Limonarium oder “Geistliche Wiese” des Hl. Johannes Mos'chosLimonarium oder “Geistliche Wiese” des Hl. Johannes Mos'chos

Kapitel 7

Über das Leben und Ende des Starez, welcher die Abtwürde im Kloster der Türme verweigerte.

“Was Gott wohlgefällig ist,
das werde ich tun!”

In eben diesem Kloster der Türme lebte ein gewisser Starez. Nach dem Ende des bisherigen Abtes wollten ihn der Vorstand und die übrigen Brüder als einen großen und gottgefälligen Menschen zum Hegumenos wählen. Der Starez flehte sie an, diesen Gedanken fallen zu lassen. “Laßt mich in Ruhe, Väter, meine Sünden zu beweinen. Ich bin in keiner Weise geeignet, mich um die Seelen anderer zu kümmern. Das ist eine Sache der großen Väter, wie es Abba Antonios, Pachomios, der Hl. Theodoros und andere waren”. Es verstrich jedoch kein Tag, daß die Brüder nicht in ihn drangen, die Abtwürde anzunehmen. Der Starez weigerte sich entschieden. Als er schließlich sah, daß die Brüder ihn unentwegt anflehten, sprach er: “Laßt mich drei Tage lang beten, und was Gott wohlgefällig ist, das werde ich tun”. Das war am Freitag, und am Sonntag früh morgens entschlief der Starez.

Der Hl. Antonios war der Begründer des Anachoreten- und des Mönchstums. Er wurde 251 in Ägypten geboren. Seine Eltern waren edle und reiche Leute. Sich durch Frömmigkeit auszeichnend, erzogen sie ihren Sohn in der Gottesfurcht. Mit zwanzig Jahren verlor Antonios seine Eltern, die ihm ein reiches Erbe hinterließen. Als er einst in die Kirche ging, erschütterten ihn die ersten Worte, die er hörte, bis ins Innerste. “Wenn du vollkommen sein möchtest, so gehe, verkaufe dein Hab und Gut und gib es den Armen; so wirst du einen Schatz im Himmel haben, dann komm und folge Mir nach”. Nachdem er all sein Vermögen an die Armen verteilt hatte, übergab er seine Schwester gottesfürchtigen Frauen und beschloß, sich vollkommen Gott zu weihen. Nachdem er sich zuerst in der Wüste in der Nähe eines Starez aufgehalten hatte, suchte er nun die völlige Einsamkeit, fuhr über den Nil und ließ sich in einer Höhle nieder. Damals war er 35 Jahre alt. So begann seine gewaltige Askese, die nur der große Athanasios darzustellen vermochte. Nach 20 Jahren strengen Askeselebens wurde Antonios ein lichter und gnadenvoller Gemütszustand zuteil, so daß viele ihn aufzusuchen begannen: die einen zur Erbauung, die anderen zum monastischen Leben unter seiner Führung. Es bildeten sich allmählich Klöster, in denen stets einige Mönche zusammen wohnten. Andere geistige Streiter hausten als Anachoreten in abgelegenen Mönchszellen. Nachdem er lange Zeit von Schülern umgeben war, hungerte Antonios wieder nach der völligen Abgeschiedenheit und auf Weisung von oben begab er sich in die Wüste am Roten Meer. Der heilige Anachoret entschlief 355 im 105. Jahr seines Lebens. Er hatte 85 Jahre in der Wüste verbrachte. Über diese ganze Zeit tauchte Antonios nur zwei Mal in Alexandria auf: einmal zur Stärkung der Christen während der Verfolgung Maximians, das andere Mal zur Verteidigung der Wahrheit gegen Arius. Gott verherrlichte den großen Geisteshelden durch die wunderbaren Gaben der Thaumaturgie und Prophetie.
 “Mein ganzes verflossenes Leben – sagte Antonios von sich selbst – war nichts als ein ununterbrochenes Weinen über meine Sünden” (7. Brief).
 “Den Namen eines Menschen, – sagte der Hl. Athanasios – der sich in unbekannten und unzugänglichen Wüsten verbarg, verherrlichte Gott in Afrika, Spanien und Gallien, Italien und sogar in Rom”.
Den Grundstein des Mönchslebens legte wohl der Große Antonios, aber er verfaßte keine äußeren Regeln für das monastische Leben, denn er sorgte sich in erster Linie über die Einflößung einer lebendigen, aufrichtigen und tiefen Gottesfurcht. Aber in der Folge ergab sich mit dem Ansteigen der Zahl der Mönche die echte Notwendigkeit solcher Regeln und Einrichtungen, die den schwachen Willen im Kampf mit den Versuchungen stützen und stärken. Ein großer Teil der Mönchsregeln wurde von Pachomios dem Großen verfaßt. “Anfangs, als ich Mönch wurde, – erzählte Antonios einem der Schüler des Pachomios – gab es keine einzige Koinobia (oder Gemeinschaftskloster) zur Erziehung anderer Mönche, sondern jeder der damaligen Einsiedler übte sich gemäß seinem geistigen Streben. Einen großen Dienst erwies euer Vater, indem er solch eine Menge Brüder um sich sammelte und unterrichtete.” Von jener Zeit an bildeten sich zwei Arten des Wüstendaseins: das einsame Eremitentum und die Koinobien. Der große Geistesstreiter, der Hl. Pachomios, starb mit 57 Jahren im Jahre 348.
Theodoros war ein Schüler des Hl. Pachomios. Er kam mit 14 Jahren zu ihm ins Kloster. Pachomios liebte ihn heiß und bezeichnee ihn als ein auserwähltes Gefäß, erfüllt vom Heiligen Geist.