Neumärtyrer Vasilij von Kine³ma

Bote 1988-6
Heiliger Neomärtyrer Vasilij  von Kine³ma

Die Lebensbeschreibung des Hl. Vasilij von Kine³ma  ist unsere beredteste Antwort darauf, warum seit 1927, als Metropolit Sergij seine be-rühmte Deklaration unterschrieb die gesamte Hie-rarchie der Russischen Orthodoxen Kirche im Aus-land keinerlei Gemeinschaft mit dem Moskauer Pa-triarchat pflegte und pflegt, welches wir seitdem manchmal als sowjetisches Patriarchat bezeich-nen. Diese Deklaration kann man nicht vergessen, wie sie auch der Hl. Bischof Vasilij nicht vergaß, der zusammen mit allen Neomärtyrern und Bekennern Rußlands verherrlicht wurde, als Bekenner, der die Deklaration in all den Jahren der Verfolgung, der Vertreibung und Einkerkerung bis zu seinem ge-rechten Tod im Jahre 1945 nicht unterzeichnete. Die Deklaration selbst kann nicht vergessen wer-den, denn sie ist nicht eine im Trümmerhaufen der Geschichte untergegangene Tatsache, die sich wegen der zeitlichen Entfernung gleichsam im Ne-bel der mitleidlosen Zeit auflöste. Die Deklaration ist lebendig und lebt und lenkt das ganze Leben des Moskauer Patriarchats. Die Deklaration stellt eine antikanonische, in die Kirche neu eingeführ-te, aber der Natur der Kirche Christi selbst fremde Grundlage dar,  die die Kirche ihrer inneren Freiheit beraubte. Die Deklaration ist eine Lähmung, die die gesamte Tätigkeit der Kirche erfasst hat. Doch das Schlimmste und Tragischste liegt in der Tat da-rin, daß die Deklaration in dem Leib der Kirche ei-nen anderen Willen, als den Willen Gottes einführ-te. Etwas Schlimmeres kann es nicht geben. Be-wahrt ist die ganze sichtbare Seite der Kirche, so-gar mit einem gewissen Gepränge, doch im Inne-ren sitzt der Sie zerfressende Krebs, der Tag und Nacht an Ihr nagt. Beinahe Ihr gesamter Episkopat und Klerus leidet in der Tiefe der Seele unter die-sem Zwang. Man braucht nur aufmerksam zu beob-achten, ganz abgesehen von den ehrlichen Aus-sagen einiger Geistlichen des Patriarchats. Und dennoch ist ungeachtet allen Dunkels dieses Bil-des nicht alles hoffnungslos. Es gibt einen Aus-weg aus dieser Sackgasse und den einzigen Aus-weg - die Buße, welche insgesamt das Patriarchat niemals ganz verlassen hat. Wir bemerkten von Zeit zu Zeit einzelne Fälle, in denen der eine oder andere Bischof noch in der Blüte aller seiner phy-sischen, geistlgen, und seelischen Kräfte plötzlich in den Ruhestand versetzt wurde. Wir im Ausland verstanden dies ausgezeichnet und freuten uns. Aber jetzt, zur Zeit der "Glasnost' "(Offenheit), be-haupten wir kühn, daß der Herr Selbst das Patri-archat aufruft,  diesen mutigen Weg des Bekennt-nisses zur Wahrheit Christi zu beschreiten. Doch mögen dies nicht nur einzelne Fälle bleiben, denn dafür wird niemand mehr erschossen oder einge-kerkert, sondern im schlimmsten Fall in den Ruhe-stand versetzt. Möge ihnen Gott helfen, diese er-leichterte Bürde der Buße und des Bekenntnisses auf sich zu nehmen, welche das ganze russische Volk und wir alle, die wir im Ausland über alle Kon-tinente und Länder der Welt verstreut sind, erwar-ten.
Welche Schmach für uns alle liegt darin, daß die Kirche Christi, die einzige Kraft, die fähig ist durch die Gnade des Hl. Geistes das russische Volk zu großen Taten zu begeistern, zu ehrlicher Arbeit, zu jeder Art von schöpferischer Tätigkeit, ihm hel-fen kann, sich von Alkoholismus und Sittenlosig-keit zu befreien, sich aus dem Abgrund von Gram und Verzweiflung zu erheben, daß diese Kirche sich selbst in ein Gefängnis eingeschlossen hat, aus dem sie nicht heraustreten will. Kann man etwa durch staatliche Erlasse menschliche Angst verrin-gern? Der Herr legt das Schwert in die Hände der Herrschenden, damit sie Übeltäter , Verbrecher, Mörder und Diebe bestrafen, doch der Staat ist nicht im Stande die Wurzel der Verbrechen her-auszureißen, nämlich die zerstörerischen Leiden-schaften des Menschen, diese furchtbaren geist-lichen Kräfte, die nicht nur ein ganzes Volk ver-nichten können, sondern sogar die Kruste der Er-de ins Wanken bringen und die Erdkugel von ihrer Achse versetzen. Jetzt wird dies, scheint es, für je-den, auch nur halbwegs gebildeten Menschen of-fensichtlich, und wenn wir dies nicht verstehen, so haben wir mit Verstand und Herz nichts erreicht. Herr, erhöre uns Sünder, die wir zu Dir beten, er-leuchte uns mit dem Licht Deines Evangeliums, hauche uns Weisheit ein, Mut zum Bekennen Dei-nes Heiligen Namens ohne Furcht und Angst, denn Du bist der Gott der Barmherzigkeit und Men-schenliebe. Amen.

Metropolit Vitalij

 

Bote 1988-6
Lebensbeschreibung des Heiligen Vasilij von Kine³ma
Gedächtnis: 29. Juli/11. August und 5./18. Oktober

Der folgende Text der Vita des Neomärtyrers Vasilij von Kine³ma erreichte uns kürzlich aus Ruß-land, wo er von Verehrern des Heiligen verfaßt wurde (Red.).

Nach Jahrzehnten geistlicher Lähmung im Epis-kopat der Russischen Orthodoxen Kirche, als geistlich hervorragende Bischöfe hellen aber seltenen Blüten glichen, die über die riesigen Weiten der orthodoxen Rus' verstreut waren, erschien in den Jahren der Verfolgung eine große Zahl von geistlich wohlduftenden Blumen, die den einen zum Geruch vom Tode zum Tode wurden, den anderen aber zum Geruch vom Leben zum Leben (2 Kor. 2, 16). Einer von diesen Heiligen war der Bischof Vasilij Kine³emskij, Vikar der Diözese von Kostroma (mit weltlichem Namen Venjamin Sergejeviç Preobrazenskij, geb. 1875).
Doch in einem wohlriechenden Garten wächst eine Blüte besonderer Farbe und Duftes schwer, denn selbst in einem gepflegten, aber irdischen Garten umgeben ihn unausweichlich die Dornen von Anfechtungen, Sünden und Leidenschaften. Seine christliche Erziehung verdankte Vasilij Ki-ne³ma seinen Eltern. In jenen Jahren glichen sich viele Geistliche dem weltlichen Milieu an, über-nahmen von dort Neigungen und geistliche Haltungen. Doch nicht von dieser Art waren Vater Sergij Preobrazenskij  und seine Frau Paula. Nichts weltliches gab es in ihrem Haus - weder  an Gegen-ständen noch an Kennzeichen der weltlichen Kultur. Denn was in der Welt kann den Vergleich mit der Heiligen Schrift aushalten?
Vater Sergij empfing in seinem Haus keine Gäs-te, die mit dem Ziel leerer weltlicher Unterhaltung kamen. Die Reinigung des Geistes und des Herzens durch Gebet und Sakramente stellte den ganzen Sinn und Ziel des irdischen Lebens der Eheleute dar. Und ein geläutertes Herz unter-scheidet leichter die hinterhältigen Fallen dieser Welt und die Listen und bösen Ansinnen des Teufels. Und deshalb suchten die Eltern in jeder Wei-se die Kinder von dem Einfluß der Welt zu schüt-zen, wohl darum wissend, wie schwer es ist, aus dem Herzen die Dornen der Sünden und Leiden-schaften herauszureißen, wenn sie dort schon gewachsen sind.
Venjamin wurde von Kindheit in einer Atmos-phäre des Gebetes und geistlichen Strebens erzogen.  Nur Gebet, Gottesdienste, nur geistliches Streben, nur wahre Freude, erfüllten sein Leben von früher Kindheit an. Der gesamte Lebensinhalt seiner Umgebung ähnelte einem monastischen Aufbau. Weder Neuigkeiten noch Gerüchte oder leere Unterhaltungen gelangten hinter den hohen Zaun ihres Hauses, welches die Kinder nicht verlassen durften. Und für das Kind war der Besuch ihres Hauses durch Bettler und Pilger eine Freude. Am Tag seiner Taufe, als man Venjamin aus der Kirche nach Hause brachte, kam in ihr Haus eine alte Pilgerin, die auf den Knaben schaute und sagte: "das wird ein großer Mensch werden". Es gab auch andere Vorzeichen seiner ungewöhnlichen Zukunft. Selbst die Schulbildung hielten die Eltern nicht für sehr wichtig, und sie beeilten sich nicht damit. Dieses Fehlen weltlicher Geschäftigkeit ge-wöhnte den Geist des Jungen an Konzentration, sodaß er, als die Zeit des Lernens gekommen war, das Gymnasium mit Auszeichnung abschloß und sich in der juristischen Fakultät der Petersburger Universität einschrieb.
Doch wie hohe Regeln der Frömmigkeit auf die Grundlage der Erziehung eines Menschen gebildet haben mögen, wieviel er von Kindheit an das kirchliche Leben gewöhnt sein möge, sein men-schlicher Wille bleibt frei, und in seinem Leben tritt unweigerlich die Stunde der freien Wahl ein.
Nach Abschluß der Universität beschloß Venjamin sich auf den Beruf eines weltlichen Schriftstel-lers vorzubereiten. Er  beherrschte vollkommen sowohl die alten, wie auch die neuen europä-ischen Sprachen, und zur Vervollkommnung sei-ner Bildung und tieferen Bekanntschaft mit euro-päischer Kultur reiste er nach England und schrieb sich in der Universität ein. Jeden Sommer kam er nach Hause. Leise fließt das Wasser der Wolga, deren Ufer auf den Anhöhen bei den Dörfern gleichsam geistlich befestigt durch weiße Kirchen geschmückt sind, unter denen sich der Glockenturm der  Kine³emsker Kathedrale einladend er-hebt. Einmal verabredete sich Venjamin mit seinen Freunden zu einer Bootsfahrt. Aus unbekanntem Grund schlug das Boot um und alle in ihm Sitzenden begannen zu ertrinken. Da betete Venjamin zum Herrn, bat Ihn sein Leben zu bewahren und gelobte, seine weltliche Bildung zu lassen und in die geistliche Akademie einzutreten um zu erlernen, wie man die Orthodoxie verteidigt. Er hat den Gedanken noch nicht zu Ende gesprochen, als er schon ein langes dickes Brett sah. Er hielt sich an ihm fest und wurde gerettet. Alle anderen, die mit ihm im Boot waren, ertranken.
Der junge Mann zögerte nicht lange mit der Verwirklichung des Versprechens, das er Gott gegeben hatte, und trat noch in diesem Jahr in die geistliche Akademie ein, die er 1901 als Doktor der The-ologie abschloß. Danach wurde er als Dozent an das geistliche Seminar in Voronez bestellt. Da er sich von Jugend an für die asketische Seite des christlichen Lebens interessierte, schrieb er seine Dissertation zu dem Thema "Über das Paterikon der Sketis", wofür er den Grad eines Magisters der Theologie erhielt.
Während seines Studiums an der Akademie begann Venjamin, in den Kirchen der Stadt zu predigen. Seine Predigten wurden bald so bekannt und beliebt, daß er zu Patronatsfesten in die Dörfer eingeladen wurde. Eben in dieser Zeit bemerkte er, daß seine Zuhörer nicht genügend gebildet waren, und er begann seine Tätigkeit als predigender Missionar in seiner Heimat um Kine³ma. Unter den Gläubigen der Kirchen, in denen er bei den Gottesdiensten predigte, wählte er eine sehr gläu-bige Frau aus, die das Wort Gottes gut kannte, und versammelte um sie einen kirchlichen Kreis. Hier wurde das Evangelium gelesen und dann ausgelegt, wobei Venjamin selbst die Vorbilder für die Kommentare gab. Außerdem wurden die kirchlichen Gottesdienste gelesen, kirchliche Lieder und im Volk beliebte geistliche Gedichte gesungen.
Die Organisation dieser Kreise war schwierig. Doch wenn sie einmal gegründet waren, so gaben sie hundertfache Frucht, indem sie viele Seelen in solcher Treue und Liebe zu Christus erzogen, daß keinerlei spätere Unbill sie erschüttern konnte. In der Zeit der Verfolgungen seitens der Häresie der Erneuerer (eine Gruppierung, die in den 20-er Jahren dieses Jahrhunderts von der Orthodoxie abgefallen war und von den atheistischen Machthabern unterstützt wurde) wurden diese Kreise zu einer unerschütterliche Stütze der Orthodoxie.
Der predigende Missionar Venjamin besuchte zu Fuß die Gemeinden des Bezirks von Kine³ma und gründete überall, wo dies nur möglich war, Kreise der Eiferer um die Frömmigkeit, zu denen er die Menschen durch Lektüre und Auslegung des Wortes Gottes anzog. Doch  am meisten über-zeugte vielleicht das Beispiel des Predigers selbst, seine christliche Askese.
Als 1918 im ganzen Land und so auch in der Di-özese von Kostroma der militante und alles zerstö-rende Atheismus herrschte und tausende von Priestern und Mönchen das Martyrium erlitten, wur-de Venjamin Lektor an der Himmelfahrts-Kirche, an der immer noch sein greiser Vater diente. Anfang 1918 erließen die Machthaber das Verbot, in den Schulen Religionsunterricht zu erteilen; so wurde den kindlichen Seelen das Licht der Lehre Christi gewaltsam entzogen. Und Venjamin begann, die Kinder in der Himmelfahrts-Kirche zu versammeln und ihnen hier Religionsunterricht zu erteilen.
Streng gegen sich selbst und streng in der Erfüllung der kirchlichen Kanones und des Typikons, hielt der Vater seinen Sohn Venjamin für unreif zur Priesterweihe und für die Mönchsgelübde vor dem 40-sten Lebensjahr. Und erst am 16. Juli 1929 wurde Venjamin zum Priester geweiht - er war damals 45 Jahre alt. Die Weihe fand in Kostroma statt und wurde von Bischof Seraphim durchgeführt. Bald darauf verstarb der Vater. Nach dem Tod des Vaters legte Vater Venjamin die Mönchs-gelübde ab und erhielt den Namen Vasilij zur Ehre des Hl. Basilius des Großen, und am 19. September 1921 wurde er zum Bischof von Kine³ma und Vikar der Diözese von Kostroma geweiht. Die Bischofsweihe vollzogen der Erzbischof von Kostroma und die Bischöfe der Diözesen von Vladimir und Nizgorod.
Nach der Bischofsweihe verstärkte er seine Askese. Er entsagte jeglichem Eigentum, siedelte sich in einer kleinen Hütte am Stadtrand im Garten einer Soldatenwitwe an. Der Bischof hatte keinerlei Besitz oder Möbel, er schlief auf dem nackten Fuß-boden, unter dem Kopf ein Stück Holz, bedeckt mit einem Kleidungsstück. Seine Askese verbarg er vor Außenstehenden und empfing hier niemanden. Besuche trafen sich mit ihm in der Kanzlei an der Himmelfahrts-Kirche.
Die Hütte war weit von der Kirche entfernt, man mußte die ganze Stadt durchqueren, doch der Bischof wollte sich keinen näher gelegenen Platz suchen, obwohl er damals täglich zelebrierte. Allmorgentlich ging er vor Sonnenaufgang zu Fuß durch die ganze Stadt zur Kirche und kehrte spät abends nach Hause zurück. Mehrmals hielten ihn Straßen-räuber an und er gab ihnen in Demut und Liebe al-les, was er bei sich hatte, und bald erkannten sie ihn schon aus der Ferne und näherten sich ihm nicht mehr.
Außer den täglichen Gottesdiensten, während deren er unabänderlich predigte, nahm der Bischof seinen vielen geistlichen Kindern die Beichte ab, besuchte zu Hause alle, die seiner Hilfe und eines tröstenden Wortes bedurften, besuchte Klöster und die von ihm gegründeten Kreise, die über den ganzen Bezirk verstreut waren.
An großen Feiertagen zelebrierte Bischof Vasilij in der Kathedrale und von Donnerstag auf Feitag die Vigil in der  Himmelfahrts-Kirche. Das Volk lieb-te diese ganznächtlichen Gottesdienste, die der Erinnerung an die Leiden des Herrn gewidmet wa-ren, und kam in großer Zahl zu ihnen. Besonders beliebt waren sie bei den Arbeitern, von denen viele nicht in der Stadt selbst wohnten, sondern in der Umgebung in einer Entfernung von zwei Stunden Fußmarsch von der Kirche. Sie standen die ganze Vigil durch und gelangten erst spät nachts nach Hause, um am Morgen wieder zur Arbeit zu gehen. Doch so groß war die Gnade dieser Gottesdienste, daß die Menschen keine Müdigkeit spür-ten. Während des Gottesdienstes las der Bischof selbst den Akathist der Leiden des Herrn, und in der Kirche herrschte solche Stille, als ob kein einziger Mensch anwesend wäre, und in der entferntesten Ecke war jedes ausgesprochene Wort zu hören. Die segenerfüllten Worte der Predigt des Bischofs Vasilij drangen in die Herzen und zogen immer mehr Menschen in die Kirchen. Viele verän-derten nach seinen Predigten völlig ihren Lebens-wandel.                                                    (Fortsetzung folgt)                                                                                die Armen und widmeten sich dem Dienst an Gott und dem Nächsten. Das Licht des Glaubens und der Gnade begann auch Ungläubige zu erreichen, und Juden begannen die Kirche zu besuchen, um aus dem Mund des Heiligen das Wort über Christus zu hören. Welche Einstellung jemand auch zum christlichen Glauben und zur Orthodoxen Kirche besitzen mochte, fast jeder fühlte, daß das Wort des Heiligen den inne-ren Bedürfnissen seiner Seele entsprach, der Seele offenkundig das Leben zurückgab und dem Leben seinen Sinn. Und die Machthaber zeigten immer mehr Beunruhigung. Doch es fand sich kein Anlaß für die Festnahme des Bischofs, und seine Beliebtheit im Volk war so groß, daß die Behörden es nicht wagten, ihn festzunehmen. Da schickten sie Leute in die Kirche, die während der Predigt verfängliche Fragen stellen sollten, um den Heiligen in Verwirrung zu bringen.
Bischof Vasilij wußte, daß solche Leute in der Kirche sind und beantwortete im voraus viele ihrer Fragen. Von ihrem Gewissen überführt verstanden diese Atheisten, daß ihre Lage nicht vorteilhaft war, und verließen die Kirche, ohne eine Frage ge-stellt zu haben.
Als wahrer Hirte schützte Bischof Vasilij seine Gläubigen vor jeder Art von Übel und Verirrungen. Wenn er erfuhr, daß jemand unter seinen geistlichen Kindern unrechte Gedanken hegt, so eilte er ohne Zögern, um diesen Menschen zu besuchen. Unweit der Stadt Viçugi lebte in jenen Jahren eine kranke Greisin, Martha Lavretjevna Smirnova. Sie war eine große Asketin. Von Kindheit auf führte sie ein gottgefälliges Leben und die letzten 22 Jahre lag sie unbeweglich und sandte unaufhörlich Danksagungen zu Gott empor. Dafür schenkte ihr der Herr die Gabe der Unterscheidung, was vielen zugute kam, die sie um Rat fragten. In der Verbannung erfuhr Vasilij Kine³emskij, daß die Greisin Leute empfing, die sich in häretischer Verirrung befanden, und die sie überall als Heilige priesen. Als der Bischof aus der Verbannung zurückkehrte, änderte er seine Gewohnheit nicht und machte sich zu Fuß auf den Weg nach Viçugi , wobei er unterwegs die Häuser seiner geistlichen Kinder besuchte. Erst gegen Abend gelangte er zu der Zelle der Greisin in der  viele Menschen waren und der Heilige bat alle herauszugehen, damit er mit Martha Lavrentjevna und ihrer Gehilfin allein bliebe.
"Ich will dich prüfen", sagte der Heilige, "ob du in Verblendung bist oder nicht. Ich habe erfahren daß du von Leuten aus Ivanov besucht wirst, die dir sogar ihre Photographien geschenkt haben, und dich in der ganzen Stadt als Heilige proklamie-ren, selbst aber nicht orthodox sind. Wenn du die Verbindung zu diesen Leuten aufrechterhältst, schließe ich dich aus meinem Kreis aus". Die Greisin stimmte ohne zu zögern der Beendigung ihrer Verbindung mit den Häretikern zu.
Bei einer der geistlichen Töchter des Bischofs, Evdokija,  begann zu Mitternacht die Öllampe vor der Ikone von selbst zu brennen. Sie dachte, daß offensichtlich der Herr sie dadurch dazu aufrief zum Gebet aufzustehen. Doch sie war nicht sicher, ob sie diese Erscheinung als eine begnadete oder teuflische ansehen sollte. Denn sie selbst fühlte schon den Geist der Verblendung, der ihr einflüs-terte, daß sie eine große Beterin sei, sodaß der Herr Selbst ihr die Öllampe anzündete. Um diese Erscheinung zu prüfen lud sie zur nächsten Nacht Katharina Dimitrijevna ein. Doch auch in derer Beisein fing die Lampe von selbst an zu brennen. Darauf lud sie noch eine dritte Zeugin zur Nacht ein. Doch auch in deren Beisein geschah dasselbe. Zu Mitternacht fing die Öllampe von selbst an zu brennen. Als der Bischof das hörte, sagte er: "Nein, dies ist keine begnadete Erscheinung, sondern vom Widersacher. Und dafür, daß du sie als begnadet angenommen hast, erlege ich dir eine Strafe auf: ein Jahr lang darfst du nicht die Heiligen Gaben empfangen, und die Öllampe wird nicht mehr von selbst anfangen zu brennen.  Tatsächlich begann die Öllampe von diesem Tag an nicht mehr von selbst zu brennen.
Im Sommer 1922 entstand die häretische kirchliche Bewegung der Erneuerer. Im ganzen Land nahmen  sie Kirchen in Besitz, vertrieben die orthodoxen Priester  und Bischöfe, die von den weltlichen Machthabern der Einkerkerung und dem Tod überantwortet wurden. In den Gemeinden, in denen die Kirche von den Erneuerern besetzt waren, segnete der Bischof die Priester dazu, ihre Gläubigen nicht zu verlassen, sondern die Liturgie auf dem Dorfplatz zu feiern. Das Vorbild eines solchen Gottesdienstes gab er selbst, wobei er nach jedem Gottesdienst eine  Predigt hielt, zu der  sich hunderte und tausende von Menschen versammelten.
Bischof Vasilij feierte die Liturgie mit äußerster Hingabe. Häufig sahen die mit ihm zelebrierenden Priester, wie ihn während der Proskomedie die Tränen reichlich über die Wangen flossen. Einem seiner Vertrauten erzählte er, daß er bei der Liturgie der vorgeweihten Gaben während des Gesan-ges "Nun dienen mit uns die himmlischen Kräfte..." mit eigenen Augen die himmlischen Kräfte in Form weißer Tauben vor dem Altar stehen sah.
Bald nach seiner Bischofweihe lernteVasilij von Kine³ma seinen künftigen Gehilfen (Zellendiener) kennen, der später die Schwierigkeiten der Vertreibung und Gefängnishaft mit ihm teilte. Später, in der Verbannung ,sagte Metropolit Kirill von Kasan' (Smirnov) über ihn: "Viele Zellendiener habe ich gesehen, aber einem solchen wie Alexander Pavloviç bin ich nicht begegnet. Vladyka Vasilij hat Glück gehabt".
(Fortsetzung folgt)

 

Bote 1989-1
Neumärtyrer Vasilij von Kine³ma*
*(Fortsetzung - Beginn s. Bote 6/88)

...Einige folgten dem Beispiel des Bischofs, gaben ihr gesamtes Hab und Gut den Armen, und widmeten sich vollkommen dem Dienst an Gott und dem Nächsten. Das Licht des Glaubens und der Gnade erreichte auch Ungläubige, und Juden begannen in die Kirche zu kommen, um die Worte des Heiligen über Christus den Erlöser zu hören.
Wie sich auch manche zum christlichen Glauben und zur Orthodoxen Kirche verhalten mochten, fast alle fühlten, daß das von dem Bischof ausgesprochene Wort den inneren Bedürfnissen sei-ner Seele entsprach, ganz offenkundig der Seele das Leben wiederschenkte, und dem Leben das Gefühl, daß es Sinn hat. Auch die Behörden begannen wachsende Beunruhigung zu zeigen. Doch es fand sich kein Anlaß zur Festnahme des Bischofs, und seine Beliebtheit im Volk war so groß, daß die Machthaber es nicht wagten, ihn festzunehmen. Da sandten sie in die Kirche Leute, die während der Predigt Fangfragen stellen sollten, um den Bischof zu verwirren.
Vladyka Vasilij wußte, daß solche Leute in der Kirche waren, und gab im voraus die Antworten auf viele ihrer Fragen. Von ihrem Gewissen gequält und um die Mißlichkeit ihrer Situation wissend, verließen diese Atheisten die Kirche, ohne etwas zu fragen.
Als wahrer Hirte schützte Bischof Vasilij seine Gläubigen von jeder Art Übel oder Verirrungen. Wenn er hörte, daß jemand unter seinen geistlichen Kindern unrechte Gedanken hegt, so eilte er ohne zu zögern, um diesen Menschen zu besuchen. In jenen Jahren lebte unweit der Stadt Viçu-ga eine kranke alte Frau, Martha Lavrentjevna Smirnova. Sie war eine große Asketin. Von Kindheit an, hatte sie ein gottgefälliges Leben geführt, die letzten 22 Jahre aber lag sie unbeweglich im Bett und dankte unablässig Gott für alles. Dafür schenkte der Herr ihr die Gabe der Unterscheidung, die vie-len zunutze kam, die sie mit der Bitte um Rat aufsuchten.
In der Verbannung erfuhr Vasilij von Kine³ma, daß die alte Frau Leute aufnahm, die sich in häretischer Verirrung befanden, und diese  rühmten sie überall als Heilige.
Aus der Verbannung zurückgekehrt,  änderte Vladyka seine Gewohnheit nicht und machte sich zu Fuß auf den Weg nach Viçuga , wobei er unterwegs die Häuser seiner geistlichen Kinder besuchte. Erst gegen Abend kam er zu der Zelle der Alten. Es waren viele Besucher anwesend, und der Bischof bat sie alle herauszugehen, um mit Martha Lavrentjevna  und ihrer Gehilfin allein zu bleiben.
"Ich will dich prüfen, - sagte der Heilige, ob du in Verblendung bist oder nicht. Ich habe gehört, daß dich gewisse Leute aus Ivanov besuchen, die dir  sogar ihre Photographien geschenkt haben, und dich in der ganzen Stadt als Heilige rühmen, selbst aber nicht orthodox sind. Wenn du die Verbindung mit diesen Leuten aufrechterhältst, so schließe ich dich aus meinem Kreis aus. Die alte Frau erklärte sich sofort bereit, die Verbindung zu den Häretikern zu beenden.
Bei einer der geistlichen Töchter des Bischofs, Evdokija,  begann zu Mitternacht die Öllampe vor der Ikone von selbst zu brennen. Sie dachte, daß offensichtlich der Herr sie dadurch dazu aufrief zum Gebet aufzustehen. Doch sie war nicht sicher, ob sie diese Erscheinung als eine begnadete oder teuflische ansehen sollte. Denn sie selbst fühlte schon den Geist der Verblendung, der ihr einflüsterte, daß sie eine große Beterin sei, sodaß der Herr Selbst ihr die Öllampe anzündete. Um diese Erscheinung zu prüfen lud sie zur nächsten Nacht Katharina Dimitrijevna ein. Doch auch in derer Beisein fing die Lampe von selbst an zu brennen. Da-rauf lud sie noch eine dritte Zeugin zur Nacht ein. Doch auch in deren Beisein geschah dasselbe. Zu Mitternacht fing die Öllampe von selbst an zu brennen. Als der Bischof das hörte, sagte er: "Nein, dies ist keine begnadete Erscheinung, sondern vom Widersacher. Und dafür, daß du sie als begnadet angenommen hast, erlege ich dir eine Strafe auf: ein Jahr lang darfst du nicht die Heiligen Ga-ben empfangen, und die Öllampe wird nicht mehr von selbst anfangen zu brennen.  Tatsächlich be-gann die Öllampe von diesem Tag an nicht mehr von selbst zu brennen.
Im Sommer 1922 entstand die häretische kirch-liche Bewegung der Erneuerer. Im ganzen Land nahmen  sie Kirchen in Besitz, vertrieben die orthodoxen Priester  und Bischöfe, die von den weltlichen Machthabern der Einkerkerung und dem Tod überantwortet wurden. In den Gemeinden, in denen die Kirche von den Erneuerern besetzt waren, segnete der Bischof die Priester dazu, ihre Gläubigen nicht zu verlassen, sondern die Liturgie auf dem Dorfplatz zu feiern. Das Vorbild eines solchen Gottesdienstes gab er selbst, wobei er nach jedem Gottesdienst eine  Predigt hielt, zu der  sich hunderte und tausende von Menschen versammelten.
Bischof Vasilij feierte die Liturgie mit äußerster Hingabe. Häufig sahen die mit ihm zelebrierenden Priester, wie ihn während der Proskomedie die Trä-nen reichlich über die Wangen flossen. Einem sei-ner Vertrauten erzählte er, daß er bei der Liturgie der vorgeweihten Gaben während des Gesanges "Nun dienen mit uns die himmlischen Kräfte..." mit eigenen Augen die himmlischen Kräfte in Form weißer Tauben vor dem Altar stehen sah.
Bald nach seiner Bischofsweihe lernte Vasilij von Kine³ma seinen künftigen Gehilfen (Zellendiener) kennen, der später die Schwierigkeiten der Vertreibung und Gefängnishaft mit ihm teilte. Spä-ter, in der Verbannung ,sagte Metropolit Kirill von Kazan' (Smirnov) über ihn: "Viele Zellendiener ha-be ich gesehen, aber einem solchen wie Alexander Pavloviç bin ich nicht begegnet. Vladyka Vasilij hat Glück gehabt".
Alexander Pavloviç Çumakov  wurde am Ende des 19. Jh. in den Dorf Pol'ki im Gouvernement Kostroma in einer Bauernfamilie geboren. Seine Mutter war tief religiös, und versuchte dem Jungen von Kindheit an die Liebe zu Gott und zur Kirche einzuflößen.
Als Alexander heranwuchs, bestand sie darauf, daß er zu den Starzen in der Einsiedelei von Optina ging und von ihnen den Segen für sein weiteres Leben erhielt. Und als er durch die bekannten Dörfer nach Optina ging,  liefen alle Mädchen auf die Straße, um ihn auszulachen - schaut, sagten sie, den Mönch an. Und er ging schweren Herzens, und dieser Hohn belastete ihn. Doch als Alexander nach Optina kam, dem Gottesdienst beiwohnte, den Gesang hörte, da verflog die ganze beschwerliche Stimmung in einem Moment. Und es überkam ihn ein Gefühl, als ob er im Himmel stand. In Optina blieb Alexander zwei Jahre, bis der russisch-deutsche Krieg begann und er zur Front einberufen wurde.
Bald geriet er in Gefangenschaft, floh zweimal und wurde zweimal gefaßt und ins Gefängnis geworfen, schwer geschlagen und verhöhnt. In der Gefangenschaft sah ihn bei der Zwangsarbeit eine reiche Deutsche und entflammte in solchem Maße in Leidenschaft zu ihm, daß sie ihm sofort einen Heiratsantrag machte. Alexander lehnte ab, sie versuchte, ihn zu überreden, doch ihre Überredungskünste zeitigten keinen Erfolg, und sie versuchte, sich ihn mit Drohungen gefügig zu machen. Doch auch hier widerstand der tapfere Krieger Christi. Als er einmal erkannte, daß sein Leben in Gefahr war, floh er von neuem, und diesmal gelang es ihm, die Heimat zu erreichen. Der Krieg ging damals in Bürgerkrieg über, und Alexander Pavloviç wurde in dem Dorf Pol'ki als Psalmensänger eingestellt.
Beim bischöflichen Gottesdienst im Kloster von Re³ma, wohin er bewußt gefahren war, um den ungewöhnlichen Bischof zu sehen, ging Alexander Pavloviç neben Vladyka Vasilij, sang mit ihm und gefiel ihm.
"Alexander Pavloviç, sagte Vladyka, kommen Sie zu mir in die Himmelfahrts-Kathedrale als Psalmensänger".
"Gut, Heiliger Gebieter, doch erst gehe ich zum Starzen Anatolij in Optina und bitte um seinen Segen."
"Beim Starzen Anatolij war ich selbst, antwortete der Bischof, aber er ist jetzt schon tot".
"Segnen Sie, Vladyko, bei Ihnen Psalmensänger zu werden", antwortete Alexander Pavloviç mit einer Verbeugung vor dem Bischof.
Im Jahr 1922 wütete im Unteren Wolga-Gebiet der Hunger, an dem täglich tausende von Menschen starben. In einigen Fällen nahmen die Behörden elternlose Kinder auf und brachten sie in Kinderheime in anderen Städten. Kurz vor Ostern wurden solche Kinder auch nach Kine³ma gebracht.
Die Große Fastenzeit ging zu Ende, als der Bischof davon erfuhr. Nach dem Gottesdienst wand-te er sich mit einer Predigt an das Volk und rief zur Hilfe für die hungernden Kinder auf. "Bald beginnen die feierlichen Tage des Osterfestes. Wenn ihr von dem Festgottesdienst kommt und euch an den Tisch setzt, dann denkt an die hungernden Kinder..." - sagte der Heilige.
Viele nahmen nach dieser Predigt Kinder in ihre eigenen Familien auf. Der Bischof selbst mietete ein Haus und siedelte dort fünf Mädchen an, de-nen er eine fromme und gläubige Frau, Ol'ga Va-sil'evna, als Erzieherin beigab.
Er besuchte sie häufig, manchmal mußte er dort übernachten, doch auch dann wurde er seinen Gewohnheiten nicht untreu, sondern legte sich auf dem Fußboden in der Küche hin, ein Holzscheit unter dem Kopf.
Ein großer Asket, war der Bischof doch im Um-gang liebevoll und einfach. Wenn er die Zirkel besuchte, verbreitete sich die Nachricht von seiner Ankunft schnell, die Menschen eilten, um ihn zu sehen, doch die Atmosphäre war ganz einfach. Die Besucher  nahmen Platz wo sie konnten. Der Bischof saß oft auf dem Boden und sang geistliche Lieder, die er selbst auf der Zither begleitete. Und in seinen Predigten, Belehrungen und Gesang war so viel Einfachheit und Liebe, daß es schien, als sei er selbst eine geistliche Harfe in den Hän-den Gottes. Ein anderes Los wünschte er nicht. Weder Gold, noch Silber, noch weltlicher  Ruhm interessierten ihn - er wollte nichts, als ein wahrer Diener Gottes sein. Niemand von den Anwesenden wünschte, daß die Belehrungen aufhörten. Für viele wurde die Begegnung mit ihm in der Fol-ge zum Wegweiser für ihr ganzes weiteres Leben.
Bald eröffnete Gott seiner Umgebung, daß Er nicht nur in der Predigt Seinem Knecht die Gnade verliehen hatte, sondern auch sein Gebet und sei-ne Bitten erhört und erfüllt. So geriet ein Mädchen in eine schwierige Situation und wurde vom Teufel in große Verzweiflung geführt. Es kam soweit, daß sie schließlich sogar Selbstmord begehen wollte. Gute Menschen brachten sie zu dem Bischof, dem sie alles erzählte. Schweigend hörte er ihre Beichte, und zum Abschied segnete er sie und küßte sie auf das Haupt. Im gleichen Moment verflog die Last ihres Zustandes, und die quälenden Gedanken, die sie so lange beschäftigt hatten,  verließen sie.
Einmal kam ein Ehepaar zu dem Bischof und beschwerte sich, daß sie keine Kinder hatten, und baten ihn um sein Gebet. Er betete für sie, und bald wurde ihnen eine Tochter geboren.
Eine Witwe, die vier kleine Kinder hatte, erkrankte schwer an Ruhr. Die Krankheit nahm eine schnelle Entwicklung und wurde schließlich gefährlich. Im Bewußtsein ihres bevorstehenden To-des rief die Witwe den Bischof zu sich, damit er die nötigen Gebete las. Bischof Vasilij kam in das Haus der Kranken. Vier hilflose kleine Kinder umgaben das Totenbett der Mutter. Tiefes Mitgefühl und Mitleid ergriffen das Herz des Heiligen, und er begann heiß zu dem Gott der Witwen und Waisen um das Leben dieser Frau zu beten. Nachdem er gebetet hatte, nahm er ihr die Beichte ab und reichte ihr die Heiligen Gaben. Von diesem Moment an genas sie schnell und wurde bald ganz gesund und starb erst im hohen Alter.
Manchmal kamen Kinder, um für ihre unheilbar kranken Eltern zu beten. So kam einmal ein kleines Mädchen in die Zelle des Bischofs. Er öffnete die Tür und erkannte sie - es war eines der Kinder, die in der Kirche bei ihm Religionsunterricht erhielten. Den ganzen Weg hatte sie bitter geweint, und als sie ihn - ihre letzte Hoffnung, sah, weinte sie noch mehr. Und wie sollte sie auch nicht weinen, da doch ihr heiß geliebter Vater im Sterben lag.
Der Heilige ging sofort mit dem Mädchen zu dem Sterbenden, den er bereits im Zustand der Agonie antraf. Und der Heilige begann zu beten. Er betete inbrünstig und lange. Dann reichte er dem Sterbenden die Heiligen Gaben, überließ alles Übrige dem Willen Gottes und ging fort.  In der Krankheit trat sofort eine Wende ein, der Kranke genas ziemlich schnell und wurde bald ganz gesund.
In dem Dorf Velizanec erkrankte die gesamte Familie des Kirchenältesten Vasilij P., eines geistlichen Sohnes des Heiligen, an Typhus. Die Krankheit zog sich hin; hier trat eine Besserung ein, dort wurde es wieder schlimmer, doch zur Gesundung kam es nicht. Man benachrichtigte den Bischof, der sich gerade in Viçuga aufhielt. Draußen herr-schte herbstliches Unwetter, es regnete, und die Nacht nahte schon, als der Heilige die Stadt verließ. Weit und beschwerlich war der Fußweg bei Regen, Dunkelheit und schmutzige Straße. Erst zu später Nacht erreichte der Bischof das Haus des Kirchenältesten. Den Erwachsenen nahm er die Beichte ab, alle empfingen die Heiligen Gaben, und der Heilige ging weiter. Nachdem er sie verlassen hatte, wurde die ganze Familie nach wenigen Tagen gesund.
Wie viele wahre gottgefällige Menschen besaß der Bischof die Gabe der Voraussicht. Einmal wur-de er gebeten, jemanden zum Priester zu weihen.
"Warten wir", antwortete der Bischof.
Es zeigte sich, daß dieser Mann krank war und bald den Verstand verlor.
Einmal kam zu ihm eine Frau und bat um seinen Segen für eine Reise.
"Nein, antwortete der Heilige, du mußt jetzt die Ölweihe und Kommunion empfangen". Während der Ölweihe verlor sie die Sprache und starb bald.
Eine Frau bat den Bischof um seinen Segen, in der großen Fastenzeit ein Mal am Tag zu essen.
"Nein, das segne ich nicht, iß zwei Mal am Tag, sonst hältst du nicht bis Ostern durch". Tatsächlich erkrankten zu Beginn der Großen Fastenzeit ihre beiden Schwiegertöchter, und sie mußte lange Zeit nicht nur für die Kranken sorgen, sondern ebenso für deren Kinder und das Vieh. Nun hatte sie kaum genügend Kräfte, um die ganze Wirtschaft zu führen.
Nicht lange zelebrierte der Bischof an seinem Bischofssitz - nur ein Jahr und sieben Monate, und 1923 wurde er verhaftet. Das erste Mal wurde er in das Gebiet von Zyrjansk verbannt, wo sich damals vier Bischöfe und zwei Metropoliten befanden. Einer von ihnen, der Metropolit Kirill von Kazan', schenkte Bischof Vasilij von Kine³ma sein Bischofsgewand, welches er sorgfältig aufhob, und vor dem Tod gab er den Segen, es in Stücke zu zerschneiden und seinen geistlichen Kindern als ein Heiligtum zu geben.
Sechs Bischöfe versammelten sich zusammen mit dem verbannten Klerus in einer kleinen Hütte in der Taiga, um die Gottesdienste durchzuführen. So wurde die Kirche geziert und wuchs. Die Engel stiegen von den Himmeln, um am Gottesdienst der Bischöfe teilzunehmen. Nach dem Gottesdienst hielt jeweils einer der Bischöfe, der an der Reihe war, eine Predigt.
Nach allgemeiner Auffassung stand Vasilij von Kine³ma nur dem Metropoliten Kirill von Kasan'  an Gnadenkraft und Tiefe der Predigt nach. Bald kam hierher auch der Gehilfe des Bischofs Vasilij von Kine³ma, um freiwillig die Beschwernisse der Verbannung mit ihm zu teilen.
Am 19. Mai 1925 endete die Frist der Verbannung, und der Heilige kehrte nach Kine³ma zu-rück. Er unterrichtete seine geistlichen Kinder über seine Ankunft, und diese begannen in kleinen Gruppen zu ihm in die Himmelfahrtskirche zu kommen. Hier hörte er nach dem Abendgottesdienst die Beichten. Lang, bis zur späten Nacht dauerten die Beichten, viele ungelöste Fragen hat-ten sich angehäuft, und man wollte die Sünden bis zu den kleinsten beichten. Der Bischof ließ den Beichtenden Zeit, ließ Platz für die Wirkung Gottes und Seiner Gnade.
Weder in Hinsicht auf den Gottesdienst noch auf die Predigt veränderte der Bischof seine früheren Gewohnheiten, und die Kirche begann zu wachsen und stark zu werden.
(Schluß folgt)

 

Bote 1989-2
Neumärtyrer Vasilij von Kine³ma*
Schluß - Beginn  s. Bote 6/88)

Am 7. Januar 1926 forderten die von dem geistlichen Wachstum und der Kräftigung der Kirche beunruhigten Behörden, daß der Bischof die Stadt verließe. Alexander Pavloviç schlug vor, in seine Heimat in das Dorf Pol'ki zu fahren, um die schwere Zeit abzuwarten. Vladyka stimmte zu. Vor der Abreise in das Dorf fuhr er nach Vetluga, um seine Schwester zu besuchen. Während des zweiwöchigen Aufenthaltes des Bischofs bei seiner Schwester erbaute Alexander Pavloviç ein kleines Häuschen ähnlich dem, in welchem der Heilige in Kine³ma  wohnte. In diesem Häuschen wurde nach der Ankunft des Bischofs ein Altar errichtet, und sodann fanden hier täglich die vollständigen Gottesdienste statt. Hier lebte er wie ein Verbannter, und er widmete seine ganze Zeit dem Gebet. Er führte die Gottesdienste zusammen mit Alexander Pavloviç durch, ohne irgendwelche andere Personen, da in der Nähe eine orthodoxe Kirche war.
Hier lebte Vasilij von Kine³ma ungefähr anderthalb Jahre in fast völliger Einsamkeit, bevor er nach Sarov fuhr, um zum letzten Mal an den Reliquien des Hl. Seraphim zu beten. Aus Sarov kehrte er zum Peter und Paul Fasten direkt nach Kine³ma  zurück und begann sofort in der Himmelfahrtskirche zu zelebrieren.
Nach einigen Monaten des Dienstes in seinem Bischofssitz erhielt er eine Versetzung in die Stadt Vjazniki im Gebiet von Vladimir.  Hier diente er ein halbes Jahr. Die Predigten des Heiligen, seine geistliche Standhaftigkeit, begannen große Volksmengen in die Kirche zu ziehen. Die Machthaber erschraken angesichts der vor ihren Augen stattfindenden Stärkung des kirchlichen Lebens und forderten den Bischof auf, die Stadt zu verlassen. Er begab sich nach Kine³ma  und zelebrierte hier vier Monate, wonach er von den Behörden gezwungen wurde die Stadt zu verlassen.
Im Juni 1927 fuhr er nach Kostroma, wo er bis zum August 1928 zelebrierte, als er wieder nach Kine³ma  zurückkehrte. Doch jetzt zelebrierte er hier noch kürzer, schon nach einem Monat, am 28. September wurde er verhaftet.  Wenn es bis zu diesem Momemt schwer war, einen gegenüber der Sowjetmacht loyalen Bischof "rechtmäßig" ins Gefängnis zu setzen, so eröffnete die jetzt publizierte Deklaration des Metropoliten Sergij (Stragorodskij) ein weites Feld für Verfolgungen der Orthodoxen. Bischöfe, Priester und Laien wurden jetzt zu Tausenden  in Haft geschickt, wo sie Hunger, Kälte, unerträgliche Arbeit und Tod erwarteten.
Ein halbes Jahr blieb der Heilige im Gefängnis, bis er schließlich zu drei Jahren Verbannung verurteilt wurde.
Auf Befehl der Behörden, siedelte sich der Heilige in einem kleinen Dorf der Taiga an, 25 Kilometer von der Kreisstadt Taborovo im Gebiet Sverdlovsk. Alexander Pavloviç teilte hier mit dem Heiligen die Beschwernisse der Verbannung. Zu zweit stellten sie in einem Häuschen einen Altar auf, der Bischof segnete ihn, und sie hielten tägliche Gottesdienste. Gebet, Gottesdienste, harte Arbeit im Wald - all dies glich einem Skit mit strengster Ordnung. Das Leben war kärglich, und Alexander Pavloviç verdiente Geld dazu, indem er Holzschüsseln herstellte und angelte.
Sie sprachen sehr wenig und selten miteinander. Manchmal trat so etwas wie eine Erholungspause ein, und sie saßen in der Abenddämmerung inmitten des Waldes. In der Dunkelheit plätscherte das Wasser des Baches. Das Lagerfeuer brannte und erleuchtete das konzentrierte Antlitz des Heiligen, dessen Seele ganz im Gebet vertieft war. Die Dunkelheit des Waldes umgab sie immer dichter, und da wollte Alexander Pavloviç mit dem Bischof sprechen, ihn etwas fragen, doch als er ihn anschaute, wagte er nicht ihn zu stören.
In der Einsamkeit, im Gebet und Arbeit vergingen drei Jahre und schon ging das vierte zu Ende. Der Heilige war geneigt, für immer hier zu bleiben und hier seine Einsiedelei zu errichten.
Doch es zeigte sich, daß man auch den Verbannungsort nicht frei wählen kann. Als er sich gerade anschickte, bei den örtlichen Behörden um Erlaubnis zu bitten, hier zu bleiben, forderten diese ihn auf, fort zu gehen.
"Gestatten Sie zu bleiben", bat er.
"Nein, hier dürfen Sie nicht bleiben. Fahren sie fort. Sie können in jede beliebige Stadt außer den verbotenen reisen."
"Ich muß darüber nachdenken", sagte der Heilige und ging auf die Straße zu seinem wartenden Gehilfen.
"Nun, Alexander Pavloviç, wohin fahren wir?"
"Ich gebe Ihnen keine Befehle, heiliger Gebieter, wählen Sie selbst aus".
Der Bischof dachte nach. Wo sollte er hinfahren? Welchen Ort sollte er als Ort der Verbannung aussuchen? Das zerstörte Sarov...  Divejevo... die Einsiedelei von Optina. Von Optina und seinem Aufenthalt dort erzählte Alexander Pavloviç oft dem Heiligen, und dieser liebte von diesem beim russischen Volk beliebten Kloster zu hören. Er hörte gerne von den Arbeiten des Gehorsams, die Alexander Pavloviç dort verrichtete.
"Und was ist mit dem Bäcker Fotij, dem du in Optina halfst, wo war er zu Hause?"
"In Orel".
"Nun gut, fahren wir in die Heimat von Fotij".
In Orel lebten sie zwei Jahre, bis sie 1935 zum NKVD beordert wurden, wo man sie aufforderte, die Stadt zu verlassen.
"Und wo soll ich hinfahren?" fragte der Bischof.
"Fahren Sie nach Kine³ma".
Zum letzten Mal kam der Bischof in das Gebiet seiner heimatlichen Diözese, wo er so viel guten Samen gesät hatte. Physisch von seinen Gläubigen getrennt, hatte er sich doch niemals geistlich von ihnen entfernt, und sie beteten sogar zur sel-ben im voraus vereinbarten Zeit.
Vor Vasilij von Kine³ma eröffneten sich zum letzten Mal die Bilder von seiner Heimatstadt, denn sofort nach seiner Ankunft wurden er und sein Gehilfe eingesperrt. Dieses Mal sollten sie nach Absicht der gottlosen Machthaber dem Tod überantwortet werden. Doch der Herr entschied anders. Die Schüler, die vor Gericht gerufen wurden, um gegen Vasilij von Kine³ma  auszusagen, verweigerten die Aussagen und sagten, daß sie mit dem Angeklagten nicht bekannt sind und ihn zum ers-ten Mal sehen. Nachdem die Anklage entfiel wurde Bischof Vasilij und sein Gehilfe zu 5 Jahren Haft verurteilt. Er verbrachte sie in der Nähe von Rybinsk , in einem Lager, dessen Gefangene mit dem Bau eines Kanals beschäftigt waren. Alexander Pa-vloviç wurde nach Murmansk verbannt.
Es begann die dritte und schwerste Verfolgung der Kirche, welche nach dem Willen der Atheisten die Orthodoxie entgültig vernichten und zerstören sollte. Für das Bekenntnis zum christlichen Glauben allein wurden Bischöfe, Priester und Gläubige, Bekenner der Heiligen Orthodoxie, erschossen.
Auch der Bischof Vasilij von Kine³ma  wurde vor die Peiniger gerufen.
"Wie verhalten Sie sich gegenüber der Sowjetmacht?"
"Als Staatsmacht erkenne ich sie an, doch ihre Einmischung in die Angelegenheiten der Kirche und die in der Weltgeschichte unerhörten Mißstände, die sie hervorgerufen hat, kann ich nicht gutheißen".
Die Peiniger gaben sich mit dieser Antwort nicht zufrieden und forderten die Anerkennung der Deklaration des Metropoliten Sergij. Doch nach den Worten Christi kann aus einer Quelle nicht bitteres und süßes Wasser fließen, die Süßigkeit der Gna-de der Heilsbotschaft Christi und bittere sinnlose Lüge. Und welcher Bekenner wagt es, den Bekenner und Märtyrermut anderer zu verleumden. Der Heilige lehnte es ab, sich der Deklaration anzuschließen und sie als orthodox anzuerkennen. Die erzürnten Peiniger fielen nun über den Heiligen her und schlugen ihn mit den Schlössern ihrer Soldatengürtel. Doch dies erschütterte seine Entschlossenheit nicht im geringsten, rein und orthodox Christus zu erkennen, ohne Ihn mit irgendeiner Schmeichelei der Welt zu vermischen.
Den nach seinem Verhör vorgeladenen Priester sagten die Peiniger heintückisch: "Der Preobrazenskij ist nicht so wie ihr.  Er ist geradeaus, win-det sich nicht; ihr aber seid in unserer Gegenwart mit uns und sonst gegen uns".
Nach Beendigung seiner Frist siedelte sich Vasilij von Kine³ma im Jahr 1940  in Rybinsk an und zog dann nach kurzer Zeit nach Ugliç um, wo er die Tage seines Lebens beenden wollte.
1942 erhielt der Bischof vom Bischof von Jaro-slavl' das Angebot, einen Bischofssitz anzunehmen.
"Ich erkenne Sergij nicht als orthodox  an, schrieb ihm der Heilige. Und ich bitte Sie, mir keine Bischofssitze mehr anzubieten, weil ich alt und mü-de von den Verbannungen bin".  Der Bischof versprach es.
Doch der Gedanke allein an das Verweilen des  Gott und Seiner Heiligen Kirche treuen Bischofs schreckte die Peiniger, und drei Monate nach die-sem Briefwechsel wurde Vasilij von Kine³ma  wie-der verhaftet.
Zunächst war er im Gefängnis von Jaroslavl' in Haft, sodann im Butyrka-Gefängnis in Moskau. Hier war er 8 Monate eingeschlossen, nach denen er für das unbeugsame Bekenntnis zur Orthodoxie zu 5 Jahren Verbannung im Gebiet von Krasnojarsk im Dorf Biriljussy verurteilt wurde.
Ein stilles, zwischen endlosen Wäldern und ei-nem Netz von Flüssen und Bächen verlorenes sibirisches Dörfchen. Das Benehmen der Jugend war durch den Atheismus bereits sehr verroht und durch den Krieg grausam geworden. Von der sie umgebenden Grobheit wurden selbst kleine Kin-der erfaßt. Lange konnte der Bischof keine passende Wohnung für sich finden, bis er schließlich in das Haus einer Witwe einzog, die drei kleine Kin-der hatte. Als er betete rollten diese aus Pferdemist kleine Kugeln und warfen mit ihnen auf den Heiligen mit den Worten: "Da, Opa, iß".  Bald schenkte ihm der Herr eine gewisse Erleichterung; Gläubige Frauen fanden eine andere Wohnung für ihn. Die Hauswirtin war alleinstehend, und bei ihr wohnte damals eine verbannte Nonne.
Askese, die Jahre der Haft und Verbannung untergruben die Gesundheit des Heiligen, und er wurde krank. In Biriljussy hatte er einen kleinen Schlaganfall erlitten. Jetzt fiel es ihm schwer zu gehen, und er wurde pflegebedürftig.
Der Krieg ging zu Ende, die Machthaber stellten loyale Beziehungen zur Kirche zu den Bedingungen eines Kompromisses her, unter den von der Kirche alles verlangt wurde, während die Macht-haber im Tausch versprachen, Priester und Bischöfe nicht umzubringen, nicht einzukerkern, eine gewisse Zahl von Kirchen und Seminarien zu öffnen. Die Machthaber begannen Vasilij von Ki-ne³ma  zu zwingen, die Synode des Sergij anzuerkennen.
"Sie wissen, wofür Sie sitzen. Erkennen Sie die Synode an, und wir lassen Sie sofort frei und schikken Sie mit dem Flugzeug nach Moskau, wo man Sie behandeln wird, und Sie werden leben".
Der Heilige lehnte ab.
"Dann sitzen Sie eben, wir haben kein Recht, Sie zu entlassen".
Die gläubigen Frauen sahen, daß der Bischof schwer krank war, und baten den zuständigen Bischof um Entsendung eines Priesters mit den Heiligen Gaben, was auch erfüllt wurde. Vladyka beichtete, lehnte aber die Kommunion ab.
In einem Gruß zu Ostern 1945 schrieb er an ei-nes seiner geistlichen Kinder: "Mein liebes Kind! Noch einmal gratuliere ich dir zum Feiertag. Wahrhaftig ist Christus auferstanden!... Ostern habe ich sehr schön gefeiert. Der Herr hat mich mit vielen Gütern gesegnet, all deine Wünsche sind in Erfüllung gegangen. Ehre sei dem Schöpfer für Seine Barmherzigkeit... Mein Kind! Sei nicht traurig, alles ist in Gottes Hand, ich habe mit 70 Jahren schon das Ende des menschlichen Lebens erreicht, und im weiteren hat das Leben wenig Interesse. Eines ist klar,5 Jahre kann ich unter den Bedingungen von Biriljussy nicht aushalten. Der Tod schreckt mich nicht. Ich wäre gerne dort gestorben im Kreis der Verwandten und Kinder, hätte gern mit allen gesprochen und gesegnet. Wenn ich nur einen nahestehenden Menschen um mich hätte, dem ich mein Vermächtnis anvertrauen könnte und die Anweisungen für meine Beerdigung.
Doch keine einzige Seele ist da. Schwer ist diese völlige Einsamkeit. Ich nehme Medizin, Jod, doch das wichtigste und wertvollste Heilmittel habe ich am Großen Donnerstag erhalten. Ich danke dem Schöpfer für alle Freuden und Trost. Der Hus-ten quält mich, ich kann kaum atmen, meistens lie-ge ich. Doch zu viel zu liegen ist auch nicht gut. Wie dem auch sei, völlige Unbeweglichkeit erleichtert das Atmen. Ich kann aus voller Brust einatmen.
...Leb wohl mein Kind! Es fällt mir schwer zu schreiben. Verzweifle nicht.  Vertraue dich völlig Gottes Willen an. Senke das Haupt und sage 'Dein Wille geschehe'. Bete. Ich glaube an das kindliche Gebet. Es hilft mir oft. Im Gebet findest du Trost. Ich wünsche dir Gesundheit und langes glückliches Leben.
In aufrichtiger Liebe Bischof Vasilij von Kine³ma . Grüße und beste Wünsche an die Kinder. Ich bitte alle um Verzeihung und verneige mich bis zur Erde".
Zur selben Zeit, im Frühjahr 1945, schrieb er an Alexander Pavloviç und lud ihn ein zu kommen. Alexander Pavloviç antwortete, daß er nach der Heuernte komme.
Doch der Heilige wußte schon, daß er den Herbst nicht mehr erleben würde. Alexander Pavloviç beeilte sich jedoch nicht und kam erst, als der Bischof schon gestorben war.
Am 29. Juli 1945 bat Vasilij von Kine³ma  die bei seiner Wirtin wohnende Nonne, den Kanon zum Ausgang der Seele aus dem Körper zu lesen. Als sie den Kanon beendet hatte und das letzte Gebet begann, horchte der Bischof aufmerksam auf das Lesen, und als das Gebet beendet war, sagte er selbst mit fester Stimme  "Amen" und verschied still. Als die Nachricht von seinem Tod seine geisstichen Kinder erreichte, hielt nach allgemeiner Zustimmung der ihm Nahestehenden sein geistlicher Sohn, der Priestermönch Venedikt vom Lucher Kloster, der damals heimlich bei Kine³ma  wohnte, den Totengottesdienst.
Von den Werken des Vasilij von Kine³ma  sind die Predigten erhalten und in großer Vollzähligkeit seine "Belehrungen zum Markus-Evangelium". Aus denen ganz deutlich der Geist eines großen Predigers herauszuhören ist, der die Herzen Tausender zu Christus bekehrte.

Tropar an den Heiligen, Ton 8:
Unterweiser in der Orthodoxie, Lehrer der Frömmigkeit und Reinheit, Erleuchter des Alls , Gott erleuchtete Zierde der Bischöfe, Allweiser Vasilij, durch deine Lehren hast du alle erleuchtet, geistliche Harfe, bitte Christus unseren Gott um die Rettung unserer Seelen.
Kondak, Ton 3:
Deine Tapferkeit, Bischof Christi Vasilij, besingen wir, und die Reinheit des Glaubens preisen wir, die Gabe deiner Worte bewundern wir, denn vom Himmel empfingst du göttliche Gnade, die Herde Christi zu belehren und beschützen.