Predigt zum Herrentag nach Christi Geburt — Gedächtnis des Königs David, Josefs, des Bräutigams und Jakobus, des Herrenbruders (Gal. 1:11-19; Mt. 2:13-23) (10.01.2021)

Liebe Brüder und Schwestern, am Herrentag nach Christi Geburt feiern wir das Gedächtnis des Königs und Propheten David, des gesetzlichen Vaters unseres Herrn, Josef, sowie des Bruders des Herrn und ersten Bischofs von Jerusalem Jakobus. Vor einer Woche, am „Herrentag der Väter“, haben wir das irdische Geschlechtsregister unseres Herrn in der Kirche vorgelesen bekommen. Einen wichtigen Meilenstein in dieser Ahnenreihe bildet König David (s. Mt. 1:6,17). Josef, der „Mann Marias“ stellt hingegen den Endpunkt dar (s. 1:16), während der Apostel Jakobus schon für die neutestamentlich Epoche steht. Alle diese drei Heiligen stehen nicht nur in einem leiblichen Verwandtschaftsverhältnis zu unserem Herrn, sondern haben noch dazu jeder für sich eine besondere symbolische Bedeutung für das, was sich als Folge der Menschwerdung Gottes für die gesamte Menschheit ergeben hat. Der Prophet sagte den Zweck der Geburt Christi voraus: die Hinwendung der Heiden von den Enden der Erde zum vor aller Zeit vom Vater gezeugten Logos (s. Ps. 2:6-8); der Bräutigam war als unersetzliche Begleitperson zur harmonischen Erfüllung der göttlichen und der menschlichen Gesetzlichkeit in Bethlehem dabei (s. Lk. 2:4-7), und der Apostel wurde als Verkündiger Christi zu einem Grundpfeiler der Kirche. Vom Zeitpunkt der Geburt Christi aus gesehen, stehen diese Drei also für Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Der zeitlose Schöpfer der Zeit trat in die Zeit ein – es war die „Stunde Null“ unserer heutigen Zeitrechnung. David ist als König Israels Urbild des Königs der Könige im Alten Testament (s. 1 Kön. 16:6; 2 Kön. 19:22; 22:51; Ps. 17:51; 19:7; 27:8; 83:10; 88:39,52; 131:10,17; 2 Chr. 6:42). Durch sein irdisches Königtum wurde das Königtum Gottes, das Neue Israel – die Kirche Christi – vorgebildet. Wer das Buch der Psalmen liest, erfährt, dass David vielen Anfechtungen ausgesetzt war. In den Psalmen vernehmen wir den Schrei seiner Seele in unzähligen Gefahren und Bedrohungen, angefangen vom ungleichen Kampf gegen Goliath (s. Ps. 143,151), der Gefangenschaft bei den Philistern (Ps. 55), bis hin zu den Verfolgungen durch Saul (s. Ps. 17, 33, 51, 53, 56, 57, 58, 62, 63, 141) und Abschalom (s. Ps. 3, 37, 69, 140, 142), die ihm beide nach dem Leben trachteten. Wenn es also jemals einen Menschen gegeben hat, der voll der Verzweiflung und Mutlosigkeit hätte gewesen sein müssen, dann David. Doch sein Glaube an den Beistand Gottes (s. Ps. 3:6; 19:2; 27:8; 32:20; 36:39; 41:9; 45:8,12; 47:4; 58:10,17; 60:4; 90:2) war so groß, dass er immer als Sieger auch aus der ärgsten Bedrängnis hervorging. Und so schrieb er: „Zahlreich sind die Bedrängnisse der Gerechten, doch aus allen wird sie der Herr befreien“ (Ps. 33:20). Auch dem Apostel Paulus blieben häufige Todesgefahren nicht erspart, So schrieb er an die Gemeinde in Korinth: „Wir wollen euch die Not nicht verschweigen, Brüder, die in der Provinz Asien über uns kam und uns über alles Maß bedrückte; unsere Kraft war erschöpft, so sehr, dass wir am Leben verzweifelten. Aber wir haben unser Todesurteil hingenommen, weil wir unser Vertrauen nicht auf uns selbst setzen wollten, sondern auf Gott, Der die Toten auferweckt. Er hat uns aus dieser großen Todesnot errettet und rettet uns noch; auf Ihm ruht unsere Hoffnung, dass Er uns auch in Zukunft retten wird“ (2 Kor. 1:8-10; vgl. Apg. 19:21-40). David hat, da er sich ständig hinterhältigen Feinden ausgesetzt sah, diese jedoch stets überwand, Den vorgebildet, Der zum Vorbild für alle Anderen werden sollte (s. 1 Kor. 4:16). Er ist der Prototyp Christi. Der Zimmermann Josef war ein Greis, als er von Gott zum Hüter der Jungfräulichkeit der Mutter des Herrn (vgl. Lk. 1:34) berufen wurde. Auch er entging nicht den Versuchungen. Da er aber ein gerechter Mann war (s. Mt. 1:19), kam Gott ihm in dieser Lage zu Hilfe, so dass auch er zu einem bedeutenden Werkzeug in den Händen Gottes bei der Geburt des Erlösers der Welt werden konnte (s. Mt. 1:20-25; 2:13-15, 19-23). Jakobus, der Sohn Josefs, war der Überlieferung nach als junger Mann bei der Flucht nach Ägypten dabei. In Erscheinung getreten ist er aber erst in der neutestamentlichen Ära als erster Bischof Jerusalems, der den Vorsitz beim Apostelkonzil daselbst innehatte. Er sprach, nachdem die Versammlung durch die Ausführungen der anderen Aposteln von der rettenden Gnade Christi für die Heiden (d.h. ohne Befolgung des Gesetzes Mose) überzeugt war, folgende Worte: „Brüder, hört mich an! Simon hat berichtet, dass Gott Selbst zuerst eingegriffen hat, um aus den Heiden ein Volk für Seinen Namen zu gewinnen. Damit stimmen die Worte der Propheten überein, die geschrieben haben: ´Danach werde Ich Mich umwenden, und die zerfallenen Hütte Davids wieder aufrichten; Ich werde sie aus ihren Trümmern wieder aufrichten und werde sie wiederherstellen, damit die übrigen Menschen den Herrn suchen, auch alle Völker, über denen Mein Name ausgerufen ist` – spricht der Herr, Der das ausführt, was Ihm seit Ewigkeit bekannt ist. Darum halte ich es für richtig, den Heiden, die sich zu Gott bekehren, keine Lasten aufzubürden; man weise sie nur an, Verunreinigungen durch Götzen (Opferfleisch) und Unzucht zu meiden und weder Ersticktes noch Blut zu essen. Denn Mose hat seit ältester Zeit in jeder Stadt seine Verkündiger, da er in den Synagogen an jedem Sabbat verlesen wird“ (Apg. 15:14-21; s. Am. 9:11-12; vgl. Jes. 45:21-22; Jer. 12:14-15). Somit wurde Jakobus zusammen mit den anderen „Säulen“ der Kirche (s. Gal. 2:9) zu einer der herausragenden Führungspersönlichkeiten der ersten christlichen Generation, die den Weg dafür bereitet hat, dass nun alle Völker der Erde an der rettenden Gnade des Erlösers in der Kirche Christi teilhaben können. Amen.
Jahr:
2021
Orignalsprache:
Deutsch