Fest des Glaubens - Weihnachtsbotschaft des hochheiligen Patriarchen Alexeij II. von Moskau und ganz Russland

(Gal 4, 4-7. Mt 2, 1-12)

Fest des Glaubens, der Liebe und der Hoffnung
Weihnachtsbotschaft des hochheiligen Patriarchen Alexij II. von Moskau und ganz Russland
Himmel und Erde vereinen sich heute in Christi Geburt.
Nun kommt Gott auf die Erde, und der Mensch steigt zum Himmel empor.
(Stich er on in der Litije am Fest Christi Geburt)



In Christus geliebte, hochwürdige Erzhirten, fromme Hirten, ehrbare Mönche und Nonnen, liebe Brüder und Schwestern!
Der Herr lässt uns nach Seinem großen Erbarmen aber¬mals die Freude über das Fest der Geburt Christi erle¬ben. Unsere Kirche frohlockt über das Gotteskind Jesus und jubelt gemeinsam mit der Engelswelt, gemeinsam mit der himmlischen Kirche, in der dem fleischgewor¬denen Sohn Gottes Ruhm und Ehre die Heiligen und die Ehrwürdigen, die Märtyrer und die Gerechten dar¬bringen.
Groß und wunderbar ist das Geheimnis der Inkarnation Gottes. Still und demütig betrat der Gottmensch unse¬re sündige Welt; doch mit Seinem Kommen blieb diese Welt nicht mehr die alte. Die im Fleisch erschienene göttliche Liebe schenkte, am Kreuz erhöht, der ganzen Menschheit Rettung und Verklärung. „Das Kind sehe ich, meinen Gott erkenne ich“, spricht der heilige Kyrill von Jerusalem, „ein Kind, das Milch trinkt und doch die Welt speist, ein Kind, das weint und doch der Welt Leben und Freude bringt. Ein Kind, in Windeln gewickelt, aber doch von den Windeln der Sünde befreit; ein Kind in den Armen der Mutter, das durch Seinen Leib tatsächlich und ständig auf der Erde ist und doch zugleich im Schoße des Vaters im Himmel.“
Der Stern von Bethlehem leuchtet schon über zweitau¬send Jahre der Menschheit. Er hat vielen Völkern den Weg zu Christus gewiesen. Ihm folgten vor zehn Jahr¬hunderten auch unsere Vorfahren, nachdem sie die Geschicke Russlands in die Hände Gottes gelegt hatten. Der Glaube an den Herrn, „Der vom Heiligen Geist und der Jungfrau Maria Fleisch annahm und Mensch wurde,“ war für immer die Grundlage des Lebens von
Millionen Menschen, die unser Vaterland besiedelten und unserer geistlichen Tradition angehörten.


Mit neuer Kraft entzündet das heutige Fest den Glau¬ben, die Hoffnung und die Liebe zu uns. Denn die Inkarnation Gottes ist „das große, gottselige Geheim¬nis“ (1 Tim 3,16), das uns den Weg zum ewigen Leben eröffnet, zum Sieg der Gerechtigkeit und des Guten. Die Fleischwerdung Gottes ist die größte Gabe an die Menschheit, die, wenn sie Christus aufnimmt, Seiner Gnade und Seiner Kraft, Seiner Herrlichkeit, Seiner Wahrheit und Seiner Liebe teilhaftig wird.
Der in Christus wiedergeborene Mensch wird, einem Gedanken des hl. Hierarchen und Patriarchen von ganz Russland Tichon zufolge, „aus einem Kind göttlichen Zornes zu einem geliebten Kind Gottes.“ „Lasst uns Gott danken für Seine Güte über uns, für das unauf¬hörliche Wunder des Heils, dafür, dass wir heute vom Stem von Bethlehem über die dornigen Wege dieser Welt zu Gottes ewigem Reich geleitet werden.“
Liebe Brüder und Schwestern im Herrn! Das verflosse¬ne Jahr hat uns viele frohe Ereignisse beschert. Kirche und Gesellschaft gedachten des 700. Todestages des hl. rechtgläubigen Fürsten Daniil von Moskau. Es fanden kirchliche Festveranstaltungen zur Gründung Peters¬burgs vor 300 Jahren statt. Mit besonderer spirituellen Begeisterung konnten wir des hundertjährigen Jubi¬läums der Heiligsprechung des ehrwürdigen Seraphim von Sarov gedenken. Die Feierlichkeiten in Sarov und Divejevo, die ich leitete, werden für immer eingedenk bleiben ob ihres ungewöhnlichen Pilgerstromes und der Anwesenheit von Delegationen aller orthodoxen Lan¬deskirchen, des Präsidenten Russlands und zahlreicher Staatsmänner sowie Persönlichkeiten des öffentlichen
Lebens. Wie hundert Jahre zuvor vereinte die Feier in Sarov Kirche, Volk und Staatsmacht. Ich glaube, dass dank der Gebete des Erbauers von Moskau, des recht-gläubigen Fürsten Daniil, sowie des gesamtrussischen Starzen und ehrwürdigen Seraphim unsere Kirche und unser Volk unüberwindlich zusammenstehen werden. Bewohner vieler Städte Russlands, Weißrusslands und der Ukraine konnten die kostbaren, vom Heiligen Berg Athos überführten Reliquien des hl. Apostels Andreas, des Erstberufenen, verehren. Mit Freude nahmen sie die Matrosen auf, die den ersten Jünger Christi als himm-lischen Schutzherrn der Flotte ehren. In Jekaterinburg wurde zur 85. Wiederkehr des Tages, an dem die Dulder der Zarenfamilie willkürlich umgebracht worden waren, die Kirche auf dem Blut geweiht.
Im September vergangenen Jahres ließ mich der Herr das meinem Herzen so teure Estland besuchen, wo ich geboren wurde, im Glauben und kirchlichen Dienst erstarkte und später viele Jahre lang leitender Erzhirte war.
Unsere Kirche durchlebt die frohe Zeit der Wiederge¬burt. Kirchen und hl. Klöster werden wiederhergestellt oder erstmals errichtet. Immer mehr Kinder und Erwachsene lernen die Wahrheit des Glaubens kennen. Orthodoxe Missionare gehen von der Kirche aus auf die Menschen zu und erreichen die entferntesten Winkel unseres Landes. Ungezählte Werke der Barmherzigkeit werden getan. Christliche Moralwerte haben das Leben der Gesellschaft merklich verändert unter der regen Mit¬wirkung von Millionen Laien. Immer häufiger hört die Welt auf die Stimme der hl. Kirche. Ein festes Funda¬ment trägt die Partnerschaft von Kirche, Staat und so manchen bürgerlichen Gruppierungen. Wir fuhren einen nicht leichten, aber fruchtbaren Dialog mit andersgläubigen Christen und mit Menschen anderer Religionen und Überzeugungen.
Allerdings erspart uns das Leben auch herben Kummer nicht. An vielen Orten der Welt und unseres Landes wurde im vergangenen Jahr Blut vergossen; das Übel des Terrors hat auch meine Herde ergriffen. Verächter der Orthodoxen Kirche haben sie geschmäht und die Heiligtümer des Volkes gelästert. Unter all dem hat mein Herz gelitten. Doch gleichzeitig bin ich getröstet worden, als ich sah, wie würdig unsere Hierarchen, Priester und Laien den Herausforderungen des Listigen dieser Welt begegneten. Wir wollen daran festhalten, dass uns niemand und nichts erschüttern kann, wenn wir fest am Glauben und im Willen Gottes bleiben.
Geliebte, der hl. Hierarch Innokentij von Cherson be¬tonte, um die Geburt des Herrn und Heilandes würdig zu begehen, „müssen wir mit unserer ganzen Existenz eins mit Ihm werden, Ihm Herz und Sinn öffnen und beginnen, Sein hochheiliges Leben widerzuspiegeln. Der Glaube soll das Zentrum all unseres Seins werden. Die der wahren Kirche gegebene Gnade Gottes sei der Brunnquell der Kraft in unserem geistlichen Kampf gegen Sünde und Laster. Nach den Worten des hl. Theophan des Klausners erfordert er,Energie, Mut und Geduld“.“
Von Christi Geist erleuchtet, vermögen wir die Umwelt zu verändern. Unsere Gebete, Worte und Werke sollen der geistlichen Wiedergeburt der Völker dienen und allen Menschen Friede und Freude bringen, soweit sie mit uns in Kontakt treten. Lasst uns die Wahrheit über Christus den Nahen und den Fernen verkündigen und das Vermächtnis des hl. Apostels Petrus erfüllen: „Die¬net einander, ein jeder mit der Gabe, die er bekommen hat, als die guten Haushalter der mannigfaltigen Gnade Gottes“ (1 Petr 4,10).
Beim Eintritt in das Jahr 2004 wollen wir darum flehen, dass das neue Jahr der Güte Gottes friedvoll, aufer¬bauend und fruchtbar für die hl. Kirche Christi, unser Vaterland und für uns alle sein möge.
Herzlich gratuliere ich einem jeden von euch, meine Lieben, zu dem Hochfest der Geburt Christi. Der Herr schenke euch vollkommene Freude und segne euch mit Frieden, Gesundheit und Wohlergehen durch Seinen allmächtigen Beistand.
Mit dem heiligen Basileios dem Großen rufe ich euch zu: „Kommt und lasst uns anbeten mit den Weisen, unser Lob darbringen zusammen mit den Hirten und jubeln mit den Engeln.“ Amen.

 


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Jahr:
2003