Predigt zur Synaxe der Gottesgebärerin (Hebr. 2:11-18; Mt. 2: 13-23) (08.01.2020)

Liebe Brüder und Schwestern,

der Tag nach einem Hochfest ist in unserer liturgischen Tradition oftmals den Personen gewidmet, die als Wegbereiter der heilbringenden Gnade Gottes in Erscheinung getreten sind: in der Taufe Christi ist es der heilige Johannes der Täufer, in der Darstellung im Tempel sind es die heiligen Simeon und Anna, in der Verkündigung der Gottesgebärerin ist es der heilige Erzengel Gabriel, in der Geburt der Theotokos – Ihre heiligen Eltern Joachim und Anna, und am zweiten Weihnachtstag begehen wir ehrenvoll das Gedächtnis der Mutter unseres Herrn. Hierdurch wird die jeweils herausragende Stellung der betreffenden Personen in Gottes Heilsplan gewürdigt.

Generationen von Christen bezeugen, dass der wichtigste Mensch in ihrem Leben ihre Mutter gewesen ist, die sie nicht nur zur Welt brachte, sondern ihnen auch den Zugang zur geistlichen Erleuchtung in der heiligen Taufe ermöglichte, den Glauben beibrachte und danach in einem frommen Leben bekräftigte.

Unser Herr Jesus Christus wird von uns als Sohn Gottes verehrt – und das ist Er auch nach eigener Aussage gemäß der bei den Juden üblichen Eidesformel, die Ihn zum Sagen der Wahrheit verpflichtete (s. Mt. 27:43). Sonst sprach Er von Sich Selbst aber fast nur als von dem Menschensohn. Von Seiner sozialen Herkunft wuchs Er auf wie ein gewöhnlicher Mensch und tat Sich vor Seiner Volljährigkeit (30 Jahre, s. Lk. 3:23) äußerlich durch nichts hervor (s. Joh. 2:11). Dennoch staunten die Leute in Seiner Heimatstadt über Seine „Weisheit und die Kraft, Wunder zu tun“  (Mt. 13:54; vgl. Mk. 6:2b; Lk. 4:22). - War das nun die Weisheit und Kraft von Gottes Sohn oder auch des Menschensohns, Dessen Mutter Maria hieß (s. Mt. 13:55; Mk. 6:3)?!.. „Woher also hat Er das alles?“ (Mt. 13:56b; vgl. Mk. 6:2a) – Er, der „Sohn des Zimmermanns“, Der an keiner der damals schon bekannten höheren Lehranstalten studiert hatte?!..

Wenn nun der Sohn Gottes „den Menschen gleich“ und Sein Leben das eines Menschen war (s. Phil. 2:7), – dann wohl auch in der kindlichen Erziehung durch die Mutter. Er sprach ja: „An ihren Früchten werdet ihr sie erkennen“ (Mt. 7:16; vgl. 7:20; Lk. 6:44-45). Das gilt doch in erster Linie für Ihn Selbst! Also, ihr Leugner der herausragenden Bedeutung der Mutter des Herrn: wenn für euren Werdegang und den eines jeden Menschen die elterliche (sprich, mütterliche) Erziehung von höchster Bedeutung war, wieso soll es dann ausgerechnet beim Mensch gewordenen Gott anders gewesen sein?!.. Amen

Jahr:
2020
Orignalsprache:
Deutsch