischof Mark begab sich bis zur Ebene des Kreuzes und weihte es, sowie die gesamte Kuppel mit dem geheiligten Wasser. Wieder unten angelangt, sprach er diesmal in Englisch über die Bedeutung dieses Kreuzes für den Christen, besonders für die Mitglieder der Londoner Gemeinde, wo wir mit Gottes Hilfe und durch die unaussprechliche Göttliche Gnade die erste wirkliche russisch-orthodoxe Kirche bauen konnten.
Zu diesem Zeitpunkt war auch der griechische Erzbischof Gregorios, der serbische Priester und Vertreter anderer Gemeinden in England eingetroffen. Nachdem Erzbischof Mark die liturgischen Gewänder in der Kirche abgelegt hatte, lud er alle in den Gemeindesaal ein. Hier begrüßte er Erzbischof Gregorios und einige Amtspersonen wie den lokalen Bürgermeister. Besonders danke er dem Architekten Douglas Norwood für seine Liebe zu unserer Kirche, die ihn bewegt hatte, gewisse Details, wie etwa jeden einzelnen der 1.200 Dachplättchen für die Kuppel ganze Nächte hindurch zu berechnen. Vladyka überreichte ihm einen Wandtellersatz mit einer Darstellung der Taufe Rußlands, des hl. Vladimir und der hl. Olga.
Die Schwesternschaft der Londoner Kirche hatte ein reiches und wohlschmeckendes Mahl bereitet, wobei Wein ausgeschenkt wurde, der größtenteils von einem ortsansässigen griechischen Wohltäter gestiftet worden war. Um diese Zeit waren schon die Arbeiten auf der Straße im Gange, um die Kuppel auf die Kirche zu heben. Als diese Arbeiten sich ihrer Vollendung näherten, begaben sich alle Anwesenden auf die von der Polizei abgeriegelte Straße.
Auf der in der Nähe vorbeiführenden, großen Verkehrsader vom Flughafen nach London, von der aus die Kuppel unserer Kirche für alle gut sichtbar ist, standen ebenfalls Verkehrspolizisten und veranlaßten die Autofahrer, ihre Geschwindigkeit zu drosseln, denn es wurde befürchtet, daß die Autofahrer, wenn sie sehen, wie sich die große Kuppel mit dem goldenen russischen Kreuz in die Luft erhebt, einen Blick zur Seite werfen und Unfälle verursachen könnten.
Während der Kran die Kuppel hochhob, sang der Chor das Troparion und Kondakion an das Kreuz und das Entschlafen der Gottesmutter, sowie die große Doxologie. Von den Häusern der Umgebung kamen fast alle Bewohner auf die Straße heraus, um zu verfolgen, wie die Kuppel auf die Kirche gesetzt würde. Langsam näherte sich die Kuppel dem Unterbau, und vielen, auch den zwei Bischöfen, traten Tränen in die Augen, als der Kranführer sie gekonnt und sanft auf die Entschlafungskirche niedersetzte. Der griechische Hierarch beglückwünschte Vladyka Mark, und viele beglückwünschten sich gegenseitig zu diesem großen und unverhofften Ereignis im Leben unserer Kirche in England.
Die Vorsteherin des Frauenklosters, Igumenja Serafima, erzählte Vladyka, daß durch dieses Ereignis und an diesem Tag sich die Weisung des Bischofsheiligen Johannes von Shanghai, der seinerzeit, als er der zuständige Bischof war, dem damaligen Kirchenältesten der Londoner Gemeinde, Graf Kleinmichel, sagte, daß es an der Zeit sei, nun das Flüchtlingsdasein aufzugeben, Wurzeln zu schlagen und eine eigene Kirche zu errichten, bewahrheitete. An diesem Tag fühlten alle, daß sich die Worte von Erzbischof Johannes verwirklicht hatten.
Am Schluß des Empfangs lud Erzbischof Mark die Arbeiter, die diesen letzten Schritt im Bau der Kuppel auf unserer Kirche ausgeführt hatten ein, um ihnen persönlich zu danken. In dem Gemeindehaus saßen noch lange Gemeindeglieder und Freunde der Gemeinde beisammen und tauschten ihre Eindrücke an diesem großen und freudenreichen Tag aus.
Nun fuhren einige der Priester nach Hause. Die sonntägliche Vigil hielten die Priester Vadim Zakrevskij und Thomas Hardy mit den Diakonen Viktor Zozjulia und Geoffrey Ready. Erzbischof Mark trat zum Polyeleion mit der Lobpreisung an den hl. Apostel Lukas und der Evangeliumslesung in die Mitte der Kirche. Für Sonntag, den 18./31. Oktober, war der Empfang des Hierarchen auf 9.45 vormittags festgesetzt. An diesem Tag zelebrierten die Priester Vadim Zakrevskij, Thomas Hardy und Ilya Jones, sowie die Diakone Viktor Zozjulia und Geoffrey Ready mit ihm.
Erzbischof Mark predigte über das Thema der Apostellesung des Sonntags: Denn in Christus Jesus gilt weder Beschneidung noch Unbeschnittensein etwas, sondern eine neue Kreatur (Gal. 6,15). Jene, die nach den Regeln der neuen Kreatur leben, sagte Vladyka, also die Geschöpfe in Christus, unterscheiden sich eben dadurch, daß auf ihnen der Friede und die Barmherzigkeit als über dem neuen Israel Gottes ruht (Gal. 6,16). Die Voraussetzung für die Aufnahme der Barmherzigkeit Gottes ist jedoch die Hoffnung auf den Herrn und die Demut. Diese Charakterzüge werden im Zusammenhang miteinander genannt, weil es keine wahre Demut ohne Hoffnung auf Gott gibt. Wer seine Hoffnung nicht auf Gott setzt, ist gezwungen, auf sich selbst zu hoffen. Solch eine Selbstüberschätzung scheidet und entfernt den Menschen von Gott. Ein demütiger Mensch legt seine Seele in die Hände Gottes. Diese Lektion lehrte uns der Herr Selbst, als Er am Kreuz die Psalmworte sprach: In deine Hände lege ich meinen Geist. Auf dem Pfad zum Heil müssen wir uns in erster Linie von der weltlichen, eitlen Geschäftigkeit losmachen. Dazu ruft uns der Psalmist auf, der sagt: Du hassest die, die umsonst an Nichtigem hängen, ich aber habe auf den Herrn gehofft (Ps. 30,7). Die eitle Weile gebiert leere Gedanken, dumme Einfälle, Intrigen und Pfiffigkeiten, wodurch sie unseren Aufstieg auf der “Leiter” des Gebets, der göttlichen Reflexion und des Heils hindern.
Der Friede und die Barmherzigkeit Gottes vermehren sich in uns in dem Maße, in dem wir uns von der weltlichen Eitelkeit entfernen. Während unsere Demut in dem Maße der Schwierigkeiten, die wir auf uns nehmen und ohne Murren um Gottes willen ertragen, wächst. In dem Gotteshaus, das wir hier bauen, und auf dem wir gestern das Kreuz weihten, empfangen wir die Gnade und den Frieden Gottes. Wir brauchen keinen armen Lazarus, um uns die Zunge anzufeuchten. Wir empfangen selbst den Tau der Gnade aus den Händen Christi und werden ständig in dieser Gnade verweilen, wenn auch in uns Gerechtigkeit und Frieden sich küssen (Ps. 84,11). Wenn wir die Gerechtigkeit und den Frieden in solchem Maße lieben, daß wir sie nicht nur für uns selbst vom Herrn zu empfangen wünschen, sondern mit ganzem Herzen danach streben, sie unseren Mitmenschen weiterzugeben, dann wird die Barmherzigkeit uns nicht nur auf eine kurze Weile, sondern als ein ständiges Gut beigegeben: Denn so hoch der Himmel ist über der Erde, so mächtig ist das Erbarmen des Herrn über denen, die Ihn fürchten (Ps. 102,11). Das goldene Kreuz auf der Kuppel unserer Kirche muß immer mit uns sein. Auf ihm wurde der Herr nach Seinem eigenen Willen gekreuzigt, auf ihm kreuzigen wir unsere eitlen und hoffärtigen Gedanken und Ansinnen, um zusammen mit Christus von unserer sündigen Todesstarre aufzuerstehen.”
Nach der Liturgie nahm Erzbischof Mark an dem von der Schwesternschaft im Speisesaal bereiteten Mittagsmahl teil und erzählte über die Weihung der Kreuze in Gethsemane, sowie über andere Ereignisse im Leben unserer Kirche. Insbesondere dankte Vladyka der Schwesternschaft für ihre ungeheure Mühe, vor allem der Pfarrersfrau von Vater Vadim, die alle derartigen Unternehmungen mit großem Können organisiert. Er sagte, daß eine Auszeichnung eines Priesters immer auch eine Belohnung für seine ganze Familie darstelle, die wohl oder übel fast in alle Gemeindeangelegenheiten mit hineingezogen wird. Erzbischof Mark äußerte seine besondere Freude darüber, daß viele junge Damen und Mädchen bei der Gestaltung des Festes anläßlich der Weihe des Kreuzes und der Erhebung der Kuppel auf die Kirche, ebenso wie bei allen anderen kirchlichen Festen mithelfen. Vladyka stellte auch den Diakon Geoffrey Ready vor, den er am Tag zuvor in den Klerus unserer Diözese aufgenommen hatte, und begrüßte seine Frau, die zusammen mit ihm aus Belfast, Nordirland, gekommen war. Vater Vadim dankte seinerseits dem Erzbischof für seine Anteilnahme an der Londoner Gemeinde und wünschte ihm Kraft und Gesundheit für die Fortführung seines mühevollen bischöflichen Wirkens. Am Abend brachte Vater Vadim zusammen mit seiner Matu¡ska Erzbischof Mark und Priestermönch Avraamij zum Flugplatz. Spät abends kamen sie in München an.
p Am Montag, den 19. Oktober/1. November, vollzog Erzbischof Mark einer langjährigen Tradition folgend nach dem Mittagessen ein Totengedenken auf dem Soldatenfriedhof in Puchheim bei München. Hier sind russische Kriegsgefangene des Ersten Weltkrieges begraben. Es konzelebrierten Priestermönch Avraamij, Priester Viktor Vdovi¡cenko, Protodiakon Georg Kobro und Mönchsdiakon Evfimij.
p Am Sonntag, den 25. Oktober/7. November, zelebrierte Erzbischof Mark in der Kathedralkirche in München. Nach der Liturgie hatte er ein Gespräch mit den Gemeindegliedern und flog dann nach Köln, um dem Gottesdienst anläßlich des Patroziniums der Kirche des Großmärtyrers Demetrios von Saloniki vorzustehen. Die Nachtwache hielt Erzpriester Bo¡zidar Patrnogi¡c zusammen mit Diakon Boris Zdrobeou. Zusammen mit den genannten Geistlichen und dem während des Abendgottesdienstes eingetroffenen Priester Alexander Zaitsew trat Erzbischof Mark zur Litija und zum Polyeleion mit Lesung des Evangeliums in die Mitte der Kirche und beendete ebenfalls den Gottesdienst mit der großen Doxologie. Am folgenden Tag vollzog Erzbischof Mark die göttliche Liturgie mit allen genannten Klerikern, zu denen noch Erzpriester Dimitrij Ignatiev aus Frankfurt hinzukam.
Nach der Liturgie und dem Gebet an den Heiligen der Kirche lud die Gemeinde zum Mittagessen in den Saal nebenan bei der kleinen Kirche ein. Hier drückte Erzpriester Bo¡zidar Erzbischof Mark seine Dankbarkeit dafür aus, daß er an diesem Festtag gekommen war, während Vladyka von der Weihe der Kreuze und der Kuppeln in Gethsemane und London erzählte. Erzpriester Dimitrij Ignatiew sprach über die Geschichte der deutschsprachigen Gemeinde von Köln, die unter seiner Führung entstanden war.
p Am Mittwoch, den 28. Oktober/10. November, wurde im Kloster des hl. Hiob von Po¡caev in München, dem Tag des Ablebens des Heiligen, das Patronatsfest begangen.
Bote 1999-6
Aus dem Leben der Diözese
London
Am Dienstag, den 11. Oktober n.St., flog Erzbischof Mark nach Jerusalem. Dort wurde er vom Leiter der Russischen Geistlichen Mission in Jerusalem, Igumen Alexej, und dem Sekretär der Mission, Jurij Borisovi¡c Brunot, empfangen. Am Abend war Vladyka bei dem zweiten Teil der Utrenja in dem Erlöser-Himmelfahrtskloster auf dem Ölberg zugegen. Nach dem Gottesdienst lud ihn Äbtissin Moiseja zusammen mit den Igumen Alexej und Andronik zum Abendessen ein. Am Mittwoch, den 13. Oktober, war er in eben diesem Kloster bei den Morgengottesdiensten zugegen.
Am Mittwoch Vormittag, den 13. Oktober, begab sich Erzbischof Mark zusammen mit Igumen Alexej zum Griechischen Patriarchat von Jerusalem, um seine Ankunft mitzuteilen und den Segen zum Aufenthalt im Heiligen Land sowie zur Durchführung der Gottesdienste zu erhalten. Der Stellvertreter des kranken Patriarchen Diodoros, Metropolit Basilios, empfing ihn. Nach dem Austausch von Begrüßungsworten und Berichten über das Leben unserer Kirchen sprachen Erzbischof Mark und Igumen Alexej dem Metropoliten eine persönliche Einladung zur Einweihung der Kreuze auf den neu vergoldeten Kuppeln in Gethsemane, die für den nächsten Morgen um 10 Uhr anberaumt war, aus. Metropolit Basilios sagte seine Teilnahme zu, falls er nicht durch den Besuch des griechischen Verteidigungsministers verhindert sein würde.
Um 15.00 Uhr fand ein Treffen mit den Firmenvertretern und Arbeitern, welche die Kuppeln des Gethsemane Klosters renoviert hatten, auf der gegenüberliegenden Seite über dem Tal von Kedron, von wo aus unser Kloster gut sichtbar ist, statt. Hier hielt Erzbischof Mark eine Begrüßungsansprache, er beglückwünschte die Äbtissin und die Schwestern zur Vollendung dieser Etappe der Renovierung und sprach allen Arbeitern aus Deutschland, die unter den schwierigen klimatischen Bedingungen an diesem Werk mithalfen, seinen Dank aus. Weiterhin ergriffen Igumen Alexej das Wort, gefolgt von Äbtissin Elisabeth, welche die ganze Renovierung in die Wege geleitet und viel Geld gesammelt hatten, sowie Helmut Konitzer. Ebenfalls sprachen der Zimmermann, der Schlosser und der Vergolder und erklärten, welche Arbeiten sie zur Wiederherstellung der schon äußerst brüchigen Kuppeln unternommen hatten.
Am Abend zelebrierte Erzbischof Mark die Nachtwache in Gethsemane. Es konzelebrierten Igumen Alexej, Priestermönch Ioann (Schmelz), Priestermönch Valerij (aus Kiew), Priester Nikolaj Schibalkov und Priester Peter Baulk aus London.
Am folgenden Tag, Donnerstag der 1./14. Oktober, dem Schutzfest der Allerheiligsten Gottesgebärerin, war der Empfang des Bischofs auf 7.30 Uhr angesetzt. Die Nonnen legten Vladyka in der Mitte der Kirche die liturgischen Gewänder an. Beim Kleinen Einzug verlieh er Vater Peter Baulk das Recht zum Tragen des Epigonation. Er predigte zum Thema Höre Tochter, siehe und neige dein Ohr. Während des eucharistischen Kanons traf Metropolit Basilios zusammen mit einem Priester vom griechischen Patriarchat ein und sie begaben sich in den Altarraum. In der Folge kamen noch der Vorsteher der Rumänischen Geistlichen Mission und Archimandrit Anastasij aus Bethlehem. Schließlich gesellten sich noch Vertreter der protestantischen, römisch-katholischen und anglikanischen Kirchen dazu. Viele von ihnen hatten in dieser oder jener Form die Durchführung der Restauration unterstützt und gefördert.
Sofort nach dem Schlußsegen begaben sich Erzbischof Mark und Metropolit Basilios mit den anderen Geistlichen auf den Platz vor der Kirche und begannen dort den Ritus zur Weihe der Kreuze. Im Verlauf der Zeremonie wurde Erzbischof Mark in dem Lift, der den Arbeitern zum Materialtransport diente, auf das Dach emporgehoben, wo er die Kreuze weihte. Nach dem Vollzug der Weihe sprach er einige Worte über die Bedeutung des Kreuzes für den orthodoxen Christen und dankte noch einmal allen, welche die Renovierung ermöglicht hatten.
Insbesondere überreichte er dem Probst der deutschen evangelischen Gemeinde, Dr. Ronecker, der durch die Unterbringung der Arbeiter in dem seiner Kirche gehörenden Gästehaus und ähnlichen Diensten einen wichtigen Beitrag geleistet hatte, eine Urkunde und einen Gedenkteller. Nach der Weihe der Kreuze boten die Schwestern auf dem Platz vor der Kirche ein Mahl an. Anwesend waren auch der amerikanische und der australische Konsul sowie der serbische Gesandte, Vertreter der englischen und belgischen Konsulate und eine Reihe anderer hochrangiger Persönlichkeiten. Führende israelische und palästinensische Zeitungen wie Ha Aretz, Al Kuds und Jerusalem Post erwähnten dieses Ereignis auf der ersten Seite mit ausführlichen Artikeln und mit Photos, auf denen zu sehen ist, wie Erzbischof Mark auf dem Dach der Kirche steht und die Kreuze weiht. Nicht einmal die traditionalistische hebräische Zeitung Ha Aretz hatte Bedenken, ein Photo mit einem der Kreuze von Gethsemane auf der ersten Seite abzubilden.
Nach dem Mittagessen fuhr Erzbischof Mark mit dem Leiter der Mission zu einer kurzen Ruhepause nach Kapernaum. Den Freitag verbrachten sie bei herrlichem Sonnenschein und ca. 30° C am See Genezareth, von wo sie einen Ausflug zu der Kreuzritterfestung Belvoir machten. Am Samstag, den 3/16. Oktober, kehrten sie nach Jerusalem zurück, wobei sie unterwegs Jericho besuchten, mit den dortigen Brüdern sprachen und sich über die derzeitige Lage unseres Gartens und der Bruderschaft dort informierten. Die Nachtwache zelebrierte Erzbischof Mark wieder auf dem Ölberg.
Ebenso vollzog Erzbischof Mark am 4./17. Oktober die Göttliche Liturgie in dem Erlöser-Himmelfahrtskloster auf dem Ölberg. Ihm konzelebrierten der Vorsteher der Russischen Geistlichen Mission in Jerusalem, Igumen Alexej, sowie Igumen Andronik. Nach der Liturgie frühstückte Vladyka mit den Schwestern des Klosters in dem allgemeinen Speisesaal.
Nach einer Konferenz mit den Priestern, Igumen Andronik und Priestermönch Ioann, bei dem allgemeine, die Betreuung unserer Klöster im Heiligen Land betreffende Fragen erörtert wurden, und einigen persönlichen Unterredungen fuhr Erzbischof Mark mit dem Vorsteher und dem Sekretär der Mission nach Farah, um die Lavra des hl. Chariton zu besuchen. Sie führten Gespräche mit den dort lebenden Mönchen und unterrichteten sich über die Lage. Am folgenden Tag erörterte Erzbischof Mark die Möglichkeit einer Vergrößerung der Bruderschaft der Lavra durch neue Anwärter. Auf dem Rückweg von Chariton fuhr Erzbischof Mark mit seinen Begleitern nach Bethanien, um sich über die Situation der Schule und die Tätigkeit der zwei dort lebenden Schwestern Martha und Maria im Zusammenhang mit der Renovierung der Kirche von Gethsemane zu erkundigen.
Am Sonntag Abend traf Erzbischof Mark mit Helmut Konitzer, dem Leiter der Restaurierungsarbeiten im Kloster der hl. Apostelgleichen Maria Magdalena in Gethsemane, zusammen, um ihm persönlich für seine Initiative und ungeheure Hilfe zu danken, die er unseren Schwestern erwies und immer noch bei der Ergreifung der weiteren Schritte zur Fortsetzung der Renovierungsarbeiten in Gethsemane wie auch auf dem Ölberg erweist. Danach vollzog Vladyka zusammen mit Priestermönch Valerij aus Kiew, der im Kloster von Gethsemane zu Gast ist, die Nachtwache vor dem Fest der Hierarchen von Moskau, der hl. Peter, Alexios, Jona, Philipp, Hermogenes und Tichon.
Am Montag, den 5./18. Oktober, fuhr Erzbischof um 5.00 früh vom Ölberg nach Gethsemane, um bei dem Mitternachtsamt und den Stunden dort anwesend zu sein und danach die Göttliche Liturgie nach priesterlichem Ritus zusammen mit Vater Valerij zu feiern. Nach Beendigung der Liturgie teilte Vladyka mit den Schwestern das Frühstück und benutzte die Gelegenheit zum geistlichem Gespräch mit ihnen. Danach unterhielt er sich etwas ausführlicher mit der Äbtissin Elisaveta und einigen weiteren Schwestern, die um geistlichen Rat baten. Im Laufe des Tages besprach Erzbischof Mark allgemeine, unsere geistliche Mission betreffende Probleme mit Igumen Alexej und anderen Ratsuchenden.
Am Abend fuhr er seiner Gewohnheit entsprechend noch einmal vor der Abreise in die Stadt, um sich vor Golgotha und am Grab des Herrn zu verneigen und für alle Glieder unserer Diözese zu beten. Am Abend war er bei der Utrenja im Ölbergkloster zugegen. Nach der ersten Stunde zelebrierte Igumen Andronik ein kurzes Moleben für eine glückliche Heimreise. Zum Abschluß des Abends und des Aufenthaltes von Erzbischof Mark im Heiligen Land lud ihn Igumenja Moiseja zusammen mit dem Vorsteher und dem Sekretär der Mission und Igumen Andronik zum Abendessen in ihre Residenz ein. Um 3.00 früh des nächsten Tages brachten der Sekretär der Mission und Igumen Alexej Vladyka zur Rückkehr nach München zum Flughafen.
p Am Donnerstag, den 15./28. Oktober, flog Erzbischof Mark nach London. Am Flugplatz wurde er von dem Vorsteher der Londoner Gemeinde des Entschlafens der Allerheiligsten Gottesgebärerin, Priester Vadim Zakrevskij, empfangen. Nach der Ankunft konnte sich Vladyka ein Bild von dem Fortschritt der Bauarbeiten machen, insbesondere der Kuppel und dem neu aufgestellten Kreuz. Mit Nikolaj Jela¡ci¡c erörterte er Fragen der bevorstehenden Weihe des Kreuzes. Weiter traf sich Erzbischof Mark mit einer Reihe anderer Personen, die an der weiteren Entwicklung unserer Gemeinde in London mitarbeiten wollen.
Am Freitag früh war Erzbischof Mark bei einem Totengedenken für die Äbtissin Elisabeth auf dem Friedhof in der Nähe unserer neuen Kirche zugegen, die von Priestermönch Avraamij zelebriert wurde, während die Schwestern des Verkündigungsklosters sangen. Am Freitag Abend nahm Erzbischof Mark am Abend- und Morgengottesdienst in der im Bau befindlichen Kirche teil. Am Samstag, den 17./30. Oktober, um 9.00 morgens fand in eben dieser Kirche der Empfang des Hierarchen statt. Zwei aus München angereiste Altardiener kleideten Vladyka gemeinsam mit den Londoner Altardienern in der Mitte der Kirche ein. Der gesamte Klerus der englischen Diözese konzelebrierte ihm: Archimandrit Alexej aus Brookwood, die Priester Vadim Zakrevskij, Andrej Philips, Thomas Hardy, Peter Baulk, Paul Elliott, Elias Jones, sowie der aus Deutschland gekommene Diakon Viktor Zozulja, der Mönchsdiakon Savva aus Brookwood und Diakon Geoffrey Ready aus Belfast, der an diesem Tag in unsere Diözese aufgenommen wurde. Der Londoner Chor sang unter Leitung der aus München gekommenen Nonne Vassa, während bei der Kommunion die Nonnen des Verkündigungsklosters sangen.
Beim Kleinen Einzug zeichnete Erzbischof Mark Priester Vadim Zakrevskij mit dem Recht zum Tragen des goldenen Brustkreuzes aus, Priester Andrej Philips mit dem Kamilavion, Priester Thomas Hardy ebenso mit dem Kamilavion und Priester Peter Baulk mit der Skufia. Nach Abschluß der Liturgie erklärte Vladyka, daß er Archimandrit Alexej zum Propst für die englischsprachigen Gemeinden in Großbritannien ernennt. Zur Liturgie predigte Erzbischof Mark auf Russisch, wobei Priester Andrej Philips die Predigt ins Englische übersetzte.
Nachdem die Gläubigen das Kreuz geküßt und das Antidoron empfangen hatten, gingen alle Geistlichen und Gläubigen aus der Kirche hinaus, um dem Ritus der Weihe des Kreuzes auf der Kuppel zu folgen. Die Kuppel selbst, die von unseren Gläubigen mit 1.200 blauen Dachplättchen aus Email mit goldenen Sternen bestückt wurde, stand noch auf einem Gestell auf dem Boden. Auf der einen Seite stand das Gerüst, auf welches Erzbischof Mark nach dem Weihegebet mit Priester Vadim Zakrevskij und einem der Altardiener, der den Weihwasserbehälter hielt, hinaufstieg. Indessen las der zweite Priester der Londoner Gemeinde, Vater Thomas Hardy, das Weihegebet auf Englisch.
Erzbischof Mark begab sich bis zur Ebene des Kreuzes und weihte es, sowie die gesamte Kuppel mit dem geheiligten Wasser. Wieder unten angelangt, sprach er diesmal in Englisch über die Bedeutung dieses Kreuzes für den Christen, besonders für die Mitglieder der Londoner Gemeinde, wo wir mit Gottes Hilfe und durch die unaussprechliche Göttliche Gnade die erste wirkliche russisch-orthodoxe Kirche bauen konnten.
Zu diesem Zeitpunkt war auch der griechische Erzbischof Gregorios, der serbische Priester und Vertreter anderer Gemeinden in England eingetroffen. Nachdem Erzbischof Mark die liturgischen Gewänder in der Kirche abgelegt hatte, lud er alle in den Gemeindesaal ein. Hier begrüßte er Erzbischof Gregorios und einige Amtspersonen wie den lokalen Bürgermeister. Besonders danke er dem Architekten Douglas Norwood für seine Liebe zu unserer Kirche, die ihn bewegt hatte, gewisse Details, wie etwa jeden einzelnen der 1.200 Dachplättchen für die Kuppel ganze Nächte hindurch zu berechnen. Vladyka überreichte ihm einen Wandtellersatz mit einer Darstellung der Taufe Rußlands, des hl. Vladimir und der hl. Olga.
Die Schwesternschaft der Londoner Kirche hatte ein reiches und wohlschmeckendes Mahl bereitet, wobei Wein ausgeschenkt wurde, der größtenteils von einem ortsansässigen griechischen Wohltäter gestiftet worden war. Um diese Zeit waren schon die Arbeiten auf der Straße im Gange, um die Kuppel auf die Kirche zu heben. Als diese Arbeiten sich ihrer Vollendung näherten, begaben sich alle Anwesenden auf die von der Polizei abgeriegelte Straße.
Auf der in der Nähe vorbeiführenden, großen Verkehrsader vom Flughafen nach London, von der aus die Kuppel unserer Kirche für alle gut sichtbar ist, standen ebenfalls Verkehrspolizisten und veranlaßten die Autofahrer, ihre Geschwindigkeit zu drosseln, denn es wurde befürchtet, daß die Autofahrer, wenn sie sehen, wie sich die große Kuppel mit dem goldenen russischen Kreuz in die Luft erhebt, einen Blick zur Seite werfen und Unfälle verursachen könnten.
Während der Kran die Kuppel hochhob, sang der Chor das Troparion und Kondakion an das Kreuz und das Entschlafen der Gottesmutter, sowie die große Doxologie. Von den Häusern der Umgebung kamen fast alle Bewohner auf die Straße heraus, um zu verfolgen, wie die Kuppel auf die Kirche gesetzt würde. Langsam näherte sich die Kuppel dem Unterbau, und vielen, auch den zwei Bischöfen, traten Tränen in die Augen, als der Kranführer sie gekonnt und sanft auf die Entschlafungskirche niedersetzte. Der griechische Hierarch beglückwünschte Vladyka Mark, und viele beglückwünschten sich gegenseitig zu diesem großen und unverhofften Ereignis im Leben unserer Kirche in England.
Die Vorsteherin des Frauenklosters, Igumenja Serafima, erzählte Vladyka, daß durch dieses Ereignis und an diesem Tag sich die Weisung des Bischofsheiligen Johannes von Shanghai, der seinerzeit, als er der zuständige Bischof war, dem damaligen Kirchenältesten der Londoner Gemeinde, Graf Kleinmichel, sagte, daß es an der Zeit sei, nun das Flüchtlingsdasein aufzugeben, Wurzeln zu schlagen und eine eigene Kirche zu errichten, bewahrheitete. An diesem Tag fühlten alle, daß sich die Worte von Erzbischof Johannes verwirklicht hatten.
Am Schluß des Empfangs lud Erzbischof Mark die Arbeiter, die diesen letzten Schritt im Bau der Kuppel auf unserer Kirche ausgeführt hatten ein, um ihnen persönlich zu danken. In dem Gemeindehaus saßen noch lange Gemeindeglieder und Freunde der Gemeinde beisammen und tauschten ihre Eindrücke an diesem großen und freudenreichen Tag aus.
Nun fuhren einige der Priester nach Hause. Die sonntägliche Vigil hielten die Priester Vadim Zakrevskij und Thomas Hardy mit den Diakonen Viktor Zozjulia und Geoffrey Ready. Erzbischof Mark trat zum Polyeleion mit der Lobpreisung an den hl. Apostel Lukas und der Evangeliumslesung in die Mitte der Kirche. Für Sonntag, den 18./31. Oktober, war der Empfang des Hierarchen auf 9.45 vormittags festgesetzt. An diesem Tag zelebrierten die Priester Vadim Zakrevskij, Thomas Hardy und Ilya Jones, sowie die Diakone Viktor Zozjulia und Geoffrey Ready mit ihm.
Erzbischof Mark predigte über das Thema der Apostellesung des Sonntags: Denn in Christus Jesus gilt weder Beschneidung noch Unbeschnittensein etwas, sondern eine neue Kreatur (Gal. 6,15). Jene, die nach den Regeln der neuen Kreatur leben, sagte Vladyka, also die Geschöpfe in Christus, unterscheiden sich eben dadurch, daß auf ihnen der Friede und die Barmherzigkeit als über dem neuen Israel Gottes ruht (Gal. 6,16). Die Voraussetzung für die Aufnahme der Barmherzigkeit Gottes ist jedoch die Hoffnung auf den Herrn und die Demut. Diese Charakterzüge werden im Zusammenhang miteinander genannt, weil es keine wahre Demut ohne Hoffnung auf Gott gibt. Wer seine Hoffnung nicht auf Gott setzt, ist gezwungen, auf sich selbst zu hoffen. Solch eine Selbstüberschätzung scheidet und entfernt den Menschen von Gott. Ein demütiger Mensch legt seine Seele in die Hände Gottes. Diese Lektion lehrte uns der Herr Selbst, als Er am Kreuz die Psalmworte sprach: In deine Hände lege ich meinen Geist. Auf dem Pfad zum Heil müssen wir uns in erster Linie von der weltlichen, eitlen Geschäftigkeit losmachen. Dazu ruft uns der Psalmist auf, der sagt: Du hassest die, die umsonst an Nichtigem hängen, ich aber habe auf den Herrn gehofft (Ps. 30,7). Die eitle Weile gebiert leere Gedanken, dumme Einfälle, Intrigen und Pfiffigkeiten, wodurch sie unseren Aufstieg auf der “Leiter” des Gebets, der göttlichen Reflexion und des Heils hindern.
Der Friede und die Barmherzigkeit Gottes vermehren sich in uns in dem Maße, in dem wir uns von der weltlichen Eitelkeit entfernen. Während unsere Demut in dem Maße der Schwierigkeiten, die wir auf uns nehmen und ohne Murren um Gottes willen ertragen, wächst. In dem Gotteshaus, das wir hier bauen, und auf dem wir gestern das Kreuz weihten, empfangen wir die Gnade und den Frieden Gottes. Wir brauchen keinen armen Lazarus, um uns die Zunge anzufeuchten. Wir empfangen selbst den Tau der Gnade aus den Händen Christi und werden ständig in dieser Gnade verweilen, wenn auch in uns Gerechtigkeit und Frieden sich küssen (Ps. 84,11). Wenn wir die Gerechtigkeit und den Frieden in solchem Maße lieben, daß wir sie nicht nur für uns selbst vom Herrn zu empfangen wünschen, sondern mit ganzem Herzen danach streben, sie unseren Mitmenschen weiterzugeben, dann wird die Barmherzigkeit uns nicht nur auf eine kurze Weile, sondern als ein ständiges Gut beigegeben: Denn so hoch der Himmel ist über der Erde, so mächtig ist das Erbarmen des Herrn über denen, die Ihn fürchten (Ps. 102,11). Das goldene Kreuz auf der Kuppel unserer Kirche muß immer mit uns sein. Auf ihm wurde der Herr nach Seinem eigenen Willen gekreuzigt, auf ihm kreuzigen wir unsere eitlen und hoffärtigen Gedanken und Ansinnen, um zusammen mit Christus von unserer sündigen Todesstarre aufzuerstehen.”
Nach der Liturgie nahm Erzbischof Mark an dem von der Schwesternschaft im Speisesaal bereiteten Mittagsmahl teil und erzählte über die Weihung der Kreuze in Gethsemane, sowie über andere Ereignisse im Leben unserer Kirche. Insbesondere dankte Vladyka der Schwesternschaft für ihre ungeheure Mühe, vor allem der Pfarrersfrau von Vater Vadim, die alle derartigen Unternehmungen mit großem Können organisiert. Er sagte, daß eine Auszeichnung eines Priesters immer auch eine Belohnung für seine ganze Familie darstelle, die wohl oder übel fast in alle Gemeindeangelegenheiten mit hineingezogen wird. Erzbischof Mark äußerte seine besondere Freude darüber, daß viele junge Damen und Mädchen bei der Gestaltung des Festes anläßlich der Weihe des Kreuzes und der Erhebung der Kuppel auf die Kirche, ebenso wie bei allen anderen kirchlichen Festen mithelfen. Vladyka stellte auch den Diakon Geoffrey Ready vor, den er am Tag zuvor in den Klerus unserer Diözese aufgenommen hatte, und begrüßte seine Frau, die zusammen mit ihm aus Belfast, Nordirland, gekommen war. Vater Vadim dankte seinerseits dem Erzbischof für seine Anteilnahme an der Londoner Gemeinde und wünschte ihm Kraft und Gesundheit für die Fortführung seines mühevollen bischöflichen Wirkens. Am Abend brachte Vater Vadim zusammen mit seiner Matu¡ska Erzbischof Mark und Priestermönch Avraamij zum Flugplatz. Spät abends kamen sie in München an.
p Am Montag, den 19. Oktober/1. November, vollzog Erzbischof Mark einer langjährigen Tradition folgend nach dem Mittagessen ein Totengedenken auf dem Soldatenfriedhof in Puchheim bei München. Hier sind russische Kriegsgefangene des Ersten Weltkrieges begraben. Es konzelebrierten Priestermönch Avraamij, Priester Viktor Vdovi¡cenko, Protodiakon Georg Kobro und Mönchsdiakon Evfimij.
p Am Sonntag, den 25. Oktober/7. November, zelebrierte Erzbischof Mark in der Kathedralkirche in München. Nach der Liturgie hatte er ein Gespräch mit den Gemeindegliedern und flog dann nach Köln, um dem Gottesdienst anläßlich des Patroziniums der Kirche des Großmärtyrers Demetrios von Saloniki vorzustehen. Die Nachtwache hielt Erzpriester Bo¡zidar Patrnogi¡c zusammen mit Diakon Boris Zdrobeou. Zusammen mit den genannten Geistlichen und dem während des Abendgottesdienstes eingetroffenen Priester Alexander Zaitsew trat Erzbischof Mark zur Litija und zum Polyeleion mit Lesung des Evangeliums in die Mitte der Kirche und beendete ebenfalls den Gottesdienst mit der großen Doxologie. Am folgenden Tag vollzog Erzbischof Mark die göttliche Liturgie mit allen genannten Klerikern, zu denen noch Erzpriester Dimitrij Ignatiev aus Frankfurt hinzukam.
Nach der Liturgie und dem Gebet an den Heiligen der Kirche lud die Gemeinde zum Mittagessen in den Saal nebenan bei der kleinen Kirche ein. Hier drückte Erzpriester Bo¡zidar Erzbischof Mark seine Dankbarkeit dafür aus, daß er an diesem Festtag gekommen war, während Vladyka von der Weihe der Kreuze und der Kuppeln in Gethsemane und London erzählte. Erzpriester Dimitrij Ignatiew sprach über die Geschichte der deutschsprachigen Gemeinde von Köln, die unter seiner Führung entstanden war.
p Am Mittwoch, den 28. Oktober/10. November, wurde im Kloster des hl. Hiob von Po¡caev in München, dem Tag des Ablebens des Heiligen, das Patronatsfest begangen.
Bote 1999-6
In eigener Sache
In eigener Sache:
Nachdem wir von den freudigen Ereignissen in Jerusalem und London berichtet haben,
möchten wir auch von unserem Glockenturm etwas sagen.
Zuerst hatten wir die Glocke.
Die haben wir von der Familie Tittmann geschenkt bekommen.
Leider stand die Glocke ziemlich lang vor dem Kircheneingang und wir wußten nicht, wo wir sie aufhängen sollten.
Nach Ostern d. J. lag auf dem Analogion im Chor eine Postkarte mit einer Zeichnung des Glockenturmes, der bei der Feodorowskij - Kathedrale (von der hl. Zarenfamilie Anfang dieses Jahrhunderts in St. Petersburg erbaut), entstand. Darauf stand: “Christus ist auferstanden”.
Mit reger Hilfe unserer Pilger konnte die Bruderschaft
5 Minuten vor dem Patronatsfest des hl. Hiob von Po¡caev den Glockenturm fertigstellen.
Gott sei dank!
Unsere Kuppel wird grün!