Predigt zum Lobpreis der Allerheiligsten Theotokos (Akathistos-Samstag) (Hebr. 9:24-28; Hebr. 8:1-7; Mk. 8:27-31; Lk. 10:38-42; 11:27-28) (09.04.2022)

Liebe Brüder und Schwestern, nun sind fünf Wochen der Großen Fastenzeit vorbei – Zeit für den Lobpreis der Allerheiligsten Gottesgebärerin, den Akathistos-Hymnus. In den zurückliegenden Wochen wurden uns anhand herausragender Asketen glänzende Beispiele für den Aufstieg zu Gott aufgezeigt. Sie stehen für die Kraft der Buße, welche das Herz des Menschen reinigt und ihm unbeschadet den Aufstieg zu Gott ermöglicht. Doch das leuchtendste Beispiel der Heiligkeit für uns alle ist die Mutter unseres Herrn, die selbst keiner persönlichen Reue bedurfte, der wir heute den gebührenden Dank für Ihrer Fürsprache entrichten. Um vom irdischen Tränental in die Herrlichkeit Gottes zu gelangen, müssen wir alle Anstrengungen unternehmen, um wieder die Reinheit zu haben, die Gott den Menschen zu Anfang gegeben hat (s. Mt. 11:12). Wie die heiligen Väter lehren, war der äußere Zustand des Menschen vor dem Sündenfall ein anderer als wir ihn jetzt kennen. Bevor Gott, der Herr Adam und seiner Frau „Röcke aus Fellen“ machte und sie damit bekleidete (s. Gen. 3:21), war der Mensch den Engeln gleich. Die Beschaffenheit seines Leibes war also von der Materie her viel feiner und viel dünner als wir es heute von unserem Körper aus Fleisch und Blut kennen. Und in diese gefallene Natur kleidete Sich der Sohn Gottes, als Er aus der Allerheiligsten Jungfrau menschliche Gestalt annahm. Auch Ihn hungerte und dürstete es während Seines Lebens im Fleisch, Er ermüdete, zeigte zudem menschliche Regungen; vor allem aber litt Er körperliche Qualen, als Er freiwillig Sein Leben für unsere Errettung gab (s. Joh. 10:17-18). Doch war es im Falle des Menschensohnes ontologisch unmöglich, dass Seine Natur von der Sünde befleckt und „Er vom Tode festgehalten wurde“ (Apg. 2:24). Wie war es aber mit Seiner über alles gesegneten Mutter, die ja keine göttliche Natur besaß und folglich wie jeder Mensch physisch sterben musste? - Ihr Verdienst besteht eben darin, dass Sie zu jeder Zeit auch in Gedanken und Gefühlen den Versuchungen des Bösen widerstand und somit die Sünde in sich unwirksam machte. Dies geschah aus Gnade, welche die Gottesgebärerin freilich nicht als willenloses Werkzeug überschattete, sondern die Sie durch ein Leben nach dem Geist bei Gott erlangt hatte (s. Lk. 1:30). Eva (hebr. Hava = Leben) gebar das Leben, das zum Tode führte. Maria gebar das Leben (s. Phil. 1:21; Kol. 3:4), von dem das Sterbliche verschlungen wurde (s. 2 Kor. 5:4). Deshalb verherrlichen wir Sie (zurecht) am heutigen Tage. Amen.
Jahr:
2022
Orignalsprache:
Deutsch