Predigt zum Hochfest der Heiligen Dreiheit / Pfingsten (Apg. 2:1-11; Joh. 7:37-52; 8:12) (20.06.2021)

Liebe Brüder und Schwestern, zu Pfingsten (hebr. Schawuot) ereignete sich die Niedersendung des Heiligen Geistes auf die Jerusalemer Urgemeinde, was die Gründung der Kirche Christi darstellte. Pfingsten war bei den Juden das „Wochenfest“ (s. Dtn. 16:9-12), das an die Gesetzgebung (die Thora) an das Volk Israel erinnerte, da es fünfzig Tage (7 x 7 = 49 + 1 = 50) nach dem Einbringen der ersten Felderträge gefeiert werden sollte. Pfingsten galt zugleich als Erntedankfest bei den Juden und war eines vom Gesetz vorgeschriebenen großen Feste des Alten Testaments (s. Ex. 23:14-17; 34:21-24; Dtn. 16:1-17). Die Gesetzgebung am Sinai war gewissermaßen die Gründung der Alttestamentlichen Kirche, die Einsetzung des Alten Bundes mit Gott, dessen Vorandeutung bereits im Bund Gottes mit Abraham (s. Gen. 17) vonstatten gegangen war. Nun also war ganz Israel eine Abmachung mit Gott eingegangen (s. Ex. 19-24; 33:7-34). So steht darüber geschrieben: „Heute, an diesem Tag, verpflichtet dich der Herr, dein Gott, diese Gesetze und Rechtsvorschriften zu halten. Du sollst auf sie achten und sie halten mit ganzem Herzen und mit ganzer Seele. Heute hast du der Erklärung des Herrn zugestimmt. Er hat dir erklärt: Er will dein Gott werden, und du sollst auf Seinen Wegen gehen, auf Seine Gesetze, Gebote und Rechtsvorschriften achten und auf Seine Stimme hören. Und der Herr hat heute deiner Erklärung zugestimmt. Du hast Ihm erklärt: Du möchtest das Volk werden, das Ihm persönlich gehört, wie Er es dir zugesagt hat. Du willst auf alle Seine Gebote achten; Er soll dich über alle Völker, die Er geschaffen hat, erheben – zum Lob, zum Ruhm, zur Zierde –; und du möchtest ein Volk werden, das Ihm, dem Herrn, deinem Gott, heilig ist, wie Er es zugesagt hat“ (Dtn. 26:16-19; vgl. 29:9-14). Der (erneuerte) Bundesschluss am Horeb bewirkte, dass Moses, nachdem Er mit Gott geredet hatte, von seinem Antlitz her so sehr strahlte und dadurch die Augen der Israeliten blendete, dass er beim Gespräch mit ihnen einen Schleier anlegen musste, den er wieder abnahm, sobald er mit Gott redete (s. Ex. 34:27-35). Und Gott erneuerte Seinen Bund aufgrund der Fürsprache Moses, der bereit war, für die Rettung seines Volkes selbst aus dem Buch des Lebens gestrichen zu werden (s. Ex. 32:31; vgl. Röm. 9:3). Für die Christen bedeutet die Niedersendung des Heiligen Geistes die Bekräftigung Neuen Bundes mit Gott, – des Bundes, welcher an gleicher Stelle, im Obergemach auf dem Berg Zion, im Blut Christi gegründet worden war (s. Mt. 26:28). Daraus ergibt sich, dass nur derjenige Anteil am ewigen Leben hat, der die Gnade des Heiligen Geistes erlangt hat (s. Joh. 3:3-8; Gal. 6:15-16). Der Apostel Paulus unterstreicht die Bedeutung des „Gesetzes des Geistes“ im Brief an die Römer: „Jetzt gibt es keine Verurteilung mehr für die, welche in Christus Jesus sind. Denn das Gesetz des Geistes und des Lebens in Christus Jesus hat dich frei gemacht vom Gesetz der Sünde und des Todes“ (Röm. 8:1-2). Also muss ein jeder von uns bestrebt sein, nach dem Geiste Christi zu leben, damit wir Anteil an der Auferstehung Christi haben können (s. 8:9-11). Wer das negiert und behauptet, es sei schon vollkommen ausreichend, „ein guter Mensch“ zu sein, um in das ewige Leben einzugehen, der setzt die Lehre Christi mit derjenigen aller möglichen humanistischen Philosophen gleich. Wäre eine moralische Gesinnung schon ausreichend, um in das Reich Gottes zu kommen, hätte unser Herr Jesus Christus nicht Fleisch annehmen, im Jordan getauft, am Kreuz sterben, in die Hölle hinabsteigen, auferstehen und in den Himmel auffahren müssen. Und schließlich hätte es dann auch nicht der Niedersendung des Heiligen Geistes am fünfzigsten Tag nach Seiner Auferstehung bedurft. Menschliches Denken, auch wenn es nach außen hin gut und wohlmeinend erscheint, ist Gott vollkommen zuwider (s. Röm. 8:7). Wer aber den Geist Gottes hat, der richtet sich nicht nach der Denkweise dieser Welt. Abraham tat, als er auf Gottes Geheiß seinen einzigen Sohn zum Opfer darbringen wollte, etwas der menschlichen Natur völlig Konträres, denn „Er zweifelte nicht im Unglauben an der Verheißung Gottes, sondern wurde stark im Glauben, und er erwies Gott die Ehre, fest davon überzeugt, dass Gott die Macht besitzt zu tun, was Er verheißen hat“ (Röm. 4:20-21; vgl. Hebr. 11:17-19). Ein Leben im Geist führt derjenige, der im Licht lebt, das lauter Güte, Gerechtigkeit und Wahrheit hervorbringt, der „prüft, was dem Herrn gefällt“ (Eph. 5:10), anstatt nach seinem fleischlichen Willen der gefallenen menschlichen Natur zu leben. Unser Fleisch kann nur durch Jesus Christus vom Tod und der Verwesung befreit werden (s. Röm. 8:10-11; vgl. Hebr. 2:14-15), und zwar durch ein Leben nach dem Geist. Aber „wer vom Fleisch bestimmt ist, kann Gott nicht gefallen“ (Röm. 8:8). Die edelsten menschlichen Gefühle dienen letztlich nicht unserem Heil, wenn sie nicht vom Geist Gottes bestimmt sind. „Wenn ihr nach dem Fleisch lebt, müsst ihr sterben; wenn ihr aber durch den Geist die Taten des Leibes tötet, werdet ihr leben. Denn alle, die sich vom Geist Gottes leiten lassen, sind Söhne Gottes“ (Röm. 8:13-14). Wie kann dann jemand auf den widersinnigen Gedanken kommen, dass jeder auf seine Weise sein Heil bestreiten kann?! Wer die Heilige Schrift nicht nach dem Verständnis der vom Heiligen Geist erfüllten heiligen Väter, sondern nach eigenem Gutdünken interpretiert, ist „wie ein Heide oder ein Zöllner“ (Mt. 18:17), weil er sich in seinem Hochmut über die Kirche, und damit über den ihr innewohnenden Heiligen Geist, hinweggesetzt hat. Die „Kirche des lebendigen Gottes“ aber ist „die Säule und das Fundament der Wahrheit“ (1 Tim. 3:15). Nur in ihr können wir die Wahrheit erkennen; und die Wahrheit – die unser Herr Jesus Christus Selbst ist (s. Joh. 16:6) – wird uns befreien (s. Joh. 8:32). Amen.
Jahr:
2021
Orignalsprache:
Deutsch