Predigt zum vierten Herrentag nach Pfingsten (Röm. 6:18-23; Mt. 8:5-13) (02.07.2023)
Liebe Brüder und Schwestern,
die Erzählung vom Hauptmann in Kafarnaum, der unseren Herrn für seinen kranken Diener bittet, ist, wie alle Geschichten, Reden und Gleichnisse des Herrn unendlich tiefgründig. Sie alle haben das Ziel, unseren Glauben zu stärken, denn es heißt im Neuen wie im Alten Bund: „Der aus Glauben Gerechte wird leben“ (Röm. 1:17; vgl. Hab. 2:4). Auch das Fazit unseres Herrn am Ende der Begegnung mit dem römischen Offizier lässt keinen anderen Schluss zu. Nachdem dieser Heide seinen Glauben offenbart, spricht der Herr zu denen, die Ihm nachgefolgt waren: „´Amen, das sage Ich euch: Einen solchen Glauben habe Ich in Israel noch bei niemand gefunden. Ich sage euch: Viele werden von Osten und von Westen kommen und mit Abraham, Isaak und Jakob im Himmelreich zu Tisch sitzen; die aber, für die das Reich bestimmt war, werden hinausgeworfen werden in die äußerste Finsternis; dort werden sie heulen und mit den Zähnen knirschen.` Und zum Hauptmann sagte Jesus: ´Geh! Es soll geschehen, wie du geglaubt hast.` Und in derselben Stunde wurde der Diener gesund“ (Mt. 8:10-13).
Uns allen dürfte nach diesem Abschnitt aus dem Evangelium klar und deutlich sein, dass Glaube nicht gleich Glaube ist! Der Herr warnt all die, welche bloß oberflächlich und halbherzig glauben, vor der Verdammnis in der äußersten Finsternis! Sie sollten jetzt noch, solange die Zeit dafür da ist, erkennen, dass man den Herrn nur in Demut bitten darf. Vor allem soll es uns ja nicht um irdische Belange gehen, sondern um das Wichtigste überhaupt (s. Mt. 6:33). Fragt man heute einen nominellen Christen, was für ihn das Wichtigste am Glauben sei, wird er alles Mögliche antworten, nur nicht das einzig Richtige: das Seelenheil. Man ist da fast geneigt zu fragen: „Haben sie etwa keine Seele?!“...
Das Evangelium unseres Herr warnt uns alle vor dieser todbringenden Selbstsicherheit (s. u.a. Lk. 12:13-21). Sie berufen sich auf den lieben Gott, Der ja alles verzeihen wird. Da muss man sich keine Sorgen machen und kann dann völlig sorglos leben. Ist das aber die Lehre, die wir aus den Gleichnissen des Herrn ziehen können (s. z.B. Lk. 15:11-32)?! Wer genau hinschaut, der merkt, dass unser Herr in der Tat allen, selbst den ärgsten Sündern verzeiht, ihnen Seine Milde nicht vorenthält, aber hinzufügt: „Sündige ab jetzt nicht mehr!“ (s. Joh. 5:14; 8:11). Er ist ja gekommen, die Sünder zur Umkehr zu rufen (s. Mt. 9:13; Mk. 2:17; Lk. 5:32). Wer seine Sünden aufrichtig bereut, und sei es mit dem letztem Atemzug, dem wird sie der Herr vergeben (s. Mt. 20:1-16; Lk. 23:41-43). Aber doch nicht denen, die überhaupt keine Reue zeigen und sich keinerlei Schuld bewusst sind (s. Mt. 25:41-46)!
Stellen Sie sich vor, sie haben von ihrem Vater als Vermächtnis bestimmte Aufgaben erhalten, die Sie alle zur höchsten Zufriedenheit ihres Vaters lösen sollen. Es stellt sich dann aber heraus, dass Sie teilweise aus arroganter Besserwisserei, teilweise aus Faulheit und Nachlässigkeit, teilweise aus mangelndem Respekt gegenüber Ihrem Vater, teilweise aus Trotz und Eigensinn, hier und da mal aus Unkenntnis und vielleicht mal aus Unvermögen trotz guter Vorsätze und hehrer Absichten den Willen Ihres Vaters zu 99,99% nicht erfüllt haben. Mit welchen Gedanken erscheinen Sie zum „Prüftermin“ (d.h. zur vorzeitigen Testamentseröffnung, da der Vater noch am Leben ist)? Wenn Sie fest der Überzeugung sind, dass Ihr Vater Ihnen alles durchgehen lassen wird, könnte es am Ende ein böses Erwachen geben. Wenn Sie hingegen Ihre vermeidbaren und schuldhaften Verfehlungen einsehen, aufrichtig bereuen und von Herzen um Vergebung bitten, sich auch für die übrigen (nachsehbaren) Schwächen entschuldigen, Besserung geloben, dann können Sie bestimmt auf die verzeihende Güte Ihres Vaters hoffen. Einen Garantieschein gibt es aber nicht. Gäbe es ihn, wäre er quasi schon in Form eines Vordrucks vorhanden – welchen Sinn hätten die Bewährungsproben dann überhaupt?! So etwas hätte ich mir gewiss zu meiner Leidenszeit im bayrischen Gymnasial-System gewünscht, aber das war, ist und bleibt vollkommen illusorisch.
Zum Abschluss eine Geschichte, die diesen Sachverhalt verdeutlicht.
Gott inspiziert im Himmel Seine Engel, die Er in die Welt schickt, um die Menschen zu retten. Er fragt einen nach dem anderen danach, was sie den Menschen erzählen wollen. Der Erste sagt: „Ich werde allen davon erzählen, wie gut Du bist und wie böse Dein Widersacher ist“. - „Hmh, na ja.“ - lautet die Antwort. Der Zweite: „Ich werde allen erzählen, wie wunderbar es im Paradies und wie furchtbar es in der Hölle ist“. - „Hmh, na ja.“ Der Dritte hingegen sagt: „Ich werde allen sagen, dass sie selbst nach einem Leben voller Sünden jederzeit reuevoll zu Dir zurückkehren können und Du ihnen dann alles verzeihen wirst“. - „Sehr gut! Dadurch wirst du Millionen Seelen für Mich gewinnen!“
Zur gleichen Zeit bereitet der Widersacher in der Hölle seine Rekruten für den Dienst in der gefallenen Welt vor. Der Erste sagt: „Ich werde allen erzählen, dass es weder Gott noch den Satan gibt, dass sie folglich nur für sich selbst leben sollen“. - „Hmh, na ja.“ Der Zweite: „Ich werde allen erzählen, dass es weder Himmel noch Hölle gibt, dass sie sich folglich nicht um die Konsequenzen ihres Handelns Sorgen machen müssen“ – „Hmh, na ja.“ Der Dritte aber sagt: „Ich werde allen erzählen, was für einen lieben Gott wir haben, an Den wir nur glauben müssen, Der immer alles verzeiht, so dass alle vollkommen sicher sein können, dass sie gerettet werden!“ - Darauf hin sein oberster Dienstherr: „Sehr gut! Dadurch wirst du Millionen Seelen für mich gewinnen!“ … „Wer Ohren hat zu hören, der höre!“ (Mt. 11:15; 13:9; Mk. 4:23; Lk. 8:8; vgl. Offb. 2:7,11) – spricht der Herr. Amen.