Heilige Neomärtyrer und Bekenner
Nach der sogenannten Deklaration des Metropoliten Sergij im Jahre 1927, die vom Petrograder Metropoliten Josif nicht anerkannt wurde, ernannte Metropolit Sergij den Metropoliten Serafim (Çiça-gov) an seiner Stelle, diesem jedoch wurde von einer Gruppe Geistlicher unter Führung des Vikarbischofs Dimitri von Gdovsk (Ljubimov), die im Volk und bei den Tschekisten wegen ihrer Treue zu Iosif die Bezeichnung "Iosifljaner" erhalten hatte, die Gefolgschaft verweigert. Am Anfang hinderte die GPU sie nicht, um die kirchliche Spaltung zu verstärken. Ihre Bischofskirche wurde die "Auferstehungskathedrale im Blut" (Platz der Ermordung des Befreierzaren). Es blieben ihnen einige Kirchen in den Außenbezirken: Kirche der Muttergottes von Tichvin in Lesnoje, an der Ochta, am Obvodnyj Kanal und die kleine Kirche im Wald an der Piskarevka hinter dem Bahnkörper der Irinovskaja Eisenbahn, nahe dem Metschnikov-Krankenhaus (ehem. Krankenhaus "Kaiser Peter der Große"). In dieser Kirche des hl. Alexander O‚evenskij tat der bescheidene Hirte Vr. Nikolai Prozorov Dienst.
Der erste Schlag wurde den Iosifljanern mit der Verhaftung Vr. Fjodor Konstatinoviç Andrejevs im Winter 1929 versetzt, dem der vorhergehende Bericht gewidmet war. Im November 1929 wurden alle angesehenen Hirten der Iosifljaner verhaftet: Bischof Dimitri, Bischof Sergij Narvskij, Erzpriester Vasilij Verjuœskij, der nach vielen Jahren der Haft überlief und dann Mitkämpfer des bolschewistischen Patriarchats war, der Schlüsselaufbewahrer der Auferstehungskirche im Blut, Erzpriester Ioann Nikitin, Erzpriester Vr. Sergij Tichomirov, Priester Vr. Nikolai Prozorov, Priester Vr. Nikofor Strelnikov, die Nonne Mutter Kira und noch einige bescheidene Laien.
Im Februar 1930 traf ich in der Zelle Nr. 9 des Untersuchungsgefängnisses in der Vojnovastraße Nr. 25 (früher Ípalernajastraße) - so schreibt ein Zeuge - einen Schiffsbauingenieur von einer baltischen Werft. Von der Haft bedrückt, gab er mir die ersten Tage geistliche Unterstützung sowie die Möglichkeit des gemeinsamen Gebetes. Ende Februar wurde ein Fremder in unsere Zelle gebracht. Dieser ungebildete Invalide, der seine Verwundungen vor 25 Jahren während der Belagerung von Port Arthur davongetragen hatte und ein einfacher Soldat war, bewies eine seltene Widerstandskraft und verurteilte das Vorgehen des Metropoliten Sergij aufs schärfste. Dann wurde Vr. Pjotr B. Primuknov aus der Einzelhaft herverlegt.
Ich schloß mich von ganzem Herzen den bei-den und der kleinen Kirche, die mit Vr. Pjotr ihren Hirten erhalten hatte, an und brach für immer mit der Hierarchie von Metropolit Sergij.
Am 10. April 1930 wurde unsere Zelle den "Arbeitern" zugeteilt (Häftlinge, die im Sägewerk auf dem Gefängnishof arbeiten mußten) und wir vier wurden in Zelle 21 verlegt, wo sich 80-100 Menschen 20 Schlafstellen teilten (in der vorherigen waren es 14 Schlafstellen für 35-45 Personen) und wo ich Vr. Ioann und Vr. Nikolai sowie noch einen alten, 75-jährigen Erzpriester namens Nikolai Zagorovskij, den man aus Charkov in Sachen Metropolit Sergij hergebracht hatte und den ehemaligen Synodalbeamten Íenez traf.
Nach einer Woche, am 4./17. April feierten wir mit ihnen das Ostermorgenamt und verbrachten den Sommer zusammen mit ihnen. Mit uns war Vr. Alex-ander Tichomirov aus Zelle 22, der Bruder Vr. Sergijs, der sehr unter Herzanfällen litt und zwei Kommandeure von den Kaderoffizieren, die mit dieser Gruppe in Verbindung standen, beim Hofgang.
Während dieser Zeit schmachtete Vikarbischof Dimitri Gdowski, der die treue Herde in Petrograd geleitet hatte, in Einzelhaft. Ich traf ihn einmal, als er mit anderen Häftlingen, begleitet von Aufsehern, eine schwere Kiste Abfall schleppte. Vladyka kam von einem zehnminütigen Ausgang zurück. In Einzelhaft waren Erzpr. Vr. Verjuœskij und Vr. Sergij Tichomirov. Das Schicksal der letzteren war besonders gefährdet; den anderen Hirten wurde bei Verhören gesagt, daß man bei Vr. Sergij bei einer Durchsuchung "Aktivitäten der Sremski Karlowitzer Synode" gefunden hatte und er ohne Furcht vor den Tschekisten seine volle Übereinstimmung mit diesen bekannt hatte.
Diejenigen Väter, die der Dauer der Haft nach in dieser Zelle die ältesten waren, nahmen eine Ecke ein, wo sie zusammen schliefen, morgens das Mittagsgebet, abends das Morgenamt und vor einem Fest das Abendamt hielten. Sie saßen kaum auf ihren Hockern, als sich zwei oder drei Laien zu ihnen setzten und wir halblaut den auswendig gesprochenen Gottesdienst hörten. Die anderen Häftlinge taten so, als ob sie dies nicht bemerkten. Im Juli kamen zwei bekannte Priester der Sergijaner, Vr. Nikolai Çukov (später Metropolit Grigorij von Leningrad, der kürzlich verstorben ist) und Vr. Nikolai Çepurin (verstorben in Moskau 1949 und Prorektor der sowjetischen Geistlichen Akademie). Obwohl sie in der Sache "Akademiemitglied Platonov" meine Mittäter waren, unterhielt ich mit ihnen keine Gebetsgemeinschaft und sie nicht mit uns. Tschukov wurde auf Bitten des Metropoliten Sergij Jagodje freigelassen und Tschepurin erhielt acht Jahre Gefängnis, wurde jedoch mit der Fertigstellung des Weißmeerkanals 1932 freigelassen. In der Zelle lernte ich das Leben meiner Mitgefangenen kennen. Vr. Nikolai Prozorov verließ mit 33 Jahren das Seminar und ging als Kriegsfreiwilliger an die Front. Die Revolution fand ihn, den Seminaristen mit abgebrochener Ausbildung als Leutnant vor. Nach der Rückkehr von der Front ins heimatliche Voroneœ wurde er mit anderen wegen Verschwörung angeklagt und zum Tode durch Erschießen verurteilt. Das war während der schrecklichen Jahre des Bürgerkriegs. In Erwartung der Strafe und in innigem Gebet gelobte der junge, lebhafte und tapfere Offizier, Priester zu werden, wenn Gott ihm das Leben schenken würde. Am Morgen erklärte man ihm die Wandlung seiner Todesstrafe in eine langjährige Haft. Dann noch einige Amnestien und er befand sich in Freiheit und wurde Priester. Erzbischof Ioann (Pommer), der in der Folge von bolschewistischen Terroristen am 12. Oktober 1934 in der Nähe von Riga bestialisch ermordet wurde, hatte ihn geweiht. Die GPU verbot ihm jedoch den Aufenthalt in Voronesh und er kam nach Petrograd, wo er in der kleinen Kirche des hl. Alexander O‚evenskij in der Nähe der kleinen Station Pishkarevka der Irinovsker Eisenbahn diente.
Einmal kam es zu einem bemerkenswerten Vorfall. Einer der höchsten Leningrader Kommunisten kam zu ihm: "Hör mal Pope, ich habe mich in diese Schönheit verliebt!" Er zeigte auf ein Mädchen, das mit ihm gekommen war und das diese Bezeichnung wahrhaft verdiente. "Sie will aber nicht einwilligen, solange kein Pope die Trauung vollzieht. Deine Kirche ist im Wald und niemand wird davon erfahren". (Kommunisten wurden bei kirchlicher Heirat aus der Partei ausgeschlossen). Vr. Nikolai stimmte zu und schlug ihnen vor, zu fasten, selbst wenn es am Tage vor der Trauung wäre. "Du scherzt, Pope, erregte sich der allmächtige Kommunist. Ich lasse die Launen des Mädchens durchgehen, aber beichten werde ich nicht. Traue uns auf der Stelle, ich zahle, was du willst, mehr, als du in einem Jahr verdienst. Du hast eine Stunde Zeit, deine Frau und deine Kinder (er hatte drei Kinder). Solange ich lebe, wird dich niemand einsperren und wenn es wirklich so weit käme, daß man dich verhaftet, kann deine Frau zu meiner Frau laufen und du bist im Nu frei. Denn ich bin Mitglied des ZK der Partei." Vr. Nikolai weigerte sich, die Trauung ohne Beichte zu vollziehen, trotz der Bitten und Drohungen des wütenden Gastes und der Tränen seiner schönen Begleiterin und blieb mit seiner Familie in Not und brachte sich um die Möglichkeit, einen allmächtigen Fürsprecher mit Gewicht im Kreml zu bekommen. Den Namen desjenigen sagte er mir nicht, jedoch sagte er, daß der Name in ganz Rußland bekannt sei. Am Morgen des 4./17. August rief man uns wie immer auf den Korridor und der "Kuckuck" (die brünette Kanzleibeamte der DPS, die den Häftlingen die Urteile des Dreierausschusses der OGPU des Leningrader Militärbezirks überbrachte und die wir so nannten, da sie jedem die Anzahl der Jahre der Haft einem Kuckuck gleich vorsagte) ließ beim Verlesen unterschreiben: Vr. Ioann Nikitin, Ingenieur K. und ein "Wanderer" je zehn Jahre Konzentrationslager, Vr. Pjotr fünf Jahre, Vr. Nikolai Zagorskij drei Jahre und der Beamte Íenez drei Jahre Verbannung nach Kasachstan.
Am anderen Morgen erfuhren wir durch geschickte Zeichensprache, daß Bischof Dimitri mit seinen fünfundsiebzig Jahren 10 Jahre Einzelhaft erhalten hatte (nach acht Jahren wurde er erschossen), Vr. Vassilij Berjuœski und Mutter Kira wurden zu 10 Jahren Konzentrationslager, Vr. Alexander Tichomirov zu fünf Jahren Konzentrationslager verurteilt und an die anderen erinnere ich mich nicht mehr.
Bemerken möchte ich, daß ein ungebildeter alter Mann, ein siebzigjähriger Schlosser und Arbeiter einer großen Fabrik, sich beim Verhör als Monarchist bekannt hatte und 10 Jahre Haft dafür erhielt.
Nur der in Einzelhaft befindliche Vr. Sergij Tichomirov und unser Mitgefangener Nikolai Prozorov wurden am 4./17. nicht zur Urteilsverkündigung aufgerufen. Am anderen Tag wurden alle Verurteilten zum Abtransport aufgerufen und verabschiedeten sich von uns. Vr. Nikolai konnte es nicht fassen, und wußte nicht, sollte er sich freuen oder traurig sein. Würde man ihn freisprechen, so würde man ihn vermutlich auf freien Fuß setzen. Aber der Grund, weshalb man ihn bis zur Abfahrt seiner Mitgefangenen scheinbar vergessen hatte, wurde immer klarer.
Ich versuchte den ganzen Tag, dem 5./18., dem Vortag der Verklärung, nicht von Vr. Nikolais Seite zu weichen, der sich mit dem Abtransport seiner Mitgefangenen plötzlich alleingelassen vorkam. Von den Hunderten Gefangener begriff die Mehrzahl nicht, was vor sich ging, andere glaubten, daß dies ein Vorzeichen der Entlassung in die Freiheit sei. Alleine, nur mit mir als Zuhörer, betete er die Vesper zum Fest der Verklärung. Die anderen Laien, die sonst dabei waren, waren schon in die Konzentrationslager verschickt worden. So änderte sich die Zusammensetzung der Zellenbelegschaft. Aus der Tasche seines Leibrocks zog er Bilder seiner drei Töchter, sechs, vier und zwei Jahre alt und blickte sie zärtlich an, indem er zu mir sagte: "Ich glaube, daß der Herr diese Waisen in der furchtbaren bolschewistischen Welt nicht verlassen wird".
Die gewöhnliche Zeit der Nachtruhe begann gegen neun Uhr abends. Die der Haftdauer nach Ältesten der Zelle, legten sich auf die Schlafstellen, die anderen auf Tische, Bänke und zusammengestellte Bretter, die Neuankömmlinge legten sich unter die Tische und die Schlafstellen. Meine Schlafstelle befand sich in der Nähe des Fensters, die von Vr. Nikolai nahe des Gitters zum Gang. Als alle sich hingelegt hatten, erschien der diensthabende Kommandant und blieb an der Gittertür ste-hen. "Prozorov, ist er das?" "Richtig, das bin ich", sagte Vr. Nikolai und sprang von seinem Platz auf. "Name und Vatersname!" sagte der Kommandant und verglich mit dem Notizzettel. "Nikolai Kariakoviç", antwortete der Priester während er sich ankleidete. "Packen Sie Ihre Sachen zusammen!"
Vr. Nikolai verstand alles. Ich beobachtete ihn nicht einmal, als der diensthabende Kommandant ihn auf diese Weise zur Erschießung aufforderte. Vr. Nikolai begann sich rasch anzukleiden und sei-nen Pappkarton mit den Gefängnishabseligkeiten zu packen. Ich lag am anderen Ende der Zelle und konnte nicht zu ihm durch die mit Tischen, Bänken, aufgestellten Schlafstellen und den überall liegenden Körpern verstellte Zelle hinüber. Aber aus der erleuchteten Ecke, wo er packte, sah ich klar sein irgendwie überirdisch mutig strahlendes Gesicht, das vom dunklen Bart umrahmt wurde (er war 33 Jahre alt, genau wie unser Erlöser, als er nach Golgotha ging). Die ganze Zelle wurde still und sah Vr. Nikolai zu. Vr. Nikolai sah uns alle mit einem glücklichen Lächeln an und ging rasch zum Gitter, das ihm der Kommandant öffnete. Auf der Schwelle wandte er sich zu uns und sagte laut: "Der Herr ruft mich zu Sich, und ich werde bald bei Ihm sein."
Wir sahen uns schweigend und erschüttert von der Seelengröße dieses bescheidenen Hirten an, nachdem die Gittertüre hinter ihm zugefallen war und er schnellen Schrittes vor dem hinter ihm folgenden Kommandanten ging. Flüsternd sprachen wir voller Mitleid über Vr. Nikolai. Nicht nur den Gläu-bigen, sondern auch den Gottlosen, den Trotzkisten, den Menschewisten, den Banditen und den einfachen sowjetischen Kriminellen imponierte sein fester Glaube und rang ihnen Mitleid und Hochachtung ab.
Am regulären Verwandtenbesuchtstag, teilten uns diejenigen, die Besuch erhalten hatten nach ihrer Rückkehr mit, daß den Priesterfrauen das Ur-teil ihrer Ehemänner mitgeteilt worden war. So erfuhren wir auch, daß in der Nach vor dem Fest Verklärung zusammen mit Vr. Nikolai auch Vr. Tichomirov, der neun Monate seiner Haft in einer Einzelzelle verbüßt hatte, erschossen worden war. Zusätzliche Informationen über Erzpr. Vr. Sergij Tichomirov überbrachte uns sein geistlicher Sohn, I.M. Andrejev. Erzpr. Vr. S. Tichomirov war zuerst Kirchenvorsteher der Kirche zur Tempeleinführung der Allerheil. Gottesmutter in St. Petersburg in der Wwedenskistraße gewesen. Nach der Zerstörung dieser Kirche, wurde er zweiter Priester der Kirche des hl. Johann des Barmherzigen, Patriarch von Alexandria, beim Blindenheim an der Ecke Große Grüne Straße und Hesslerowski Prospekt auf der Petrograder Seite (Vorsteher dort war Erzpr. Vr. P. Vinogradov). Vr. S. Tichomirov war ein hochangesehener Priester. Viele Professoren der Petrograder Universität und anderer höherer Lehranstalten zählten zu seiner Herde. Unter ihnen auch der berühmte russ. Philosoph und religiöse Denker Prof. S.A. Askoldov, Professor der Petrograder Universität und des Polytechnischen Instituts. Asket, bemerkenswerter Prediger, großer Verehrer des Metropoliten Antonij (Chrapovickij) und häufig zu Gast in der Einsiedelei von Optina, stand er in enger geistiger Verbindung mit den Starzen Iosif, Anatoli, Nektari und Dosif von Optina (Dosif war geistlicher Starez Nektaris), konnte Vr. S. Tichomorov mit Recht selbst als Starez bezeichnet werden, ähnlich Erzpr. Vr. Michail Pudnikov, mit welchem ihn eine Freundschaft im Geiste verband. Streng zu seinen geistlichen Kindern, wenn er bei ihnen die geringsten Anzeichen von Selbstgerechtigkeit entdeckte, war er ungewöhnlich feinfühlig, aufmerksam voller Takt und überaus liebevoll, wenn er die Andeutung von Verzweiflung und Kummer bemerkte. Er war mittlerer Größe, sehr hager mit einem Gesicht von der Art byzantinischer Ikonen, mit Augen, die gleichzeitig streng und gütig waren.
Nach der Deklaration des Metropoliten Sergij (1927) schloß sich Vr. Sergij sofort der Gruppe derer an, die protestierten, den Verrat des Metropoliten Sergij und seiner Gefolgsleute verurteilten. Die letzte Zeit, kurz vor seiner Verhaftung war er in der Kathedralkirche der Iosifljaner, der Auferstehungskirche im Blut tätig. Zunächst 1928 verhaftet, wurde er nach einigen Monaten aus irgendeinem Grunde freigelassen, danach aber im November 1929 er-neut inhaftiert. Im Gefängnis (er war im Untersuchungsgefängnis in der Ípalernajastraße, verhielt sich Vr. Sergij außerordentlich furchtlos und mutig, indem er die Gottlosigkeit trotz Drohungen und Prügeln verurteilte. Kurz vor der Erschießung bat er seine Frau, ihm saubere Wäsche und einen neuen Priesterrock zu bringen und beim nächsten Treffen mit ihr, riß er sie freudestrahlend mit seinem geistlichen Enthusiasmus, seiner Ruhe und seiner Freude förmlich mit.
Er saß in Einzelhaft. Erschossen wurde er vor dem Fest der Verklärung am 6.8.1930.
In Bezug auf Priester Vr. Nikolai Prozorov liegen noch folgende Erkenntnisse vor: Noch als Unteroffizier wurde er vor seiner Priesterweihe der Verschwörung beschuldigt und zum Erschießen verurteilt. Er befand sich mit einer Gruppe Todeskandidaten (Offizieren) in einer Zelle und schlug den Gläubigen von ihnen vor, den Akathistos des hl. Wundertäters Nikolaus des Patrons der zu Unrecht Verurteilten laut zu beten.
Er hatte den Akathistos zufällig bei sich. Ein Teil der Offiziere stimmte zu, ging beiseite und sang leise den Akathistos. Der Rest, vermutlich Ungläubige oder solche geringen Glaubens und weniger kirchlich gesinnte Offiziere nahm an diesem Gebet keinen Anteil. Und es geschah das unerhörte Wun-der, das die Seele des jungen Offiziers Prozorov zutiefst bewegte: am Morgen wurden alle, die den Akathistos mitgebetet hatten, von der Todesstrafe befreit und erhielten verschiedene Haftzeiten. Prozorov legte das Gelübde ab, Priester zu werden, sobald er wieder in Freiheit war.
Nachdem er einige Zeit in Freiheit war, erfüllte er sein Gelübde. Ich kannte Vr. Nikolai nicht persönlich, habe aber von diesem Wunder durch seinen Freund, Prof. Fjodor Andrejev gehört. Der ungewöhnlich erleuchtete geistliche Zustand Vr. Nikolais, der von Augenzeugen oben beschrieben wird, erklärt sich durch seine vorausgegangene tiefe religiöse Erfahrung in Zusammenhang mit der beschriebenen Errettung vor dem Tode nach dem Akathistos des hl. Nikolaus des Wundertäters.
(aus: M.Pol'skij, Novye Muçeniki Rossijskie)